Myrmecia nigrocincta Haltungsbericht

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Myrmecia nigrocincta Haltungsbericht

Beitragvon Stefan_K » 25. Nov 2005 18:24

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15.10.2005 - Myrmecia nigrocincta - die Tiere

Zuallererst ein paar Informationen zu den Tieren - ein grober Überblick über Myrmecias und Myrmecia nigrocincta

Myrmecia nigrocincta – Bulldog Ant (auch bekannt als ‚Black Jumper’) - nigrocincta = Latein (nigra=schwarz, cinctus=Gurt, Gürtel)

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Myrmecia nigrocincta gehören zur Unterfamilie der Myrmeciinae, die nur in Australien anzutreffen sind. Alle Arten der so genannten Bulldoggenameisen sind sehr groß, von Arten mit einer Körperlänge von 6mm bis zu Arten mit einer Länge von 35mm. Ihre langen Mandibeln, großen Augen und farbigen Körper machen es leicht diese Art von anderen Ameisenarten zu unterscheiden. Sie zählen zu den ‘primitiven’ Ameisenarten.

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Myrmecia Arten gehen hauptsächlich tagsüber auf Nahrungssuche, wobei sie sich auf dem Boden und in niedriger Vegetation fortbewegen. Nur wenige Arten gehen auch Nachts auf Nahrungssuche. Sie ernähren sich von Nektar und Pflanzensäften als auch von erbeuteten Insekten, wobei letztere an Larven verfüttert werden.

Die meisten Myrmecia Arten nisten im Boden und der Nesteingang ist oft hügelartig, mit den Hügeln der heimischen Maulwürfe vergleichbar, bedeckt mit Pflanzenresten und kleineren Steinchen. Die Kolonien sind zumeist relativ klein, mit bis zu einigen hundert Arbeiterinnen, doch es gibt auch Arten der Bulldoggenameisen die recht große Kolonien bilden, mit bis zu mehreren Tausend Arbeiterinnen.

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Myrmecia Arten gelten als relativ aggressive Ameisenarten, die von ihrem Stechapparat entsprechend Gebrauch machen. Sie haben ein sehr gutes Sehvermögen und verfolgen Nestangreifer und Eindringlinge gezielt. Größere Arten können schnell laufen, wobei kleinere Arten wie die Myrmecia nigrocincta mehrere kleinere Sprünge ausführen können. Bei Neststörung strömen eine Vielzahl von Arbeiterinnen aus dem Nest und greifen den Eindringling gezielt an, wie ich selbst in Byron Bay, New South Wales, erleben konnte. Auch der geübteste Ameisensammler wird durch den kollektiven Angriff von Bulldoggen Ameisen schnell in die Flucht geschlagen.

Der Stich einer Myrmecia wird immer wieder als sehr schmerzhaft beschrieben, wobei ich dieser Beschreibung aufgrund eigener Erfahrung widerspreche. Ein Stich einer 3cm (!!!) großen Myrmecia gulosa Art in Fußgelenknähe brennt im ersten Moment wie Brennesseln, juckt die nächsten 2-4 Stunden wie ein stärkerer Mückenstich und klingt dann innerhalb der nächsten 2-3 Tage komplett ab, wobei bei mir das Fußgelenk am zweiten Tag ein wenig schmerzte. Als sehr schmerzhaft kann ich den Stich aber nicht bezeichnen – eher wird der Schmerzeindruck durch die Überraschung des Stiches verstärkt. Sicherlich ist die Stärke eines Insektenstiches immer eine subjektive Beurteilung. Menschen die auf Insektenstiche allergisch reagieren, können aber deutlich stärkere Reaktionen zeigen.

Myrmecia nigrocincta Königinnen sind ca. 20-25mm groß, haben einen schwarzen oder tief dunkelgrünen Kopf, einen organge-braunen Körper mit einem tiefbraunen Zwischensegment und einem golden schimmernden, leicht behaarten Hinterleib (Gaster).

