NoMa's Odontomachus spec.

Informationen, Haltungsberichte und Fotobeiträge - Diskussion und Fragen

NoMa's Odontomachus spec.

Beitragvon NoMa » 29. Apr 2008 23:33

Hallo allerseits,

seit kurzem bin ich stolzer Besitzer einer Odontomachus spec. Kolonie. Diese habe ich relativ spontan von einem privaten Halter erworben. Ich hatte bereits vor der Kaufentscheidung ein tropisch eingerichtetes 40x30-Becken rumstehen, was ich eigentlich meiner Polyrhachis dives Kolonie als Erweiterung anbieten wollte. Da diese aber noch längst keinen Platzmangel hat und das Becken nicht so recht angenommen wurde als ich es für ein paar Tage angeschlossen hatte, habe ich mich entschieden es anderweitig zu nutzen.

Das Becken (siehe Bilder) hat als Substrat ausschließlich Terrarien-Humus. Die Temperatur ist tagsüber auf knapp 25 °C und sinkt nachts auf ca. 20 °C ab. Geheizt wird mit einer Halogen-Schreibtischlampe die man Wahlweise auf 35 und 50 W stellen kann. Ich betreibe sie im Moment mit 35 W.
Ich verwende den offenen Deckel von Antstore und habe über der Öffnung eine 30x20 Plexiglasscheibe liegen. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 70 bis 75 % wenn der Deckel geschlossen ist. Man kann sie theoretisch regeln indem man die Plexiglasplatte verschiebt, so dass sich ein Luftspalt variabler Größe bildet.

Prinzipiell ist ein Ausbruchsschutz nicht notwendig, da diese Art keine Scheiben erklimmen kann. Dennoch bevorzuge ich es das Becken möglichst geschlossen zu halten, denn die Ameisen können mittels ihrer Mandibeln springen. Ich konnte dieses Verhalten allerdings noch nicht beobachten.

Ein Nest wie z.B. einen Ytong-Stein habe ich nicht vorgesehen. Ich neige eher zu natürlichen Varianten und verzichte dafür auch gerne auf einen Einblick ins Nestinnere. Gerade das Nestbauverhalten der verschiedenen Arten ist meiner Meinung nach interessant zu beobachten. Ich hoffe sie bauen unter bzw. in einer der Wurzeln ein Nest, so dass ich das Reagenzglas möglichst bald entfernen kann.



=== Tag 1 === (2008-04-22)

Die Kolonie kam heute gut verpackt mit Heatpack an und besteht im Moment aus ca. 15 Tieren und etwas Brut. Es gab keine Transportopfer.

Gegen 2100 Uhr habe ich das (mit Alufolie verdunkelte) Reagenzglas ins Becken gelegt und den Stopfen entfernt. Nach ca. 10 Minuten kam die erste Arbeiterin heraus, drehte eine kleine Runde und holte Verstärkung. Nach kurzer Zeit waren ca. 8 Arbeiterinnen am Erkunden der neuen Umgebung.

Ich habe ihnen einen Napf mit 3 verschiedenen Honig/Zucker-Lösungen sowie braunem Kandis angeboten. Der Kandis wurde angenommen und 2 Lösungen wurden mit Humus bedeckt, es wurde aber auch davon gefressen. Es scheint aber als habe diese Art auch Probleme mit der glatten Oberfläche des Futternapfes, so dass ich diese wohl demnächst mit Sandpapier aufrauen werde.

Proteintechnisch habe ich optimistisch eine Teboraupe angeboten, die natürlich sehr groß im Vergleich zu den Ameisen ist. Diese wurde schnell entdeckt und von bis zu 5 Arbeiterinnen gleichzeitig attackiert - jedoch relativ erfolglos, so dass die Ameisen nach etwa 15 Minuten von ihr abließen. Man konnte gut beobachten wie sich die Ameisen bis auf Antennereichweite annähern, um dann zuzuschnappen. Dabei sieht man das zuschnappen nicht, sondern kann eigentlich nur feststellen, dass die Kiefer eben noch offen waren. Nach dem Zuschnappen, weichen die Ameisen sofort zurück um sich dann wieder anzunähern. Im Gegensatz zu manchen Beschreibungen konnte ich das Zuschnappen der Mandibeln nicht hören.

Ich habe gelesen, dass Odontomachus einen Giftstachel haben, konnte jedoch nicht beobachten, dass sie diesen im Kampf einsetzen.

Ebenso las ich von einem Panik-Verhalten bei dem die Ameisen bei Störung wild umher springen (mittels Mandibeln) um dann zuzustechen wenn sie auf dem Störenfried landen. Entsprechend hatte ich schon arge Bedenken, ob ich jemals wieder meine Hand in das Formicarium stecken kann und habe schon mit so einer 30-cm-Pinzette aus der Terraristik-Abteilung im Zooladen geliebäugelt. Zum Glück scheinen sich die Ameisen nicht so leicht aus der Ruhe bringen zu lassen, so dass ich auf diese Anschaffung wohl verzichten kann.

