Ruby Ant - Myrmica rubra im Erdnest, erzählt von Friedelhain

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Re: Ruby Ant - Myrmica rubra im Erdnest, erzählt von Friedelhain

Beitragvon Friedelhain » 5. Aug 2017 21:23

Okay liebe Ameisenfreunde, ich war auf der Suche nach einem neuen Projekt und wollte mal etwas neues ausprobieren...
Ameisenhaltung mache ich seit 2.5 Jahren und habe verschiedene "Standard"-Dinge ausprobiert. Meine erste Kolonie war eine Formica fusca, welche ich immer noch besitze und die sich diesen Sommer super vermehrt hat. Zwischenzeitlich hatte ich eine Lasius niger, welche sich bis zu einem Bewässerungsunfall prächtig entwickelte, dann jedoch zu Grunde ging und experimentiere gerade mit einer Messor barbarus im Ytong-Nest herum.
Über diverse Videos bin ich irgendwann auf Myrmica rubra aufmerksam geworden und bin recht fasziniert, insbesondere weil es eine "einfach zu haltende" und recht aggressive Art sein soll und vor allem, da sie prinzipiell polygyn ist und durch Inzucht "unsterblich" sein könne.

Bislang hatte ich meistens Antstore-Sandfarmen mit Arena benutzt, diesmal wollte ich aber etwas neues ausprobieren. Eigentlich träume ich davon, ein eigenständiges Biotop aufzubauen, welches sich selbst bewirtschaftet und reguliert. Nach vielem Haltungsberichtstudium muss ich davon wohl ablassen, zu viele Faktoren spielen in der Realität eine Rolle, als dass man sie simulieren könnte (beeindruckt bin ich vor allem von sogenannten versiegelten bottled gardens, siehe Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar ) und üblicherweise kommt es wohl zu Schimmel, Fäulnis und "sumpfartigen" Zuständen. Sieht nicht toll aus, riecht schlecht, keine gute Idee :D

Außerdem wollte ich versuchen, Anfängerfehler, die ich nach wie vor mache, zu minimieren. Besonders meine Neugier war hier und da ein Problem und hat mich zu Fehlern verleitet. Also wollte ich den Tierchen möglichst viel Privatsphäre und "Tarnung" bieten. Nach etwas längerem Abwägen habe ich mich für ein Erdnest mit Humus entschieden. Um ausreichend Platz für die Viecher zu haben, die Kolonie soll ja bitte schnell und erfolgreich wachsen, und dennoch den Haussegen nicht zu ruinieren, habe ich mich für ein 40x30x30cm Becken entschieden, vorerst ohne Anschlüsse oder sonstigen Schnickschnack. Etwas Inspiration habe ich dabei von einem youtube-Kanal bekommen (weiß nicht genau, ob ich den hier nennen darf, da er diesen gewerblich betreibt. Das gemeinte Becken schimpft sich hacienda del dorado). Im Gegenteil zu meinem Becken handelt es sich dabei um "Tropenbecken" mit Befeuchtung, Beleuchtung und Beheizung und dort finden tropische Ameisen ihr Zuhause. Die Umstände sind also keineswegs vergleichbar. Aber das Konzept, den Ameisen mehr Schutz und Platz zu bieten und dabei das Furagieren umso interessanter zu machen, fand ich klasse.
Den geeigneten Platz für das Becken habe ich in unserer Küche ausfindig gemacht. Diese hat zwei Nordfenster, es wird dennoch ziemlich hell und mittelmäßig warm dort, dafür keine direkte Sonneneinstrahlung.

