Myrmecia - Erfahrungen

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Myrmecia - Erfahrungen

Beitragvon Frank » 13. Mai 2004 21:23

Myrmecia

Die Ameisenarten dieser Unterfamilie sind wohl für jeden Ameisenfreund von besonderem Interesse, denn in der Fachliteratur
werden sie als besonders urtümliche Ameisen beschrieben. Anatomische Besonderheiten wie ihr gut entwickelter Stachel, die volle Entwicklung der in Maximalzahl vorhandenen Hinterleibssegmente und der ebenfalls in Maximalzahl voll entwickelten Glieder der Maxillar- und Labialtaster sowie der Fühler gelten als Anlass für diese Einteilung. Weitere urtümliche Merkmale glaubt man in der Anatomie der Beine und der Flügel der Geschlechtstiere zu erkennen. Bei der Koloniegründung gehen die jungen Königinnen der Myrmeciinae auf Nahrungssuche. Obgleich dieses Verhalten bei einer Reihe von Ameisen auch aus anderen Unterfamililien vorzufinden ist, gilt es als urtümlich. Tatsächlich sind die Jungköniginnen der Myrmeciinae wie die Jungköniginnen einer Vielzahl von Arten anderer Unterfamilien gezwungen, diese Ausflüge in dieser Phase der Koloniegründung zu unternehmen.
Sie verfügen nicht über ausreichende Reservestoffe, eine anhaltende Hungerperiode zu überstehen und gleichzeitig die erste Arbeiterinnengeneration aufzuziehen. Aber auch einige Arten, die an dieser Art der unabhängigen Koloniegründung angepasst sind und Ausflüge zum Zwecke des Nahrungserwerbs unter normalen Umständen eigentlich nicht nötig haben, verlassen während anhaltender Hungerphasen das Nest. Das kann nötig sein, wenn während dieser Phase Störungen aufgetreten sind, die diese Phase "unplanmässig" verlängern. Jungköniginnen der zu den Formicinae zählenden Cataglyphis viaticus zeigen in meinen Terrarien dieses Verhalten, sie versorgen sich regelmässig und selbstständig mit Futter. Dabei betrachten sie das Terrarium nicht etwa nur als blosse Erweiterung des Nestes, in der sie „gefahrlos“ promenieren können, sondern bewegen sich hier vorsichtig, denn immer können sie anderen Mitbewohnern begegnen. Im Freiland wird man dieses Verhalten bei Cataglyphis kaum vorfinden, hier ist der Feinddruck zu gross und fouragierende Jungköniginnen werden bald ausselektiert. Andere Arten sind zum selbständigen Nahrungserwerb in dieser Phase jedoch überhaupt nicht mehr fähig, entweder zu hoch spezialisiert wie etwa Atta oder zu wenig mobil und wehrhaft.
Insgesamt ist es wohl eher problematisch, Ameisenarten aufgrund solcher Verhaltensweisen als primitiv einzustufen. Immerhin haben ja z.B. die Myrmeciinae eine ebenso lang andauernde Evolution vorzuweisen wie beispielsweise die Arten der Formicinae. Diese gelten aber als die am höchsten entwickelten Arten. Dies ist sicher eine sehr subjektive Einteilung und spiegelt nur das menschliche Bestreben wieder, allen Dingen seine Ordnung zu geben und sich selbst dem Ganzen als Krone aufzusetzen.
Tatsächlich haben die Myrmeciinae im Verlauf ihrer Evolution eine Reihe von „Problemlösungen“ entwickelt, die Arten anderer Unterfamilien ähnlich oder auch anders gelöst haben. Und so kann man auch die Möglichkeit der Jungköniginnen sehen, während der Phase der Koloniegründung auf Nahrungserwerb gehen zu können. Dies ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch und vor allem eine Fähigkeit. Eine Fähigkeit, die sicher schon die Vorfahren der Myrmeciinen hatten, die diese aber beibehielten und weiterentwickelten.
Im Oktober des vergangenen Jahres erwarb ich eine gründende Jungkönigin aus der Unterfamlilie Myrmeciinae, eine eindeutige Bestimmung der Art steht noch aus, vermutlich Myrmecia gulosa bei Antstore. Neben zwei Puppen hatte sie bereits einige Eier gelegt. Zu Hause angekommen, setzte ich sie sofort in das vorbereitete Terrarium. Nach kurzer Zeit verliess sie das Transportgefäss, eine Tic-Tac-Box und untersuchte eingehend ihr neues Heim. Alle paar Schritte blieb sie stehen, drehte sich im Kreis und beäugte sekundenlang die Umgebung. Dies alles geschah ohne Hast und mit ruhiger Selbstverständlichkeit. Immer weiträumiger wurden ihre Ausflüge, zwischendurch kehrte sie immer zur Box zurück, um sich zu vergewissern, dass ihrem Nachwuchs keine Gefahr drohte.
Schon bald fand sie das Beobachtungsnest, dass ich vorbereitet hatte und in dem es aufgrund der Rotlichtlampe anheimelnd warm war. Nun änderte sich ihr Verhalten, offenbar erkannte sie sofort die Attraktivität des Nestes und begann es mit grosser Eile zu untersuchen. Diese Untersuchung wurde immer wieder von aufgeregten Putzen unterbrochen, und immer wieder streckte sie den Kopf aus dem Nesteingang, den Kopf drehend und nach allen Seiten sondierend. Nach einer guten halben Stunde intensiver Begutachtung verliess sie das Nest, sich immer wieder umdrehend und mit den grossen Augen alles untersuchend, nun hatte sie es auch etwas eiliger und bewegte sich mit grösserer Hast. Ich erwartete, dass sie nun eilig die Brut ins Nest bringen würde, aber sie stiess bei ihrem Weg auf die Futterstelle, an der angelöster Zucker in einem Näpfchen angeboten wurde. Nun nahm sie sich denn doch erst mal die Zeit, etwas zu sich zu nehmen. Anschliessend putzte sie sich erst mal wieder eingehend, immer noch an der Futterstelle verharrend. Eine vorwitzige Myrmica näherte sich den Ort des Geschehens, nicht daran gewohnt, diesem neuen Mitbewohner begegnen zu können. Die im Vergleich riesige Myrmecia-Königin beäugte ziemlich verdutzt die Fremde, untersuchte sie mit den Fühlern und als die Myrmica die Lage völlig falsch einschätzend wütend angriff, biss sie, wie zur Probe und nicht sehr aggressiv zu.
Nun erkannte die Myrmica wohl die Lage und floh, allerdings von der neugierigen Myrmecia gefolgt. Nochmal biss diese wie zur Geschmacksprobe zu, wetzte dann allerdings angewidert die Mandibeln im Sand. Die unverletzte Myrmica konnte sich in das Dickicht von Kiefernnadeln retten, die Myrmecia hatte gelernt, dass diese Mitbewohner als Nahrung ungeeignet sind. Bis heute führen die Myrmica ein Schattendasein im Terrarium, nur selten werden Myrmica von den Myrmecia getötet, auch die Myrmica haben gelernt, den Myrmecia auszuweichen. Mobilisiert und gewarnt durch diese Begegnung erinnerte sich die Myrmecia-Königin nun jedoch an ihr Vorhaben und lief zur Box, um nach ihrer Brut zu schauen. Alles schien in Ordnung und so wurde sich auch jetzt erst mal eingehend geputzt.
Nach weiteren zehn Minuten lief die Jungkönigin ohne grosse Eile zum Beobachtungsnest wiederholte dessen Prüfung. Nun schien ihr „Entschluss“ festzustehen, sie marschierte zur Box und trug die Brut von dort in das Beobachtungsnest. Am attraktivsten schienen die Puppen zu sein, diese wurden als erste in Sicherheit gebracht. Das macht Sinn, denn in diese hatte sie bisher am meisten investiert. Anschliessend wurden die frisch gelegten Eier ins Nest getragen, da die Eier der Myrmecia nicht wie bei anderen Arten zusammenhaften, mussten sie einzeln getragen werden. Nachdem die Jungkönigin ihre Brut ins sichere Nest gebracht hatte, nahm ich die leere Box aus dem Terrarium, um zu verhindern, dass sie die Box immer wieder und wieder absucht. Sie sollte sich mit ihrer neuen Behausung und dessen Umgebung beschäftigen.
In den allerersten Tagen verliess die Jungkönigin sehr oft das Nest. Im Terrarium lebten einige der grossen Zweifleckgrillen, sie sollten hier Nachwuchs zeugen. Dies taten sie auch, aber ihr bis dahin eher beschauliches Dasein fand nun ein jähes Ende. Sie wurden nun ständig von der Jungkönigin gejagt, immer wieder schlich diese sich an, um überraschend anzugreifen. Obwohl ich der Jungkönigin frischtote mittelgrosse Heimchen reichte, ging sie immer wieder auf die Jagd. Die auch im Vergleich zu der etwa 25 mm langen Myrmecia grossen Zweifleckgrillen entnahm ich dem Terrarium, denn da diese immer wieder wütend angriff, befürchtete ich, dass sie sich im Kampf mit den robusten Zweifleckgrillen verletzen könnte.
Nach einigen Tagen schlüpften auch winzige Zweifleckgrillen im Terrarium, sie waren optimale Jagdobjekte.
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Beitragvon Frank » 13. Mai 2004 21:24

