Vielen Dank für diese Informationen. Damit ist meine Frage beantwortet:
Große polygyne Kolonien wurden auch aufgeteilt, da man sie nicht in einem Behälter transportieren kann.
Das erklärt die Anwesenheit von Soldaten auch in den von Ihnen verkauften kleinen Kolonien. Und es erklärt, dass Königinnen und Arbeiterinnen vielfach problemlos zugesetzt werden konnten, auf jeden Fall so lange sie aus derselben großen Kolonie stammten. Bei Arten mit Superkolonien (Waldameisen, Myrmica rubra und anderen) geht das oft sogar zwischen weit getrennten, separaten Kolonieverbänden, wenngleich nicht immer. Auch die invasive Linepithema humile an den Mittelmeerküsten ist ein gutes Beispiel: Da handelt es sich um eine riesig Einheit, innerhalb derer jede Kombination möglich ist, aber zu einer zweiten, ebenfalls großen Einheit, die innerhalb des Areals der ersten eigene, separate Populationen bildet, herrscht „Feindschaft“. Ausgetestet wurde dies durch alle möglichen Konfrontationen von Ameisen aus 33 jeweils über ca. 5 km getrennten Sammelorten (eine riesige Anzahl von Tests!). Ich hatte darüber berichtet: “Ameisen-Superkolonie beherrscht Europa”. Ameisenschutz aktuell 17, 44-46, 2003.
Wenn es dem wissenschaftlichem Interesse dienlich ist, könnte ich gezielt Kolonien aus verschiedenen, weiter entfernten Verbreitungsgebieten besorgen lassen und damit erneut eine Fusion dieser Populationen hier in Deutschland zu tätigen.
Vielen Dank für das Angebot, aber so etwas kann nur an Ort und Stelle untersucht werden (vgl. unsere Untersuchungen an Polyrhachis lama in Java. Bezüglich ihrer Parasitierungs-Strategie fiel bei mir der Groschen sogar erst während der Arbeiten an P. loweryi in Australien).
Bei Pheidologeton reichen ein paar Tests im Labor nicht aus (siehe das Beispiel Linepithema). Weiterhin wissen Sie ja, dass ich die Einfuhr und Verteilung ausländischer Ameisen in Europa aus verschiedenen Gründen mit sehr großer Besorgnis beobachte. Da möchte ich natürlich nicht gerade, dass diese Aktivität auch noch auf meine Veranlassung hin gesteigert wird. (Am Rande: Im Ameisenwiki baue ich zurzeit einige Artikel über Ekto- und Endparasiten von Ameisen ein. Dies als Hinweis für Leute, die keinerlei Vorstellung davon haben, was es da alles gibt und wie es aussieht, und die nicht in wissenschaftliche Zeitschriften sehen mögen).
Trotzdem, dass Pheidologeton zu den Treiberameisen (Army ants) gerechnet wird, ist sie zu einem großen Teil auch Ernteameise
Gehört eigentlich hier nicht dazu, aber um die weitere Ausbreitung einer Fehlmeinung zu begrenzen: Die wissenschaftlich korrekte Aussage ist, dass sich bei Pheidologeton einige Verhaltensmuster finden lassen, die auch zum Verhaltenskomplex der Heeres- oder Treiberameisen gehören. Andere sehr wesentliche Eigenschaften aus diesem Komplex allerdings fehlen (dichthadiigyne Königinnen, Monogynie, die spezielle Form der Koloniegründung, der zyklische Wechsel des Nistplatzes, rhythmische Brutaufzucht, usw.). Pheidologeton zu den Army ants zu rechnen entspricht somit nicht dem Stand der Wissenschaft.
Nochmals vielen Dank und beste Empfehlungen,
Earlant