Fortsetzung zum Aufbau des Formicariums folgt in Kürze ...
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Beitragvon Stefan_K » 25. Nov 2005 18:27

01.11.2005 - Das Becken und der Aufbau

Die Myrmecia nigrocincta Königin wurde vorübergehend in einem 30×20x20cm Becken einquartiert, welches mit einem kleinen Sandnest und, zur Speicherung von Feuchtigkeit, mit etwas Moos ausgestattet war. In diesem provisorischen Becken lebte die Königin für ca. 2 Wochen, in denen sie reichlich Eier legte, und für den zukünftigen Nachwuchs sorgte.

Während dieser zwei Wochen plante ich das endgültige Becken für die Myrmecia queenslandica Kolonie. Das Becken sollte nicht zu groß sein aber doch entsprechend genug Raum für eine kleine Kolonie bieten. Die Ausstattung des Beckens sollte den natürlichen Begebenheiten in NSW / Queensland, Australien entsprechen, so wie ich sie dort vorgefunden hatte: sandiger, leicht steiniger und eher trockener Boden. Die Umgebung bot Laub, Holzstücken, trockenes Gras, Holzrinde und kleinere Steinchen.

Um die zukünftige Kolonie im Formicarium optimal beobachten zu können besorgte ich mir ein 60×30x30cm Glasaquarium, in welches ich innen zwei weitere Glasplatten von jeweils 20cm Höhe mit Silikon einklebte, die somit einen Bereich für die Nestkammer aus Sand bildeten. Hier ein Foto zur Verdeutlichung:

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Deutlich zu sehen ist die L-förmige Kammer in welche ich dann ein Quarzsand-Wüstensand-Gemisch eingefüllt habe.

Die innere Rückwand der länglichen Kammer im Becken habe ich mit einem mit Hammer uns Meißel bearbeiteten Y-Tong Stein ‘verkleidet’. So konnte ich eine Steinwand nachbilden, welche mit Gras überwachsen ist. Dazu benutzte ich ‘Streugras’ aus dem Modellbahn Geschäft und bestreute den Kunstfelsen damit, nachdem er mit Sprühkleber eingesprüht wurde um dem Gras Haftung zu verleihen.

Die innere Rückwand des Beckens wurde mit einer Naturkorkplatte verkleidet, und die kürzere innere Seite des L Bereichs mit natürlichem Moos beklebt.

Das fertige Becken:

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Einblick in das Becken - deutlich zu sehen ist die Naturkork Rückwand:

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Nahaufnahmen der Innenansicht - zu sehen der hellgrüne Y-Tong Stein an der länglichen Seite der inneren L-Konstruktion, der dunkelgrüne Bereich der kürzeren Seite des L’s, und einige Naturkork Stücke in der Nähe der Wärmelampe, als Gebiet mit höherer Temperatur:

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Im L-Bereich habe ich - wie hier beschrieben - mit Hilfe eines Ballons eine Nestkammer im Sand vorbereitet. So kann die Königin sofort in ein fertiges Nest einziehen und muss nicht erst aufwendige Grab-Arbeiten ausführen. Ausserdem ist das vorgefertigte Nest im Sand einsehbar, da es unmittelbar an die Außenscheibe angrenzt. Den Sandbereich habe ich von außen mit einer roten PVC Folie abgedeckt, bzw. später mit einer schwarzen Folie - siehe dazu den nächsten Bericht.

Fortsetzung folgt in kürze ...
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Beitragvon Stefan_K » 25. Nov 2005 18:37

04.11.2005 - Der Einzug

Die Königin hatte die ersten zwei Wochen in einem 30×20x20cm Becken gelebt und dort auch schon die ersten Eier gelegt, die sich zum Teil auch zu Larven entwickelt hatten. Bei Myrmecia Arten ist es ja üblich, dass teilweise gelegte Eier entweder wieder von der Königin gefressen werden, oder dass einzelne Eier an vorhandene Larven verfüttert werden. Ob es sich dabei wirklich immer um trophische Eier (nur zur Ernährung gelegte Eier) handelt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Auch die Gabe von reichlich tierischem Futter ändert nichts daran, dass einige Eier nach dem Legen immer wieder verschwanden und offensichtlich verfüttert wurden.

