Polygynie...Kompliziert und doch nicht!

Hier kann alles zum Thema Ameisen diskutiert und gefragt werden.

Polygynie...Kompliziert und doch nicht!

Beitragvon barloth » 30. Mai 2016 21:45

Hallo zusammen,
mich Plagt schon seit einiger Zeit eine Frage.

Und zwar:
Polygyne Ameisen Arten, wie zb. Formica fusca oder auch Myrmica rubra, können ja mehrer Königinnen besitzten oder auch Adoptieren.
Bei "älteren" Kolonien ist dies ja meist so, aber ist dies auch möglich bei einer Neugründung zu erzielen bzw " zu erzwingen"?
Zu erzwingen, bitte nicht falsch Verstehen.

Es gibt ja neben Antstore noch so einige andere Ameisenshops im Netz, das ist uns klar, das weiss Antstore auch.
Und einige bieten von dennen Kolonien mit mehreren Königinnen an.
Da ich aber Antstore gern Treu bleiben will/möchte, kommt nun meine Frage, mit dem "erzwingen":

Ist es möglich bei Antstore z.b. 5 einzelne Formica fusca oder Myrmica rubra Königinnen zu kaufen, diese danach in 1 Reagenzglas zu geben und somit eine
Polygynie Kolonie zu erschaffen? (Neugründung)
Oder ist das völliger Quatsch und geht nur, wenn die Tiere dies von alleine wollen?

Ich habe jetzt zwar schon so einige Beiträge gelesen und durchforstet, aber so richtig schlau bin ich da nicht durch geworden.
Daher dachte ich frage einfach mal euch, was ihr dazu denkt.

Gruss
Barloth
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Re: Polygynie...Kompliziert und doch nicht!

Beitragvon Ameisenfreund » 31. Mai 2016 00:39

Hallo Barloth,

gerade bei polygynen Arten ist eine Gründung mit mehreren Königinnen möglich,
allerdings gilt natürlich, dass das klappen kann aber nicht muss!
Eine andere Methode für mehrere Königinnen in einer Kolonie ist die von Dir
angesprochene Adoption.
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Re: Polygynie...Kompliziert und doch nicht!

Beitragvon trailandstreet » 31. Mai 2016 07:53

ich hab zB drei Myrmica Gynen von einem Schwarmflug (ist eher davon auszugehen, dass es sich um EINE Art handelt, da ja oft schwer bestimmbar) zusammen gründen lassen. Das funktioniert auch.
Sie sind zwar eindeutig langsamer als die einzelne Gyne, die ich mal gründen hab lassen, aber das kann ja auch andere Gründe haben, oder eine Ausnahme sein.

Eine pleometrotische Gründung mit Lasius flavus zB hat das letzte Mal bei mir nicht funktioniert.
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Re: Polygynie...Kompliziert und doch nicht!

Beitragvon baumarkthammer » 31. Mai 2016 17:29

Das hat einige Faktoren.
Zum einen kommt es sehr stark auf die Ameisenart an und bei Formica fusca besonders auf die Königinnengröße an (bei Formica fusca gibt es verschiedene Königinnen, von der normalen großen Königin bis hin zu kleinen Microgynen und es kommt auch zu Pseudogynen, darauf will ich hier aber nicht weiter eingehen, da es nicht ganz zum Thema passt).
Versucht man große Formica fusca Königinnen mit der kleineren Ausgabe gründen zu lassen, so gelingt das nicht. Auch eine Adoption in der Haltung meiner Erfahrung nach nicht.
Bei Myrmica rubra ist es nochmal anders, da habe ich es noch nie erlebt, dass Königinnen nicht adoptiert werden oder polygyne Kolonien Probleme bei der Gründung haben. Ich denke es wird eine Grenze nach oben geben, darüber kann ich aber nichts sagen.

Bei einigen anderen Ameisenarten ist es sehr abhängig von der gegebenen Population.
Etwa bei Lasius flavus habe ich schon große Kolonien mit mehreren Königinnen gesehen, welche lange zusammengelebt haben. In meiner Umgebung klappt dies etwa nicht, die Königinnen verhalten sich wie etwa bei Lasius niger und nach den ersten Arbeiterinnen sterben alle bis auf eine.
Das ist aber auch bei Pheidole pallidula, Plagiolepis pygmaea und Solenopsis fugax sehr ähnlich um einige andere Beispiele zu nennen. Wobei es bei Plagiolepis wohl am stärksten ausgeprägt ist. Kolonien können mehrere dutzend Königinnen haben, es gibt aber auch Populationen in denen die Kolonien monogyn zu sein scheinen.
Es kann aber auch vorkommen, dass sich mehrere Königinnen von eigentlich streng monogynen Ameisenarten lange tolerieren. Ich habe hier irgendwo mal ein Foto hochgeladen von einer Camponotus lateralis Kolonie, welche 3 Königinnen hatte, obwohl die "Gründungszeit" schon länger vorbei war. Das einzige mal dass ich sowas gesehen habe, normalerweise gründen die Königinnen auch alleine.
Ameisenarten sind da sehr häufig nicht so pingelig wie wir häufig denken.