Die Teboraupe habe ich nach einer Weile wieder entfernt, da diese im Begriff war, sich einzugraben. Als Ersatz gab es eine abgebrühte Fliegenmade, die erst vor das Nest geschleppt wurde und dann drinnen verschwand.

Währenddessen waren die Ameisen schon eifrig dabei den Eingang mit Humus zu verschließen. Erstaunt hat mich dabei, dass die Ameisen aus allen möglich Ecken des Formicariums Humus herbeigeholt haben, obwohl ja der ganze Boden daraus besteht, es also überflüssig ist ein Stückchen aus der hintersten Ecke zu holen.

Interessant ist auch das handwerkliche Geschickt, dass die Ameisen beim bauen zeigen. Die Ameisen benutzen ihren sehr beweglichen Kopf um die Humusstückchen in die bereits bestehende Anhäufung einzuarbeiten. Dabei drehen sie den Kopf nach links und rechts und drücken das Bauteil dabei nach vorne.

=== Tag 2 === (2008-04-23)

Zu meinem Erstaunen hat sich vor dem Reagenzglas ein recht ansehnlicher Hügel aus Humus gebildet, der von der Spitze einen Gang zum Reagenzglas beinhaltet. Das ist deutlich mehr, als zum Verschließen des Eingangs nötig wäre. Möglicherweise erweitern sie ihr Reagenzglasnest auf diese Weise.

Parallel zu dieser Baustelle entsteht in einem Loch in einem Stück Wurzelholz ein Humuswall, dort könnte ebenfalls ein Nest gebaut werden. Vielleicht gibt es bald einen Umzug und das Reagenzglas kann verschwinden.

Die Fliegenmade von gestern lag heute (nunmehr schwarz) vor dem Nest. Fragt sich, ob sie davon gefressen haben oder nicht.

Später habe ich noch eine Made gereicht, die spurlos verschwand.

Am Ende des Tages ist der Haufen vor dem Reagenzglas schon deutlich gewachsen und hat 2 Eingänge.

Ein abgebrühtes Heimchen mittlerer Größe wird mit Interesse beäugt und von 4 Arbeiterinnen Richtung Eingangshügel gezerrt.

=== Tag 3 === (2008-04-24)

Der Hügel wächst weiter. Zusätzlich wurde das Loch in der Wurzel vollständig verschlossen. Es scheint auch als entstünden noch anderenorts Gänge im Boden.

Es handelt sich wirklich um eine sehr agile und schön zu beobachtende Art.

Das Heimchen von gestern Abend wurde scheinbar nur seiner Beine entledigt und dann wieder ein Stück weit vom Nest entfernt liegen gelassen. Ich frage mich ob diese Art einen Abfallhaufen anlegt oder nicht.

...

Das Heimchen wurde in den Bau gezogen. Der Haufen wächst weiter, ein Gang dahinter im Boden (ohne Verbindung zum Nest) ist deutlich erkennbar.

...

Eine Wachsmottenlarve wurde heftig attackiert, so dass an den Stellen, wo die Mandibel zugeschnappt haben, Flüssigkeit austrat. Nach einer Weile ließen sie ab um später wieder anzugreifen bzw. von den Wunden zu trinken. Die Made wurde später in Nestnähe gebracht wo sie nun liegt.

Die leere Hülle vom Heimchen wurde neben das Nest gelegt.

Es wird weiter fleißig gebaut, auch nach der Nachtabsenkung der Temperatur.

=== Tag 4 === (2008-04-25)

Ich sollte langsam mal Bilder sortieren und den Bericht posten...

Den Futternapf mit den verschiedenen Honig/Zucker-Lösungen habe ich entfernt, da er teilweise schon in dem immer größer werdenden Haufen vor dem Reagenzglas verbaut war. Dies gelang ohne Schäden am Bau - doch klafft jetzt eine Lücke in der Basis des Hügels. Ich bin aber zuversichtlich, dass diese bald geschlossen wird.

Kurz bevor ich ins Wochenende fuhr habe ich noch 3 Heimchen im Nest verteilt.


=== Tag 5/6 === (2008-04-26/27)

Ich war am Wochenende weg, die Ameisen waren also auf sich gestellt.


=== Tag 7 === (2008-04-28 )

So, die Ameisen scheinen das Wochenende gut überstanden zu haben. Die Reste der 3 Heimchen habe ich verteilt an den Rändern des Beckens gefunden. Sie scheinen also keinen Abfallhaufen anzulegen, aber versuchen den Müll so weit wie möglich vom Nest zu entfernen.

Der Hügel vor dem Reagenzglas ist auch weiter gewachsen und die Löcher in der Wurzel sind vollständig mit Humus verschlossen. Ich bin mir nicht mehr sicher wo sie momentan hausen.