Okay, soweit so gut. Da ich in der Küche bzgl. Ausbruchschutz auf Nummer sicher gehen wollte und mittelmäßige Luftzirkulation für sinnvoll erachte, habe ich mich für den Glasdeckel mit Metallgitter von Antstore entschieden, zusätzlich (damit man zwischenzeitlich auch bedenkenlos mehr lüften oder füttern kann, ein ca 3cm Paraffinölfilm am Rand.
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Darauf kam eine Schicht Sand, einfach als Abtrennung:
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Dann der Humus
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Und etwas Deko:
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Fertig. Ach halt... da fehlt noch was. Richtig, die Damen, die das Becken erkunden, erorbern, bevölkern und ihr eigen nennen sollen.
Bislang hatte ich alle Ameisen vom Antstore bezogen, was einfach war, da ich unmittelbar in der Nähe wohne. Leider gab es aktuell keine einzige Myrmica rubra Kolonie. Durch Zufall bin ich allerdings auf eine in der Ameisenauktion aufmerksam geworden und als ich sah, dass der Verkäufer ebenfalls in der erweiterten Nachbarschaft wohnt, sah ich das als Zeichen :P
Erworben habe ich eine Kolonnie mit (mutmaßlich) einer Gyne und (beworben) als ca 50 Arbeiterinnen. Nach kurzem Kontakt habe ich diese persönlich abgeholt und war doch etwas überrascht, denn geschätzt waren deutlich mehr Arbeiterinnen und eine ganze Menge Brut in allen Entwicklungsstadien im Reagenzglas (evtl sogar 200?)! Zusätzlich hat mir der liebe "Antkönig", auch hier im Forum aktiv, noch kleine Näpfe dazugepackt, nochmals Dickes Dankeschön dafür!
IMG_20170723_135846.jpg


Ausgegraben hat er diese übrigens in seinem eigenen Garten unter einem großen Blumentopf, wie alt diese ist, ist leider unklar.
Da ich nicht genau wusste, wie lange die Kolonie bereits im Reagenzglas war und ich mit den Vorbereitungen mit dem Becken noch nicht ganz fertig, hab ich diese für 2 Tage in einer kleinen Arena geparkt, wo ich sie füttern konnte. Und staunte nicht schlecht, als diese sich innerhalb von 10 Minuten über den Honig hermachten :shock:
IMG_20170725_215849.jpg


Im Anschluss haben sie die kleinen Heimchen gefressen, offensichtlich waren sie etwas ausgehungert... Nun gut. 2 Tage später war es dann soweit, der Umzug stand an.
Das Reagenzglas habe ich einfach offen ins Becken gelegt, sonstige Reize "Beleuchtung, Wärme etc habe ich nicht benutzt. Sofort haben einige Arbeiterinnen mit der Erkundung angefangen. Als ich am nächsten Morgen dann ins Becken schaute, waren tatsächlich alle, inklusive Gyne und Brut, ausgezogen und haben es sich irgendwo gemütlich gemacht.
Mittlerweile habe ich das mutmaßliche Nest lokalisieren können, es gibt mehrere Eingänge da, wo die Holzwurzeln auf dem Humus aufliegen.
Vor wenigen Tagen sind dann endlich Springschwänze geliefert worden, welche ich freudig gleich mit ins Becken gegeben habe. Hier und da sah man dann Arbeiterinnen mit "weißem Punkt" im Mund rumlaufen, offensichtlich schmecken die auch ganz gut. Demnächst will ich noch weiße Asseln dazutun, da muss ich einfach etwas experimentieren...
Füttern tue ich einfachen Honig, unverdünnt und bisher habe ich täglich 3-4 kleine Heimchen auf das Holz gelegt, welche innerhalb von 10 Minuten in das Nest getragen wurden. Offensichtlich besteht noch Bedarf. Dazu gibt es ein kleines Reagenzglas mit Wassertank, welches bisher noch gemieden wird. Offensichtlich ist genug Kondenswasser vorhanden.

Das ganze läuft jetzt seit ca 2 Wochen und macht mir große Freude. Um Myrmicae zu entdecken, muss man genau hinschauen, es sind aber ständig ca 10 Arbeiterinnen aktiv auf der Suche, wenn Heimchen gefüttert werden auch mehr.
Ich habe diverse Pläne, wie die Reise weitergehen soll, mal sehen, welche davon ich in die Tat umsetzen kann. Letzte Woche habe ich noch einen ficus pumila, eine in die Breite wachsende Birkenfeige erworben, welcher sicherlich mit Insektiziden gespritzt ist und frühestens nächstes Jahr verwendet werden könnte (aber man muss ja voraus planen :-) ) Zudem habe ich etwas Moossamen verstreut, ob das eine gute Idee war, werden wir dann sehen Haha...