In dem kleinen, provisorischen Becken hatte die Königin ca. 15 Eier gelegt; außerdem lagen 3 Larven im frühen Entwicklungsstadium vor. Beim Umzug in das neue Becken setzte ich zuallererst die Königin um und ließ sie die Umgebung erkunden. Myrmecia nigrocincta sind sehr ‘aufgeweckte’ Ameisen (ganz im Unterschied zu Myrmecia queenslandica - siehe Haltungsbericht). Die Fühler sind immer in schneller Bewegung und erkunden die Umgebung unermüdlich. Auch die gute Sehfähigkeit der Myrmecia nigrocincta konnte man bei den ersten Erkundungsgängen beobachten. Jede Ecke des Formicariums wurde begutachtet.

Die drei von mir mit Hilfe eines Nestbau-Ballons hergestellten Nestbereiche wurden mit Ausnahme von einem Nestbereich inspeziert. Lediglich kurz, und die Königin entschied sich umgehend für den linken Nestbereich an der Längs-Seite der L-Konstruktion, welcher mit zwei Sandsteinen abgedeckt ist - siehe Foto im ‘Aufbau’ Bericht.

Nachdem der Nestbereich entdeckt und ‘für gut’ befunden wurde, legte ich Eier und Larven in unmittelbare Nähe des Nesteingangs. Von dort wurden sie sofort in das Nest transportiert, und der Umzug war abgeschlossen.

In den Folgetagen kam die Königin (soweit ich das mitbekommen habe), öfter an die Oberfläche und ging nocheinmal auf Erkundungstour. Ansonsten hat sie sich um den Nachwuchs gekümmert und reichlich weitere Eier gelegt. Entdecken konnte ich kurz darauf 4 Puppen und einige neue Larven.

Erstaunlich ist, dass die rote PVC Abdeckung ihren Zweck nicht erfüllt hat. Die Königin hat die Glasscheibe von innen mit kleinen Sandbrocken abgedeckt - ein weiterer Beweis dafür, dass Ameisen der verschiedensten Arten sehr wohl Rotlicht wahrnehmen. Das Zumauern der Glasscheibe wurde erst eingestellt nachdem ich die rote Folie durch eine schwarze, lichtundurchlässige Folie ersetzt hatte. Zur Rotlichtwahrnehmung siehe hier.

Teilweise ‘zugemauerte’ Fensterseite des Nestbereichs - die Fensterseite war zum Einzug komplett frei von jeglichem Sand:

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Deutlich zu sehen ist, dass rote PVC Folie zur Simulation eines ‘Unter-Tage-Gefühls’ absolut sinnlos ist. Erst eine schwarze Folie stoppte das Abdecken der Scheibe mit Sand.

Hier der ursprünglich frei einsehbare Nestbereich grün markiert:

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Fortsetzung folgt sobald die erste Arbeiterin geschlüpft ist ...
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Beitragvon Stefan_K » 29. Nov 2005 21:22

29.11.2005 - Die erste Arbeiterin ist da ... :musik04:

Es gibt eigentlich nicht viel zu berichten, bis auf eine Sache: die erste Arbeiterin ist heute aufgetaucht! Bei meiner täglichen Formicarien-Inspektion viel mir auf, dass plötzlich ein im Vergleich zur Königin kleineres Tier am Futternapf stand.

Das Tier sieht exakt genauso aus wie die Königin, nur die Körpergröße ist etwas kleiner - so um die 18mm. Die Sehfähigkeit war, obwohl gerade erst geschlüpft, wohl schon 100%ig vorhanden - faszinierend: schon aus knapp einem Meter sah und fixierte mich das Tier. Nachdem ich einen Moment keine Bewegung machte, setzte die Arbeiterin ihre Erkundungstour im Formicarium fort. Dabei wurde vorallem die Nesteingangsumgebung untersucht. Angebotenes Futter (ein kleines Heimchen) wurde erstmal liegengelassen, und die Schale mit dem Gemisch aus Honigwasser und dem Antstore Urlaubsfutter bevorzugt. Nach ungefähr 30 Minuten ging’s zurück in’s Nest, wo sich die Arbeiterin anschließend um einige der vorhandenen Larven kümmerte. Sobald sich die Gelegenheit ergibt werde ich ein paar Fotos machen und - wie immer - hier reinstellen.