Doch ein Problem bahnt sich an: Schimmel. Dazu werde ich eine hoffentlich brauchbare Möglichkeit der Bekämpfung und hoffentlich Vorbeugung ausprobieren: Chinosol. Siehe dazu:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?p=74114

Ich hoffe die Ameisen sind noch nicht umgezogen, so dass ich die eine Wurzel auch noch behandeln kann. Es macht aber den Anschein, als wäre dort eine bewohnte Nesterweiterung unter und in der Wurzel.


=== Tag 8 === (2008-04-29)

Bisher war bei angezeigten 70 % Luftfeuchtigkeit öfters starke Kondenswasserbildung zu beobachten. In der Nacht steigt die Luftfeuchtigkeit auch auf etwas über 80 %, da die Temperatur absinkt. Das Problem scheint vorerst gelöst indem ich einen Luftspalt im Deckel von ca. 1-2 cm Breite lasse. Das wirkt sich laut Anzeige fast gar nicht auf die Luftfeuchtigkeit aus, die Scheiben sind aber frei.


Die Ameisen scheinen jetzt auch auf dem Berg in der hinteren rechten Ecke zu bauen. Aber insgesamt hat die Außenaktivität ein wenig abgenommen, meist scheinen 2 außerhalb des Nestes (wo auch immer das ist) tätig zu sein. Als Nesteingang wird die Öffnung in dem Haufen vor dem Reagenzglas benutzt. Der Bau dieses Haufens scheint erstmal abgeschlossen.

Nachdem ich einige Tage keine Honig/Zucker-Lösung anbot habe ich einen Futternapf (den ich mit Sandpapier aufgeraut habe) mit Ahornsirup in das Becken gestellt. Dieser wurde aber bisher ignoriert. Ich bin mir aber auch nicht sicher ob er überhaupt entdeckt wurde, da die Ameisen immer daran vorbei laufen, wenn ich beobachte.

==============================

Soweit hatte ich den Bericht jetzt schon geschrieben und wollte ihn jetzt auch langsam mal posten. Die Bilder folgen in kürze.

Sollte mir die Zeit nicht ausgehen werde ich den Bericht ähnlich detailliert fortführen, da es zu dieser Art nur wenig Informationen in Form von Haltungsberichten gibt.

Einen Diskussionsthread habe ich hier eröffnet:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?p=74318
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Bilder

Beitragvon NoMa » 29. Apr 2008 23:48

Hier die versprochenen Bilder (alle von Tag 1 und Tag 2).

Es sei angemerkt, dass es wirklich schwer ist Makros von den Tieren zu machen, also zumindest unter den Lichtverhältnissen mit denen ich Vorlieb nehmen musste. Daher gibt es so wenig Bilder von den Ameisen selbst bzw. umso mehr vom Formicarium. :wink:
Dateianhänge
01.jpg
Das Formicarium als Gesamtansicht von vorne inkl. Beleuchtung. (Der Deckel ist nicht zu sehen. :wink:)
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Die Draufsicht.
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So kamen sie an.
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Alles bereit zum entfernen des Verschlusses vom Reagenzglas.
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Nach einem Tag - zu erkennen ist der Haufen vor dem Reagenzglas.
06.jpg
Hier nochmal schräg von der Seite - man erkennt den Eingang.
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Es ist erkennbar, dass das Loch in der Wurzel schon zum Teil verschlossen ist.
08.jpg
Hier mal ein halbwegs gewordenes Makro. Die Ameise transportiert gerade Erdreste aus dem Reagenzglas, die offenbar noch aus dem Formicarium des Vorbesitzers stammen.
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Beitragvon NoMa » 30. Apr 2008 00:06

Hier noch eins was wegen der max. Attachmentzahl nicht mehr passte.
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09.jpg
Hier ist nochmal der Eingangshügel - nur diesmal von der Seite damit man die Größe einschätzen kann. Man kann auch 3 Ameisen auf dem Bild finden.
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Beitragvon NoMa » 30. Apr 2008 19:27

=== Tag 9 === (2008-04-30)

Heute habe ich die Wurzeln wegen Schimmel entfernt. Es war noch nicht viel, aber ich wollte nicht warten bis alles vergammelt ist. Vorher habe ich nochmal Bilder gemacht (siehe unten).

Die Wurzel vorne links war zum Glück noch nicht bewohnt, wohl aber untertunnelt. Dort fanden sich dann auch 2 Larven. Ich hoffe ich habe nicht - trotz gründlicher Kontrolle der Wurzel - Eier oder kleinere Larven entfernt.

Die Ameisen waren natürlich etwas aufgebracht, aber umhergesprungen sind sie nicht. Ich konnte aber mittlerweile die Hörbarkeit der Mandibeln beobachten als sie an einem kleinen Heimchen zuschnappten.

Glücklicher Weise haben die Ameisen ja nicht nur dieses Nest, sondern mindestens noch das Reagenzglas + Eingangshügel, sowie eines auf dem Hügel in der hinteren rechten Ecke des Formicariums - wie ich vermute.

