Harpegnathos saltator Haltungsbericht

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Re: Harpegnathos saltator- die springende Harpegnathos

Beitragvon baumarkthammer » 24. Aug 2011 18:41

Ich habe mich einige Wochen her entschlossen, die Kolonie wieder in ein kleines Becken zu stecken, statt sie in der eigentlich als Notlösung gedachten Konstruktion zu halten.
Dazu habe ich den Ytong einfach in ein herkömmliches 60l Aquarium mit Deckel gesteckt und das Becken mit Waldboden befüllt. Neue Mitbewohner der Ameisen sind nun Therea olegrandjeani, eine sehr schöne Schabe. Außerdem hielt ich es für besser momentan keine Dekoration außer Blätter aus dem Wald zu benutzen, gut so, wie ich später feststellen sollte.

Es hat sich schnell gezeigt, warum die Ameisen wahrscheinlich so knifflig in der Haltung sind.
Obwohl das Becken sehr klein ist und der Nesteingang recht zentral im Becken ist, haben es die Arbeiterinnen oftmals nicht geschafft in Nesteingang zu finden.
Die Arbeiterinnen haben außerhalb des Nestes zwar Heimchen erjagd, diese aber auch nicht ins Nest tragen können, da sie orientierungslos schienen.
Viele Arbeiterinnen liefen sich so in den letzten Wochen tot. Die Kolonie besteht nur noch aus etwas über 20 Tieren. Einige Jungköniginnen haben sich auch selbstständig gemacht, der Verbleib ist unbekannt, eine konnte ich fangen und werde sie versuchsmäßig gründen lassen, obwohl sie unbegattet ist.
Diese Ameisen haben wohl einen so schlechten Orientierungssinn, dass selbst dierekt neben dem Nest, der Nesteingang nicht als solcher erkannt wird.
Dieses missliche Verhalten ließ er nach, nachdem die Dekoration des Nesteinganges begonnen hatte.
Es scheint den Ameisen nun keine Probleme mehr zu bereiten ihr Nest zu finden, auch wenn das viele Leben gekostet hat. Wie die Ameisen in der Natur damit zurechtkommen weiß ich nicht.

Ich habe mal eine beiläufige Erwähnung in einer Publikation gelesen, dass diese Ameisen keine Aggressivität gegenüber Artgenossen anderer Kolonien zeigen sollen. Angehörige von fremden Kolonien sollen sogar akzeptiert werden.
Auch wird in diesem Bericht von einem solchen Verhalten bei Harpegnathos venator berichtet: Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar
Es ist meiner Meinung nach zwar unwahrscheinlich, aber möglich, dass in der Natur umherirrende Arbeiterinnen sich anderen Kolonien anschließen. Diese These ist aber natürlich rein spekulativ.


Die Ameisen haben, was mich sehr freut, aber auch mit der umgestaltung ihres Nestes angefangen.
Nicht nur dekorieren sie den Eingang, sie bauen auch das innere ihres Ytongs um.

GEDC0186.JPG


Die Kolonie ist zwar stark geschrumpft, aber diese Haltung gefällt mir besser. Es haben sich einige Vermutungen aus meiner Facharbeit bestätigt. Anstatt mehrere Kammern in den Ytong zu bauen, haben die Ameisen 2cm Erde und Blattwerk aufgeschüttet und sich darauf eine einzelne Kammer gebaut. Drum herum immer einen gewissen Abstand zur Ytong-Wand bewahrend.
Die Aktivität der Tiere ist auch überraschend hoch, immer sind mindestens 3 oder 4 Tiere unterwegs.

Die Königin ist immernoch wohl auf.
Die Brut baut sich auf, vielleicht sind diesesmal endlich männchen unterwegs?

h1.jpg



Die Schaben werden wie von mir gehofft nicht gefressen. Obwohl sie gerade mal 2cm groß sind, eignen sie sich nicht als Beute. Heimchen in der Größe würden getötet werden. Interessanter Weise habe ich bisher auch nicht beobachten können, dass die Ameisen Schabenlarven eintragen.

schabe.jpg


Die Bilder sind leider nicht die besten, da ich noch keine gute Methode gefunden habe, wie ich die Ameisen in ihrem umgebauten Nest fotographieren kann.
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Re: Harpegnathos saltator- die springende Harpegnathos

Beitragvon baumarkthammer » 13. Sep 2011 20:00

Die mitreißende Geschichte einer einsamen Harpegnathos Arbeiterin
Schwer vom Schicksal gebeutelt und in der schlimmsten Krise ihres Lebens fand ich eine einsame Harpegnathos saltator Arbeiterin alleine in meinem Zimmer rumstreunen. Sie ist wohl entkommen und konnte wegen dem sehr schlechten Orientierungssinn der Ameisen nicht zurück ins Nest finden.
Doch schnell sollte sich für sie herausstellen, dass das nicht ihr größtes Problem werden sollte.