Also ich hoffe, ich kann euch regelmäßig auf dem Laufenden halten und freue mich über jede Anregung, Tipps, Anekdoten und Hilfe, gerne auch einfach hier in diesem Thread (oder sollte man dafür einen extra "Diskussionsthread" eröffnen???)

Liebe Grüße
Euer Friedelhain
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Re: Ruby Ant - Myrmica rubra im Erdnest, erzählt von Friedelhain

Beitragvon Friedelhain » 18. Okt 2017 07:25

Hallo Freunde der gepflegten Ameisenhaltung,
es ist etwas Zeit vergangen, die Welt hat sich weitergedreht und der Herbst ist so richtig angekommen.
Kurz vorweg, ich habe jetzt doch einen Diskussionsthread erstellt, denke das ist sinnvoll:
diskussionsthread-zur-ruby-ant-von-friedelhain-t21073.html

Was ist seit dem letzten Bericht passiert???
Während des Spätsommers habe ich die kleinen ordentlich gefüttert mit Heimchen unterschiedlicher Größe (ich kaufe diese lebend, packe sie einfach ins Gefrierfach und serviere gefroren. Bislang hatte ich noch nie Probleme mit Milben o.ä.), sowie ausreichend Honig.
Dazu habe ich zwei Reagenzgläser mit Wassertank im Formicarium platziert, diese wurden jedoch jederzeit ignoriert. Von daher denke ich, dass ausreichend Feuchtigkeit im Boden vorhanden ist.
Auf die Heimchen haben sie sich regelmäßig draufgestürzt. Die kleineren wurden relativ schnell unter Tage gebracht, die größeren wurden zuerst zerkleinert. Dabei waren dann bis zu 70 Arbeiterinnen an der Oberfläche unterwegs. Teilweise jedoch haben sie den besten Teil, den Hinterleib voller Eiweiß, dann jedoch liegenlassen. Darüber haben sich dann die Springschwänze gefreut, diese haben sich wahnsinnig vermehrt und über organischen Resten ist ein brutales Gewusel zu sehen. Mit Schimmel hatte ich nie wieder Probleme, diese kleinen Viecher sind echt beeindruckend.
Als es dann draußen langsam abkühlte, habe ich tagsüber die Heizmatte (relativ schwach, beheizt nur eine Ecke des Formicariums) angeschaltet. Die Außenaktivität hat mittlerweile deutlich nachgelassen. Einige furagieren noch. Wenn ich einmal die Woche Honig serviere, sind trotzdem wieder 50-100 Arbeiterinnen dabei, sich den Wanst vollzuschlagen.
ameisen fütterung.jpg

Das Gras, das ich Ende des Sommers gesät habe, ist mittlerweile wieder raus, jetzt im Oktober sieht es nicht mehr so appetitlich aus.

Vor ca 2 Wochen gab es etwas Aufregung. Morgens vor der Arbeit der obligatorische Blick ins Formicarium. Hmm, eine Fliege im Formicarium? Wie kommt denn die da rein? Moment mal... Jepp. Keine Fliege, sondern etwas was aussieht wie eine Junggyne!
gyne.jpg

Was genau es ist, weiß ich nicht... Vielleicht eine Microgyne? Was auffiel war, dass merere Arbeiterinnen in ihrer Nähe waren und an ihr rumstubsten, teilweise sah es auch aus als würden sie sie angreifen! Freue mich über Feedback von euch!

Viel wird diese Saison wohl nicht mehr passieren. Ich bin bereits sehr gespannt auf den nächsten Frühling!
Eine Frage habe ich an euch: Was ist eure Meinung zu Winterruhe? Prinzipiell wäre es mir möglich, das Nest so wie es ist in unserer Kammer zu deponieren, da sind es im Winter zwischen 5 und 10 Grad. Aber ich habe Angst vor Bewässerungsunfällen etc...

Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal

Friedelhain
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Re: Ruby Ant - Myrmica rubra im Erdnest, erzählt von Friedelhain

Beitragvon Friedelhain » 18. Mär 2018 14:59

Hallo Ameisenfreunde,
kurz melde ich mich zurück.
Zunächst vorneweg der Link zum Disussionsthread:
diskussionsthread-zur-ruby-ant-von-friedelhain-t21073.html

Letzte Woche waren es bei uns in Berlin bereits 16 Grad, dann hat der Winter nochmal zugeschlagen. Meine Myrmica ist etwas irritiert, denke ich. Ich habe sie im Winter bewusst in der Küche (ohne Lichteinfall, eher kühlerer Raum) stehenlassen und nicht in eine richtige Winterruhe geschickt. Habe dies bisher bei keiner meiner Kolonnien gemacht und will sehen, wie sie sich so entwickeln.
Der Winter war wie wohl überall relativ ruhig. Es waren jederzeit ca 3-5 Arbeiterinnen außerhalb des Nestes, jedoch ohne festes Ziel. Honig in unregelmäßigen Abständen wurde verzehrt, jedoch trauten sich nicht so viele Ameisen raus wie im Sommer. Dazu habe ich relativ wenige Heimchen verfüttert, offensichtlich besteht auch in einer "halben" Winterruhe wenig Bedarf.

Das Formicarium ist relativ trist momentan, das im letzten Jahr gesähte Gras ist verdorrt und ich habe es entfernt. Der Ficus, den ich letztes Jahr gekauft habe, mit dem Ziel, ihn ein Jahr lang zu halten, um Überreste von Insektiziden verfliegen zu lassen, ist mir eingegangen =D> Oh Mann.
Konkrete Pläne, wie das Formicarium sich dieses Jahr entwickeln soll, habe ich aktuell keine.
Dazu kann ich nach wie vor in keinster Weise einschätzen, wieviele Arbeiterinnen, geschweige denn wieviele Gynen die Kolonnie beherbergt... Da sie vollständig unter der Erde leben, kann man nur ansatzweise Rückschlüsse ziehen anhand der Menge an Ameisen, die sich aus dem Nest trauen. Das werde ich dieses Jahr etwas genauer versuchen zu verfolgen.

Nebenbei halte ich meine "allererste Kolonnie" (erworben 2015), eine Formica fusca, von der ich in hier erzähle:
formica-fusca-haltungsbericht-von-friedelhain-t20680.html

Sowie eine Lasius niger, die ich 2017 im Sommer auf meinem Balkon gefangen habe und aktuell noch in einem Reagenzglas in einer Glasarena halte. Falls diese sich in diesem Jahr schön entwickelt, werde ich vielleicht auch hier einen Thread eröffnen, aber mal sehen, L. niger-Haltungsberichte gibt es leider wie Sand am Meer :-)

So, dann würde ich mal sagen, die Saison ist offiziell eröffnet, freue mich über Rückmeldungen von euch!
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Re: Ruby Ant - Myrmica rubra im Erdnest, erzählt von Friedelhain

Beitragvon Friedelhain » 13. Jul 2018 22:21

Okay, im Diskussionsthread hatte ich es angekündigt, jetzt gibt es ein erstes, KLEINES Update. Genau genommen will ich euch berichten, was sich in den letzten 4 Monaten getan hat und was in den nächsten Monaten passieren soll!