Ich werde jetzt erstmal die Wurzeln gründliche reinigen und dann mit Chinosol behandeln. In ein paar Tagen und möglicherweise nach ein paar Tests werde ich sie dann wieder einbauen.

Hier kann nach wie vor diskutiert werden:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?p=74318
Dateianhänge
11.jpg
Der Eingangshügel in seiner aktuellen Form. Ein Vergleich mit der früheren Aufnahme lohnt sich. Dabei vergleicht man die Höhe am besten an der Oberkante des Reagenzglases da der Bildausschnitt nicht ganz der selbe ist.
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Die verschlossene Wurzel. Genaugenommen hat sich heraus gestellt, dass sie nicht verschlossen, sondern gefüllt wurde.
13.jpg
Draufsicht ohne Wurzeln.
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Der Teil auf dem vorher die Wurzel stand, man sieht eine Larve rechts unter der Palme.
15.jpg
Die Larve.
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Die Larve und eine Arbeiterin.
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Nochmal die Larve, die irgendwie eine verrückte Oberfläche hat.
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Zu guter letzt nochmal eine Ameise. Man kann gut die Sensor-Haare erkennen, die für das Auslösen der Mandibeln zuständig sind.
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Beitragvon NoMa » 7. Mai 2008 23:35

So, ab jetzt dokumentiere ich nicht mehr jeden einzelnen Tag, sondern erwähne nur noch diejenigen, an denen ich interessante Beobachtungen gemacht habe.

Unten gibt es mal wieder ein paar Bilder mit Kommentar.

=== Tag 10 === (2008-04-30)

Es ist interessant zu beobachten wie die Arbeiterinnen ihre Beute ins Nest schleppen. Es gelingt schon bei mittelgroßen Heimchen nicht mehr sie vorwärts in den Nesteingang zu befördern. Statt es ewig zu probieren und aufzugeben legen sie das jeweilige Futtertier vor den Nesteingang (weniger als eine Körperlänge entfernt). Daraufhin verschwinden sie im Nest um dann vorwärts wieder heraus zu kommen, die Beute zu packen und sie Rückwärts ins Nest zu ziehen.

Ein kleiner Rückschlag: ich habe eine tote Larven gefunden. Vermutlich lag diese noch irgendwo in dem freigelegten Wurzelnest, so dass die Ameisen diese erst zu spät gefunden haben.

=== Tag 15 === (2008-05-05)

Heute habe ich die, mit Chinosol gegen Schimmel behandelten, Wurzeln wieder in das Becken integriert. Bisher scheint es keine negativen Auswirkungen zu geben. Bleibt abzuwarten ob sich wieder Schimmel bildet.

Desweiteren habe ich Fruchtfliegen (klein, mit verkümmerten Flügeln) gekauft um diese lebend zu verfüttern und endlich mal Zeuge des Jagverhaltens der Ameisen zu werden - und ich muss sagen: das hat sich wirklich gelohnt. Es dauert nicht sehr lange und die Fliegen werden entdeckt. Auch wenn nur wenige Exemplare unterwegs sind. Sobald eine Antenne einer Arbeiterin die Fruchtfliege berührt hat springt diese weg und die Ameise rennt hinterher um sie mit Ihren Kiefern zu erwischen. Das gelingt ihr meist nach 2 bis 3 Sprüngen der Fliege. Ich bin davon überzeugt, dass die Fliegen auch optisch wahrgenommen werden, wenn diese sich bewegen.

Die Beute wird in das Nest in dem Hügel in der rechten hinteren Ecken geschafft. Ich vermute daher, dass dort die Brut gelagert wird. Ich werde demnächst versuchen, das Reagenzglas zu entfernen. Im Moment scheint es aber immernoch nicht komplett verlassen zu sein.

=== Tag 17 === (2008-05-07)

Soho, das Reagenzglas ist entfernt - es war verlassen. Die Fütterung mit Fruchtfliegen bewährt sich. Ich konnte beobachten wie die eine Arbeiterin eine Runde durch das Becken drehte, dabei eine Fruchtfliege wahrnahm, sie erst zur Strecke und dann ins Nest brachte - und das obwohl ich am Nachmittag des Vortages zuletzt einige Fliegen in das Becken entließ - von denen nicht mehr viele (~3) übrig waren.
Ich werde die Fütterung also vorerst komplett auf lebende Fruchtfliegen umstellen und alle paar Tage eine größere Menge (~15-20) ins Becken hüpfen lassen. Die Heimchen aus dem Zooladen sind lebend zu groß und werden auch nicht annähernd vollständig verwertet, so dass man immer die Rest suchen darf. Bei anderen Futtertieren verhält es sich ähnlich. Möglicherweise bestelle ich auch mal sehr kleine Heimchen bzw. Kurzflügelgrillen im Netz. Mal sehen wie lange eine Dose Fruchfliegen reicht.

