Fragen zu Harpegnathos venator

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Fragen zu Harpegnathos venator

Beitragvon Marlon » 13. Mai 2013 18:35

Hallo liebe Antstore-Gemeinde,

seit nun ca 6 Wochen bin ich stolzer Pfleger von Harpegnathos venator.
Zur Zeit sind es 12 Arbeiterinnen, 1 Königin und 8 Eier.

Bei Ankunft war es ein Ei, nun sind noch 7 dazu gekommen nur geht es irgentwie nicht weiter.
Bin ich zu ungeduldig oder brauchen die Eier über 6 Wochen bis eine Larve schlüpft?
Dazu kommt das es schon eine Tote gab, eine Arbeiterin hat vor einigen Tagen angefangen sich eine Kammer im Gipsnest zu suchen und ist dort geblieben.
Gestern dann lag sie oben in der Arena und bewegegte sich schon sehr dappsig, gegen abend hat sie sich auf den Rücken gedreht und ist gestorben. Äußerlich hat sie sich nicht von
den anderen unterschieden (die noch im Reagenzglas wohnen). Milben oder andere Ektoparasiten hatte sie auch nicht.
Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken?

Mal was zur Unterkunft,
Sie leben in einem Terrarium mit Gipsnest im Boden, als Bodengrund habe ich ein Sandlehmgemisch.
Tagsüber sind es um die 26°C, im Nest (das a noch unbewohnt ist) sind es 28°C.
Luftfeuchtigkeit bei 76%.

Sie haben schon ein paar Heimchen gekillt und gefressen, Honigwasser und Ahornsirup scheint sie nicht zu interessieren.

Bin für jeden Tipp dankbar!

Mfg Marlon
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Re: Fragen zu Harpegnathos venator

Beitragvon baumarkthammer » 13. Mai 2013 20:09

Hallo und willkommen im Forum.

Honig und Ahornsirup wird sie auch nicht interessieren, es sind reine Carnivoren, höchstens ertrinken die darin.^^
Heimchen und kleine Spinnen werden ihnen genügen, über Vitamine oder besonders viel Abwechslung brauchst du dir keine gedanken zu machen, Harpegnathos kommen mit einer sehr einseitigen Ernährung zurrecht. Wenn du dir trotzdem Sorgen machst, kannst du die Heimchen vorher gut füttern. Bestäuben der Futtertiere, wie man es bei Reptilien mache hat keinen Sinn bei den Tieren.

Eier brauchen bei Harpegnathos recht lange, das stimmt wohl, 6 Wochen können es durchaus sein, dafür wachsen die Larven bei guter Fütterung rasend schnell. Das Puppenstadium dauert dann hingegen etwas länger. Wenn du eine Ameisenart mit schneller Vermehrung oder großen Kolonien wolltest, dann hast du dir leider die falsche gesucht, Harpegnathos sind in der Aufzucht ihrer Jungen launisch und langsam.
Es kann durchaus sein, dass es so aussieht, als ob sich nichts tut, aber wenn man kontinuierlich füttert, dann wird es schon.

Dass eine Arbeiterin bei der Koloniegröße gestorben ist, ist natürlich traurig, aber da brauchst du dir noch keine Sorgen machen. Die Lebensdauer von den Arbeiterinnen ist leider nicht sehr hoch im Vergleich zu einigen anderen Ameisen, ebenso die Lebenserwartung von Königinnen. :cry:

Auch über den ausbleibenden Auszug musst du dir keine Sorgen machen, die Ameisen ziehen äußerst ungerne um und vertragen es teilweise nicht sehr gut umziehen zu müssen. Dafür bleiben sie stets stur in ihrem Nest, auch wenn man viel Erde zur Verfügung stellt um zu graben.