Wie lange die Entwicklung vom Ei zum fertigen Tier gebraucht hat kann ich nicht genau sagen - ich schätze, dass es gut 8 Wochen waren, bis die erste Arbeiterin nun heute endlich da war. Im Nest liegen noch 3 weitere Puppen, die dann wohl in den nächsten Tagen schlüpfen werden, da alle Puppen zu ungefähr selben Zeit auftauchten.

In den letzten Wochen war mir aufgefallen, dass die Königin fast jeden Tag am späten Nachmittag oder frühen Abend zum Fressen an der Oberfläche auftauchte. Nun wird die Futterbeschaffung wohl von der Arbeiterin übernommen. :)

Zur Gründungsart der Myrmecia nigrocincta kann ich sagen, dass diese Art ‘halb-claustral’ gründet - das heißt, dass die Königinnen sehr wohl außerhalb des Nestes auf Nahrungssuche gehen; im Gegensatz zu rein claustral gründenden Arten, die sich im Nest ‘einmauern’ und den ersten Nachwuchs dort in Isolation ‘produzieren’. Claustral gründet meine Myrmecia queenslandica - sie hat sich in das Nest zurückgezogen und taucht nicht mehr an der Oberfläche auf.

‘Halb-claustrale’ Gründungen sind typisch für primitive Ameisenarten wie Amblyopone, Myrmecia und einige andere ‘höher entwickelte’ Ponerinen. Ebenso für Acromyrmex, Manica, einige Pogonomyrmex Arten und Cataglyphis.

Mal sehen, wann ich sie das erste Mal springen :jump: sehen werde - hoffentlich nicht genau dann, wenn ich im Formicarium hantiere. So wie’s aussieht, werde ich dort nun nicht mehr lange geduldet werden.

Ah - da sie ja aus Australien kommt, denke ich, dass sie Kylie heißt. Und sie wird es wohl mögen, wenn man Kylie auch schön breit australisch ausspricht, also 'Koili' ;)

Fortsetzung folgt ...
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Beitragvon Stefan_K » 5. Dez 2005 00:02

05.12.2005 - Eine kleine Kolonie

Nachdem ich im letzten Bericht von der ersten Arbeiterin berichtet hatte, kann ich heute sagen, dass ich nun eine kleine Myrmecia nigrocincta Kolonie habe. In den Folgetagen sind noch drei weitere Arbeiterinnen geschlüpft. Alles läuft also bestens. Kein Männchen - alles weibliche Tiere. :)

Die Königin kommt nun nur noch relativ selten an die Oberfläche - wobei hingegen zumindest zwei der Arbeiterinnen täglich am späten Nachmittag bis zum frühen Abend auf Futtersuche gehen. Dabei bleiben immer zwei der vier Arbeiterinnen im Nest und kümmern sich um den nun in großen Mengen anstehenden Nachwuchs. Als die Königin noch alleine war, produzierte sie nur wenig Nachwuchs - jetzt aber liegt ein wahrer Larvenhaufen im Nest: ich schätze ca. 7-10 Larven und eine neue Puppe. Auch neue Eier sind zu sehen - so um die 5 Stück.

Als Futter biete ich Heimchen, Honigwasser, Äpfel und Mandarienen an. Heimchen werden fast immer in das Nest transportiert - nur einige wenige bleiben unbeachtet an der Nestoberfläche liegen. Allerdings werden die Heimchen, nicht wie meinen Pachycondylas komplett verspeist, sondern nur teilweise.

