Schweden 2014

Ameisenerlebnisse von Reisen oder Exkursionen

Schweden 2014

Beitragvon baumarkthammer » 28. Mai 2015 20:29

Hallo liebe Community,

mein letzter Bericht liegt nun leider etwas zurück, dies liegt zum einem an meinen Verpflichtungen außerhalb der Foren und zum anderen an meinem Studium.
Ich will jetzt aber einen Nachtrag machen und einen Reisebericht von Ende 2014 schreiben. Diesmal war ich leider nicht im warmen Südeuropa mit seinen endlosen Wegen, offenen Steppen und angenehmen Temperaturen sondern habe die Fjorde Schwedens bereist.

Schweden 2014: Fjorde, Inseln und manchmal sogar mal eine Ameise

Das vorliegende Habitat in der Nordmark von Schweden könnte man in vielen Gedichten beschreiben, wenn man es nur auf die Abgeschiedenheit und Schönheit der vorliegenden Natur abgesehen hätte. Es kamen ironischwer Weise Gedichte von Mickiewicz in den Sinn; Endlose offene Flächen und doch ruft in der Ferne die Heimat, oder tut sie es doch nicht? Die Ameisenfauna Schwedens ist nämlich garnicht so unterschiedlich von unserer Deutschen.
Auch wenn die Landschaft nicht unterschiedlicher sein könnte.

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Flötefjord.


Ewig lange Landzungen, die sich wie Äderchen durch ein Netz aus Seen und Fjorden ziehen. Darauf winzige Inselchen und andere Kleinstlebensräume für verschiedene Insekten und Anderes.
Dabei ist der Boden auf diesen Inseln sehr karg und die Flora besteht hauptsächlich aus verschiedenen Nadelbäumen... ja, eigentlich nur aus Nadelbäumen.
Ist die Landmasse breiter als einige dutzend Meter, so waren Windbrüche auf etwa der Hälfte der Fläche zu finden.

IMG_1061.jpg
Ausflug mit meiner liebsten Begleitung, einer Canon SX50 HS.


Aber was lebt denn nun auf diesen kleinen Lebensräumen an Ameisen?
Hauptsächlich sind es leider verschiedene hügelbauende Formica sensu stricto. Auf den kleinen Inseln waren diese die überwiegende Lebensform. Teilweise war der ganze Boden dicht belaufen und jeder tote Baumstamm war bewohnt.

IMG_0803.jpg


Neben diesen Ameisen musste man lange Zeit suchen um auch nur eine langweilige Myrmica Art, eine Kolonie Lasius oder eine Leptothorax Art zu finden, manchmal hat man sogar eine Camponotus herculeanus gefunden. Ich war insgesamt nicht beeindruckt von Schweden, was Ameisen angeht, das will ich offen sagen. Doch auf einer Insel an einem besonders sonnigen Tag fand ich dann doch etwas, was mich sehr beeindruckt hat und dann hat es sich doch gelohnt die neue Kamera aus den vielen Schichten verschiedenen Wasserschutzes zu graben.
Auf einem der größten Formica sensu stricto Nester, das ich in meinem Leben gesehen habe, haben sie gelebt (Bilder dazu werden folgen, muss mal die richtige SD-Karte finden :oops: ): Formicoxenus nitidulus.
Eine Ameisenart, von der hier kaum einer etwas gehört hat und von der auch wenige Bilder vorhanden sind. Diese kleine Ameisenart lebt dauerhaft in Nestern von verschiedenen Formica Arten und furagiert in und auf diesen, kaum gestört von den vielfach größeren Formica Arbeiterinnen und betteln diese sogar um Nahrung an.
Dabei hatte ich wohl das Glück den "Schwarmflug" dieser Ameisen beobachten zu können.

IMG_0761.jpg
Formicoxenus Ansammlung an Ritze im Holz, wahrscheinlich zu Paarungszwecken.


Leider ist es sehr schwer bei dieser Ameisenart Geschlechter und Kasten zu erkennen. Königinnen sind leider polymorph und können sowohl geflügelt, ungeflügelt als auch in einer Morphe auftauchen in der sie identisch zu den Arbeiterinnen sind. Die Männchen sind flügellos und gleichen den Arbeiterinnen. Allerdings deutet eine so massive Aktivität auf der Oberfläche eines Nestes wohl auf Paarungen hin, ansonsten sind die Ameisen eher in den Gängen der Wirtsameise unterwegs.
Im folgenden Bild sieht man eine Königin neben einem stark von Formica cf. rufa bewachtem Nesteingang mit Harzklümpchen, eines meiner Lieblingsbilder.

IMG_0753.jpg


Dabei sit die Königin das etwas dunklere Tier.
Wie bereits erwähnt kommt es auch vor, dass Formicoxenus nitidulus die Wirtsameisen um Nahrung anbettelt. Dabei stehen die F. nitiidulus Arbeiterinnen seitwärts zur Formica Arbeiterin (oder wohl sogar darauf) und betteln diese durch Antennenbewegungen um Nahrung an. Die Formica Arbeiterin würgt dann Nahrung hervor.

IMG_0760.JPG


Ich habe in einigen Beiträgen davon gelesen, dass diese Ameisen schreckhaft sein sollen gegenüber ihren Wirten und diesen aus dem Weg gehen sollen, allerdings kann ich dies nicht bestätigen. Eher habe ich beobachten können, dass die Ameisen beherzt stark bewachte Nesteingänge benutzen und Wirtsameisen teilweise sogar gezielt angehen um diese anzubetteln.

Das nächste Mal, werde ich auf die sonstigen Tiere eingehen, die man so in Schweden treffen kann und meckern, dass ich in zwei Wochen nicht einen Elch gesehen habe. Ich hoffe ich konnte etwas Reiselust bei euch wecken.
Fortsetzung folgt.
Gruß
Kaj
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