GEDC0269.JPG


Diese arme Arbeiterin hat am eigenen Leibe erfahren was "der Jäger wurde zum Gejagden" heißt.
Aber dieses kleine inspirierende Tier gab nicht auf. Sie wurde nur im Spinnennetz von mir bemerkt, weil sie stets versuchte die Spinne zu stechen und mit den Beinen strampelte. Einige Zeit musste ich zusehen, wie die Zitterspinne, der Antiheld unserer Erzählung, versuchte die tapfere kleine Arbeiterin zu beißen, doch der Körperbau der Arbeiterin ließ das nicht zu. Dieses hin und her der Gifte dauerte so lange, dass ich es geschafft habe die Arbeiterin aus dem Netz zu retten.

Die Befreiung aus dem Kokon war schwer, die Arbeiterin stach immer wieder nach Pinzette und versuchte sich aus dem Gefängnis zu befreien. Am Schluss gelang es uns beiden aber in gemeinsamer Arbeit die Spinnenweben zu entfernen. Doch die Arbeiterin ist nicht ohne Kratzer davon gekommen!
Eines ihrer Hinterbeine ist stark beschädigt, nur noch zwei glieder sind da. Die Arbeiterin wird weder springen können, noch wird sie jemals im Leben wieder Klavier spielen können...


Nicht selten sehe ich Tiere durch mein Zimmer laufen und vielerlei Spinnen in ihr Becken tragen. Öfters finden sie nicht zurück und laufen etwas planlos in der Nähe ihres Beckens herum, was zum Glück für die Tiere mein Schreibtisch ist. Das sind in Zeiten in denen die Kolonie satt ist maximal eine die Woche, wenn aber einige Tage kein Futter da ist fangen die Tiere an immer weiter und weiter zu furagieren und dann laufen am Tag schonmal 4 oder 5 Tiere in meinem Zimmer rum. In den letzten Wochen haben die Arbeiterinnen wohl einen Weg aus dem Becken gefunden, den ich noch nicht kenne, beobachte das jedoch schon fast einen Monat.


Die Kolonie überrascht mich immer wieder. Es scheint doch mehrere Kammern zu geben. Aus den mal geschätzten 15-20 Arbeiterinnen sind nun mindestens 40 geworden. Ich denke es gibt also noch eine Kammer, diese müsste dann aber mit Arbeiterinnen gefüllt sein.
Die Kolonie ist jetzt nun wieder so wie ich sie kenne und liebe.

GEDC0286.JPG


Überall wird fleißig gefressen und gefüttert.
Doch nun scheinen die Ameisen einen Hang zum großen und künstlerischem zu haben...

Wie ich bereiz berichtet habe haben die Ameisen in ihrem Ytongnest angefangen eine eigene Nestkammer zu bauen.
Diese ist nun vollendet.

GEDC0296.JPG


Wie man auf dem Bild sieht haben die Arbeiterinnen nun recht gut eine Kammer an die Innenräume des Ytongs angepasst. Ich vermute, das könnte die in meiner Facharbeit auch angesprochene "äußere Kammer" sein. Also ein Tunnel, der die Nestkammer umkreist. Dieser wird im Ytong aber oft begangen und dient sicher nicht wie in meiner Facharbeit vermutet zur Entwässerung. Außerdem wird der Freiraum vor der einen Nestkammer ebenfalls genutzt, vorallem zur Lagerung und verwertung von Heimchen. Der Ausgang dieser Nestkammer ist wirklich außergewöhnlich und auch ebenso sehr außergewöhnlich schwer zu fotographieren.

GEDC0301.JPG


Wie man mit etwas Fantasie auf diesem Bild sehen kann, haben die Ameisen einen trichterförmigen Ausgang gemacht. Nach außen sind die Wände dieses Ausgangstunnels sogar etwas gekräuselt. Warum die Ameisen das gemacht haben ist mir nicht ersichtlich. Aber Ponerinae bauen oft sehr interessante Nester, die aber leider selten Bemerkung finden und fast immer schlecht zu fotographieren sind.

