"Lebendfütterung" Warum?!

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

"Lebendfütterung" Warum?!

Beitragvon Gast » 22. Aug 2008 21:42

Hallo, liebe Leute,

habe gerade hier im Forum zum wiederholten Male gelesen, dass ein Halter darauf steht, seine Futtertiere (halb-) lebendig zu verfüttern..... (wegen der Spannung...)

Die einzige Sorge, die ihn plagt, ist der mögliche Milbenbefall, da das Futtertier vorher ja nicht abgebrüht wurde......

Ich habe ein EINZIGES MAL ein lebendes Tier an meine Ameisen verfüttert, es war wirklich keine Freude, dem langen und qualvollem Tod dieser kleinen Fliege beizuwohnen.

Ich weiss, in der Natur passiert das jeden Tag und ist ganz normal.
Aber in der "Natur" laufen wir auch jeden Tag durch die Gegend und zertreten dabei einige Insekten (u.a. auch Ameisen) ohne uns daran zu stören. Ist okay.

Aber was passiert hier bei der Ameisenhaltung?
Ein Aufschrei geht durchs Forum, wenn jemand seine Ameisen (Insekten) schlecht behandelt o.ä.

Der Halter, der "Spannung, Spaß oder Prickel" beim Verfüttern von lebenden Insekten an seine Ameisen verspürt, wird aber scheinbar toleriert!?

Was ist bitteschön daran so "geil", einer Kreatur beim Todeskampf zuzuschauen??

Bitte macht so etwas in Zukunft nicht mehr, betäubt eure Futtertiere im Kühlschrank, bevor ihr sie dann überbrüht, allein schon wegen der Milben ..... :-)

Ich bitte um eure zahlreichen Meinungen zum Thema,
vielleicht habe ich ja was verpasst und dieses zermetzeln von lebendiger Nahrung gehört zum Ameisen-halten dazu.....

Ratlos.

Nachsatz:

Es geht mir in diesem Thread nicht darum, mit dem moralischen Zeigefinger zu winken und Halter, die Lebend-Nahrung verfüttern, schlecht zu machen.....

Ich persönlich bin gegen diese Tierquälerei, möchte aber gerne etwas über die Beweggründe einer solchen Fütterung erfahren.....

Hoffe, ich habe hier kein Tabu-Thema berührt.....
Gast
 

Beitragvon König der Ameisen » 22. Aug 2008 22:40

Hallo,
ich glaube es ist jedem selbst überlassen wie und ob er es sich mit seinem gewissen ausmachen ob er die Tiere nun lebend oder Tot verfüttert.
Ich glaube mich erinnern zu können das es auch Ameisen gab die nur Lebendfutter fressen?
Ich selbst töte die Tiere im Kühlschrank und überbrühe sie dann finde ich persönlich angenehmer.
König der Ameisen
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Beitragvon Gast » 22. Aug 2008 22:55

@ KdA:

""Ich glaube mich erinnern zu können das es auch Ameisen gab die nur Lebendfutter fressen? ""

Ja, mit dem Einwand habe ich gerechnet, so ähnlich wie der Schnapp-Reflex bei Würgeschlangen, die nur "bewegte" Nahrung zu sich nehmen, totes nehmen die nicht....
Aber auch dort kann man "tricksen".

Aber hast auch recht, ist jedem selbst überlassen, letztendlich (auch) eine Gewissensentscheidung.....
Gast
 

Beitragvon JayB1983 » 22. Aug 2008 22:59

Hi docwood!

Ich bin mir nicht sicher ob du mich meinst, aber ich will gerne meine Meinung kundtun.

1. Ich versuche für meine Ameisen möglichst realistische Bedingungen zu schaffen. Deshalb füttere ich meine >1500 Frau starke Myrmica rubra Kolonie auch gerne mal mit lebenden Fliegen, die ich in meiner Wohnung fange. Bei der Menge an Arbeiterinnen die sich stechenderweise auf die Fliege stürzen, kann man auch nicht von einem stundenlangen Todeskampf sprechen. Eher wenige Minuten...

2. Eine derartige "Truppenbewegung" kann ich bei einer "Standard"-Fütterung nicht erreichen. Meine Ants stürzen sich leider nicht zu Hunderten auf Aas. Vielleicht maximal 100 und Straßen werden auch nicht gebildet. Wenn sich ein Ameisenstrom über mehrere Minuten durch den Schlauch in die Arena ergießt, ist das schon ein toller Anblick.

3. Die Ameisen agieren vollkommen anders als bei Aas. Wenn ich meinen Myrmicas Futter in einer Schale anbiete, fressen sie vor Ort. Wenn sie Beute erjagen, tragen sie sie meist in ihr Nest. Auch habe ich das Gefühl, dass sich nach einer Lebendfütterung mehr Ameisen als sonst in der Arena aufhalten.