Was die Schimmelbekämpfung angeht, so gibt es bisher keinerlei Negativfolgen vom Chinosol zu beobachten. Schimmel hat sich auch noch kein neuer gebildet, aber dafür wäre es auch noch ein wenig früh.
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21.jpg
Die Wurzeln sind wieder drin.
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Mal der offene Deckel mit der Plexiglasscheibe - um das Vorstellungsvermögen zu entlasten. ;)
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Reagenzglas nach Entfernen des Lichtschutzes, es war bereits verlassen.
24.jpg
Nochmal das Reagenzglas, man erkennt, dass ziemlich viel Substrat eingetragen wurde.
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Das Loch wo vorher das Reagenzglas im Eingangshügel steckte. Unten vor dem Reagenzglas war eine kleine Höhle und nach oben gingen zwei Gänge aus dem Hügel. Den Hügel lasse ich so wie er ist stehen.
26.jpg
Das aktuelle Nest, bzw. die Obfläche darüber. Man erkennt am trockenen Substrat, welches ich bereits einmal in ähnlicher Menge vom Farn entfernt hatte, die rege Bautätigkeit.
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Nochmal von der Frontseite.
28.jpg
Eine kleine Fruchtfliege mit verkümmerten Flügeln. Noch freut sie sich ihres Lebens... noch.
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Beitragvon NoMa » 13. Mai 2008 21:04

Zeit für ein Update.

=== Tag 22 === (2008-05-12)

Als ich aus dem Wochenende kam musste ich feststellen, dass die Ameisen wohl Ausbruchspläne haben. Ich kann mir jedenfalls nicht erklären wie der Humus an die Scheibe kommt - außer indem die Ameisen versucht haben die Scheibe begehbar zu machen. (siehe Bild)

Ansonsten bin ich angewidert von der Fruchtfliegen-Dose. Neu gekauft hat sie eigentlich kaum gerochen, aber ich habe sie in eine Tüte gemacht übers Wochenende - was dazu führte, dass die unter den Deckel geklemmte Stoffschicht feucht wurde und die Maden es wohl irgendwie geschafft haben da durch zu kriechen. Daher war die Dose auch von außen besetzt mit verpuppten Fruchtfliegenmaden. Innen war die Wand der Dose voll mit toten Fruchtfliegen die wohl Opfer von Kondenswasser wurden.
Jetzt verbreitet die Dose einen wirklich abartigen Geruch, so dass ich sie erstmal aufs Fensterbrett verbannt habe. Ich überlege echt ne neue Dose zu kaufen.

=========

Jetzt kommt ein echtes Highlight was diesen Bericht angeht. Nachdem ich so viele Bilder mit so wenigen Ameisen gepostet habe kommen nun Videos von den Odontomachus auf der Jagd nach Fruchtfliegen:

Video 1:
Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar (15 s; 17,2 MB)

Video 2:
Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar (14 s; 15,9 MB)

Video 3:
Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar (20 s; 23 MB)

Video 4:
Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar (19 s; 21,4 MB)

Achtet beim letzten Bild mal auf den Hinterleib. Hier kann man erkennen wie die Arbeiterin Ihren Stachel zum Einsatz bringt.

Ich empfehle die Videos auf 200% Größe anzuschauen und bitte um Nachsicht für die nicht immer scharfe fokussierung. Aber es ist schwierig mit einer (Foto-)Kamera die nicht nachfokussiert und der geringen Tiefenschärfe durch die Makrooptik bessere Ergebnisse zu erzielen.

Zu guter letzt nochmal ein Hinweis auf den Diskussionsthread, der zu meinem Bedauern wenig genutzt wird:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?p=74318
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31.jpg
Diese cleveren kleinen Tierchen..
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Beitragvon NoMa » 2. Jun 2008 23:46

Hallo allerseits,

es ist mal wieder Zeit für ein Update.

Zunächst eine traurige Nachricht: eine Arbeiterin ist tot. Sie lag im Zuckerwasser, welches schon recht dickflüssig war. Als ich sie fand habe natürlich sofort versucht sie mit handwarmem Wasser zu reinigen und sie auf ein Küchentuch zu legen. Bei manchen Arten funktioniert das ja manchmal wenn sie noch nicht lange rum liegen. Es war jedoch vergebens. Ich vermute, dass sie eines natürlichen Todes gestorben ist und im Zuckerwasser abgelegt wurde. Es scheint ameisentypisch zu sein den Müll entweder so weit wie möglich vom Nest weg zu bringen, oder ihn in eine Flüssigkeit zu legen. Das ist das selbe Verhalten wie ich es bei Polyrhachis dives beobachten konnte. Ich habe die tote Ameise, nachdem ich den Napf entfernt hatte, nochmal ins Becken gelegt in der Hoffnung, dass die anderen Arbeiter sie vielleicht reinigen und sie doch wieder zu sich kommt. Sie trugen sie aber eine Weile herum und versuchten sie möglichst weit vom Nest weg zu bringen. Ich vermute mal in einem 30x40 Becken ist die erreichbare Entfernung zum Nest grenzwertig, wenn nicht gar zu gering. Aber sie legen den Müll nach einer Weile an der Scheibe ab, ohne einen Abfallhaufen zu bilden. Sie laufen sich also nicht tot, wie es z.B. schon für Polyrhachis dives berichtet wurde.

