Hallo ihr da vor den Mattscheiben
Oftmals lese ich hier in den Themen Dinge die darauf hinweisen, dass es mit der Geduld in der Ameisenhaltung wohl nicht so ernst genommen wird.
Dabei ist dieses Geduldsspiel in der Haltung von Ameisen auch für mich persönlich sehr wichtig geworden, so wie ich es selber nie für möglich gehalten hätte.
Gern möchte ich diese Zeilen den Einsteigern unter den Ameisenhaltern ans Herz legen und Hoffe das diese wenigen Worte helfen werden eine gezielt gespannte Sichtweise für die Ameisenhaltung zu entwickeln.
Natürlich möchte man gern ein großes Gewusel sehen und blickt neidvoll auf die Beiträge in denen man von eben einem solchem Gewusel liest und auch noch die Bilder dazu sieht.
Gern möchte man dann mit einer großen Kolonie von Ameisen starten, die gleich richtig gas geben.
Eine einzelne Königin oder Kleinstkolonie ist da zu langweilig?
Die machen nix? Nichts passiert bei denen? Tote Hose?
Wohl wahr. Doch hat dieser Umstand ein paar Vorteile. Grade dann wenn man neu in die Ameisenhaltung einsteigt.
Man ist gezwungen ganz klein anzufangen. Man kann von Anfang an eine Geduld lernen, welche man sonst vielleicht nicht erlernen würde. Eine Geduld voll Vorfreude auf das was kommt. Warten auf das, was entstehen wird. Und im geistigen Auge sieht man schon eine wundervolle Anlage mit der Kolonie seiner Träume.
Aber davor steht nunmal diese Geduld, die man nunmal aufbringen muss, wenn man sich z.B. für eine einzelne Königin entscheidet.
Jetzt hat man Zeit zu lernen und zu beobachten. Natürlich nur mit aller Achtsamkeit und Vorsicht. Jungkolonien reagieren verschieden auf Störungen. Man kann durch Beobachten vieles lernen. Man sieht die Aufzucht der ersten Larven, Puppen und schließlich der ersten Arbeiterin. Tagen und Wochen vergehen dabei und die Neugier bringt einen doch beinahe zum Platzen. Oft sieht es so aus als passiere nichts.
In dieser Zeit des Wartens kann man sich schon die nächsten Schritte überlegen, wie es weiter gehen soll. Welche Arena, welches Nest wird wohl für die Ameisen später optimal sein? Es gibt viel zu lesen und weniger viel vorzubereiten. Schließlich ist es bald soweit. Die erste Arbeiterin ist da und die Kolonie wird Nahrung benötigen.
Eine neue Phase beginnt. Die Tiere benötigen auslauf. Endlich hat sich das Warten gelohnt. Endlich wird das Gekrabbel los gehgen.
Vorsichtig wird das Gefäß mit der Jungkolonie in das neue üppig oder spartanisch eingerichtete Arenabecken gelegt. Der zugang zur Arena wird den Ameisen geöffnet. Nichts passiert.
Eventuell fühlert eine der neuen Arbeiterinnen mal nach draußen eventuell setzt eine einen vorsichtigen Schritt vor die Tür. Aber mehr auch nicht?
Die Aufregung weicht einer Enttäuschung? Muss sie nicht. Die Ameisen haben ihre neue Freiheit schon realisiert. Sie werden zunächst sehr vorsichtig mit ihr umgehen. Wieder heißt es Warten und Geduld haben. Schauen was nun passiert. Was machen die Ameisen als nächstes? Was wird mit der Königin und der Kolonie.
Es bleibt nichts anderes übrig als einen kleinen Tropfen Zuckerwasser für die Ameisen bereitzustellen und sich um andere Sachen zu kümmern. In dieser Zeit kümmern sich die Ameisen um den Zuckerwassertropfen und um Ihr Nest. Vermutlich wird Nachts die Zeit der kleinen Krabbler sein. Und sowieso immer dann wenn man nicht hinschaut.
Ab jetzt wird man immer wieder Sorgevoll in das Becken blicken und ab und zu wird man freudig überrascht feststellen, dass etwas pssiert. Der Eingang wird zugebaut. Larven werden aufgezogen und über die Monate hinweg wächst die Kolonie vor sich hin.
In dieser Zeit wird es umso wichtiger sein zu schauen, wie es mit den Tieren voran geht. Zu beobachten voller Geduld und dann zu handeln wenn es nötig ist, um den Tieren den optimalen Lebensraum zu geben. Ausgaben für neue Becken und Nester zu planen. Futtertiere zu züchten und und und.
Rückblickend, Monate später, schienen die Ameisen förmlich explodiert zu sein.
Erinnert man sich doch noch genau an den Tag, als die Ameisen in ihr Becken entlassen wurden und nun besiedeln sie ein großes Nest, mehrere Becken und der Halter hat alle Hände voll damit zu tun, dass die kleinen Biester nicht ausbüchsen, muss Nahrung zu organisieren und die Müllecken zu reinigen.
Jetzt hat sich all die Geduld gelohnt, die man aufgebracht hat und eine Kolonie die wuselt, wuselt und wuselt.
Ich hoffe doch, dass diese Eindrücke helfen können sich eventuell für eine kleine Kolonie zu entscheiden, um mit ihr gemeinsam zu wachsen und alle Facetten der Haltung dieser spannenden Tiere von kleinauf kennen zu lernen, was beim Einstieg mit einer großen Kolonie wohl eher nicht der Fall ist.