Jetzt weißt du über <b>meine</b> Beweggründe Bescheid.

Zuletzt muss ich noch sagen, dass ich einmal einen Grashüpfer lebend verfüttert habe, unversehrt. Dieser Kampf hat wirklich eine Stunde gedauert. Etwas anderes als Fliegen oder ähnliches Kleintier wie Schneider und Mücken habe ich seitdem auch nicht mehr gefüttert und werde es auch in Zukunft nicht mehr tun.

Gute Nacht! :)
Zuletzt geändert von JayB1983 am 23. Aug 2008 09:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon König der Ameisen » 22. Aug 2008 23:00

Ja stimmt die sache mit dem Tricksen ich habe einen Bartagamen und wenn ich ihn austricksen will dann frisst er nicht...
aber bei meinem Bartagamen komischerweise habe ich da keine Gewissensbisse...
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Beitragvon Gast » 22. Aug 2008 23:24

@ JayB1983:

Ich meinte nicht dich und sonst auch niemanden im Speziellen.

Danke für deine ehrliche Meinung zum Thema,
für mich (fast) zu verstehen.....
Ist halt ein Abwägen von "Einsatz" und "Gewinn"....

KdA:

Ja, ist komisch, aber stimmt:
Wenn Reptilien so ein Insekt "mit einem Haps" runterschlingen, tut das dem Zuschauer (und auch dem Insekt) weniger weh....
Ist halt alles relativ.
Gast
 

Beitragvon rp12439 » 22. Aug 2008 23:39

Ich glaube auch, dass wenn ein Halter das Futter lebend den Ameisen gibt die "artgerechte" Haltung und die Beobachtung des Verhaltens der Ameisen im Vordergund stehen. Nicht der "Thrill" des getöten werdens. Mir wäre es aber wegen den Parasiten zu gefährlich. Und was anderes als einen Wurm könnte ich auch gar nicht lebend verfüttern. Wobei der sich auch winden wird. Ne, für mich ist das nichts :) Ich habe schon extra Würmer gekauft anstelle von Heimchen. Irgendwie sind die einfacher "um die Ecke" zu bringen. Dafür habe ich die ganze Schachtel auf einemal überbrüht.. Was würde Joda sagen. Es gab eine starke Erschütterung der Macht oder so ähnlich.
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Beitragvon JayB1983 » 23. Aug 2008 09:10

Ja, ist komisch, aber stimmt:
Wenn Reptilien so ein Insekt "mit einem Haps" runterschlingen, tut das dem Zuschauer (und auch dem Insekt) weniger weh....
Ist halt alles relativ.


Ist so leider auch nicht ganz richtig. Ein Bekannter, der in der Zoohandlung arbeitet (dem ich auch schon eine kleine Kolonie Lasius niger angedreht habe ;) ) hat mir erzählt, dass ein Kunde seinen Bartagamen mit Zophobas gefüttert hat, lebend und nicht zu knapp. Nur diese kleinen garstigen Biester waren nicht tot, sondern haben sich mit ihren nicht zu unterschätzenden Beißwerkzeugen aus dem armen Tier rausgefressen. Den Kadaver hat der Kunde ihm eingefroren gezeigt. Schickes Loch im Bauch...
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Beitragvon DerThomas » 23. Aug 2008 09:15

Hallo docwood.

Auch ich fühle mich mit diesem Beitrag angesprochen, da ich
selbst in meinem vor kurzem veröffentlichten Pachycondyla apicalis
Haltungsbericht
schrieb, dass ich die Mehlwürmer und Flügellose Fliegen

Teilweise hast du recht, teilweise nicht.
Wie ich dort aber auch schrieb, geht es mir da um 2 Punkte.
Pachycondyla ist eine "jagende" Art.
Sie nehmen Aas kaum an, ausser sie bekommen nichts anderes, und sind
an der Grenze zum verhungern, doch das ist in meinen Augen ebenfalls
Tierquälerei.
Bei den Arten die du hältst, ist das vermutlich ein kleineres Problem, da diese auch mal etwas Totes akzeptieren.

Es geht mir nicht um den "Thrill", sondern darum, dass ich meine Ameisen
nicht quäle. Die Tiere die ich kaufe, sind nun mal als Futtertiere gedacht.
Jedoch muss ich sagen, dass sie bei meinen Pachycondyla kaum leiden, da diese gepackt werden, 3 mal um sich schlagen, und sobald das Gift wirkt, sind sie weg.

Futtertiere, jaja das ist das ewige Paradebild der Tierliebhaber.
Wie schon angesprochen, zertrittst du wahrscheinlich mehr Insekten,
die teilweise auch verletzt elendig leiden müssen, wenn du einen Spaziergang durch den Wald machst.
Und wenn wir schon bei Tierquälerei sind,
fallen mir noch ganz andere Beispiele ein.