Diese traurige Ereignis bot aber nun auch die Chance Fotos von der toten Arbeiterin zu machen, wie es von einer lebenden nur schwer möglich ist. Ich hoffe mit diesen Bildern, und einem Bestimmungsschlüssel, den ich hier im Forum gefunden habe, ist eine Bestimmung der genauen Art möglich.

Ich zähle also auf die etwas Erfahreneren von euch und hoffe, dass ihr es mal versucht. Falls wichtige Merkmale auf den Bildern nicht zu erkennen sind schreibt einfach in den Diskussionsthread, dann werde ich versuchen weitere Bilder zu machen.

Hier findet ihr den Bestimmungsschlüssel:
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Diskussionsthread

Achso, noch ein Hinweis zu den Bildern:
Die kleinen grauen Partikel die Teilweise an der Ameise kleben sind Staub, mir ist die Ameise einmal vom Tisch gefallen. #-o Ich habe das leider erst auf den Bildern gesehen, sonst hätte ich versucht das vorher zu entfernen.
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Beitragvon NoMa » 2. Jun 2008 23:50

Hier kommen noch mehr Bilder. Evtl. kann man bei den Bildern durch Kontrasterhöhung bzw. nachschärfen mit einer Bildbearbeitung noch etwas rausholen. Ich habe sie aber erstmal so gelassen um sie nicht zu verfälschen.
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Beitragvon NoMa » 3. Jun 2008 14:02

Hier noch, wie gewünscht, einige Bilder wo man den Stachel (ich hoffe der Stachel vor dem Hinterleib war gemeint) erkennen sollte.. und von vorne.
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Beitragvon NoMa » 11. Jun 2008 12:56

Hier noch weitere Bilder für Bestimmungsversuche, ich habe in einem anderen Forum auf diesen Thread verwiesen, dort wurden die folgenden Ansichten nachgefragt. Wenn die Art bestimmt ist folgt auch mal wieder ein Update zur Haltung ;).
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Beitragvon NoMa » 24. Jun 2008 23:26

Hallo allerseits,

es gibt Erfreuliches zu berichten. Die Kolonie scheint ersten Nachwuchs hervorgebracht zu haben. Ich fand eine leere Puppenhülle (siehe Bilder).
Als ich die Kolonie erhielt existierten nur Larven. Damit kann man die Puppenruhe auf 7-8 Wochen nach oben Abschätzen.

Um dem Schimmelproblem etwas entgegen zu setzen habe ich weiße Asseln bestellt (siehe Bild) diese fressen wohl sogar Schimmel. Meine Wunschvorstellung ist, dass sich eine größere Asselpopulation im Boden bildet und die Ameisen ab und an welche erwischen, so dass man im Idealfall kaum noch füttern muss und die Ameisen lebende Beute machen können.

Um den Asseln entgegen zu kommen habe ich den Boden in einem Bereich des Formicariums mit Kokosfaser-Chips durchmischt und einige Asseln eingesetzt. Nun gilt es abzuwarten. Ich konnte immerhin schon beobachten wie die Ameisen einige der Asseln, die nicht schnell genug verschwunden waren, erlegt haben.

Um die Versandkosten weniger übel erscheinen zu lassen habe es natürlich nicht bei den Asseln belassen und noch enige Pflanzen bestellt:
Begonia schulzei
Pilea claucophylla
Chiritia pussilum

Davon habe ich aber erste ein paar Triebe der zweiten Pflanze eingesetzt. Sobald ich alle eingepflanzt habe mache ich mal wieder ein Bild vom gesamten Becken.

Den Boden habe ich stellenweise noch um eine Schicht Xaxim-Granulat (kleine Baumfarnästchen) ergänzt. Außerdem hab ich in einer Ecke eine kleine Laubschicht begonnen die mit sinkender Blattanzahl meiner chinesischen Ulmen weiter zunehmen wird.

Das Nest wird immernoch weiter ausgebaut, was man an Anhäufungen von Bodensubstrat erkennen kann.

Die Außenaktivität der Ameisen steigt mit dem Nahrungsbedarf stark an. Heute waren bis zu 8 Ameisen gleichzeitig unterwegs. Nach der Fütterung sank die Aktivität dann wieder auf nahezu Null. Mittlerweile sind sie aber wieder unterwegs. Ich füttere im Moment zweimal am Tag tote Fruchtfliegen (ich habe ausversehen welche mit Flügeln bestellt...).