Erstaunlich war und ist das Jagdverhalten der Myrmecia. Je nach Angebot und Gelegenheit werden verschiedenen Strategien verfolgt. Immer jedoch wird einzeln gejagt. Bisher habe ich bei keiner Ameise beobachten können, dass sie sich „auf die Lauer legt“. Meine Myrmecia verfolgen oft genau diese Taktik, dabei kommt es sogar vor, dass sie sich regelrecht verstecken, um vorbeilaufende Beutetiere zu überraschen. Diese Verstecke werden immer wieder aufgesucht, um von hier lauernd zu jagen. Manchmal suchen die Ameisen Verstecke in Bodennähe auf, manchmal verstecken sie sich im Geäst des Ficus. Nach anfänglicher Konzentration auf die Umgebung und etwaige vorbeilaufende Beutetiere scheint es ihnen dann aber manchmal etwas langweilig zu werden und sie beginnen sich zu putzen. Bei jeder bemerkbaren Bewegung in der Umgebung sind sie aber sofort hochkonzentriert, recken den Kopf hoch, um sich einen Überblick zu verschaffen und bewegen erregt die Fühler. Trabt ein Beutetier oder ein Nestgenosse vorbei, steigt spürbar die Anspannung, die Beute wird fixiert und der günstigste Moment des Zugriffs abgewartet. Ist sich die Jägerin ihres Vorteils sicher, wird sofort zugeschnappt, irrtümlich angefallene Nestgenossen werden durch Fühlertrillern und Beschwichtigungsverhalten besänftigt. Beutetiere werden mit den starken Mandibeln festgehalten und durch einen Stich getötet. Diese Art der Jagd ist sicher nur für Tiere möglich, die ihre Umgebung hervorragend optisch kontrollieren können. Die Jagdmethode erinnert in manchem an das Beutegreifverhalten von Trichternetzspinnen, nur dass die Ameisen ohne Netze und Fallstricke auskommen und sich allein auf ihre Augen verlassen. Neben ihren hervorragenden Sehsinn verfügen die Myrmecia über einen wirkungsvollen Stachel. Er ermöglicht es ihnen, Beutetiere zu überwältigen, die andere Ameisen mit gleichfalls gut ausgebildetem Sehsinn wie z.B. Cataglyphis nie in Einzelarbeit bewältigen können. Hinzu kommt die Grösse und Kraft der Myrmecia.
Eine andere Jagdmethode ist das Suchen und Aufscheuchen potentieller Beutetiere im Jagdgebiet. Diese aktive Jagd ist auch von anderen Ameisen bekannt. Ein Vorteil auch hier der Myrmecia jedoch gegenüber anderen hochinteressanten Arten wie z.B. Odontomachus spec., die mir Joachim für eine Zeitlang zur Beobachtung überliess (wofür ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bei Joachim bedanke), ist der sehr gute Sehsinn. Odontomachus ist ebenfalls ein sehr geschickter Jäger und verfügt über hervorragende Anpassungen. Die Arbeiterinnen dieser Art konnten nach einen missglückten Überrumpelungsangriff ihre Beutetiere nur auf kurze Distanzen und wohl vor allem geruchlich folgen, Myrmecia hingegen verfolgt einmal optisch fixierte Beutetiere ausdauernd und soweit es irgendwie geht.
Meine Jungkönigin hatte sich hervorragend eingelebt. Nach gut zwei Wochen waren aus den Puppen noch immer keine Arbeiterinnen geschlüpft. Jeden Abend verliess die Jungkönigin für ausgeprägte Spaziergänge stundenlang das Nest. So wurden wir beide etwas sorglos. Um ihr die selbstständige Jagd auch weiterhin zu ermöglichen, alle Baby-Zweifleckgrillen waren längst verzehrt, setzte ich drei Heimchen ins Terrarium. Die waren aber wendig und clever genug, der Jungkönigin für eine Weile auszuweichen. Und sie drehten den Spiess sogar um. Eines Morgens fand ich beide Puppen angefressen im Nest liegend, die Heimchen hatten die Zeit der Abwesenheit der Jungkönigin genutzt. Das war natürlich ein herber Rückschlag. Natürlich hatten die Grillen auch vor den Eiern nicht halt gemacht, die gesamte Brut war vernichtet. Selbstverständlich mussten die letzten beiden noch im Terrarium lebenden Grillen nun weichen.
Natürlich zeigt dieser Rückschlag auch die Nachteile auf, die dadurch entstehen, dass Jungköniginnen dieser Arten in dieser Phase das Nest verlassen. Man darf andererseits jedoch nicht vergessen, dass im Freiland solche Rückschläge ein Teil der natürlichen Auslese sind und zudem sicher selten vorkommen, weil die Vorkommensdichte solcher Fressfeinde geringer sein wird. Viel öfter werden fouragierende Jungköniginnen verunglücken, Fressfeinden wie Spinnen, Vögeln etc. zum Opfer fallen.
Zum Glück überstand meine Jungkönigin diese Krise gut und legte schon am nächsten Tag zwei neue Eier. Freundlicherweise bekam ich drei weitere Puppen aus einer artgleichen Kolonie von jenem Halter, bei dem ich meine Jungkönigin erhalten hatte. Diese Puppen nahm meine Jungkönigin sofort an, sie wurden umgehend ins Nest gebracht.
Anfang Dezember schlüpfte die erste Arbeiterin aus ihrem Kokon. Das war ein grosser Moment, nun war die Jungkönigin nicht mehr allein und die Brut wurde von nun an bei ihren Ausflügen ständig bewacht. Mühsam wurde die Arbeiterin ihrer Puppenhülle entledigt, vorsichtig zerschnitt die Jungkönigin mit ihren langen Mandibeln den Kokon. Anschliessend wurde die Arbeiterin, noch unausgefärbt und zitronengelb aufwendig geputzt. Nach erst drei Wochen verliess die junge Arbeiterin zum ersten Mal das Nest, äusserst ängstlich und stets fluchtbereit. An Weihnachten schlüpften zwei weitere Arbeiterinnen, nun war die Kolonie aus dem Gröbsten heraus. Mittlerweile waren etliche Larven geschlüpft, und der Eiweissbedarf der Kolonie stieg sprunghaft an. Die erste Arbeiterin, nun schon recht selbstbewusst geworden, war fast ständig auf Nahrungssuche und versorgte die werdende Kolonie mit Futter. Die Königin verliess das Nest nun nicht mehr.
Am sechsten Januar diesen Jahres verpuppten sich die ersten Larven der Kolonie, dies waren nun definitiv Nachkommen meiner Jungkönigin. Genau einen Monat später schlüpften aus diesen Puppen weitere Arbeiterinnen, die Puppenruhe dauerte damit bei optimalen Bedingungen über dreissig Tage.
Erstaunlicherweise schlüpften aus den Puppen dieser ersten Generationen ausschliesslich grosse Arbeiterinnen, nicht etwa Zwergarbeiterinnen wie bei vielen anderen selbstständig gründenden Arten. Das hängt nicht unbedingt mit dem guten Nahrungsangebot zusammen, denn während sich dieses nicht verschlechtert hat, schlüpfen in letzter Zeit immer mehr sehr kleine Arbeiterinnen. Grösste Arbeiterinnen messen etwa 24 mm, kleinste 12mm. Es zeigt sich, dass diese Art durchaus polymorph ist und verschiedene Arbeiterinnenkasten hervorgebracht werden. Im Aussendienst finden sich nur grosse und mittelgrosse Arbeiterinnen, diese bewältigen auch den Innendienst, die kleinwüchsigen Arbeiterinnen finden sich jedoch nur im Innendienst.
Infolge des Wachstums der Kolonie musste ich vor einiger Zeit ein grösseres Nest anbieten. Mittlerweile war die Zahl der Nestinsassen auf etwa vierzig Arbeiterinnen angewachsen, hinzu kam Königin und Brut. Es wurde eng. Natürlich hatte ich ordentlich Bammel davor, gestochen zu werden und ging deswegen vorsichtig vor. Als Erstes wurde der Nesteingang verstopft, das Terrarieninventar ausgeräumt, dann der Sand entfernt. Nun stand nur noch das Gipsnest im Terrarium, gefüllt mit aufgeregten und schlechtgelaunten Ameisen. Vorsichtig, aber mit einem Ruck zog ich das Nest von der Glasscheibe weg. Wichtig ist bei solchen Manövern, nicht aus Versehen Brut, Arbeiterinnen oder gar die Königin zwischen Glasscheibe und Nest geraten zu lassen und womöglich zu verletzen. Puppen und Larven fielen nun aus dem Nest, wütende Ameisen liefen durchs Terrarium. Schon nach ganz kurzer Zeit jedoch legte sich die Aufregung und die Tiere begannen, die Brut und die Königin zu sichern. Einige Kundschafter hatten bereits in der ersten Aufregung die von mir präparierte Schachtel inspiziert und als Provisorium für gut befunden. Hastig liefen sie zum geöffneten Nest zurück und begannen, Brut und Nestgenossinnen ins provisorische Domizil zu schleppen. Zwar hat Myrmecia keine typische Tragestellung wie einige andere Ameisenarten, dennoch wird sich nach Kräften bemüht, hilflose oder ortsunkundige Nestgenossinnen zu tragen. Das führt dann zu oft recht lustigen Tragegriffen, zeigt aber, dass die Tiere auch für das Problem der Rekrutierung im Ernstfall eine wirksame Lösung haben. Manche Arten, die in der wissenschaftlichen Einteilung als höher entwickelt gelten, rekrutieren überhaupt nicht durch Tragen von Nestgenossen und verlassen sich völlig auf andere Möglichkeiten der Kommunikation.
Aber auch zur chemischen Kommunikation sind meine Myrmecia durchaus und wirkungsvoll fähig, wie ich erfahren sollte. Als der Umzug in die Schachtel fast abgeschlossen schien, war ich so übermütig, das leere Gipsnest aus dem Terrarium nehmen zu wollen.
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Beitragvon Frank » 13. Mai 2004 21:25

