lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

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lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon mati » 9. Jun 2010 22:21

Hallo.

Als gerade beginnender Ameisenhalter, der gerne eine möglichst natürlich Umgebung für seine Ameisen hätte (Raptiformica sanguinea btw), habe ich bei meiner Suche nach Beiträgen zu lebenden Pflanzen und Moosen nur recht verstreut Einträge zu diesem Thema gefunden. Daher kam mir die Idee, hier diesen Thread aufzumachen, um die Erfahrungen, die, wie ich denke, recht zahlreich im Forum vorhanden sein dürften, zu sammeln. (Wenn bereits ein Thema offen sein sollte und ich dieses nur nicht gefunden habe, bitte verlinken und/oder meinen thread löschen...)
Ich gestehe, mein Gedanke ist sicher nicht zuletzt aus Eigennutz entstanden, da ich mit dem Gedanken spiele, neben Moosen zur Befeuchtung und auch Hygiene (Moose=Bakterienhemmer, zumindest laut Literatur) auf längere Sicht ein etwas abwechslungsreicheres Terrain für meine Lieben zu gestalten. Ich denke da etwa an eine Arena als Feuchtregion mit Farnen (Davallia spp. sollen wohl recht anspruchslos sein im Verhältnis zu anderen) und Moosen sowie lebenden Gräsern. Aber auch für andere Ameisenhalter, ob alte Hasen oder Neueinsteiger, dürfte ein solcher Sammelthrerad sicher interessant sein.
Ein weiterer Beweggrund ist auch der, dass ich nicht "tumpe Gefangene" (um jetzt mal überspitzt zu formulieren) haben möchte, sondern meine Damen sollen schon fit sein (denke da an Lebendfutter, wenn die Kolonie von der Größe her dazu in der Lage ist und Selbstregulation bei leichteren Krankheiten). Schließlich müssen sie in der Natur ja auch damit klar kommen, weshalb hier nicht alles supersteril werden soll...
Das Becken wird hoffentlich gegen Ende der Woche ankommen und bis zur Ankunft der Ameisen (vom Wetter her dürfte ein Versand bis Mitte nächster Woche ausgeschlossen sein) habe ich dann noch Zeit zum Einrichten. Ein Haltungsbericht wird folgen, weshalb aber meine Beiträge zunächst rein theoretisch sein werden. Ich hoffe auf Beiträge und wünsche viel Vergnügen...

EDIT: War gestern wohl etwas zu spät, daher präzisiere ich heute mal:
1. Es geht um Pflanzen, die nicht nur aufsitzen, sondern eine lebende Bodenschicht besiedeln.
2. Mit welchen Pfanzen habt ihr gute Erfahrungen gemacht, was ihre Ansiedlung, Größe und Pflege betrifft?
3. Welche sollte man eher meiden, etwa wegen Schimmelgefahr und Milben,...?
Zuletzt geändert von mati am 12. Jun 2010 22:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon Moonman » 10. Jun 2010 09:26

Hi,

Eine kleine Schale gefüllt mit Seramis wo Gras und Kress wachsen können habe ich meist im angebot für die Ameisen. Einen kleinen topf mit Erde und Pflanzen habe ich auch mal reingestellt, am nächsten Tag habe ich 1 Stunde gebraucht um alle Ameisen die sich darin eingebuddelt hatten wieder rauszubekommen :?

Feuchtes Seramis scheint ok zu sein, die Ameisen können nicht buddeln, sie tragen nur ab und zu ein Körnchen weg.

Gras und Kresse wachsen aber unter einer Lampe und selbst am Fenster nur "bescheiden". Werden nach wenigen Tagen so lang das sie umkippen.