Alles in allem scheint es der Kolonie also ganz gut zu gehen. Die Ameisen sind auch weniger ängstlich als zu Beginn und greifen Pinzetten oder Holzstäbchen neugierig mit Ihren Mandibeln an. Das merkt man sogar leicht. Das Geräusch, wenn die Mandibeln an etwas Hartem zuschnappen entspricht ziemlich exakt einem schnellen, leisen Mausklick.

Zum Abschluss noch ein paar Bilder.

Diskussionsthread
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Die Puppenhülle
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Hier sind die Ameisen auf dem Laub unterwegs, das bringt wenigstens mal einen besseren Kontrast als der Boden für die Fotos
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Hier erkennt man das Xaxim-Granulat im Hintergrund
806.jpg
807.jpg
Eine weiße Assel
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Beitragvon NoMa » 3. Jul 2008 21:56

Hallo allerseits,

hier ein kleines Update:

Ich habe mittlerweile noch 6 Puppenhüllen gefunden. Ich gehe also davon aus, dass seit Beginn des Berichts 7 neue Arbeiterinnen geschlüpft sind.

Die Asseln sind auch am Leben, lassen sich aber nicht über der Erde blicken. Ich hoffe es werden mehr, so dass die Ameisen irgendwann mal welche jagen können. Wobei ich aber schon beobachtet habe wie die Ameisen Löcher graben als würden sie darin nach Futter suchen. Das könnte gut passen wenn die Asseln zahlreicher im Boden werden.

Die genaue Art ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit (wie bereits im Diskussionsthread vermutet) Odontomachus bauri.

Damit ergeben sich interessante Erkenntnisse im Zusammenhang mit folgendem Artikel:
Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar

Wenn ich Zeit finde poste ich mal eine deutsche Zusammenfassung.

Feedback ist wie immer ausdrücklich erwünscht :wink:
Diskussionsthread
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Beitragvon NoMa » 8. Jul 2008 17:22

Hallo allerseits,

hier mal ein paar Bilder von Pilzen im Formicarium. Das erste Bild zeigt einen Pilz der am ehesten der bekannten Form aus Stil und Schirm entspricht. Er ist etwa 2 cm hoch und der Schirm hat einen Durchmesser von ca. 3-4 mm.

Die anderen Bilder zeigen kleine fadenartige Pilze die aus Nahrungsresten Wachsen. Die Gelben habe ich heute zum ersten mal entdeckt, die Weißen kommen immer nach einigen Tagen aus den Überresten der Pinkie-Maden. Daran kann man sie gut erkennen und dann entfernen.

Unter einem dieser Reste fand ich jedoch mehrere kleine weiße Asseln, so dass ich die Überreste zumindest teilweise im Becken lassen werde um den natürlichen Abbau zu beobachten.

Neue Puppenhüllen liegen auch wieder im Becken. Ich werde diese weiterhin entfernen und zählen um ab und an den Entwicklungsstand der Kolonie mit Zahlen untermauern zu können.
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Beitragvon NoMa » 11. Jul 2008 01:02

Hallo allerseits,

heute habe ich eine Beobachtung gemacht, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Ich hole kurz etwas aus: Also ich habe zu Beginn der Haltung dieser Kolonie versucht verschiedene Kohlenhydratquellen anzubieten. Dabei stieß keine auf sonderlich große Resonanz und ich habe es noch eine Weile weiter versucht - jedoch ohne festzustellen, dass gefressen wurde.
Schließlich gab ich auf, und bis vor einer Woche hatte die Kolonie quasi nur Wasser (von den Scheiben, den Blättern bzw. aus dem Boden) und Proteine zur Verfügung. Sie haben sich trotzdem vermehrt und es waren keine Mangelerscheinungen feststellbar.

Nun habe ich mal wieder versucht Ahornsirup anzubieten weil ich die Flasche gerade in der Hand hatte - und siehe da, sie begannen zu trinken. Nach einer Weile begannen sie die Mandibeln im Flüssigkeitstropfen auf und zu zu machen. Dies erschien mir zunächst etwas seltsam, aber ich hatte noch die letzten Bilder von Ernes Pachycondyla apicalis (Bericht auf seiner Homepage) vor Augen, die mangels eines Sozialmagens Flüssigkeitstropfen zwischen den Mandibeln transportieren. Ähnliches vermutete ich also bei meinen Odontomachus, nur war mit bloßem Auge kaum etwas zu erkennen.

Also habe ich die Kamera geholt und ein paar Makros gemacht. Ihr müsst wissen, wenn eine Arbeiterin ein paar mal in den Tropfen "gebissen" hat, macht sie prompt kehrt und läuft dann auf dem schnellsten Wege zurück ins Nest, was gerade mal 20 cm entfernt war. Die Ameisen beeilen sich vermutlich, weil sie mit geschlossenen Mandibeln recht wehrlos sind oder im Zweifelsfall ihre Fracht aufgeben müssten. Da muss man erstmal ein scharfes Bild hinbekommen auf dem man einen Tropfen zwischen den Mandibeln erkennt.