Inzwischen hat die Kolonie einiges an flügellosen Jungköniginnen angehäuft, diese arbeiten und jagen überraschender Weise besser als die normalen Arbeiterinnen, sind sogar öfters draußen unterwegs. Allerdings legen diese unbegatteten Jungköniginnen ebenfalls Eier, was sich in der Zahl der Brut deutlich macht.
Die Eier waren noch nie so zahlreich.

GEDC0290.JPG


Die Zahl der zustopfenden Mäuler war auch selten so groß!

GEDC0276.JPG


Und das aller wichtigste ist...

GEDC0282.JPG


...keine Spur von Milben!
Obwohl meine Harpegnathos venator welche haben ist meine Harpegnathos saltator Kolonie komplett milbenfrei! :grin:



Nun mal aber eine Frage in die Runde; Gab es nicht mal andere Halter von Harpegnathos saltator? Was ist aus den anderen Kolonien geworden die verkauft wurden?
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Re: Harpegnathos saltator Haltungsbericht

Beitragvon camaross » 13. Sep 2011 23:43

Hallo ich habe keinen Link für Kommentare gefunden , darum schreib ich dir hier gleich rein!
Mich verwundert, dass du die in deinem Zimmer rumlaufen lässt! Die Stiche sind zu verkraften doch hätte ich jedesmal in der Nacht bedenken eine im Bett zuhaben :)! Das andere ist die könnten ja auch mal abhauen oder eingehen. Bei der relativ kleinen Menge an Ameisen wäre das ja schade.
Findest du das Loch nicht? Müsste bei der grösse der Tiere ja sichtbar sein?
Gruss Cama und viel Erfolg weiterhin
camaross
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Re: Harpegnathos saltator Haltungsbericht

Beitragvon baumarkthammer » 16. Sep 2011 15:55

Hallo camaross,
Harpegnathos saltator können sich überraschend gut durch kleine Ritzen durchquetschen, ich habe das Loch bisher nicht finden können. Ich würde es verschließen wenn ich es finden könnte.

Gruß
Kaj
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Re: Harpegnathos saltator Haltungsbericht

Beitragvon Erne » 28. Feb 2012 16:26

Hallo Kaj,

hast Du das Volk noch, gibt es möglicherweise ein Update?

Grüße Wolfgang
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Re: Harpegnathos saltator Haltungsbericht

Beitragvon baumarkthammer » 29. Feb 2012 17:35

Hallo Wolfgang,

es freut mich, dass du den Bericht so verfolgst.
Ja, die Kolonie gibt es durchaus noch, auch wenn es nicht so blendend läuft wie früher.

Der Grund warum ich länger kein Update mehr gemacht habe ist, dass ich recht viel für die Schule machen muss, da ich gerade mein Abi mache. Wie du es vielleicht auch kennst schiebt sich das ganze immer weiter auf und es summieren sich die Ereignisse die man mit einem Update abdecken will, sodass man ein immer größeres Update machen müsste... wozu erst recht die Zeit fehlt.

Um mal ein kurzes Update zu geben; Die Kolonie ist spürbar älter geworden. Die Königin lebt noch, sie legt nach wie vor auch zahlreiche Eier, aus diesen werden allerdings leider hauptsächlich Männchen.
Ich halte es momentan für sehr wahrscheinlich, dass es in der Kolonie eine Gamergate gibt, neben der gynomorphen Königin. Diese Vermutung ist vorallem damit begründet, dass die Männchen, wenn die Abdeckung abgenommen wird, anfangen sich mit allem zu paaren, also mit den jungen sowie mit den alten Arbeiterinnen. Die Paarung mit den jungen Arbeiterinnen kann durchaus erfolgreicht sein.

Wie dem auch sei stagniert die Kolonie jetzt auf einer sehr geringen Größe von etwa 15 Arbeiterinnen, von denen die meisten selten im Nest beobachtet werden können. Jungköniginnen gab es in der Zwischenzeit nicht.

Es würde mich wundern, wenn die Königin es noch lange durchhält, sie ist schon recht alt.

Gruß
Kaj
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Re: Harpegnathos saltator Haltungsbericht

Beitragvon baumarkthammer » 13. Mär 2012 22:47

Jetzt mal wieder ein richtiges Update.