Harpegnathos (zumindest bei H. saltator ist es gut beschrieben) sind recht kompliziert mit ihrem Nestbau. Bei Harpegnathos saltator ist das Nest eine Sphäre, ein Ball aus flachen recht großen Kammern, welcher von einer großen Kammer umgeben ist. Ich vermute, dass Harpegnathos venator ein sehr ähnliches Nest bauen. Bei mir haben Harpegnathos venator und Harpegnathos saltator sehr gerne in einem Nest mit nur einer Kammer gewohnt, da ich zu der Zeit annahm, dass die Nest auch im Freien so aussehen. Ich habe die Ameisen aber auch bei Haltern gesehen, bei denen sie in weitestgehend herkömmlichen Ytongnestern gewohnt haben. Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass ich bei Harpegnathos saltator über Jahre mit dem Nest mit einer Kammer großen Erfolg hatte, bei Harpegnathos venator kürzer...

Die Temperatur und Luftfeuchtigkeit sollte so in Ordnung sein, obwohl Harpegnathos sich nicht sehr viel aus Luftfeuchtigkeit machen. Aber persönlich würde ich von reinem Sandlehmgemisch abraten, würde es vielleicht mit Erde mischen, aber das wird wohl eher Geschmackssache sein.
Du willst das Nest aber hoffentlich nicht noch wärmer machen? Bei Harpegnathos dürfte das so ziehmlich die Schwälle sein, ich persönlich hätte Angst bei denen das Nest dauerhaft wärmer zu halten...
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Re: Fragen zu Harpegnathos venator

Beitragvon Marlon » 14. Mai 2013 16:16

Danke für die schnelle Antowort. ;)

Dann muss ich mich wohl gedulden, von mir aus kanns lange dauern bis die Kolonie wächst, Hauptsache alles ist ok und es geht weiter.
Dass sie sich gar nicht für das süße Zeug interessieren, hätte ich nicht gedacht, kommt mir sehr gelegen. Jedesmal wenn ich im Terra hantieren, wird meine Hand von wackelnden Hintern verfolgt.>.<
Ist schon faszinierend wie aufmerksam die Kleinen sind.

Meinst du ich sollte die Nesttemperatur etwas senken?
Habe bei meinen Camponotus ligniperdus es auch recht warm im Nest, und die machen den Eindruck es könnte nicht warm genug sein. :)

Die Idee mit der einen Kammer hört sich gut an. Ich befürchte eh, dass ich es ein wenig übertrieben habe mit den vielen Gängen und Kammern, scheinbar hocken sie ja doch gerne alle aufeinander (wie ja im Reagenzglas).

Mit der Luftfeuchtigkeit würde ich gerne noch etwas runter, ich hoffe dadurch den Milben etwas vorbeugen zu können.
Ist es empfehlenswert nur Futtertiere aus der Zoohandlung zu verfüttern, wegen Milben? Oder abwechslungsreicher mit Spinnen, Mücken und co aus Haus und Garten?
Ist diese Art wirklich so anfällig?
Auf der Suche nach Haltungsberichten im Netz sind die meisten wegen Milben eingegangen.

Hoffe du kannst mir noch ein paar Fragen beantworten. ;)
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Re: Fragen zu Harpegnathos venator

Beitragvon baumarkthammer » 15. Mai 2013 14:32

Das mit dem Futter ist so eine Sache.
Zum einen ist nicht klar, ob alle Milben, welche an anderen Tieren saugen auch an Harpegnathos saugen, auch wenn dies naheliegend ist. Zum anderen habe ich an Tieren aus dem Freien öfter Milben gesehen als an gekauften Heimchen. Bei mir hat sich allerdings mal das gezeigt, was mir einige Halter von Gottesanbeterinnen gesagt haben, undzwar scheinen manche Heimchen in der Zucht irgendwie behandelt zu werden und werden dann für Tiere wie Gottesanbeterinnen (und auch Harpegnathos venator wie ich schmerzlich feststellen musste) giftig. Woran dies liegt habe ich noch nicht in Erfahrung bringen können, habe es auch nicht wirklich versucht.
Solltest du dir wirklich Sorgen machen und auch eine kostengünstige Alternative suchen, so kannst du in jedem Anglerladen sehr billig Fliegenmaden bekommen. Diese werden im Eisfach gelagert und je nach Bedarf holt man sich einige raus und lässt sie sich verpuppen. Nach etwa einer Woche schlüpfen daraus Fliegen. Frisch geschlüpft ist es fast unmöglich, dass diese schon Milben hätten und sie sind ein recht gutes Futter für Harpegnathos venator... wenn das Becken geschlossen ist. Das Kilo kostet etwa 7€ und reicht ewig.