Im großen und ganzen sind die Pflanzen Pflegeintensiver als die Ameisen, es schaut nicht gut aus und die Ameisen würdigen es nicht wirklich^^

Ich kann als Tipps nur sagen:

1. Seramis und keine Erde
2. das Seramis kann man auch festkleben mit Heißkleber .... damit es nicht weggetragen werden kann.
3. Ameisen Müll + Wärme + Feuchte = Müllmilben. Sobald es länger tröcken ist sind sie genauso schnell weg wie gekommen, aber immer komisches Gefühl wenn da sich was bewegt.
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon baumarkthammer » 10. Jun 2010 13:23

Ich habe bisher nie schlechte Erfahrungen gemacht mit allen Pflanzen und habe auch schon immer Holz und Erde von draußen genommen. Vor Milben musst du keine Angst haben.
Abraten kann ich nicht wirklich von irgendeiner Pflanze, nur dein Becken könnte zu klein sein für viele Pflanzen sein, dazu hast du aber keine Angaben gemacht.
In meinen Becken ist als Bodengrund immer Buchenerde mit viel weißfaulem Holz und einiges an Totholz, darin leben sehr viele Springschwänze und Milben.
Eine Infektionsgefahr kann man fast sicher ausschließen.
Als Lebendfutter kann ich dir Bohnenkäfer und Fruchtfliegen empfehlen. Die können zwar "fliegen" aber nicht besonders gut, sind auch relativ sicher vor gefährlichen Milben.
Das Problem bei vielen Pflanzen ist aber der große Wasserbedarf, z.B. bei Farn ist der Wasserbedarf sehr hoch, zumindest bei einigen Arten.
Du kannst auch Pflanzen mit Nektarien in dein Becken setzen, viele Ameisen nehmen die extrafloralen Nektarien von vielen Pflanzen gerne an, vorallem die einiger Passiflora Arten sind sehr oft von Ameisen besucht.
Bei Gras wäre ich mir nicht zu sicher, die Pflanze wird mir einfach zu hoch.
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon mati » 10. Jun 2010 21:08

Also... nach einigem Stöbern mach ich selber mal nen etwas konkreteren Anfang:

scharfer Mauerpfeffer (sedum acre)
Standorte: trockene, lichte Wälder, Kies- und Schotter, Felsnieschen, Mauern, Sand
Wuchshöhe: 5-15 cm
Wasserbedarf: Braucht als sukkulente recht wenige Wasser
Nährstoffbedarf: Hab in anderen Foren gelesen, dass von Zeit zu Zeit etwas Flüssigdünger beigegeben wird
Nektar: Ja, Blütezeit von Juni bis August
sonstiges: neben Nikotinen wurden auch Flavbonoide nachgewiesen, die antibakteriell wirken
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon Pi.Ag3 » 11. Jun 2010 13:47

Hallo,

ich mag unbepflanzte Terrarien überhaupt nicht, ich habe fast immer was drin. Bewährt hat sich, falls kaum Erde vorhanden ist als Grund, alle möglichen Art von Moosen (am bestne von ner Mauer kratzen, die sind längere Trockenheit gewähnt und leichter am Leben zu erhalten), einfaches Gras, Mauerpfeffer und v.a. Efeu. Einfach ausprobieren...
Wenn Du etwas mehr Erde hast, und evtl. eine Miniaturwiese anlegen möchtest, kann ich Dir die Zaun-Wicke empfehlen - fast überall zu finden, und sie besitzen extraflorale Nektarien, also kleine Blätter, an der Nektar extra für Ameisen ausgeschieden wird.

Tropische Pflanzen, auch mit Nektarien, kann man natürlich auch nehmen, allerdings habe ich mir noch nie was gekauft, die einheimischen Pflanzen reichen mir eigentlich.

Grüße, Phil
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon mati » 12. Jun 2010 10:54

Hallo.
Die Tage war ich recht beschäftigt mit der Recherche für mein (hoffentlich bald eintreffendes) Formicarium, Nestbau und den Gedanken über mögliche Gestaltung, daher kam ich nicht mehr dazu, eine weitere Pflanze hier vorzustellen, die sich geeignet anhört:

Steinfarn, auch Engelsüß genannt (Polypodium vulgare)
Standorte: halbschattig bis schattig, sandige/steinige Böden mit Humusanteil, zwischen Felsspalten, epiphytisch
Wuchshöhe: Wedellänge 20-30 cm, Breite ca 8 cm
Wasserbedarf: mag's wohl auch feuchter, kann aber als Steinpflanze mit vergleichsweise wenig Feuchtigkeit auskommen
Nährstoffbedarf: k.A.
Nektar: Nein
Sonstiges: winterhart, wenn Laub vorhanden, Sporenreife im August, Rhizom an der Oberfläche kriechend, rhizom enthält Ecdysteroide und schmeckt süßlich (ob die Ameisen ihn auffressen und danach Muskelprotze werden, muß noch beobachtet werden :shock:
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polypodium_vulgare.jpg
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon mati » 12. Jun 2010 11:17