Dummerweise waren noch zwei Arbeiterinnen, die ich übersehen hatte, noch damit beschäftigt, das alte Nest abzusuchen. Ich hielt das Nest im Terrarium in der Hand, und sofort stach mich eine der beiden. Die andere konnte ich mit der freien Hand wegschubsen, die erste stach mir aber sofort in den Handrücken. Ich wollte das Gipsnest auf keinen Fall fallen lassen, um die im Terrarium herumlaufenden Tiere nicht zu verletzen. Denn fast zeitgleich mit dem Stich waren alle Myrmecia alarmiert, wütend rannten sie durchs Terrarium und erkletterten die Scheiben. Sie waren durch Alarmpheromone alarmiert, die wohl beim Stich in meinen Handrücken frei wurden. Das Freisetzen solcher Alarmpheromone können die Myrmecia je nach Art der Beunruhigung dosieren, wird ein Beutetier gestochen, werden auch in der Nähe befindliche Nestgenossinnen alarmiert, jedoch nicht in solchem Umfang wie bei der Bedrohung der Kolonie. Es genügt aber auch dann, sie neugierig zu machen und notfalls der Kämpfenden zu helfen.
Ständig ist die Königin umringt von den ihr zugewandten Arbeiterinnen, die sie putzen und gemeinsam mit ihr das Gelege an frisch gelegten Eiern behüten. Diese kugeligen runden Eier sind so gar nicht typisch für Ameisen und liegen im losen Verband auf den Boden der Kammer. Ständig werden sie gehütet, gereinigt und gewendet, und immer sind sie von einige Arbeiterinnen umgeben, die sich kauernd auf dem Kammerboden, dem Gelege zugewandt, aufhalten. Man hat fast den Eindruck, als wollten diese Arbeiterinnen die Eier hypnotisieren, so aufmerksam und eindringlich scheinen sie auf das Gelege zu starren. In diesem Bereich, in dem sich die Königin meist aufhält, geschieht alles sehr ruhig und ohne Hektik. Die jungen Larven werden von den Arbeiterinnen in einer weiteren Kammer gepflegt, vor allem diese jungen und die mittelgrossen Larven bekommen ganze Beutestücke vorgelegt. Die älteren Larven werden oft zusätzlich mit trophischen Eiern gefüttert, einer Nahrung, die sonst nur die Königin und bestenfalls frisch geschlüpfte Arbeiterinnen erhalten. Diese trophischen Eier legen die Arbeiterinnen nur nach Bettelsignalen hungriger Nestgenossen, diese Art der Futterweitergabe ersetzt bei den Myrmeciinen die Weitergabe flüssiger Nahrung aus dem Kropf. Im stärker erwärmten Teil des Nestes werden die Puppen gelagert, die aufgrund ihrer langen Entwicklung den grössten Teil der Brut ausmachen.
Immer wird der Nesteingang bewacht. Dieses Verhalten erinnert an das Verhalten von Hornissen, wer Hornissen beobachtet hat, kennt ihren ausgeprägten „Wachdienst“. Jede Bewegung am und im Terrarium wird von der wachhabenden Myrmecia registriert, sofort hebt sie Kopf und Fühler und dreht mir den Kopf zu, wenn ich mich am Terrarium zu schaffen mache. Öffne ich nur das Terrarium, bleibt sie gelassen und beobachtet nur, komme ich mit meinen Aktivitäten dem Nesteingang näher, wird die Aufmerksamkeit spürbar grösser. Kleine Unachtsamkeiten wie Erschütterungen genügen, und mehrere Augenpaare registrieren aus Nesteingang und dessen Nähe aufmerksam jede meiner Bewegungen. Wenn dann fünf oder sechs Arbeiterinnen am Eingang herumlungern und jede meiner Handbewegungen mit entsprechenden Kopfbewegungen quittieren, ist das schon ein seltsames und erstaunliches Erlebnis. Manches Mal, wenn ich ins Nest schaue, bemerke ich plötzlich, dass oben auf dem Nest an der Glasscheibe eine Arbeiterin kauert und mich ihrerseits beobachtet. Es ist erstaunlich und schwer zu beschreiben, aber man gewinnt unwillkürlich den Eindruck, man würde fixiert. Natürlich achten auch diese Ameisen vor allem nur auf sich Bewegendes, abgesehen von der Umgebung, in der sie sich orientieren. Aber haben sie einen einmal bemerkt, schauen sie oft minutenlang. Nach dem Motto, wer zuerst blinzelt. Meist gewinnen die Ameisen. Interessant ist auch, dass nicht jede Bewegung als Bedrohung empfunden wird. Fühlen sich die Tiere bedroht, zeigen sie das unmissverständlich durch Aufsperren ihrer Kiefer. Oft aber drehen sie nur den Kopf in die entsprechende Richtung, heben die Fühler und: schauen…!
Natürlich kennen die Ameisen mittlerweile meine Aktivitäten, sei dies das Wechseln der Zuckerschale, das Besprühen der Pflanzen, das Einsammeln nicht verwerteter Nahrungsreste usw.. Aber gerade dass sie sie kennen und offenbar einzuschätzen wissen, ist für sich genommen schon erstaunlich. Um unangebrachten Heiterkeitsausbrüchen vorzubeugen, natürlich ist klar, dass die Tiere mich nicht als Freund oder anders gesagt, als Nichtbedrohung einordnen und erkennen, aber sie haben gelernt, die „Umwelteinflüsse“ in ihrem Habitat graduell einzuschätzen und ihre Reaktionen entsprechend zu dosieren. Um es noch eindringlicher zu sagen, sie erschrecken nicht jedes Mal zu Tode, wenn sie mich sehen…
Das soll für heute genügen, ich werd diesen Beitrag bei Gelegenheit fortsetzen.
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Beitragvon Frank » 14. Mai 2004 18:51

Naja, Antastisch, das Schreiben macht mir soviel Mühe nicht. Viel schwieriger ist es, die Begeisterung zu zähmen, denn manche Verhaltensäusserungen der Ameisen sind immer wieder überraschend. Aller Ameisen natürlich, nicht nur bei diesen besonderen. Da ist es dann manchmal nicht so einfach, die Dinge nüchtern zu betrachten. Ich meine, manch einer hält diese Tiere wie auch andere Tiere für reine Instinktmaschinen, einfache Verhaltensprogramme abspulend. Andere wiederum tendieren zur "Vermenschlichung", dies geschah besonders in früheren Zeiten. Die staatenbildenden Insekten waren halt immer von besonderer Faszination. Deswegen sollten wir versuchen, möglichst objektiv zu berichten, aber es sollte auch zu erkennen sein, dass wir unsere Tiere sehr, sehr mögen und sie nicht nur als "Versuchstiere" betrachten (wie das bei manchen "aufgeklärten" Wissenschaftlern ja heute die grosse Mode ist), in diesem Sinne sind einige Vergleiche und Formulierungen sicher erlaubt. Und da denke ich vor allem an den Bericht von Nazghoul(?) über seine C. viaticus, der ganz grosse Klasse ist.
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Beitragvon Frank » 14. Mai 2004 18:59

Ach so, der Stich. Hab ich nicht weiter ausgeführt, die Angst vor ihm war schlimmer als das Ereignis. Ich hab mich mit einigen anderen staatenb. Hautflüglern beschäftigt, Wespen, Hornissen(sind ja Wespen), Hummeln etc. Wurde oft gestochen, alle ihre Stiche waren viel "schlimmer". Macht mal nicht so einen Rummel um nichts, wenn man kein Allergiker ist, ist das etwas salopp gesagt "Kinderkram". Jeder Tierhalter ist sich des "Risikos" bewusst, will man zumindest hoffen, egal ob Hund, Katze, Schlange oder Guppy.
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Beitragvon Frank » 11. Jun 2005 17:18

Einige Zeit hab ich in diesem Forum wenig von mir hören lassen, nun will ich mich mal wieder melden. Die Myrmecia, die seit nun fast zweieinhalb Jahren bei mir leben, machen mir viel Freude und so wird es Zeit, dass ich hier (mal wieder) von ihnen berichte. Den folgenden Beitrag hatte ich bereits vor einiger Zeit in einer längeren Version im Ameisenforum veröffentlicht, ich gebe ihn nun hier nochmal zum Besten und entschuldige mich bei denen, die so nett schon vor längerer Zeit um eine Fortsetzung der obigen Beiträge gebeten hatten.
So ist auch dieser Beitrag nicht ganz aktuell, es gab eine Reihe neuer nicht unerfreulicher Entwicklungen, auf die ich in späteren Beitägen zu den Myrmecia eingehen werde. Da der Beitrag für das Ameisenforum geschrieben wurde, wird in ihn einiges wiederholt, was in den obigen Beiträgen bereits angesprochen wurde. Trotzdem wollte ich ihn nicht weiter zusammenstreichen, sondern jetzt, nach über einem Jahr nochmal einen zusammenhängenden Bericht liefern.