Eine frustrierende Stunde später hatte ich ein paar brauchbare Bildbeweise gemacht die ihr euch nun hier ansehen könnt. Im Vergleich zu Pachycondyla apicalis fällt auf, dass der Tropfen viel kleiner ist und nur zwischen dem vorderen, gebogenen Bereich der Mandibeln ist. Aber man kann zweifelsohne festellen, dass diese Art ebenfalls Tropfen mit ihren Mandibeln (ins Nest) trägt.
Dateianhänge
1001.jpg
Zwei Arbeiterinnen am Ahronsirup. Trinkt die Arbeiterin, so sind die Mandibeln vollständig geöffnet.
1002.jpg
Hier erkennt man schon einen Tropfen kurz nach der Aufnahme zwischen den Mandibeln. Die Arbeitrinnen brauchen einige Versuche bis sie es schaffen einen Tropfen aufzunehmen.
1003.jpg
Hier ist der Tropfen sogar scharf geworden.
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Beitragvon NoMa » 21. Jul 2008 16:56

Hallo allerseits,

heute gibt es nur ein kleines Update sowie ein erstes Resümee.

Zur Kolonieentwicklung:
Puppenhüllen: 26
Tote: 1


Das heisst die Kolonie, mit Anfangs ca. 15 Arbeiterinnen ist auf jetzt schätzungsweise 40 Tiere angewachsen - und das in ziemlich genau 3 Monaten! Ich bin gespannt wie das weitergeht. Die Außenaktivität ist entsprechend hoch und man hat immer etwas zu beobachten.

Zum Futter:

In letzter Zeit biete ich ständig Ahronsirup an, der auch genommen wird. Proteintechnisch gibt es Pinkymaden - ca. 6-8 Stück alle 2 Tage. Ich habe das Gefühl die Kolonie würde noch wesentlich mehr nehmen. Nur liegen bei höherer Fütterung mehr Reste herum, woraus ich schließe, dass nicht wirklich mehr gefressen wird, sondern das Futter nicht vollständig verwertet wird, wenn frischer Nachschub kommt.

Außerdem nehmen sie - zu meiner großen Freude - das Proteinjelly an. Das habe ich heute zum ersten mal probiert. Meine Polyrhachis dives wollten da ja nicht ran, so dass ich noch reichlich davon anzubieten hatte.
Ich habe das Jelly in kleinen Stückchen (etwa die Größe von Pinkies) angeboten, da die Mandibeln der Odontomachus nicht wirklich zum schneiden geeignet sind.

Vor einiger Zeit hatte ich auch mal versucht einige Blattläuse reinzusetzen. Dieses Experiment endete nach wenigen Minuten als die Odontomachus die Blattläuse geschnappt hatten. Auf die Idee kam ich weil ich irgendwo im Netz mal Bilder gesehen hatte von einer Odontomachus spec. die Honigtau von Blattläusen trank. Es war zwar eine andere Art als meine, aber einen Versuch war es wert.

Zum Schluss noch ein erstes Resümee zu dieser Art, nach nunmehr 3 Monaten Haltung:

Die Art bereitet mir sehr viel Freude, denn sie bietet viele intressante Verhaltensweisen (siehe frühere Einträge). Ständig gehe ich zum Becken und schaue ihnen zu. Sie scheinen tag- und nachtaktiv zu sein.
Angst kennen die Arbeiterinnen kaum, sobald sich etwas im Becken ändert wird es mit Neugier erkundet. Dabei ist auch eine gewisse Aggressivität zu beobachten. Neue Gegenstände werden nicht selten erstmal mit dem Schnappmechanismus der Mandibeln attackiert. Für ein Gesellschaftsbecken ist diese Art wohl nicht geeignet.

Der Schwierigkeitsgrad der Haltung ist relativ gering solange man Temperatur und Luftfeuchtigkeit sicherstellt. Ersteres ist mit einer Lampe und zweiteres mit einer variablen Deckelöffnung leicht zu bewerkstelligen.
Ein Ausbruchsschutz ist durch die Unfähigkeit dieser Art Scheiben zu erklimmen automatisch vorhanden. Sicherheitshalber sollte man natürlich dennoch einen Deckel verwenden und Öffnungen mit Gitter abdecken. Irgendwann muss man immer mit Geschlechtstieren rechnen oder auch einer ungünstig wachsenden Pflanze.

Die Schimmelproblematik, die sich wohl bei allen Tropenformicarien ergibt, hat sich bei mir auf ein erträgliches Maß eingependelt - ein paar kleine Punkte am unteren feuchten Rand der Wurzeln, aber kein flächiger Befall.

An Futter nimmt diese Art eigentlich alles was nicht zu groß ist - egal ob tot oder lebendig. Kohlenhydrate sind meiner Einschätzung nach optional.

Das einzige wirkliche Problem was ich sehe ist, dass die Kolonie doch schneller als erwartet wächst und das Becken somit schneller als gedacht zu klein werden könnte.
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