Heute ist es mir gelungen, eine Arbeiterin auf einem Mandarienen-Stück mehr als eine Stunde lang zu beobachten. Dabei konnte ich ein paar sehr schöne Fotos machen. Dazu muss ich bemerken, dass die Myrmecias auf Grund ihrer enormen Sehkraft ein schwieriges Foto-Objekt sind: haben sie einen ersteinmal bemerkt, dann heißt es: stillsitzen. Nach ungefähr 10-20 Sekunden absoluter Ruhe und Bewegungslosigkeit, gehen die Arbeiterinnen wieder ihrer Tätigkeit nach. Dann muss man schnell ran mit der Kamera, und schnell auslösen. Sitzt man im Gegenlicht, oder im Dunkeln, dann bemerken einen die Tiere nicht so schnell - das werde ich mir in Zukunft zu Nutze machen, wenn’s um weitere Portraitfotos geht.

Achso - erwähnen möchte ich noch, dass “nigrocincta” den “schwarzen Gürtel” der Tiere am Thorax (zweites Thorax Segment) bezeichnet (aus dem Lateinischen: nigra=schwarz, cinctus=Gürtel). ;)

Hier die gelungensten Bilder: :cam:

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Sollten Fragen aufkommen, bitte hier posten. Danke! :)

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Beitragvon Stefan_K » 6. Dez 2005 16:39

06.12.2005 - Springpferde ...

“Jack Jumpers” (und ähnlich) werden die Myrmecia nigrocincta und auch einige andere Myrmecia Arten umgangssprachlich in Australien genannt - in Australien hatte ich sie springen sehen, jetzt springen die ersten Arbeiterinnen auch in meinem Formicarium hin und her.

Es ist interessant zuzuschauen wie und wann es zu einem Sprung einer Arbeiterin kommt. Ich habe im Formicarium ein paar Holzäste von einer Wand zur anderen als Brücke gelegt, wobei ein Ast auf halbem Weg endet. Um die Entfernung Astende - Korkwand zu überwinden springen die Arbeiterinnen einfach in einem 5cm - 10cm Sprung 'rüber. Kurz vor einem Sprung schaukelt jede sprungbereite Arbeiterin wie ein 'Wackeldackel' kurz mit dem Kopf, bewegt ihre Antennen äußerst aktiv hin und her, und springt dann plötzlich los. Die weiteste Entfernung, die so in meinem Formicarium überwunden wurde, war 10cm.

Mir kommt es ab und zu dabei so vor, als würden die Tiere zum Vergnügen springen, denn eine Arbeiterin kehrte fast immer zielstrebig zum 'Absprungsort' zurück und sprang nochmal. :jump: Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Arbeiterin ja erst vor kurzen geschlüpft ist, und durch das vermehrte Springen die Muskulatur trainiert werden will, obwohl mir ein so zielgerichtetes, auf die Zukunft ausgelegtes Handeln in Bezug auf den eigenen Körper recht unwahrscheinlich für ein Insekt vorkommt, auch wenn ich weiß, dass gerade Ameisen zielgerichtetes, wenn auch instinktives Verhalten zuzuschreiben ist. Ob das auch den eigenen Körper betreffen kann? Schwer vorstellbar …

Ob’s dann zum reinen Vergnügen sein kann? Laut Hölldobler spielen Ameisen ja nicht … Aber man sollte immer skeptisch bleiben, auch bei Dingen die in sehr dicken Büchern stehen.

Durch dieses Sprungvermögen erklären sich sicherlich die langen Beine der Myrmecia nigrocincta, wie auf dem folgenden Bild zu sehen. Ich habe dort die recht dicken Oberschenkel und die Hüften des hinteren Beinpaares gekennzeichnet.

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Ausgestreckt ergeben die Beine eine doch beachtliche Gesamtlänge - angewinkelt sieht man praktisch schon die Sprungkraft die in den Beinen steckt - wie ein Bogen gespannt erscheinen einem die Beine.