Aus vielen gründen ist es schwer zu sagen wie es der Kolonie geht.
Die Hauptkammer scheint nicht mehr als Hauptkammer benutzt zu werden. Teilweise sitzt nur noch alleine die Königin in der Kammer mit der ganzen Brut, ebenso nehme ich an, dass die gesamte Beute in diese Kammer eingetragen wird.
Bisher habe ich angenommen, dass irgendwo lose in der Erde eine zweite Kammer sein wird, heute habe ich die Ameisen aber etwas länger beobachtet.

Wie man aus früheren Posts entnehmen kann haben sie angefangen sich ein Nest innerhalb des alten Ytongnestes zu bauen, ganz wie es in verschiedenen Quellen steht mit einer einzelnen Kammer, so habe ich gedacht.
Nun erscheint es mir als wahrscheinlich, dass dieses Konstrukt tatsächlich aus zwei Kammern besteht, da die Arbeiterinnen in der "Hauptkammer" nur sehr wenige sind und mir heute aufgefallen ist, dass von unter der "Hauptkammer" Arbeiterinnen zum Jagen aus dem Nest gehen. Es scheint also, dass unter dieser Kammer eine zweite angelegt wurde.

Wer meine, ebenfalls in diesem Thread gepostete, Facharbeit gelesen hat, wird sich vielleicht daran erinnern, dass die Nester von Harpegnathos saltator unter der Hauptkammer eine zweite Kammer haben sollen, bisher habe ich gelesen, dass diese als Drainage und Mülltonne dienen soll, mir scheint es jetzt aber, als wenn sich eben dort die Arbeiterinnen aufhalten.
Leider habe ich keinerlei Einsicht in diese untere Kammer, ich nehme aber an, dass die Kolonie aus nur etwa 15 Tieren bestehen wird.

Der ebenfalls in der Facharbeit erwähnte Tunnel um die Hauptkammer nimmt bei meiner Kolonie nun eine recht genaue Gestalt an.
Leider sind gute Bilder oder überhaupt deutliche Bilder aufgrund der zerkratzten Plexiglasscheibe auf dem Ytong kaum möglich (ich hätte richtiges Glas nehmen sollen). Deswegen werdet ihr wohl leider mit diesen schlechten Bildern auskommen müssen.

Auf diesem Bild ist außen dieser erwähnte Tunnel zu sehen. Oben rechts im Bild sieht man, dass er wohl eine bestimmte Breite haben sollte und deswegen auch von der anderen Seite mit Erdmaterial verschmälert wurde.

P1040980.JPG


Dieser Tunnel scheint für die Ameisen also recht wichtig zu sein, wenn sie es sogar für nötig halten ihn auf einer bestimmten Breite zu halten.
Ich nehme an, dass dieser Tunnel in der Natur zur Stabilisierung des Nestes dient.

Ebenso ist das "wall-papering" der Ameisen weiter zu beobachten, also das Verkleben des Bodens und der Wände des Nestes mit alten Puppenhüllen.
Das Nest bekommt so wahrscheinlich eine wirklich stabile Struktur.
Hier wider ein grauenhaftes Bild des gerade fast komplett leeren Nestes mit den hellbraunen Puppenhüllen-Fitzeln auf dem Boden und auch auf der Scheibe.

P1040986.JPG



Um noch ein geringeres Verständniss dieser Ameisen zu äußern muss ich gestehen, dass sie sehr wenige Heimchen fressen momentan.
Dies liegt nicht daran, dass ich sie verhungern lassen will sondern daran, dass sie diese nicht mehr so sehr erjagen wie früher.
Teilweise rennen wochenlang 10 oder mehr Heimchen im Becken rum und werden nicht erjagt.
Es ist nämlich tatsächlich das eingetreten, was ich nicht für wahrscheinlich gehalten habe; Die Ameisen haben angefangen die Schaben zu fressen, die ich ihnen als Mitbewohner zugesetzt habe.
Zwar werden nicht die erwachsenen Schaben erjagt, welche auch garnicht mehr leben, aber die jungen werden tatsächlich Heimchen vorgezogen.

