Hier nun die ersten 2 Tage der Rest kommt später - auch Fotos und Videos (makro und die Anlage) werde ich die nächsten Tage machen.
Den Vorabend nochmals mit mir in medias res gegangen und mich dann nach 2 Jahre langer Überlegung für eine größere schwierigere exotische Art entschieden. Welche Art war mir eigentlich nicht ganz so wichtig, bzw. ich wollte nur die Winterruhe umgehen und ein verhaltenstechnisch interessantes Volk halten. Allerdings siegte die Vernunft und zwar gegen Atta. Atta-Arten sind imho die interessantesten Ameisen. Warum muss ich hier ja nicht weiter ausführen ich denke in fast jedem A-Meisenfreund schlägt ein kleines Herz für die Pilzfarmerinnen. Trotzdem ich eigendlich Anfänger bin, muss ich zu meiner Verteidigung anführe das ich schon einige Tiere gehalten habe deren Namen die meisten in dem Forum hier nicht einmal kennen. Kenne mich also ein wenig mit "exotischen" Tieren aus, allerdings sind die Ameisen für mich absolut neu. Platz ist bei mir auch kein Problem.
Tag 1:
Morgens noch ein wenig herum gelesen, beim Kaffee schlürfen. Später auf zum Antshop und beraten lassen. Offen für alles, nur nicht für diese fürchterlichen Armeisenfarmen im Komplettpacket. Sondern dann bitte richtig.
235,-€ später, saß ich nun im Auto auf dem Weg nach hause im Gepäck:
1 Glasbecken 80x20x50 mit geschlossener Abdeckung
1 Glasbecken 30x20x20 mit geschlossener Abdeckung
Schlauch und Beckenverbinder
Boden Lehmsubstrat und ein paar Steinchen
Eine Tränke, einen Spot, Parafinöl, LCD Thermometer, Gummistopfen, Zucker-Honiglösung, einen „Naturholztunnel“(geile Wortkreation) und ein wenig Baumaterial für die Kleinen.
Und ein kleines Volk
Polyrhachis
dives - 200 Individuen (die „falsche“ Weberameise)
Auf dem Rückweg noch schell am Wegesrand einen netten Ast mitgenommen, der sah im vorbeifahren einfach 100% nach dem aus, was ich gesucht habe.
Zu hause angekommen:
Den Ofen angemacht und den neuen Ast und auch den Naturholztunnel sterilisiert. Aus dem Ast und dem Tunnel lief etwas Harz aus das nach dem Abkühlen aber nicht mehr klebte.
Alles angeschlossen und das Formicarium eingerichtet. Alles peinlichst sauber in der Hoffnung Milben nicht mit einzuschleppen, wird auf dauer wohl sowieso kommen. Dann die Kleinen auf den Balkon gestellt (11°C) alle Minuten geschaut was die Ants so machen. In der Zwischenzeit habe ich die Tränke aufgestellt und das Futter bereitgestellt. Als die Aktivitäten langsam abnahmen, habe ich den Deckel geöffnet und das Nest vorsichtig in den halben hohlen Baumstamm gesetzt. Die fast leere Transportkiste habe ich dann erstmal noch in das Formicarium gestellt, da ich die auf dem Kunststoff sitzenden Ants nicht mit roher Gewalt umsiedeln wollte.
5 Minuten: Alle noch etwas unsicher und träge aber schon unterwegs.
10 Minuten: 20 Ameisen testen hartnäckig den Parafinölstreifen – kein Chance - und selbst wenn der Deckel hält dicht.
20 Minuten: Die Futterarena wurde noch nicht gefunden allerdings trifft der Schlauch auf reges Interesse. Scheint gemütlich zu sein.
30 Minuten: Die Party im Schlauch zur Futterarena ist voll im Gange (20 Ants) und es wird sich ordentlich betastet. Andere Arbeiterinnen räumen das Netz auf und schaffen die Toten raus, wissen aber noch nicht so recht wohin damit. Nach Zählung nur 10 Leichen ob die nun den Transport nicht überlebten oder schon Tot im Nest waren weiß ich nicht tippe aber auf Letzteres.
45 Minuten: Keine merklichen Veränderungen, nur das die Schlauchparty kein Ende nimmt ob die Gastgeberin wohl eine kleine Hoheit ist.