Terrarium und Beobachtungsnest
Das Terrarium, das von meiner Myrmecia-Kolonie bewohnt wird, ist mittlerweile einige Jahre alt. Die feste Einrichtung, bestehend aus Beton, Gips und Pflanzen ist seit langem vorhanden und wird mittlerweile von weiteren Lebewesen wie Moosen, Algen, Springschwänzen und Milben besiedelt. Dies ist erwünscht, wie in einen natürlichen Lebensraum verwerten diese Lebewesen überschüssige Nahrungsabfälle und so muss ich nur bei grösseren nicht verwerteten Abfällen aufräumend eingreifen. Kleinere Ameisenarten, die in den die Auslauffläche vergrössernden Ästen siedeln, verwerten ebenfalls die Nahrungsreste der Myrmecia und verhindern so effektiv eine Massenvermehrung der eigentlich harmlosen Milben, indem sie mit diesen konkurrieren. Nicht zuletzt besorgen einige Asseln den Rest.
Das Terrarium hat ein Grundfläche von 80 mal 60 cm, seine Höhe beträgt 70 cm. Eine Seite des Beckens ist etwas feuchter, hier wächst ein Ficus seit Jahren, den ich regelmässig zurückschneiden muss. Mit dieser Seite steht das Becken an einem ständig gekippten Fenster, dadurch wird erreicht, das tatsächlich nur diese Seite etwas kühler und etwas feuchter ist.
Eine grosse Pflanze wie den Ficus in einem Terrarium, dass ja Ameisen beherbergen soll, zu kultivieren wirft Probleme auf. Pflanzen wir ihn einfach in geeignetes Substrat, werden die Ameisen bald genau dort beginnen, zu graben. So habe ich meinen Ficus mit den Wurzelballen und genügend Substrat auf den Terrarienboden gestellt und anschliessend die Wurzel und das Substrat mit einer dicken Schicht Gips überzogen. Vor dem Aushärten des Gipses habe ich die Schicht an einigen Stellen mit einer dünnen Nadel durchstochen, so dass hier ausreichend Wasser einsickern kann und auch die Wurzeln atmen können. Mittlerweile wächst der Ficus hier seit vier Jahren, immer mehr nimmt er, bedingt durch den regelmässigen Rückschnitt, bonsaiartige Form an. Im Wurzelbereich der Pflanze siedeln Ameisen wie Crematogaster sordidula, sie sind klein genug, um durch die Nadelstiche in der Gipsschicht zu gelangen. Sie sorgen so zusätzlich für Belüftung und Düngung der Pflanze.
Die Rückwand des Beckens ist bis auf halber Höhe mit einer Gipslandschaft versehen, infolge der stellenweise ständigen Feuchtigkeit beginnt sich dieser an einigen Stellen sehr langsam zu zersetzen und bietet so Siedlungsmöglichkeiten für verschiedene niedere Pflanzen. Zusätzlich befinden sich hier einige Äste, Zweige und Tillandsien, sie bieten verschiedenen Ameisen (Leptothorax, Plagiolepis, Crematogaster, Aphaenogaster, Dolichoderus, Colobopsis usw.) ein Zuhause.
Neben den Tageslicht wird das Terrarium durch zwei HQI-Lampen erhellt, die durch eine Zeitschaltuhr gesteuert werden. Gutes Licht ist wichtig, tagaktive Ameisenarten zeigen erst bei guten Licht ihre Fähigkeiten. Auch ist es wichtig, einen klar definierten Tagnachtrythmus zu gewährleisten und mit dem natürlichen Licht, dass durch ein Fenster strahlt, möglicherweise sogar einen jahreszeitlichen Zyklus zu erreichen. Subtropische Arten erleben auch in ihrer Heimat kühlere und dunklere Jahreszeiten und brauchen oft diese Phasen der Regeneration.
An der licht- und fensterabgewandten Seite des Terrariums wird das innenstehende Beobachtungsnest durch eine Rotlichtlampe erwärmt und ausgeleuchtet. Sie ist so montiert, dass ihr Licht schräg das Nest bescheint, dadurch werden unterschiedlich warme Nestbereiche erreicht. Tieferliegende Nestkammern sind relativ kühl mit Temperaturen um 20 Grad, höherliegende Kammern sind wärmer mit Temperaturen um 25 Grad.
Das Nest selbst besteht aus Ytong, der entsprechend bearbeitet wurde. In Ytong sind die Kammern und Gänge eingearbeitet, ausserdem habe ich versucht, ihn mit lösemittelfreier Wasserfarbe ein natürliches Aussehen zu geben. Die Kammern und Gänge des Nestes habe ich mit rötlich-brauner Färbung versehen, die an der Glasscheibe anliegenden Flächen des Ytong zum Zwecke der Lichtabsorption wurden schwarz gefärbt. Auf rote Folien und ähnliche Mittel kann ich verzichten, es hat sich im Laufe der Jahre bei mir zumindest herausgestellt, dass bei behutsamen Umgang und vorsichtiger Annäherung an das Beobachtungsnest auch sehr gut sehende Ameisenarten nicht beunruhigt sind. Geht man vorsichtig und zurückhaltend vor, kann man sogar kurzzeitig das Nest mit einer "normalen" Lampe ausleuchten, um Details besser sehen zu können oder um fotografieren zu können. Sensibler reagieren die Ameisen naturgemäss auf Erschütterungen, sie unbedingt zu vermeiden ist sicher wichtiger als eine absolute Verdunklung des Nestinnenraumes, an fahles Halbdunkel gewöhnen sich die Tiere.
Die Grundfläche des Terrariums, die ja den Grossteil des Auslaufes darstellt, ist mit trockenen Sand überschüttet. Hier haben die Ameisen keine Möglichkeit, neue Nester anzulegen, sollten sie anfangen, zu graben, fällt der Sand sofort zusammen. Die Myrmecia in meinen Terrarium graben nie, ein Umstand, der vieleicht darauf hindeutet, dass sie das angebotene Nest akzeptieren und sich darin gut aufgehoben fühlen. Der Sandboden ist teilweise überstreut mit Waldstreu, Kiefern- und Fichtennadeln, kleinen Steinen u.ä., hier finden kleinere Tiere Schutz und Nahrung.
Das Terrarium ist ein Eigenbau und wurde damals in seinen Abmessungen entsprechend einfachen Möbeln, die als Unterschrank dienen, angefertigt. Es erfüllt noch heute gute Zwecke, obwohl gewisse Konstruktionsfehler von mir gemacht wurden. Heute bin ich mir aber gar nicht mehr so sicher, ob diese Fehler wirklich Fehler waren. So habe ich versäumt, die Luftzirkulation dadurch zu gewährleisten, indem ich an den gegenüberliegenden Seiten des Beckens Luftaustritte einplante. Ich habe nur an einer Seite einen solchen Austritt ausgeführt. Vieleicht gar nicht so verkehrt, so habe ich keinen Durchzug im Becken und aufgrund des Luftvolumens des Beckens und der ständigen Luftbewegen infolge der Erwärmung durch die HQI-Lampen kommt es trotzdem nicht zu Stocknässe oder Überhitzung. Trotzdem habe ich für die warme Jahreszeit einen kleinen Lüfter montiert.