Also die Ameisen sind gut in die neue Saison gestartet. Futter (ich hab zwischenzeitlich die Quelle gewechselt von kleinen Heimchen hin zu Zophobas-Larven Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar, dazu natürlich irgendein billiger Honig aus dem Supermarkt) haben sie gerne gefressen. Bzgl. der Insekten waren sie jedoch auch rasch gesättigt. Wenn ich zwei Abende hintereinander was verabreicht hab, haben sie nur etwas daran genagt und es dann in die Ecke geschleppt. Darüber haben sich dann die Springschwänze umso mehr gefreut, die hatten sich so stark vermehrt. Bei größeren organischen Resten jedoch dauerte es unter Umständen arg lange, bis diese abgebaut waren und so hatte ich mir im Frühling dann Regenwurmkokons bestellt und die Erde damit beimpft! Nach wenigen Tagen sind die ersten kleinen Würmer durch das Formicarium geeiert und haben sich einen Weg gebahnt. Ob sie am Ende wirklich so viel Insektenreste gefressen haben, weiß ich gar nicht, die Vorstellung, dass weitere Lebewesen das Formicarium beleben, fand ich jedoch ganz toll.

Wie bereits geschrieben, den Ficus, den ich letztes Jahr gekauft hatte, um ihn ein Jahr lang frei von Insektiziden zu bekommen, musste ich im Winter nach einer Reise leider wegwerfen... Ganz nebenbei lief auch noch das normale Leben weiter und neben Schichtdienst, frisch verheiratet und mit Baby zu Hause hatte ich sehr wenig Zeit für die Ameisen. Es gab dann leider auch mal Phasen, in denen ich 5 oder 6 Tage einfach vergessen habe, zu füttern #-o :oops:
Glücklicherweise haben mir die Damen das nicht allzu böse genommen. Insgesamt habe ich nur wenige Leichen gesehen. Meistens werden diese von anderen Arbeiterinnen dann ewig lange durch das Nest getragen, offensichtlich wurde auch nach einem Jahr immer noch kein passender Ort für einen Friedhof gefunden :roll:

Zusätzlich war ich mit dem gesamten Projekt dann doch sehr unzufrieden! Aufgrund der ähnlichen Farbe der Ameisen und des Bodensubstrates und weil das Nest wahrscheinlich mittig lag und nicht einsehbar war, hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie sich die Kolonie entwickelte. Es hat also einfach keinen Spaß gemacht. Nach mehreren Tagen intensivem Grübeln hab ich mich dann entschieden, das Projekt zu kippen. S****ß auf Erdnest, dann gibts halt einen Gasbetonstein...
Bis ich dann ein wenig geplant hatte, verging natürlich wieder etwas Zeit, bis ich alles beisammen hatte etc pp, ihr wisst, was ich meine.

Aaaaaaaaaaaalso... Mein eigentlicher Plan war es, ein älteres Formicarium zu verwenden, welches ich vor einem Jahr für meine erste Messor-Kolonie gebaut hatte (die ist leider kurz vor Umzug aufgrund eines Wasserunfalls kaputt gegangen, was mich nach wie vor sehr ärgert).
So sah das Ding damals aus
Altes Ytong Formicarium.jpg


Dann hab ich das neue mit dem alten Becken verbunden
Becken verbunden.jpg

und gewartet und gehofft und gemacht. Hab das alte Nest bereits 2 Wochen vorher schon bewusst austrocknen lassen, dazu eine Wärmematte angeschaltet und das Nest beleuchtet. Hat sich nix getan.
Nach 2 Wochen dachte ich, okay, ich helfe nach (zu meiner Verteidigung, die Becken stehen in unserer Küche und es sah einfach doof aus).
Hab 4 Arbeiterinnen geschnappt und in das neue Nest reingesetzt. Nach einigem Hin und her haben sie dann auch den Weg zurück gefunden und ihren Schwestern eifrig davon erzählt. Getan hat sich... nix weiter. Nach einiger Zeit waren alle abgehauen und nach mehreren Tagen haben sich keine mehr in das neue Nest verirrt. Eskalation. Ich hab also begonnen, das alte Nest umzugraben. Mittels Löffel Erde in einen Bottich getan, auf Arbeiterinnen geprüft und die Erde verworfen. Irgendwann war ich so weit, dass ich an den beiden großen Wurzeln angekommen war. Aufgrund früherer Beobachtungen dachte ich mir bereits, dass sich die Ameisen irgendwo unter den Wurzeln eingenistet haben (entspricht ja auch ihrem Naturell).
Nesteingang.jpg
Man sieht den hier deutlich vergrößerten Nesteingang, als ein Wurm eingetragen wurde.