Die ersten erjagten Schaben konnte ich beobachten in einer Woche, in der ich nur sehr fragwürdige Heimchenschachteln bekommen habe (nach schlechten Erfahrungen punkto Medikamenten auf Heimchen bin ich da vorsichtig) und die Ameisen eine Woche nichts zu fressen hatten.
Das interessante und für mich unverständliche an der Sache ist, dass die Ameisen die jungen Schaben früher nicht wahrgenommen haben, oder zumindest haben sie sie nicht mit der typisch wackelnden Gaster verfolgt. Es muss also eine Art Lernprozess stattgefunden haben, in dem die Ameisen die Schaben als potentielles Futter erkannt haben, wobei deis für die meisten Menschen nicht nachvollziehbar sein wird, da sie Insekten allgemein die Lernfähigkeit absprechen.

Wieder werfen mir Harpegnathos mehr Fragen auf als ich Antworten geben kann...
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Re: Harpegnathos saltator Haltungsbericht

Beitragvon baumarkthammer » 18. Apr 2012 16:37

Die neuer Generation wird pünktlich geboren um die alte raus zu tragen. Diese noch nichtmal komplett ausgehärtete Arbeiterin schleppt eine ältere Tote früh morgens aus dem Nest, während das Becken noch beschlagen ist von der nächtlichen Temperaturabsenkung.

P1050009.JPG


Die jungen Arbeiterinnen haben sich noch nicht an das Öffnen des Beckens gewöhnt. Sie versuchen noch sich zu verstecken, wenn das Becken geöffnet wird, das Verhalten legt sich mit der Zeit. Besser werden sie aber nicht im Verstecken...

P1050013.JPG


Heute wurde leider eine der Puppen rausgeworfen. Ich habe es geschafft sie zu öffnen und einen Blick rein zu erhaschen.
Höchster Respekt übrigens für die Wissenschaftler, die für eine der Publikationen über Harpegnathos saltator Puppen aufschneiden mussten, die Dinger sind recht hartneckig.

P1060012.jpg


Die Augen den Puppe waren noch nicht vollständig ausgebildet.
Hier mal eine mittelmäßige Aufnahme des halbfertigen Auges, nach außen hin werden die Abstände zwischen den Facetten größer, man sieht besonders gut, wie stark die Facetten vorne dichter liegen.

auge.jpg
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Re: Harpegnathos saltator Haltungsbericht

Beitragvon baumarkthammer » 25. Okt 2012 21:03

Meine älteste und liebste Kolonie, meine Harpegnathos saltator, sind letztens mit mir umgezogen.
Den 600km lagen Transport hat die Kolonie mittelmäßig gut verkraftet. Der Ytong ist stark ausgetrocknet und das aus Erde gebaute Nest im Ytong ist leider stark beschädigt. Brut ist ebenfalls stark zurrückgegangen. Vorwiegend die jungen Brutstadien hat es getroffen, besonders die Larven und die Eier sind wohl während der Fahrt zu sehr herumgeschleudert worden.

Auch haben die Tiere in den letzten Wochen und Monaten die Scheibe des Ytongs mit Dreck aller Art zugepflanstert.
Wohl eher um die Nestkammer zu verkleinern als die Einstrahlung von Licht zu verkleinern, da die "Decke" doch schon sehr dick war.

Allerdings hat die fehlende Einsicht einige Gefahren und Nachteile für den Halter.
Weiß man nicht wie viele Heimchen im Nest sind, so weiß man nicht ob man füttern sollte. Auch ist die Haltung kaum mehr interessant, tatsächlich sieht man von den Tieren fast nichts. Fotos kann man auch keine guten mehr machen.

Das Nest muss geöffnet werden, die Scheibe umgedreht und gesäubert werden, bevor vielleicht ein komplett neues und flacheres Nest angeboten wird.

Was man bisher gesehen hat, waren die Königin und einige wenige Arbeiterinnen, durch eine kleine verkratzte Niesche durch das Plexiglas (warum musste ich auch Plexiglas nehmen?).

GEDC0023.JPG


Vorsichtig muss die Scheibe weggeschoben werden. Ungewohnt schnell verschwindet die Königin und die beiden noch nicht ausgehärteten Arbeiterinnen irgendwo unter dem verwüsteten Nest, zurück bleibt nur die Brut. Eine gute Mutter ist die Königin zumindest nicht unbedingt. :cry:

GEDC0025.JPG


Erst nach und nach kamen verhalten einige Arbeiterinnen unter dem Nest hervor. Eine Nestverteidigung war nicht zu sehen. Eher waren die Arbeiterinnen neugierig, gestochen zu werden war wiedermal kaum möglich, da nichtmal Aggressivität zu bemerken war. Nur langsam wurde die Brut aus dem offenen Nest in den geschützten Untergrund getragen.