Die Ameisen
Koloniegründung
Im Jahr 2003 erstand ich eine junge Myrmecia-Königin der Art Myrmecia pavida (An dieser Stelle der Hinweis, dass ich auf weitere latein. Artnamen, Fachbegriffe usw. verzichte im Sinne der Lesbarkeit, vieles lässt sich auch im Deutschen sagen, was ich versuchen will). Sie hatte bereits zwei Puppen aufgezogen, mit diesen in einer Tictac-Box setzte ich sie in das vorbereitete Terrarium. Ein, damals noch kleines Beobachtungsnest war bereits vorbereitet, das die Königin sehr schnell fand und inspizierte. Schon beim ersten Besuch hielt sie sich längere Zeit darin auf, nach peinlich genauer Inspektion beider Kammern blieb die Königin noch einige Zeit im Eingangsbereich, lugte immer wieder, den Kopf nach allen Seiten drehend aus den Eingang und unterbrach diese Untersuchung und Orientierung immer wieder durch anhaltendes Sichputzen. Mehrmals lief sie zurück in die Nestkammern, um diese nochmals zu untersuchen. Sie hielt sich beim ersten Mal gut zehn Minuten im Nest auf, so dass ich schon dachte, sie hätte die Puppen vergessen. Erst nun verliess sie das Nest, langsam, sich ständig umdrehend und den Kopf nach allen Seiten drehend. Dabei setzte sie ständig mit der Hinterleibsspitze winzige Tröpfchen ab, wie um das nestumgebende Gebiet als okkupiert zu markieren. Sie prägte sich die Umgebung des Nestes ein. Nun untersuchte sie das Terrarium, lief einen Grossteil ab. Nach einiger Zeit stiess sie auf ein Zuckernäpfchen, hier tat sie sich erst mal gütlich am gelösten Zucker. Es kam zu einer Begegnung mit einer unvorsichtigen Myrmica-Arbeiterin. Diese wurde schon bei ihrer Annäherung optisch bemerkt, neugierig taxiert und, als die überaus tapfere Myrmica-Arbeiterin endlich auch die riesige Myrmecia entdeckte und in völliger Verkennung der Lage meinte, diese angreifen zu müssen, verjagte die Myrmecia die Myrmica-Arbeiterin mit einen nicht ernstgemeinten Scheinangriff. Nun erkannte die Myrmica die Gefahr und verschwand Hals über Kopf im Streu. Die Myrmecia schien sich nun an die Puppen zu erinnern und suchte die Box auf. Auch hier inspizierte sie erst die Puppen, um sich dann wieder ausgiebig zu putzen. Nach einiger Zeit besann sich die Königin und schleppte die Puppen ins bereitgestellte Beobachtungsnest.
Bei einigen Ameisenarten verlässt die junge Königin in der Phase der Koloniegründung das Nest von Zeit zu Zeit, um Nahrung zu beschaffen. Regelmässig tat das auch die Myrmecia, um Zucker zu naschen oder um Futtertiere zu erjagen. So setzte ich unvorsichtigerweise zwei Grillen unverletzt im Terrarium aus, hoffend, die manchmal agressiv jagende Königin würde diese schon erwischen. Aber die Grillen waren flink genug, ihr auszuweichen und richteten in der Nacht beträchtlichen Schaden an. Sehr bald spürten sie die angenehme Wärme am Beobachtungsnest und drangen in der Nacht, als die Königin wahrscheinlich das neue Territorium untersuchte, in dieses ein. Hungrig, wie sie waren, nagten sie hier die beiden Puppen an. Das war natürlich ein grosses Malheur, am nächsten Tag wurden beide Grillen von mir standrechtlich und feierlich füsiliert. Glücklicherweise erhielt ich von einen befreundeten Halter einige Puppen einer artgleichen Myrmecia-Kolonie, die Königin akzeptierte sie bereitwillig und so blieb der Schaden gering.
Nach einiger Zeit schlüpften die ersten drei Arbeiterinnen. Nun erst begann die junge Königin, neue Eier zu legen. Diese Beobachtung machten auch andere Halter, es scheint so zu sein, dass das Brutgeschäft bei jungen Myrmecia-Kolonie zyklisch verläuft, erst wenn eine Generation geschlüpft ist oder bei schon stärkeren Jungkolonien, sie sich verpuppt hat, wird ein neues Gelege angelegt.
Bei grösseren und grossen Kolonien überlappen sich dies Zyklen und lösen sich schliesslich fast vollständig auf. So wird verhindert, das die anfänglich zahlenmässig schwache Arbeiterinnenschaft mit zu vielen hungrigen Nachkommen überfordert wird.

Die Kolonie wächst.
Die jungen Arbeiterinnen der Kolonie verliessen das Nest zum ersten Mal nach etwa einer Woche. Bis dahin blieben alle Besorgungsgänge der Königin vorbehalten. Erste Erkundungsgänge der jungen Tiere geschahen mit äusserster Vorsicht, alles wurde misstrauisch beäugt, immer waren die Ameisen auf dem Sprung und fluchtbereit. Jede Bewegung in der Nähe des Terrariums wurde mit ruckhaften Sichdrehen und minutenlangen Starren beantwortet. Kam die vermeintliche Bedrohung näher, flohen die noch nicht sehr selbstbewussten jungen Ameisen ins Nest. Erst nach Wochen und mit zunehmender Individuenzahl wurden die Myrmecia etwas selbstsicherer, sie flohen nun nicht mehr bei jeder Versorgungsmassnahme, die ich vornahm, sofort, sondern beobachteten sehr konzentriert. Nur, wenn ich ihnen auf dem Leib rückte, um die Fluchtschwelle zu testen, suchten sie das Weite.
Die zweite Generation schlüpfte Anfang des Jahres 2004, etwa elf Wochen nach Einzug der Königin. Anhand der noch vorhandenen Übersichtlichkeit und infolge des oben erwähnten zyklischen Brutablaufs war es leicht, die Dauer der Puppenruhe festzustellen, die jungen Arbeiterinnen schlüpften nach etwa 30 Tagen.
Von Zeit zu Zeit erwies es sich als notwendig, der Kolonie ein grösseres Nest zu geben. Solche Eingriffe waren natürlich für die Ameisen sehr beunruhigend und entsprechend wütend reagierten sie auf solche Eingriffe. Mit wachsender Individuenzahl gestalteten sich diese Eingriffe immer heikler, nicht zuletzt, weil die Ameisen sehr schnell die Bedrohung optisch ausmachen, auf sie zulaufen und sehr schnell stechen. Mittlerweile wurde ich so mehrmals gestochen, ich empfand die Stiche jedoch als wenig schmerzhaft. Stiche staatenbildender Wespen oder Bienen sind um ein Vielfaches schmerzhafter. Diese Insekten haben ihre Waffen vornehmlich für die Abwehr räuberischer Wirbeltiere entwickelt, entsprechend einprägsam gestalten sich für uns Menschen die Begegnungen mit ihnen. Das Gift der Myrmecia scheint hingegen ein Tötungsgift für erbeutete Wirbellose zu sein, diese verenden meist sofort nach dem Stich. Ein weiterer Beleg ist, dass die Myrmecia ihren Stachel bei fast jeden Jagdgang einsetzt, soziale Faltenwepen, zumindest jene, die ich in Europa beobachtet habe, dagegen eher nie. Bei ihnen ist der Giftstachel ein Verteidigungsmittel, bei den Myrmecia ein Angriffsmittel bei der Beutejagd.
Sicher kann man Ameisen und Wespen nicht direkt vergleichen, aus Vergleichen der Giftwirkungen, des Einsatzes dieser Waffen und ihrer Wirkung auf uns im unfreiwilligen Selbstversuch können wir aber Rückschlüsse ziehen. So sollten aufgeklärte und vernünftige Menschen nicht von gefährlichen Stichen der Bulldoggenameisen sprechen, es wurden bereits genug andere lächerliche Mythen in die Welt gesetzt.
Ist die Kolonie nach einiger Zeit vollständig eingefangen (Ich fange die Arbeiterinnen mittels dünner Stöckchen, an denen sie emporlaufen und schnipse sie ganz vorsichtig in ein Fangglas, ich denke dann immer an die cleveren Schimpansen... Aber die haben es nicht mit Myrmecia zu tun!), kann man sich daran machen, das alte Beobachtungsnest mit der noch darin befindlichen Brut vorsichtig zu entnehmen. Ich gab die Brut meist den in einem Glas wartenden Ameisen, um sie zu beruhigen. Nun ans Werk, schnell die Scheiben des Terrarium reinigen und das neue grössere Nest, das schon vorbereitet wurde, installieren. Noch die Inneneinrichtung neu präparieren, die Wärmelampe u.U. neu einrichten und die wartenden Tiere können zurück in ihr Zuhause.
Ist das Völkchen erst mal wieder im Terrarium, entsteht ein ziemliches Durcheinander. Sehr schnell entdecken zwar erste Arbeiterinnen das neue Nest und tragen erste Brut ein, trotzdem können sie ihren Schwestern offensichtlich nicht nach Art anderer Ameisen über den neuen Wohnort Mitteilung machen. Der Umzug der Myrmecia wird nicht mittels Duftspuren oder Tandemlauf organisiert, auch beim Tragen "ortsunkundiger" Schwestern zeigen sich die Myrmecia anfangs ungeschickt und nicht sehr entschlossen. Ist jedoch die Brut in Sicherheit, wenden sich die Träger mehr und mehr ihren noch unorientierten Schwestern zu. Nun wird gezerrt, geschoben und gezwickt, um die lieben Verwandten in die richtige Richtung zu bewegen. Einige können so bis in die Nähe des Eingangs komplimentiert werden, sind sie nur noch etwa 15 cm von diesen entfernt, erkennen sie diesen oft visuell und laufen gezielt auf ihn zu. Was aber ist mit anderen, den scheinbar unbelehrbaren? Irgendwann platzt den Trägerinnen der Kragen, und Wiederspenstige werden gnadenlos und mit den merkwürdigsten Tragegriffen abgeschleppt. Noch Stunden, nachdem die letzte Schwester ins neue Nest gebracht wurde, suchen die Trägerinnen das Gebiet nach letzten Verstreuten ab.
Die ersten Tage nach Einzug ins neue Nest sind die wachhabenden und aussendiensttuenden Tiere damit beschäftigt, das Revier abzustecken. Überall werden in den durch meine Aktivitäten umgeschichteten Sand neue Marken gesetzt, besonders die unmittelbare Umgebung des Nesteingangs, leider auch die Glasscheibe werden dicht markiert.
Diese Markierungen, die sicher auch das Absetzen von Kot sind, treten immer gehäuft auf, wenn neues Gebiet besetzt wird. Natürlich setzen die Ameisen zu allen Zeiten Kot ab und verlassen manchmal dazu sogar das Nest, auffallend aber ist, dass die "wertvollen" Substanzen in neuen Gebiet vermehrt zur Markierung verwendet werden. Hat eine Arbeiterin eine solche Markierung abgesetzt, wird sie mitunter aufmerksam von anderen "gelesen", sie senken den Kopf und beriechen die Stelle aufmerksam mit den Fühlern.
Mittlerweile ist die Kolonie auf etwa 200 Arbeiterinnen angewachsen. Trotzdem ist das Terrarium nicht ständig von den grossen Ameisen überlaufen. Am Abend, gegen 20 Uhr gehen die HQI-Lampen aus und ein Halogenspot suggeriert die Dämmerung. Nun drängen viele Arbeiterinnen aus den Nesteingang und lungern in dessen Nähe herum. Sie putzen sich und sich gegenseitig, beobachten sich gegenseitig, Heimkommende werden mit Scheinatacken begrüsst und werden nach Erkennen ihrer Koloniezugehörigkeit beschwichtigt. Öffne ich nun das Terrarium, um den Zucker auszutauschen, kauern sich alle Tiere eng auf den Boden und beobachten mein Tun. Jede meiner Bewegungen wird mit vielköpfigen Fühler- und Kopfbewegungen kommentiert, jedoch, bei vorsichtigen und behutsamen Vorgehen ohne Drohungen wie Kiefernsperren usw. Bin ich mit den Zucker fertig, lösen sich die ersten Tiere aus der Gruppe am Nesteingang und schlendern, wie gelangweilt und als wollten sie mir zeigen, dass sie auf meine Spenden nicht unbedingt angewiesen sind, lässig zum Zuckernapf. Bald sind viele am Zucker und drängen sich um den Napf. Dieses Ritual wiederholt sich an fast jedem Abend, die Ameisen haben sich auf die allabendlichen Zuckergaben eingestellt. Mein Tun am Terrarium und die Regelmässigkeit der Zuckertracht haben die Tiere verknüpft, sie lernen.
An jeden zweiten oder dritten Tag öffne ich nachmittags das Terrarium, um einige Futtertiere zuzugeben. Die Aktivität der Kolonie ist zu dieser Tageszeit nicht übermässig gross, nur wenige Arbeiterinnen durchstreifen das Terrarium. Wenige Minuten nach Zugabe der Futtertiere erhöht sich jedoch die Aktivität, weitere Arbeiterinnen verlassen das Nest. Natürlich haben sie mein Tun am Terrarium bemerkt, fühlen sich jedoch nicht bedroht. Dies würden sie deutlich zeigen, sie würden wütend und alarmiert umherlaufen und den gefährlichen Feind suchen oder bei nicht unmittelbarer Gefahr sich zurückziehen und beobachten. Nein, die Arbeiterinnen, die nun das Nest verlassen, wollen jagen, sie kennen das Prozedere. Sie scheinen zu ahnen, dass nun Grillen zu erjagen sind und gehen zielstrebig vor.

