Olivenholznest für Camponotus cruentatus

Tipps und Ideen zum Formicarienbau

Olivenholznest für Camponotus cruentatus

Beitragvon GlasaugeBill » 3. Mär 2018 22:33

Teil I

Ich würde euch gerne an meinem Formicarium teilhaben lassen, welches ich letzten Spätsommer für meine Camponotus cruentatus Kolonie baute. Ich nehme vorweg, dass das Projekt noch nicht abgeschlossen ist, und die Damen noch nicht eingezogen sind. Da meine Königen sich reichlich Zeit bei der Gründung lässt, wird ein Umzug wohl auch erst im Sommer erfolgen. Aber der Reihe nach.

Im letzten Herbst erwarb ich eine Componotus cruentatus Königen ohne Brut im Antstore Berlin. Da ich vor einigen Jahren nach Schweden ausgewandert bin, musste das Reagenzglas "flugfest" gemacht werden: Noch im Laden wurde der Wassertank angebohrt um die Flüssigkeit abzulassen. Das Röhrchen wurde dann in Knisterfolie und Alufolie verpackt und fand so im Gepäck Platz. So kam die kostbare Ware bis nach Stockholm. Ich packte das trockengelegte Röhrchen zusammen mit einem "frischen" Reagenzglas (mit roter Folie und Wassertank) in einen Plastik Behälter, dunkelte mit einem Handtuch ab und beschien das Ganze mit einer Wärmelampe um eine Temperatur von ca. 28 Grad Celsius einzustellen.
Ein großes "WOW" an dieser Stelle an das Antstore-team, welches mich einige Zeit später sogar anrief und sich nach dem Erfolg der Mission erkundigte!

Ich vermute, dass die holprige Reise meine Königin sehr stresste, da sich einige Wochen so gar nichts tat. Erst nach einem Monat nahm sie Zuckerwasser an und nach zwei Monaten waren die ersten Eier da. Vor der Winterpause waren zwei Arbeiterinnen geschlüpft, die aber weder Zucker, noch Proteine wollten. So sind die drei in die Winterruhe gegangen, von welcher ich sie vor zwei Wochen aufweckte.

In der Zwischenzeit plante und baute ich den kleinen ihr neues Zuhause, in welches ich sie bei stabiler Koloniegröße umziehen werde. Da ich am Ende des letzten Jahres gerade in einer Übergangesphse zwischen zwei Jobs war, hatte ich reichlich Zeit für ein größeres und aufwändiges Projekt. Ich meldete mich im örtlichen Makerspace an und bestellte mir im Internet einen 50 cm langen, verzweigten Olivenstamm. Schade, dass ich nur ein Bild von dem Olivenstamm habe, und keines von dem Gesicht meiner Freundin, als sie jenen sah und ich ihr offenbarte, dass ich uns eine Ameisenfarm bauen werde, die dann bei uns in der guten Stube steht und leuchtet.

Stamm.png
Der Olivenstamm, welcher das neue Zuhause für meine junge Kolonie werden soll.


Ein Problem hatte ich. Stellte ich es mir Anfangs so einfach vor, das Holz auf die Kreissäge zu legen und zu zerteilen, zeigte sich doch rasch, dass das Dank der Unhandlichkeit des Stammes nicht möglich war. Ich schnappte mir also nach einigem Fluchen die Japansäge und legte los. Erst die eine Seite, dann die andere Seite. Jeder der schon mal versucht hat Hartholz mit der Hand zu sägen, wir mit mir mitfühlen können. Beachtet bitte die Zeitangaben unter den Bildern.

StammZers1.png
Die kurze Seite für die Brutkammer ging flott von der Hand.

StammZers2.png
Die lange Seite war dann ein wenig aufwändiger....


Nach dem erfolgreichen Zersägen noch rasch über den Elektro-hobel und das Tageswerk war vollbracht - ein plangehobelter Klotz Naturhartholz der als Grundlage für das Formicarium dienen sollte.

elektrohobel.png
Als letzten Schritt die Schnittflächen plan hobeln.
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Olivenholznest für Camponotus Cruentatus

Beitragvon GlasaugeBill » 3. Mär 2018 22:59

Teil II

Im nächsten Schritt schnitt ich das Nest ins Holz. Dazu wurde ein Handfräser mit Kopierring benutzt. Die Schablone zeichnete ich am Computer und schickte sie an den Lasercutter um sie in 6mm dickes Sperrholz zu schneiden.

Lasercut.jpg
Der Lasercutter schneidet die Schablone für das Nest.

Schablone.png
Fertige Schablone.


Ich klebte die Schablone mit Heißkleber in auf das Olivenholz und fräste die Umrisse ein.

fraese.png
Das Einschnitzen des Nestes.

fertigNest.png
Hier, die fertigen Kammern mit Gängen.


Ich bohrte die vorhandenen Astlöcher auf um sie als natürliche Zugängen zum Nest zu benutzen.

astloch.png
Der natürliche Zugang zum Nest: Astlöcher.
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Re: Olivenholznest für Camponotus Cruentatus

Beitragvon GlasaugeBill » 3. Mär 2018 23:14

Teil III

Ich bohrte außerdem kleine Löcher, durch welche ich Kabel verlegen konnte. An zwei Stellen im Nest verlegte ich DHT22 Temperatur und Luftfeuchtigkeitssensoren.

sensor.jpg
DTH22 Temperatur und Luftfeuchtigkeitsensor in der Brutkammer.