...für meinen Geschmack etwas schöner :wink: und wohl kleinwüchsiger

Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes)
Standorte: Steinfluren, Felsspalten
Wuchshöhe: 5-30 cm
Wasserbedarf: keine Angaben gefunden, dürfte wohl aber auch mit weniger feuchten Standorten auskommen
Nährstoffbedarf: eher kalkhaktige als stickstoffreiche Standorte
Nektar: Nein
Sonstiges: Sporenbildung Juli bis September
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300px-Asplenium_trichomanes.JPG
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon baumarkthammer » 12. Jun 2010 20:53

Steinfarn kann ich nicht empfehlen, den Braunstiegler Farn allerdings sehr.
Der gewöhnliche Steinfarn kann gigantische Ausmaße annhemen, wie du schon sagst.
Nimm noch eine Zaunwicke, die haben Nektarien, sind von Ameisen oft besucht. Man könnte vllt zusätzlich sogar Blattläuse drauftun, zumindest habe ich oft gesehen, dass Blattläuse von den Formica in meinem Garten an dieser Pflanze gepflegt werden, auch wenn es mich sehr gewundert hat.
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon Markus » 12. Jun 2010 22:20

Viele Pflanzen haben Nektarien, die extrafloralen Nektarien sind es, die die Pflanze so interessant machen! :grin:
Von Blattläusen würde ich abraten, Pflanzen wachsen in Gefäßen normalerweise nicht so gut, da die Umweltbedingungen schlechter sind, als in der Natur (viel weniger Licht, weniger Luftumwälzung - schadet besonders durch Schimmel, welcher durch die Blattläuse noch zusätzlich entsteht, weniger Bodenaktivität, kein "reinigender" Regen, Verweichlichung durch hohe Luftheuchte etc.) und Blattläuse könnten den Pflanzen da leicht den Rest geben...
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon mati » 12. Jun 2010 22:25

...jetzt schon die zweite Empfehlung der Zaunwicke...?? Laut Wicken..äh quatsch: Wikipedia wird die so an die 50 cm hoch und wächst aufrecht.
Habt ihr da bereits Erfahrungen gemacht? Muß sie aufrecht wachsen oder kann der Stiel wie bei anderen Wicken auch durch einen Ast ö.Ä. umgelenkt werden und dann horizontal weiter wachsen? Denn wenn sich der Wuchs bei Pflanzung in einem Becken nicht derart ausprägt, hört die sich gut an, gerade wegen der Nektarien.
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon Pi.Ag3 » 13. Jun 2010 00:15

Hallo,

die Wicke wächst nur an anderen Pflanzen empor - sind keine entsprechend hohen Grashalme oder ähnliches vorhanden, wird sie auch nicht höher kommen, sondern umkippen. Allerdings, das hatte ich vergessen im vorherigen Post, hatte ich bisher immer Probleme die Pflanzen am Leben zu erhalten, scheint kompliziert zu sein...

Grüße, Phil
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon mati » 13. Jun 2010 09:48

Guten Morgen,

bisher habe ich nur die Prunkwinde auf'm Balkon angepflanzt und weiß, dass diese in unseren Breiten nur einjährig vorkommt. In den Tropen kann sie allerdings mehrjährig wachsen. Vielleicht ist das bei der Zaunwicke ähnlich?
Grüße,
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Re: lebende Pflanzen und Moose im Formicarium

Beitragvon Markus » 13. Jun 2010 10:41

Naja, gerade jetzt beobachte ich bei vielen Zaunwicken, dass sie schon Samen bilden und das, obwohl sie erst vor kurzem geblüht hatten - wenn sie damit in der Haltung ihre Wachstumsaktivität einstellen, ist das schon recht kurzweilig...
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