Jagd und Kampf
Der Sehsinn der Myrmecia ist ein hervorragender. Unter den Ameisen sind diese Leistungen herausragend. Wozu braucht ein bodenbewohnendes kleines Wesen so hervorragende Augen? Die meisten Ameisen sind Raubtiere, viele jagen in Gruppen und überwältigen so in Zusammenarbeit relativ grosse Beutetiere. Einige überrennen in grossen Gruppen schnell grosse Territorien, umschliessen diese und fangen eingeschlossene Beutetiere. Viele Arten rekrutieren ihre Genossinnen mit Spurpheromonen oder Tandemlauf, führen so Verstärkung zur Beute. Manche Arten beuten auf diese Weise die Kolonien anderer sozialer Insekten aus, wieder andere verwerten auf diese Weise Samen und andere Pflanzenteile.
Die Myrmecia haben wie einige andere Ameisen weitere und andere ebenfalls erfolgreiche Strategien entwickelt. Diese Ameisen verlassen sich nicht auf das überraschende Moment eines Gruppenangriffs, sie gehen bei der Jagd einzeln vor. Den Nachteil, der dadurch entsteht, dass einzeln jagende Ameisen nicht viel grössere Beutetiere überwältigen können, machen die Myrmecia mit bestimmten Anpassungen wett. Da sind die guten Augen, mit denen die Arbeiterinnen jede Bewegung erkennen können, der bereits erwähnte Gifstachel, der jedes auch gleichgrosse Beutetier sofort ausser Gefecht setzt, die Gewandheit der Ameisen, mit der sie diese Waffe extrem schnell zur Anwendung bringen und die langen und trotzdem kräftigen Manddibeln, die alles, was sie einmal gepackt haben, festhalten können. Neben dieser Ausrüstung verfügen diese Ameisen über die verschiedensten Jagdmethoden. Diese werden problembezogen angewandt und es scheint auch hier, dass die Tiere lernen und einmal erfolgreiche Methoden wiederholen. Dabei werden sie jedoch nie als starres Schema angewandt, sondern immer werden Abweichungen "ausprobiert". In meinen kleinen Terrarium konnte ich so verschiedene Methoden beobachten, die immer wieder zeigten, dass die Tiere sich verschiedenen Beutetieren im Jagdverhalten anpassen konnten.
Grosse Beutetiere, ausgewachsene Heimchen oder grosse Zweifleckgrillen werden aktiv gejagt, die Myrmecia hetzen ihnen ausdauernd und hartnäckig hinterher. Wechseln die Grillen durch eine Sprung unvermittelt den Ort, erkennen die Ameisen manchmal sogar diesen plötzlichen Ortswechsel. Mittelgrosse Beutetiere werden oft aufgeschreckt und dann ebenfalls gehetzt, dabei verlieren die Myrmecia die Jagdobjekte natürlich oft aus den Augen. Nun wird in grösser werdenden Schleifen das Gelände abgesucht. Verlieren die Ameisen den Kontakt zur Beute auf dem Ficus, suchen sie oft gezielt den darunterliegenden Boden ab. Kleine dunkle Objekte, die unbeweglich im Streu liegen, werden dann oft für die Beute gehalten, anvisiert und schliesslich angegriffen. Über den Irrtum entäuscht lassen die Jägerinnen von den Steinchen oder Ästchen ab. Bei mittelgrossen und besonders bei kleinen Beutetieren wird eine weitere Strategie angewandt, hier ist die Lauerjagd am erfolgversprechendsten. Die Ameisen kauern oft minutenlang an einer Stelle, am Stamm des Ficus oder auf den Ästen, manchmal am Boden und warten so auf die unvorsichtigen Kleintiere, die ihnen vor die "Flinte" kommen. Kommt eine kleine Grille in die Nähe, bewegen die Myrmecia ruckhaft den Kopf in ihre Richtung und schnappen zu, sobald der Angriff sich zu lohnen scheint. Fehlgriffe werden manchmal mit wütenden Hinterherlaufen und verärgerten Fehlangriffen auf die ebenfalls in der Nähe jagenden Kameradinnen abreagiert, manchmal auch mit grösster Gelassenheit. Die erfolglose Jägerin beginnt sich nach den erfolglosen Angriff ausgiebig zu putzen, dabei aber immer die Umgebung im Auge behaltend. Kommt wieder ein Beutetier in Reichweite, ist sie sofort hochkonzentriert und angespannt und geht in Stellung. Die Grillen sind nach dem Aussetzen im Terrarium und nachdem sie gewahr werden, das sie gejagt werden, natürlich in ziemlicher Aufruhr. Besonders "schlaue" Ameisen haben gelernt, wenige Zentimeter über den Sandboden an der Glasscheibe hängend zu warten, bis eine der verängstigten Grillen unter ihnen vorbei kommt. Läuft eine unter ihnen entlang, stürzen sie sich auf sie. Fast jeder dieser Angriffe ist erfolgreich und es scheinen immer die gleichen Schlaumeier zu sein, die sich solcher unfairen Methoden bedienen. Die Äste und Zweige im Terrarium stammen von alten Weinstöcken, ihre Rinde ist sehr grob und bietet kleineren Beutetieren Verstecke. Hier habe ich eine weitere Methode beobachten können, die Ameisen schlichen geduckt und langsam, dabei die Hohl- und Zwischenräume und Spalten der Äste aufmerksam untersuchend. Oft stiessen sie manchmal natürlich auf andere Ameisen, die hier siedelten, diese wurden meist grosszügig ignoriert oder schlimmstenfalls ungeduldig weggebissen. Als Beute kamen sie offensichtlich nicht in Betracht. Bemerkten die Myrmecia in einem Versteck ein Beutetier, erstarrten sie, fixierten es ausgiebig, schlichen näher heran, um sich in eine vielversprechende Position zu bringen und schnappten schliesslich zu.
Mitunter, wenn ich mich in der Nähe des Terrariums aufhalte und unvermittelt und unwillkürlich zum Terrarium schaue, bemerke ich, wie mich einzelne Arbeiterinnen dicht an der Glasscheibe sitzend aufmerksam mustern und beobachten, fest haben sie mich fixiert und registrieren jede Bewegung. Es ist dann ein merkwürdiges Gefühl, auch selbst Gegenstand der Beobachtung zu sein.
Auseinandersetzungen mit den anderen im Terrarium lebenden Ameisen sind selten. Natürlich können diese durchweg kleinen Arten die Myrmecia auch kaum ärgern, zumal es Arten mit nur kleinen Kolonien sind. Manchmal kommt es vor, dass eine Myrmecia-Arbeiterin den Eingang eines Nestes der Mitbewohner findet und dort schlechtgelaunt Stress macht. Dabei werden die schwächeren Ameisen schon mal dezimiert und einige getötet. Meist jedoch zeigen sich die Myrmecia desinteressiert, lediglich am Zuckernapf zeigen sie sich unerbittlich und jagen futterneidisch alle anderen fort, wenn sie sich selbst versorgen.