GEDC0026.JPG


...natürlich könnten die Arbeiterinnen, ähnlich wie auf Jackjumpers (Myrmecia mandibularis und andere) springen und den Angreifer abwehren, jedoch scheint es interessanter für die Arbeiterinnen zu sein, die Brut zu putzen oder einfach weg zu gehen.

GEDC0027.JPG


Erst einige Minuten wurde die Brut komplett unter das Nest getragen.
Eine sehr liberale Reaktion auf einen so massiven Eingriff in das Nest. Die ganze Aktion geschah übrigens nach einer langen Beruhigungsphase nach dem Transport.
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Re: Harpegnathos saltator Haltungsbericht

Beitragvon Erne » 26. Okt 2012 21:34

Hoffe das Du die Haltung wieder in den Griff bekommst, lese hier gerne mit.
Sind interessante Einblicke über die Du hier schreibst.

Da wir hier keine Bedanke - Funktion haben, mache ich es so =D>

Grüße Wolfgang
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Re: Harpegnathos saltator Haltungsbericht

Beitragvon baumarkthammer » 27. Okt 2012 16:44

Danke, Wolfgang.
Ich werde mir Mühe geben hier demnächst häufiger zu posten.
Demnächst muss ich das Nest eh wechseln, dann werde ich eine Glasscheibe einsetzen, ich hoffe dann bessere Aufnahmen machen zu können.

Gruß
Kaj
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Re: Harpegnathos saltator Haltungsbericht

Beitragvon baumarkthammer » 9. Mär 2013 13:01

Seit meinem letzten Post hier sind bei den Harpegnathos saltator leider nur noch 2 Arbeiterinnen und etwa 30 Männchen geschlüpft, die nach sehr kurzer Zeit getötet wurden. Anfang dieser Woche sind die beiden Arbeiterinnen auch nach einer Lebenszeit von fast 4 Monaten gestorben, was bei Harpegnathos saltator durchaus vorkommen kann. Ich nehme stark an, dass die Königin keine weiblichen Nachkommen mehr hervorbringen wird. Dies kann durchaus daran liegen, dass sie kein Sperma mehr zur verfügung hat oder an ihrem sehr hohem Alter (sie ist inzwischen wahrscheinlich etwa 4 Jahre alt oder älter).


Seit etwa einer Woche ist die Königin alleine in der Pflege ihrer Brut, was ihr nicht besonders gut gelingt.
Die Heimchen wurden zwar in die nicht einsehbare Kammer eingetragen, allerdings wurde ich misstrauisch als nach einer Woche kein Heimchen wieder rausgetragen wurde. Ich habe mich also entschlossen die Kammer aufzubrechen um zu prüfen ob noch Brut vorhanden ist und was in dem Nest los ist.
In der Kammer fanden sich einige schon schimmelnde und mit irgendwelchen Maden gefüllte Heimchen und eng dazwischen verteilt lagen einige Larven und an der Seite waren einige Eier. Die Königin wusste also anscheinend noch wo die Heimchen hin sollten, aber weggeräumt hat sie diese nicht mehr, sondern nur mehr und mehr Futter eingetragen.
Sie hat vor kurzem mit den beiden noch lebenden Larven ein neues Reagenzglas bezogen, wo sie nun ungeschickt ihre Larven pflegt und sogar weiterhin Eier legt. Einge von Hand getöte Spinnen -lebendige würde sie kaum erlegen können- wurden von der Königin zwar grob an die Larven gelegt, jedoch nicht so dass die Larven sie fressen könnten. Anfangs hatte ich zwar Hoffnung, dass die Königin vielleicht doch noch ein paar Arbeiterinnen aufziehen könnte und die Männchen nur ein unglücklicher Zufall wären, jedoch bin ich mir inzwischen sicher, dass sie bald sterben wird. Insgesamt benimmt sich die Königin wie eine demente alte Frau.

Ich habe von unabhängiger Quelle übrigens bestätigt bekommen, dass die Kolonie welche ich habe tatsächlich aus einem Labor in den USA stammt, wie es der Händler angegeben hatte und somit die Königin vielleicht sogar im Labor gezeugt wurde.

Der Haltungsbericht ist damit wohl also weitestgehend beendet.
Sollten in Zukunft Fragen aufkommen zu Harpegnathos saltator oder zu dem Haltungsbericht, können diese weiterhin hier in diesem Thread gestellt werden und ich werde mich bemühen sie zu beantworten.
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