Bei den Gattungen die Du angesprochen hast, sehe ich aber wenig Probleme. Sowohl Formica fusca als auch Myrmica rubra bilden im Freien große Kolonien mit teils sehr vielen Königinnen. Bei anderen Arten muss man stark differenzieren.

Gruß,
Kaj
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Re: Polygynie...Kompliziert und doch nicht!

Beitragvon barloth » 31. Mai 2016 20:18

Danke schön für eure Antworten :D

Hatte auch die Vermutung das es bei den beiden Arten nicht "so kompliziert" ist.

Was denkt ihr, von der Idee von mir?
Bei Antstore z.B. 5 Gynen von Formica fusca oder Myrmica rubra zu kaufen und sie
danach einfach in ein Reagenzglas zu geben, um sie so zu "zwingen", gemeinsam
zu Gründen und 1 Kolonie zu werden (durch Neugründung)

mfg
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Re: Polygynie...Kompliziert und doch nicht!

Beitragvon trailandstreet » 31. Mai 2016 20:54

Müsste schon gehen, wobei sie zumindest noch keine Arbeiterinnen haben sollten.

Manchmal muss man aber auch sagen, funktionieren Dinge in der Haltung, die sonst nicht vorkommen, oder umgekehrt.
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Re: Polygynie...Kompliziert und doch nicht!

Beitragvon Rottweiler » 31. Mai 2016 22:07

Die Idee ist nicht schlecht, versuch macht klug und wenn eine oder zwei draufgehen hast du immer noch 3 oder 4 übrig.

Im besten Fall überleben alle und gründen zusammen und du hast ne Formica fusca Kolonie mit 10-20 tausend Arbeiterinnen oder eine Myrmica rubra Kolonie mit 100-200 tausend Arbeiterinnen.

Egal was du machst, die Überlebenden werden sehr viel hunger mitbringen.
Denk drann das du ihn stillen musst.

Lg Rotti

Ps: Und ein Bericht ist natürlich Pflicht, weil wir gespannt auf das Ergebnis und den Weg dahin warten.....
Rottweiler
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Re: Polygynie...Kompliziert und doch nicht!

Beitragvon trailandstreet » 1. Jun 2016 09:12

Ich hab zwar jetzt keine Zahlen, aber ich stell mal die Vermutung an, dass mehr semiclaustral gründende Arten polygyn sind, bzw auch in Pleometrose gründen, als claustral gründende. Die Ausfallrate ist einfach höher, wenn man dauernd Futter suchen muss. Da spielt das schon eine Rolle, ob noch mindestens eine Gyne überlebt, bis die erste(n) Arbeiterin da ist.

manchmal finde ich größere Völker schon fast leichter zu füttern, als kleine. ich doktore schon seit Wochen an meiner Lasius flavus Gründerkolo mit einem Nadelfläschchen Honig herum, während ich meine Formica cunicularia so ziemlich alles rein werfen kann, was irgendwo rumläuft oder fliegt.

Abgesehen davon, wenn sie wirklich groß werden, die größeren Portionen Hunde- oder Katzenfutter sind sowieso nur unmerklich teuerer als die kleinen, bei doppeltem Inhalt.
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Re: Polygynie...Kompliziert und doch nicht!

Beitragvon baumarkthammer » 1. Jun 2016 14:51

Hallo,

bei dem Plan wäre ich doch sehr vorsichtig.
Haben Gynen noch keine Eier gelegt und werden kurz nach dem Schwärmen gesammelt, dann kann man auch streng monogyne Ameisen zusammensetzen etwa Camponotus ligniperdus und Lasius niger vertragen sich zu dem Zeitpunkt auch noch (einziges Gegenbeispiel das mir gerade einfällt wäre Crematogaster scutellaris, die kämpfen auch dann). Wenn aber erstmal Eier vorhanden sind und die Königinnen schon mit der Gründung begonnen haben, dann verändert sich das Verhalten massiv. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dann noch andere Königinnen angenommen werden, muss aber zugeben, dass ich es noch nicht probiert habe.
In diesem Fall kann ich es mir etwa bei Formica fusca nicht vorstellen.

Bei Myrmica rubra kann ich es mir dann schon eher vorstellen.

Du kannst aber mal bei Antstore anfragen ob nicht einfach eine Kolonie mit mehreren Königinnen geliefert werden kann. Antstore bemüht sich immer alle Kundenwünsche zu erfüllen, dann bekommst du auch eine Kolonie, bei der die Königinnen sicher zusammen leben können.

Gruß,
Kaj.
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