Fortpflanzung
Trotz der langandauernden Entwicklung vom Ei bis zur schlüpfenden Arbeiterin hat sich die Kolonie in relativ kurzer Zeit zu einer beachtlichen Individuenzahl entwickelt. Die gesamte Entwicklung der Jugendstadien beträgt bei den o.g. Durchschnittstemperaturen im Beobachtungsnest etwa neun Wochen, nach drei Wochen schlüpfen die kleinen Larven, diese durchlaufen ihre Larvenentwicklung in etwa zwei Wochen und die Puppenruhe dauert etwa vier Wochen.
Erstaunlicherweise scheinen die Arbeiterinnen die Puppen in ihrem Fortschritt in der Verwandlung unterscheiden zu können, junge Puppen werden wärmer gelagert, Puppen, die kurz vor dem Schlupf stehen, lagern in den tieferen und kühleren Nestkammern.
Die Larven werden ebenfalls streng nach den verschiedenen Stadien sortiert und auf verschiedene Nestbereiche verteilt, die kleineren und jungen Larven werden dicht bei den frischgelegten Eiern gelagert, mittelgrosse und erwachsene, verpuppungsbereite Larven in jeweils anderen Bereichen.
Die Arbeiterinnen sind langlebig, in einem Jahr sind lediglich zwei verstorben. Diese hatten sich sicher in irgendeiner Weise verletzt oder sind erkrankt, ihre natürliche Lebensuhr war gewiss noch nicht abgelaufen. Die Kolonie wächst weiter und die Königin legt unbeirrt weiter Eier.
Am 03. Februar diesen Jahres schlüpften erste Geschlechtstiere, nur dreizehn Monate nach Schlupf der ersten eigenen Arbeiterinnentöchter der Königin. Ich werte auch das als ein Zeichen, dass es der Kolonie an nichts fehlt. Selbst freilebende Kolonien produzieren nicht in jedem Jahr und sicher nicht im ersten Jahr Geschlechtstiere, In Notzeiten mit ungünstiger Witterung, knapper Nahrung kann die Produktion von Geschlechtstieren auch unterbleiben. Mit solchen oder ähnlichen Problemen haben die Ameisen in meinem Terrarium natürlich nicht zu kämpfen.

Nahrungsaustausch und Verständigung
Die Myrmecia tauschen Futter nicht wie die meisten anderen Ameisenarten von Mund zu Mund aus. Um ihre Nestgenossen zu füttern, legen diese Ameisen spezielle Futtereier, die sie dann der Bettelnden übergeben. Bilder hierzu gibt es im Fotothread. Mit speziellen Aufforderungssignalen wie Kiefernauflegen und boxen mit dem ersten Beinpaar gegen die Kiefer der Angebettelten bedeutet die Bettelnde der Spenderin, dass sie hungrig ist. Oft dreht sich die Angebettelte nun weg und zeigt damit, dass sie nicht bereit oder in der Lage ist, ein Futterei zu servieren. Ist sie bereit, krümmt sie nach dem Aufforderungssignal bald den Hinterleib nach vorn, presst und drückt offenbar angestrengt, dabei wie gebannt von der Bettlerin angestarrt und nimmt das hervorquellende Ei vorsichtig mit den Oberkiefern auf. Nun reicht sie es der Hungrigen, die bis dahin diszipliniert gewartet hat und die es nun gierig mit der Zunge annimmt. Alle Nestinsassen, die das Nest nicht oder kaum verlassen, werden so gefüttert. Erwachsene Arbeiterinnen fressen natürlich auch von den eingetragenen Futtertieren. Vor allem sind diese aber für die älteren Larven bestimmt, diesen werden die Futtertiere vorgelegt und die Larven werden oft so um die manchmal grossen Futtertiere gelegt, dass alle von diesen fressen können. Die Larven des ersten Stadiums werden ausschliesslich mit Futtereiern gefüttert.
Immer ist die Königin von Arbeiterinnen umgeben, die ihr äusserst respektvoll bei jeder Bewegung ausweichen. Sie ist unbestreitbar das Zentrum der Kolonie. Manchmal ist die Königin auf Inspektion im Nest, entgegenkommende Arbeiterinnen weichen dann oft wie erschrocken zurück oder drücken sich, wenn keine Möglichkeit zum Ausweichen besteht, an den Boden oder die Wände der Nestkammern. Die Königin ist sicher keine Königin im menschlichen Sinne, wie wir wissen, aber die Arbeiterinnen gehen vorsichtig und fast zuvorkommend mit ihr um. Mittels Duftstoffen macht die Königin ihren Arbeiterinnen klar, dass sie die Basis des Gemeinwesens ist, dass sie die einzige eierlegende und sich fortpflanzende Ameise im Nest sein muss. Sie unterdrückt die Arbeiterinnen, die durchaus selbst in der Lage wären, entwicklungsfähige Eier zu legen. Zumindest ist dies eine landläufige Darstellung, andererseits wird es sicher so sein, dass die Arbeiterinnen sich gern unterdrücken lassen oder gar nicht unterdrückt werden müssen und so lange, wie die Königin lebt, durchaus lieber ihre eigenen Schwestern aufziehen als eigene Nachkommen. Wunderbare und einleuchtende Erklärungen für die Opferbereitschaft und Selbstaufgabe der Arbeiterinnen in Kolonien sozialer Hautflügler finden wir in der Fachliteratur.
Das Aufforderungsverhalten bei Nestumzügen habe ich oben schon beschrieben, ergänzend möchte ich noch sagen, dass die zum Sichtragenlassen Aufgeforderten das Zerr- und Schubsverhalten der Trägerinnen gut verstehen. Manche der aufgeforderten Tiere legen sich dann sogar auf die Seite und ziehen Beine und Fühler an, um so leichter getragen werden zu können.
Werden die stets den Eingang besetzenden Wächterinnen beunruhigt und erscheint ihnen die Situation wirklich bedrohlich, können sie die Kolonie schnell und wirkungsvoll alarmieren. Es liegt dann ein charakteristischer, herber Duft in der Luft. Diesen Duft verströmt die Kolonie ständig, bei grosser Aufregung ist er jedoch leichter wahrnehmbar. Aber diese grossen Ameisen sind ähnlich gelassen wie die Hornissen, deren Nesteigang ja auch stets von Wächterinnen bewacht wird. Es muss schon einiges passieren, bevor die Wächterinnen tatsächlich alarmieren. Bevor sie sich einer Gefahr aussetzen, ziehen sie sich erstmal rückwärts gehend in den Nesteingang zurück und peilen von hier aus der Deckung vorsichtig und nervös die Lage. Sie haben kein Interesse an aussichtlosen und gefährlichen Kämpfen, solange die Kolonie nicht ernsthaft bedroht zu sein scheint.

Grüsse, Frank.
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Beitragvon uta » 11. Jun 2005 18:44

Hier kann über die Erfahrungen, die Frank in seinem spannend zu lesenden Haltungsbericht geschrieben hat, kräftig diskutiert werden:

http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=2174

Viele Grüsse
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Umsetzung der Myrmecia-Kolonien

Beitragvon Frank » 13. Jun 2005 17:18

Im ersten Halbjahr des Jahres 2005 hat die Kolonie nur relativ wenige neue Arbeiterinnen aufgezogen. Es scheint, dass die Kolonie eine Stärke ereicht hat, die es ihr erlaubt, sich nun überwiegend der Aufzucht einiger Jungköniginnen zu widmen. Die Zahl der Arbeiterinnen mag nun irgendwo zwischen 300 und 400 liegen, vieleicht entspricht diese Zahl an Individuen der durchschnittlichen "normalen" Koloniestärke dieser Art. Für mich als Halter wäre das gut; die grossen, wehrhaften und jede Bewegung aufmerksam verfolgenden Ameisen lassen sich bei dieser Anzahl bei nötigen Umsetzungen oder anderen Arbeiten am Nest gerade noch händeln.

Solche Umsetzungen waren mehrfach aus verschiedenen Gründen nötig, der Wichtigste jedoch war der, dass die Kolonie das oben beschriebene Terrarium nun doch verlassen sollte. In diesem Becken mit seiner geringen Durchlüftung herrschen tropische klimatische Verhältnisse, wie sie vielen tropischen und subtropischen Ameisen und auch manchen einheimischen Arten durchaus zusagen. Die Lufttemperaturen steigen im Sommer in diesem Terrarium bis auf 35 Grad, dies bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 70 und 80 %. In diesem Terrarium starben monatlich ein bis zwei Arbeiterinnen der Myrmecia-Kolonie, dies erschien mir zwar normal und angesichts der ständig wachsenden Kolonie verschmerzbar, gab mir aber doch immer wieder zu denken. Die Myrmecia leben in ihrer südostaustralischen Heimat in dürren steppenhaften Gegenden mit allenfalls Trockenwäldern, sicher werden hier im Sommer hohe Temperaturen erreicht, aber wohl selten und schon gar nicht länger anhaltend so hohen Luftfeuchtigkeiten.