Würmer und Larven braucht man garnicht erst verfüttern. Wenn diese angenommen werden (oder dierekt von Halter ins Nest gelegt werden), so werden sie nur sehr undankbar verwertet und schnell entsorgt.

Solltest du in der Nähe von einem Wald leben, so kannst du versuchen einige Springspinnen zu verfüttern, diese werden sehr gut verwertet und auch schnell erbeutet, aber man kommt an keine größeren Mengen dieser Tiere.
Es muss übrigens stets Futter im Nest sein, ansonsten töten die Tiere nach einer Woche fast die komplette Brut, viele Reserven haben die schlanken Arbeiterinnen nämlich nicht und z.B. das Springen verbraucht unmengen an Energie wie mir letztens mitgeteilt wurde. Du musst also immer Futter zur Hand haben und die Tiere sollten nur mit lebendigem Futter gefüttert werden!


Was die Milben angeht, so befallen diese vorallem geschwächte Kolonien. Schwankende oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit trägt bei Harpegnathos dazu bei, dass die Kolonien schwach werden. Vorallem vertragen die Tiere trockene Nester sehr schlecht. Man muss daran denken, dass sie als Ponerinae keinen Kropf haben und keine Möglichkeit Feuchtigkeit zu transportieren und die Arbeiterinnen und die Königin im Nest zu tränken. Man kann ab und zu beobachten, wie die Arbeiterinnen und die Königin die Wände des Nestes ablecken, ich vermute, dass dies die einzige Wasserquelle ist, die der Königin zur verfügung steht.

Es stimmt aber, dass Harpegnathos venator ungewöhnlich schnell Milben bekommen. Es lässt sich streiten, woran dies liegt und einen sicheren Grund wird man kaum finden, auch wird es wohl eher ein Zusammenspiel vieler Faktoren sein.
Ich habe lange Zeit die Theorie vertreten, dass die Tiere sich mit den lächerlich langen Mandibeln kaum reinigen können, was auch stimmen mag. Ich halte immer noch daran fest, dass dies einer der Gründe ist, warum Harpegnathos venator "milbenanfällig" sind.
Außerdem haben die Ameisen immer lebendige Tiere im Nest liegen, welche dauerhaft bewegungsunfähig gemacht wurden. Diese können sich nicht gegen Milben wehren und werden wohl dazu beitragen, dass Milben sich in den Kolonien schnell vermehren können und da sie nicht auf den Ameisen sitzen, werden sie von diesen vielleicht auch garnicht entfernt? Wer weiß.
Auch sollte man Haltungsberichten bei dieser Art und Sache nicht ganz blind vertrauen. Es mag sein, dass die Kolonien Milben hatten als sie eingegangen sind, aber sie müssen nicht unbedingt wegen den Milben eingegangen sein, sondern wegen anderen Faktoren und Haltungsfehlern. Das lässt sich aus der Ferne nicht abschätzen und vom Halter häufig auch nur schwer.


Harpegnathos mögen nicht unbedingt so hoche Temperaturen, wie die meisten Camponotus Arten. Meine Harpegnathos saltator haben sich im Nest in einem Bereich aufgehalten, der etwa 25°C warm war, bei Harpegnathos venator wird dieser Wert wahrscheinlich nicht zutreffen. Aber 28°C sollte in Ordnung sein, wie gesagt würde ich persönlich aber Angst haben höher zu gehen.
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