„Doch, bei dieser Art ist es etwas speziell da man sowohl Arbeiter, Soldaten wie auch Königinnen hinzuschleusen kann.“
So etwas gibt es tatsächlich, nämlich bei so genannten „unikolonialen“ Arten, etwa der Pharaoameise oder der Argentinischen Ameise (Linepithema humile).
Die in den Foren beschriebenen Beobachtungen könnten aber eine andere Grundlage haben, und bevor über „Ameisenhaltung“ oder Wikipedia usw. eine grundfalsche Information zur Koloniestruktur von Pheidologeton diversus verbreitet wird, hätte ich gerne Aufklärung dazu, die der Antstore problemlos liefern kann.
Sämtliche Beobachtungen ließen sich nämlich zwanglos auch folgendermaßen erklären: Der Antstore Boppard hat eine (oder zwei oder drei) sehr große, stark polygyne Kolonien von Pheidologeton eingeführt. Aus dieser (diesen) Kolonie(n) wurden die jeweils bestellten Kolonien mit 1 oder 2 Königinnen, wenigen Arbeiterinnen, 1-2 Soldaten und Brut abgezweigt und versandt.
Eine später nachgelieferte Königin oder Arbeiterinnen und Brut aus der „Stammkolonie“ würden mit den Tochterkolonien beim Halter dann natürlich problemlos „wiedervereinigt“.
Mehrere Halter haben sich gewundert, dass ihre noch kleinen Kolonien bereits 1 oder 2 Soldaten umfassten, was bei jungen Kolonien unwahrscheinlich ist. Bei künstlich aus dem Inhalt einer großen Stammkolonie zusammengestellten Kleinvölkern wäre das leicht erklärt.
Ein Halter berichtete jüngst von der Aufzucht (weniger) Geschlechtstierpuppen in einer vier Monate zuvor gekauften, relativ kleinen Kolonie.
Das wäre bei einer noch jungen Kolonie höchst ungewöhnlich. Es besteht aber die Möglichkeit, dass in der großen „Stammkolonie“ bereits kleine Larven zur Entwicklung als Geschlechtstiere „prädestiniert“ oder „determiniert“ waren, und dass sie auch in einem kleinen Teilvolk diese Entwicklung bei guter Pflege zu Ende führen.
– Für Pheidologeton sind die Entwicklungszeiten und der Zeitpunkt für die Kastendetermination unbekannt. Bei anderen Arten, z.B. Myrmecina graminicola, erfolgt die Kastendetermination sehr früh, bei einer Larvalentwicklungszeit von ca. 1 Jahr. So erhielt ich auch in Jungkolonien, die neu mit im Labor begatteten Königinnen gegründet wurden, bereits nach deren erster Überwinterung Jungköniginnen, nämlich aus einigen der Gründerkönigin beigefügten jungen Larven aus großen Stammnestern.
Schließlich werden bei Antstore Boppard jetzt keine „Kolonien“ von Pheidologeton mehr angeboten, sondern nur „Königinnen“ mit ein paar Arbeiterinnen.
Ich habe selbst auf Java (wo die Pheidologeton wohl herkommen) die riesigen Kolonien gesehen, aber keine kleinen, neu gegründeten Völker, geschweige denn einzelne begattete Jungköniginnen.
Ich stelle daher ganz konkret die Frage: Sind die von Antstore Boppard seit (ungefähr) Sommer letzten Jahres verkauften Pheidologeton-Völker und Königinnen einzeln im Freiland eingesammelt worden, oder wurden sie aus einer bzw. wenigen großen Kolonie(n) als künstliche Ableger gewonnen?
Für eine offene Beantwortung wäre ich sehr dankbar, besonders mit Blick darauf, dass man eine vielleicht entstehende wissenschaftliche Falschaussage jetzt noch im Keim ersticken könnte.
Mit besten Empfehlungen,
Earlant