Zum Futter: alles mögliche an Obst (solange schön süß) wird sehr gerne genommen - für den üppigen Nachwuchs in Form von Larven gibt's Heimchen und Mehlwürmer. Nebenbei: die im ANTSTORE angebotene 'Futtermischung' (siehe hier) wird fast noch lieber als Obst und Honigwasser genommen. :) Zuckerrübenkraut mit Wasser verdünnt ist nicht so der Geschmack einer Myrmecia nigrocincta - der wird links liegen gelassen.

Fortsetzung folgt ...
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Beitragvon Stefan_K » 3. Jan 2006 17:44

03.01.2006 - Viel Nachwuchs im Anmarsch ...

Fast 4 Wochen ist es her, dass ich den letzten Bericht geschrieben habe. Nun, viel ist in den letzten Wochen nicht passiert, mit der Ausnahme, dass im Nest ein ziemlich ansehbarer Haufen an Puppen liegt. Ich schätze sie auf ca. 15 Stück. Weiterhin habe ich um die 5 Larven entdeckt, und einen neuen Eierhaufen von ca. 12 Eiern. Die Koloniegründung ist nun aus der Startphase heraus - jetzt werden große Mengen von Arbeiterinnen produziert.

Im Vergleich zu meinen Pachycondylas fällt mir auf, dass die Myrmecien wesentlich zurückhaltender sind was das Futter angeht. Heimchen oder Mehlwürmer werden nur dann in das Nest eingetragen, wenn sie auch wirklich benötigt werden, und wirklich auch nur dann! Ist altes Futter noch nicht restlos vertilgt, dann bleibt neues Futter unangetastet bzw. wird auf die Müllhalde abtransportiert. Meine Pachycondylas sind da absolut anders: die schleppen alles in’s Nest - egal, ob es dort die ersten Tage unangetastet liegen bleiben wird, oder sofort benötigt wird.

Denkt man über die Zurückhaltung der Myrmecia nigrocincta in Sachen Futterannahme nach, dann wundert man sich nicht, dass die Myrmecien im Allgemeinen sehr gerne ihre einen Eier an den Nachwuchs verfüttern. Das Selbstherstellen und -bereitstellen von Futter in Form von trophischen Eiern hat ja, wie in ‘Sozial Evolution of Ants’ erläutert, den Vorteil, dass immer frisches Futter produziert werden kann - im Gegensatz zu eingetragenem Futter, welches recht schnell verdirbt. Mir scheint dieses Vorgehen sehr klug zu sein - schließlich halten die Ameisen sich so Parasiten und eventuell auch Krankheitserreger vom Nest fern. So ’schlau’ sind die Pachycondylas nicht - obwohl sie doch auch zu den sogenannten ‘ursprünglichen’ Ameisen zählen.

Die Myrmecia Arbeiterinnen selbst gehen sehr gerne an neuseeländischen Manuka Honig - den scheinen sie fast lieber als jeden anderen Honig zu mögen. Ausserdem fressen sie auch gerne mit Wasser verdünnten Invertzucker aus Rohrzucker. Zuckerrübenkraut ist hingegen nicht so ihr Ding - das wird praktisch nicht angerührt.

Leider ist der Einblick in die Nestkammer der Myrmecia nigrocincta noch immer durch Sandklümpchen verdeckt - ich werde in den nächsten Tagen versuchen die Scheibe von innen zu säubern, so dass ich auch von der vorhandenen Brut ein paar Fotos machen kann, obwohl sich die Larven äußerlich praktisch nicht von denen der Myrmecia queenslandica unterscheiden - siehe meinen Myrmecia queenslandica Bericht (folgt in kürze).

Dazu hier nochmal die Aufstellung der unterschiedlichen Larven-Formen - wie im oben erwähnten Bericht beschrieben, haben die Myrmecien eine ‘myrmecioide’ Larvenform:

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Fortsetzung folgt ...
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Beitragvon Stefan_K » 27. Jul 2006 10:24

27.07.2006 - Kurzupdate zum Zustand der Kolonie

Nach langer Zeit diesmal nur ein kurzes Zustands-Update. Die Kolonie wächst und wächst und wächts. Mittlerweile sind ca. 50-60 Arbeiterinnen vorhanden. Ausserdem ist ständig eine Vielzahl von Eiern (so um die 50 Stück), ca. 20-30 Larven, und ca. 30 Puppen im Nest zu sehen. Die Sterberate liegt bei 1-2 Tieren pro Woche.