Also besorgte ich mir ein grosses handelsübliches Terrarium mit der üblichen guten Durrchlüftung durch eingebaute Lochbleche. Dank dieser Durchlüftung sind die durchschnittlichen Temperaturen etwas niedriger und die Luftfeuchtigkeit liegt bei ca. 50 %. Diese Bedingungen sagen den Myrmecia offenbar mehr zu, in den letzen Wochen verstarb keine weitere Arbeiterin. Diese Terrarien eignen sich freilich vor allem für grosse Arten, die Bleche mit den etwa einen mm grossen Luftlöchern und die Spalten zwischen den Schiebetüren würden kleineren und reiselustigen Arten den Ausbruch erleichtern. Für die meisten sind solche Terrarien natürlich nichts neues, ich hielt meine Ameisen aber bisher meist in selbstgefertigten Terrarien und wollte daher die Vorteile des handelsüblichen Terrariums ansprechen. Gleichzeitig aber darauf hinweisen, dass ich keine solchen Becken herstelle, vertreibe oder sonst irgendwie Interessenvertreter der Terrarienindustrie bin...
Natürlich gelten diese Vorteile immer in Bezug auf die hier angesprochene Art, Arten mit anderen Bedürfnissen und Anforderungen müssen anders gehalten werden.
So ist ein weiterer Vorzug der Belüftung dieses Beckens, dass der Boden hier durchaus erdfeucht gehalten werden kann, ohne dass durch die grosse Verdunstungsfläche die Luftfeuchtigkeit masslos steigt. Als Boden habe ich dieses Mal nicht trockenen Sand oder feinen Kies verwendet, sondern roten Lavasplitt aus der Eifel. Die Körnung des Splitt liegt zwischen 2 und 8 mm. Hätte ich feuchten Sand verwendet, würden die an sich recht grabfaulen Myrmecia sehr schnell an verschiedenen doch Stellen anfangen, zu graben. Der grobe und scharfkantige Lavasplit nimmt den Myrmecia aber meist schnell jede Lust am Graben, die durch die Feuchtigkeit schweren Steichchen liegen wie ineinander verkeilt und bilden so eine feste Oberfläche.
Durch den ständigen Luftaustausch steigt im Becken die Temperatur selten über 25 Grad, nur bei intensiver Sonneneinstrahlung (das Terrarium steht an einem Südostfenster) werden 30 Grad erreicht. Diese Temperaturen genügen den Myrmecia, zumal ja das Nest durch eine Rotlichtlampe beheizt wird und in ihm gleichbleibende Temperaturen herrschen.

Das Umsetzen der grösseren Myrmecia-Kolonien ist nicht ganz "ungefährlich" und ziemlich zeitaufwendig. Daher denke ich, dass es nicht ganz verkehrt sein kann, wenn ich über meine Erfahrungen und Vorgehensweisen beim Umsetzen der Myrmecia pavida kurz berichte. Dies sind aber meine Erfahrungen, ein jeder, der sich irgendwann für die Beobachtung und Haltung dieser Art entscheidet, mag anders vorgehen.
Bei Beunruhigung sind die Ameisen natürlich sehr angriffslustig, sie sehen jede Bewegung und eilen wütend auf den Störenfried zu. Erwischen sie die Hand des "Angreifers" im Becken, stechen sie sofort zu. Diese Stiche sind abgesehen vom Schrecken, der einen durchfährt nicht sonderlich schmerzhaft, die Giftwirkung verfliegt nach wenigen Minuten. Um jedoch auch diesen unliebsamen Begegnungen auszuweichen, sollte man vorsichtig und langsam vorgehen. Soll also die Kolonie umgesetzt werden, ist es also wichtig, planvoll vorzugehen und das entsprechende Zubehör vorbereitet zu haben. Nichts ist blöder, als in einer Aktion, in der u.U. bereits einige Ameise die Ränder des offenen Terrariums in kriegerischer Absicht erklettern, zu beginnen, hektisch nach Pinzetten, Pinsel oder Fangbehältnissen zu suchen. Die Vorbereitung soll aber nicht nur den eigenen Schutz dienen, sondern auch die für die Ameisenkolonie beunruhigende und einschneidende Prozedur abkürzen und möglichst schonend gestalten.
Bevor ich solche Eingriffe beginne, stelle ich mir also Fanggefässe bereit. Einige kleinere Gläser für die vorübergehende Aufbewahrung einiger Arbeiterinnen und ein grosses Behältnis für die Kolonie, ich benutze meist einfach einen offenen Pflanzenübertopf. Alle Behältnisse werden innen mit ungewaschenen trockenen Sand (natürlich aus dem Freiland) bepudert, der zurückbleibende Staub hindert die Ameisen am Emporklettern. Manch einer benutzt Talkum, ich nicht. Ich möchte nicht mit den giftigen Bestandteilen des Talkums in Berührung kommen und mute dies meinen Tieren auch nicht zu. Einige Stöckchen, Pinsel, ein Teelöffel zum Aufnehmen der Puppen und Larven sowie eine Pinzette vervollkommnen die Ausrüstung.
Ich beginne, indem ich das Terrarium öffne und die im Becken freilaufenden Tiere zuerst einsammle. Durch die Aktivitäten sind sie bereits aufmerksam geworden und greifen den hingehaltenen Pinsel oder ein Stöckchen sofort an. Haben sie ihn erklettert, schnipse ich sie möglichst schonend in eines der Behältnisse. So fange ich nun eine nach der anderen der Arbeiterinnen ein. Durch das Einfangen der Arbeiterinnen werden immer neue Arbeiterinnen aus dem Nest alarmiert, so kann ich erst mal in aller Ruhe die meisten der "Wehrdiensttuenden" einfangen. Bei der Anzahl der Tiere in der grossen Kolonie nehme ich mir dafür ein bis zwei Stunden Zeit.
Habe ich irgendwann alle Tiere, die auf diese Weise zu erreichen und zu fangen sind, eingefangen, verschliesse ich den Nesteingang mit Watte. Die Zurückgebliebenen müssen nun etwas warten. Jetzt wird die Terrariumeinrichtung ausgeräumt, bis das Ytongnest frei zugänglich an der Glasscheibe steht. Im Nest befinden sich nun immer noch etwa 200 der grossen Ameisen, natürlich blieben ihnen die Erschütterungen und Aktivitäten nicht verborgen. Um sie nicht unnötig aufzubringen, versuche ich auch das Ausräumen schnell, aber möglichst ohne vermeidbare unnötige Erschütterungen zu vollbringen. Ist das Becken leergeräumt, wendet sich meine Aufmerksamkeit wieder dem Nest zu. Nun wird es heikel und ein mulmiges Gefühl beschleicht mich. Denn jetzt muss das Nest mit einen Griff von der Glasscheibe entfernt werden. Um weder die herausstürmenden Tiere noch die herausfallenden Brutstadien zu verletzen, sollte es nicht umfallen oder gegen die Glasscheibe zurückfallen, sondern sicher in der Mitte des Terrariums stehen. Auch dabei achte ich darauf, dass keine der Tiere unter dem Nest gequetscht werden. Diese Aktion ist sicher die Unangenehmste, denn obwohl nun natürlich alle Nestinsassen wütend umherlaufen und dabei auch meine Hand erklettern können, muss sie vorsichtig durchgeführt werden. Man kann denken, was macht es schon, wenn eine oder zwei der Arbeiterinnen verletzt oder getötet werden? Wichtiger ist doch, dass sie mich nicht stechen! Aber unter den Verletzten könnte die Königin sein, denn auch sie ist nun erregt und läuft in der allgemeinen Aufregung umher. Und sie wäre nicht zu ersetzen. Ausserdem wäre es schade um das Leben jeder der Arbeiterinnen.
Handschuhe können helfen, aber die dünnen Gummihandschuhe durchstechen diese Ameisen. In Lederhandschuhen bleiben ihre Stachel oft einige Zeit hängen, was einen dann auch zu einer gewissen Geduld nötigt. Der beste Schutz vor den Stichen ist schnelles, überlegtes Handeln, es ist nützlich, diese Schritte vorher ausgiebig zu bedenken und vorzubereiten, zB. für einen sicheren Standplatz für das offene Nest zu sorgen.
Nach dem Öffnen des Nestes schliesse ich das Terrarium für einige Zeit, die Myrmecia beruhigen sich nun in kurzer Zeit. Sie beschäftigen sich nun damit, die Brut in Sicherheit zu bringen. Meist biete ich hierzu ein Schachtel an, in die sich nun ein Grossteil der Kolonie zurückziehen kann. Allerdings dauert dies bei den Myrmecia geraume Zeit, anders als andere Ameisen können sie ja nicht über Duftspuren, Tandemlauf oä. rekrutieren. So muss jede einzelne Ameise sich erst mühevoll neuorientieren, bis alle Trägerinnen sich dann auf die angebotene Schachtel geeinigt haben, vergeht einige Zeit.
Nun ist etwas Zeit vergangen, die Erregung der Kolonie hat sich gelegt und einige der Arbeiterinnen sind damit beschäftigt, Brut und Schwestern in die Schachtel zu tragen. Andere suchen noch nach weiteren Unterschlupfmöglichkeiten. Diese Unentschlossenen fange ich nun nach der oben beschriebenen Methode nach und nach ein. Irgendwann hat sich der Rest der Kolonie in die Schachtel zurückgezogen, die ich nun schliessen und herausnehmen kann. Ich sammle die letzen Versprengten ein und suche das Nest und das Terrarium nach zurückgelassener Brut ab, die ich mit einen Pinsel auf den Löffel befördere. Dann kann ich die Schachtel in den Übertopf tun und öffnen und alle Kolonieangehörigen darin zusammenbringen. Um die Tiere zu beruhigen, verdunkle ich den Übertopf und stelle ihn in ein etwas kühleres Zimmer. Das ist freilich nicht nötig, wenn das neue Zuhause der Kolonie bereits vorbereitet ist und die Tiere es sofort beziehen können.

Grüsse, Frank.
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