Außerdem verlegte ich einen roten LED Lichtstreifen, welchen ich mit Heißkleber an den Gängen befestigte. An der Hinterseite des Stammes auf höhe der geplanten Brutkammer befestigte ich ein Heizelement.

leds.png
Rote LEDkette um späte im gut beobachten zu können.


Nun galt es die Schaltungen für die Sensoren, LEDs und die Heizung zu bauen. Das war ein Projekt für sich selbst… In Kurzfassung: Ich benutze einen Arduino Micro-controller mit welchen ich alles ansteure und mir Werte auf einem Display ausgeben lassen kann. Das Ganze habe ich in einer Box verbaut. Über die Kippschalter kann ich externe Beleuchtung, interne Beleuchtung, Temperatur und Lüftung steuern.

elektronik.png
Oben: Arduino Uno um die LEDs, die Lüftung und die Heizung zu steuern. Unten: Box mit Schaltern.
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Re: Olivenholznest für Camponotus Cruentatus

Beitragvon GlasaugeBill » 3. Mär 2018 23:55

Teil IV

Im letzten Schritt schnitt ich das Plexiglas für das Nest. Dafür scannte ich den Baumstamm und vektorisierte die Gänge. Ich "blähte" das ganze auf, fügte Bohrungen ein und schnitt es in rotes und in transparentes Plexiglas.

plexiGlasFront.png
Oben: Gescanntes Nest mit Vektorlinien. Unten: Vektorlinien für den Lasercutter.

plexiCut.png
Die ausgeschnittenen Teile für die Nestabdeckung.


Ich füllte die Gänge mit Sägespäne und befestigte das Plexiglas.

PlexiAufgeschraubt.png
Gefüllte Kammern, Holzrahmen, Plexiglas (mit Schutzfolie).


Ich füllte Moos und einige Dekogegenstände in ein Glasbecken, dass mir der Antstore anfertigte und das seinen Weg von Berlin nach Rostock, mit dem Boot nach Trelleborg und dann mit dem Auto nach Stockholm fand (bei einem Besuch meiner Eltern). Der Baumstamm bildet das Zentrum des Formicariums. Hier die Bilder der (fast) fertigen Anlage.

fertig.png
(Fast) Fertiges Formicarium. Im hellen, Im dunklen mit externer Beleuchtung, im dunklen mit interner Beleuchtung.
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Re: Olivenholznest für Camponotus cruentatus

Beitragvon Andie » 9. Mär 2018 19:57

Looking forward to seeing this progress. I also have two young colonies of Camponotus cruentatus from last year, and hope to do something similar. Probably without the lights as i'm not that clever :) Great post.
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Re: Olivenholznest für Camponotus cruentatus

Beitragvon GlasaugeBill » 10. Mär 2018 14:55

Hi Andie
Thanks for your answer. How did your colonies develop in the beginning? Mine are very slow. I’ve just got them after the last summer and so far I have 2 workers only.. they hardly take proteins but sugar water occasionally. I could spot a few eggs but I doubt that the colony will grow quickly enough that I can move them out the tube this year.... it’s a pity as I can’t wait to see if they’ll approve their new home :)!
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Re: Olivenholznest für Camponotus cruentatus

Beitragvon Andie » 10. Mär 2018 18:05

Hi, well this species is known to develop. very slowly. I got mine in july 2017 within a few days both had eggs but i sadly dropped one of the queens and she ate all her eggs.Probably stressed out. By the end of the year both queens had workers and brood and now both have eggs again so looking good so far. The thing is to keep the nest hot, plus i didn't give them a cold winters break but reduced the temps to about 20c. Have yours got workers yet ? if not then leave them in the tube until there are at least 8 - 10 workers, and try not to keep looking, patience is important here..I wasn't going to do a blog on these but here is a bit of info on mine... Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar Oh and i I would be very happy to have the other half of your olive branch :) lol
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Re: Olivenholznest für Camponotus cruentatus

Beitragvon GlasaugeBill » 10. Mär 2018 20:22

Alright, it’s the queen + 2 workers right now. I have wrapped the tube In red transparent tape so that I can watch them without disturbing them. during the day I heat it with a heat lamp to around 28 deg C. Is that hot enough? I I have tried higher temperatures (32) once accidentally but the queen left the tube then... in winter, I just turned off the heat lamp and had them around 20deg.

Regarding the wood... where do you live? You have to know that olive is quite heavy and difficult/ expensive to ship...also, the second half is not as nice as the one that I have used.
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Re: Olivenholznest für Camponotus cruentatus

Beitragvon Andie » 10. Mär 2018 20:43

If they are still in the tube then 25- 28c is probably fine. I like to provide a gradient but it's not always easy in a tube then if it is to hot they can move to what suites them. If you have only 2 workers then ithey will feel more secure in the tube I was being cheeky and lazy about the wood. I'm in the UK the cost would be too much :) i just didn't fancy losing my fingers just yet :)

Hmm, in preview this is translating my message wrong in places.
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