Da ich keine Ameisen gesehen hab, hab ich die erste Wurzel genommen, war nix zu sehen. Da ich nicht sicher sein konnte, dass sie die Wurzel ausgehöhlt haben oder ähnlich, hab ich die Wurzel erstmal in das neue Nest gelegt, just in case... Und dann hab ich die zweite Wurzel genommen...
...
Und... wer hätte es gedacht...




Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob man Gynen sehen kann, mittlerweile tue ich mich bei der Myrmica echt schwer... Kann es von euch jemand genauer beurteilen?
Jedenfalls hockte ein großer Teil der Kolonie zusammengescharrt in einer kleinen Aushöhlung der Wurzel, offensichtlich war ich bis in das königliche Gemach vorgedrungen. Brut ist zu sehen, die Stadien konnte ich da jedoch nicht abschätzen, sie saßen total aufeinander und haben sich überhaupt nicht aggressiv verhalten, sondern sich darauf konzentriert, eine Kugel zu bilden. Na gut, was tun, hab das Ding einfach in das neue Formicarium (auf die Plexiglasplatte, welche den Horizont bildet) gelegt.
Okay, ich hatte jetzt die Wurzeln mit einem Teil der Ameisen im neuen Formicarium, jedoch noch nicht im Nest. Was jetzt? Zeit geben.
Und siehe da, am nächsten Morgen... waren alle Ameisen wieder im alten Nest :lol: :roll:

Zudem war ich mit dem "neuen" Nest insgesamt unzufrieden (beinhaltete zwei Konstruktionsfehler...), also hab ich mich entschieden, nochmal ein neues Becken zu holen (identische Abmessungen, 12l). An eine Seite gleich einen 27mm Ausschnitt reingebohrt ("think big", wer weiß wie groß die Kolonie mal wird) und heute dann ein Reststück Ytong bearbeitet.
Ich hatte nur sehr wenig Zeit und musste mich beeilen, währenddessen hab ich dann bemerkt, dass das Silikon eingetrocknet ist, dann ist die Kartusche kaputt gegangen und alles Silikon in die Silikonspritze reingelaufen... Es ist etwas messy geworden aber egal, ich hab ein paar Gänge und Kammern in den Stein reingehauen, eine Plexiglasscheibe mit Silikon festgeklebt (mir s****ßegal ob das irgendwann nicht mehr hält =D> ), und den Stein mit Silikon in das Becken geklebt. Oben sind zwei Wassertanks reingebohrt (jeweils an den Seiten), damit man asymmetrisch befeuchten kann. Jetzt steht das Ding auf dem Balkon zum ausdampfen, stinkt doch arg nach Essig.

Wie lange dauert es eurer Erfahrung nach, bis man die Ameisen in das Becken lassen kann wegen des Silikon? Reichen da 2 Wochen?

So, wo stehen wir jetzt:
- Die Kolonie ist nach wie vor im alten, lieblos gestalteten Erd-Formicarium, irgendwo im Inneren (man sieht jetzt sogar ein paar Gänge an der Scheibe), es herrscht rege Außenaktivität
- Sie hat sich vermutlich viel zu langsam entwickelt, als dass das Riesenbecken so früh schon Sinn gemacht hätte
- Das neue Becken, in welches sie hoffentlich demnächst einziehen, ist vorbereitet und dampft noch aus
- Ich freue mich so sehr, wenn dieses Projekt endlich fertig ist, es macht echt keinen Spaß, dieses langweilige Erdnest anzuschauen :lol:
- Sorry für die schlechte Videoqualität, musste schnell gehen und konnte mein Handy nur schräg halten...

Ich melde mich, sobald ich mit dem Umzug beginne. Hat jemand gute Tipps und Ratschläge hierfür?
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