1 Std.: Endlich die erste fleißige Arbeiterin hat die Futterarena gefunden und läuft eifrig hin und her, allerdings nicht zum Fressen und auch nicht zum Wasser.
1,5 Std.: Die 3te Arbeiterin hat die Futterarena gefunden und der Wasserspender wurde auch endeckt, es wird reichlich getrunken.
2 Std.: Die Zucker-Honig-Lösung wurde gefunden – Party Nr 2 oder die Theke wird eröffnet. Die kleinen Damen sind ganz schön gierig. Im Nestbecken herrscht ein reges Treiben. Ich vermute, dass der richtige Platz für das Neue Nest gesucht wird. Mir fällt auf, dass die Ameisen vermeiden auf dem Sand zu Laufen, ich vermute den Sand mögen sie nicht – warum auch immer.
2,5 Std.: Keine großen Veränderungen. Nur etwas mehr Aktivität und die Schlauchparty macht für mich jetzt endlich Sinn, den mittendrin, sitz die Königin (mein Gott wie poetisch). Und es sind jetzt immer ca 5-10 Arbeiterinnen in der Futterarena. Und sind total verrückt nach den Jellys.
3 Std.: Ich arme Sau muss nun wieder Arbeiten 2 kurze Kundenbesuche.
7 Std.: Auf der Rückfahrt schon überlegt was das „Volk von Dives in Neuformicaria“ alles so treibt…
Zu hause angekommen dann die Ernüchterung – was wohl – Schlafen. Ein Teil im Schlauch der Andere im Nest. Gut noch ein wenig in den Antforen gelesen und ab in die Heia.
2ter Tag:
9:30 Uhr beim Kaffe am Morgen: Großer Schreck, fast alle Ants sind im Schlauch. Chance genutzt - kleine Volkszählung (eher Schätzung) 200 Einwohner in „Neufomicaria“
Nach kurzer Überlegung war mir auch klar warum. Ein Netzteil das die Nacht über lief hat die warme Abluft an den Schlauch weitergeleitet. Klar das die Polys das Nest nun im Schlau bauen wollen, ist ja mollig warm mit 24°C in dem Gummitunnel. Kriseninterventionskaffetasse wird gefüllt, meine Gehirnzellen langsam auf Arbeit vorbereitet.
10:00 Mein 3ter Kaffe bringt mich beim beantworten von Kundenmails auf die Idee einen Taschenwärmer zu nehmen um für Wärme an
meinem Wunschort für das Nest zu sorgen.
11:00 40% der Ants sind zum Taschenwärmer, den ich von außen an die Scheibe gelehnt hatte, umgezogen. Der Trend geht wohl eindeutig zur Nestheizung. Das heiß, da ich mir vorgenommen habe, nicht mit einem Spot direkt auf das Nest zu leuchten, wird wohl eine Heizmatte her. Kurzes Telefonat mit Antstore, später hingefahren noch zwei Kleinigkeiten mehr mitgenommen und dann erstmal wieder arbeiten. An dieser Stelle: Nettes Team im Antstore – Danke – ich hoffe, die Leberwurstbrötchen haben noch geschmeckt als ich wieder weg war.
21:00 Uhr Alle Ants sind an meinem Wunschort. Der Taschenwärmer hat seine Schuldigkeit getan. Wärmematte angeschlossen, die kleine 7 Watt reicht so hoffe ich. Licht an und das Fressen ausgetauscht. Dabei habe ich festgestellt, dass das ganze Jelly aufgefressen war.
22:00 Die Wärmematte läuft und die Ants in „Neuformica“ kleben wie bescheuert an der Scheibe und genießen die Wärme. Einzelne Weibsen machen sich noch mal schnell auf zur Bar einen kleinen Schlummertrunk oder Nachtsnak zu sich nehmen, der Rest kümmert sich gemüdlich um die Larven oder putzt sich, im neuen sehr warmen Nest bei 27°C.
Alles in allem ein gelungender Anfang.
Mehr die nächsten Tage, dann gibt es auch Fotos von meiner kleinen Anlage. Rechtschreibfehler sind so nicht gewollt, allerdings könnt ihr sie gerne behalten. Ich habe genug davon.
Gruß aus Berlin
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