Die Tiere nutzen mittlerweile 2/4 des Sandbereichs im Formicarium als Nest. Wenn die Kolonie weiter so wächst muss ich mir was einfallen lassen. :-(

Die tägliche Pflege gestaltet sich unter Umständen nicht so einfach, da die Tiere relativ aggressiv und durch ihre Sprünge kaum zu kontrollieren und im Auge zu behalten sind. Hebe ich den Deckel des Formicariums auch nur an einer Seite an werde ich früher oder später angegriffen. Es ist schon öfter vorgekommen, dass einzelne Tiere mit einem Sprung aus dem Formicarium entwichen sind. Die sind nicht blöde und wissen sofort wann der Deckel angehoben wird und sich ein Sprung in die (wenn auch nur kurze) Freiheit lohnt. 8)

Das Einfangen eines entwichenen Tieres gestaltet sich ebenfalls machnmal recht schwierig. Durch die gute Sehkraft wissen die Tiere immer wie sie sich meiner Federstahlpinzette durch geziele 'Fluchtsprünge' entziehen können. Die Jagd nach einem geflohenen Tier gestaltet sich hier wirklich manchmal wie eine Comedy ... ich, auf dem Boden kriechend hinter einer M. nigrocincta her, die mich aber immer wieder austrickst. :D

Also, der Kolonie geht's bestens. Es sind äußerst interessante Tiere, die, würden sie nicht ständig durch die Gegend springen wenn ich mal im Formicarium aufräumen will :D, sehr pflegeleicht wären. Durch die Aktivität der Tiere, durch deren relative Aggressivität, und durch das Springen ist's manchmal nicht so einfach mit ihnen ...

Fortsetzung folgt ...
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Beitragvon Stefan_K » 9. Aug 2007 10:10

09.08.2007 - Kurzupdate zum Zustand der Kolonie

Mir ist zu Ohren gekommen, daß gerade earlant es bedauert, daß einige Haltungsberichte unangekündigt aufhörten und nicht fortgesetzt wurden - er vermutete, daß die entsprechenden Kolonien wohl 'eingegangen' seien.

Nun - ich halte mich hier im Forum so gut wie gar nicht mehr auf, möchte aber trotzdem hiermit über denn Stand meiner Myrmecia nigrocincta Kolonie aufklären:

Ereignisse:

* Mitte letzten Jahres: explosionsartiger Koloniezuwachs auf ca. 400-500 Tiere
* November letzten Jahres: Umzug in ein neues Becken mit Anschluß an ein 'Auslauf-Becken'. Der Nestebereich ist nun in einem Y-Tong untergebracht, obwohl ich früher nie ein Fan von Y-Tong Nestern war. Doch haben sie den wesenlichen Vorteil, daß Beobachtungen weit aus leichter sind als in Sandnestern. Der Umzug gestaltete sich als sehr schwierig, da die Tiere durch ihre Springerei kaum zu kontrollieren und zu fassen sind. Bewaffnet mit Gummihandschuhen, abgeklebten Hosenbeinen und langärmeligen, abgeklebten Hemden 'vollzogen' ich und meine Partnerin den 'Zwangs-Umzug'. Dauer: ca. 6 Stunden, wobei jedes einzelne Tier mit Federstahpinzette eingefangen und umgesetzt wurde. Ein Kraftakt!
* Anfang 2007 - heute: die Kolonie ist auf ca. 600-700 Tiere angewachsen und stagniert zur Zeit im Wachstum, was auch gut so ist. :)

Vereinzelt werden immer wieder Geschlechtstiere produziert, allerdings bisher ausschließlich weiblichen Geschlechtes. Männchen sind noch nicht aufgetaucht.

Also: alles im grünen Bereich.

Fortsetzung folgt vielleicht bei einschneidenden Ereignissen ...
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