Ponera coarctata

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Ponera coarctata

Beitragvon K Kris » 20. Jul 2006 12:34

Als ich gestern, am späten Nachmittag, im Garten meiner Vermieter (mit deren erstaunter Erlaubniss) eine Gehplatte aufhob, bot sich, wie sonst auch immer, ein faszinierender Anblick. Das gekrabbel ist immer wieder erstaunlich.

Ein kleines Wesen, das ich ohne Vorkenntnisse wahrscheinlich nicht für eine Ameise gehalten hätte, zog jedoch meine Aufmerksamkeit an sich. Das Tier war relativ lang und dünn, und schlängelte sich, unameisenartig, zwischen den Erdbröckeln hindurch. Beim ersten Anblick sah es natürlich eher aus wie ein kleiner Repräsentant einer Gattung aus der Order Dermaptera (meines Erachtens) aus. Beim näheren Hinblick war es relativ eindeutig als eine Ponera coarctata erkenntlich.

Ich liess mir die Chance nicht entgehen und sammelte sie mit etwas Mühe ein. 4 – 5mm lang, mit relativ starkem Thorax, sieht sie ziemlich einer Gyne ähnlich. Auch unter der Lupe sieht ihre Konstitution einem Weibchen ähnlich. Trotz langem Beobachten der entblössten Erde unter der Gehplatte, liess sich kein weiteres Individuum dieser Spezies blicken, und es war nirgends Brut zu erkennen. Die Verhaltensweise der Gyne liess darauf schliessen, dass sie auf der Suche nach einem geeignetem Nistplatz war.

Während der Nacht verkroch sie sich in ein Reagenzglas, was eine der Möglichkeiten war, die ich ihr angeboten hatte. Laut Seifert gründet diese Art selbständig und ist rein Zoophag. Ich konnte leider nirgends feststellen ob sie nun claustral oder semiclaustral gründet, obwohl ich wegen ihrer Körperkonstitution eher auf zweiteres schliessen würde. Mal sehen ob ich sie durchfüttern und zur Gründung bewegen kann. Wahrscheinlich werde ich diverses Kleingetier aus der Erde regelmässig einfangen müssen – obwohl ich vielleicht nicht weit zu gehen brauche, da sich in letzter Zeit komische kleine Springschwänze auf meinem Schreibtisch breitgemacht haben.

Ich habe diese kryptische Spezies zum ersten mal letztes Jahr beobachtet. Sie ist wegen ihrer Grösse und Farbe recht schwierig, ja nahezu unmöglich, vom dunklen Untergrund zu unterscheiden. Aber im Spätsommer sind ihre Gespinnstpuppen recht gut zu sehen. Sie werden oft an der Bodenoberfläche, direkt unter Steinen gelagert. Das veranlasst den Beobachter näher hinzusehen und die Arbeiterinnen sind dann recht gut zu erkennen.

Ich habe seit letztem Sommer dann verstärkt Ausschau nach dieser Spezies gehalten und musste feststellen, dass sie eigentlich recht häufig, wenigsten in meiner Gegend (Slowenien), vorkommt. In manchen Gegenden sogar einige Nester pro Quadratmeter. Sie wird wahrscheinlich wirklich oft übersehen.

Mich verwundert es, dass sie in einigen Foren als Ausbruchsmeister angesehen wird. Die paar Arbeiterinnen die ich mitgehen liess, und die Gyne von gestern, haben jedoch grosse Schwierigkeiten an Plastikwänden hochzuklettern, und Glassscheiben erst recht. Als ich letztes Jahr einige Arbeiterinnen mit Puppen einsammelte, kamen sie in einer Petrischale unter. Sie hatten grosse Schwierigkeiten sich überhaupt den Boden entlang zu bewegen. Ihre Tarsen blieben irgendwie nich an dem Glassboden haften. Sie traten also praktisch an der gleichen Stelle umher und eine Strecke von wenigen Millimetern zu überwinden dauerte recht lange.
K Kris
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