Allerdings, und da muss ich dir völlig Recht geben, endet die Legitimität
des Tötens, wenn es nur aus Spaß und Vergnügen stattfindet.
Seine Ameisen allerdings artgerecht zu versorgen, fällt für mich nicht darunter.
Ich habe die Wahl, ob diese Mehlwürmer kurz leiden, oder ob mein
Ameisenvolk, langfristig gesehen sehr unnatürlich und schlecht versorgt wird.
Wer mit dieser Art von Fütterung ein Problem hat, der sollte sich keine
halten, die man mit Lebendfutter versorgen muss,
denn prinzipiell kann man sagen, dass jede Ameisenart, die
Fleisch fressend ist, auch gerne mal was Jagd, und nicht abgekochtes
Weichfleisch frisst.
Kann man das mit sich selbst nicht verantworten, ist man einfach nicht geeignet für die Haltung Fleisch fressender Ameisenarten.

Gruß DerThomas
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Beitragvon Erne » 23. Aug 2008 12:40

Abgebrüht, eingefroren, lebend verfüttert, letztendlich bedeutet es den Tod der Futtertiere.
Genauso wie jeder Halter für sich selber und nach Ameisenart, die er hält, entscheiden muss wie er das handhabt.

Ist es nicht eine subjektive Betrachtungsweise, die Wir hier zugrunde legen?
Menschliche Empfindungen wie Gefühle, Schmerz, Leid auf Futtertiere zu reflektieren?
Was gibt es für wissenschaftliche Erkenntnisse über das Schmerzempfinden von Insekten, im Besonderen bezogen auf Mehlwürmer, Heimchen, Fliegen,.................................?
Ist es nicht denkbar das Wir hier den falschen Ansatzpunkt haben, schon einen Schritt vorher ansetzen müssen?
Erst abzuklären ob Insekten überhaupt ein Schmerzempfinden besitzen?

Grüße
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Beitragvon Gast » 23. Aug 2008 13:20

@ Erne & all:

""Erst abzuklären ob Insekten überhaupt ein Schmerzempfinden besitzen? ""

Die einen sagen so, die anderen sagen so.......

Wenn man sich so ein Tier, im Todeskampf windend, betrachtet, dann hat dieses Tier wohl deutlich wahrnehmbar ein "Empfinden", "Schmerzen" sind vorstellbar.

Deswegen sollte man mit diesen "Empfindungen" respektvoll umgehen, das unnötige Leiden einer jeden Kreatur vermeiden.

Ich kann mich an einer unnötigen Lebendfütterung einfach nicht "aufgeilen", was in der freien Natur passiert, ist eine andere Sache....
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Beitragvon rp12439 » 23. Aug 2008 13:28

Naja da muss man jetzt natürlich aufpassen, dass wenn man von Empfindungen spricht, die ganze Haltung natürlich in Frage gestellt werden könnte. Ich glaube nicht, dass die Ameisen das eingesperrt sein gut finden wenn sie sowas empfinden können.

Ob sie Schmerzen empfinden können oder nicht, ist nicht geklärt. So lange gehe ich davon aus, dass sie es können. Bei den Fischen hat das auch mal jemand gesagt, dass sie das in den Haken beissen nicht spüren würden. Das wurde dann später auch mal wiederlegt.

Ich hoffe ich eskaliere die Diskussion jetzt nicht. Ich glaube nämlich, dass sie eh zu nichts führt :) Jeder hält es so, wie er es für sich vereinbaren kann.
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Beitragvon shar » 23. Aug 2008 13:36

Servus.
rp12439 hat geschrieben:Ob sie Schmerzen empfinden können oder nicht, ist nicht geklärt. So lange gehe ich davon aus, dass sie es können. Bei den Fischen hat das auch mal jemand gesagt, dass sie das in den Haken beissen nicht spüren würden. Das wurde dann später auch mal wiederlegt.

Genau das ist der springende Punkt, egal was die Wissenschaft sagt, den die haben sich schon mehr als einmal geirrt. :)
Entsprechend und genau aus diesem Grund halte ich es so wie du, im Zweifel gehe ich davon aus, daß entsprechendes Empfinden vorhanden ist und entsprechend töte ich vorher die Insekten mittels überbrühen, da dies in meinen Augen am schnellsten für das betroffene Tier geht.


Grüßle ~Shar~
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Beitragvon Erne » 23. Aug 2008 14:32

Um es klar auszudrücken, habe nichts dafür übrig Tiere zu quälen und bin ganz klar, wo es möglich ist, gegen eine lebende Verfütterung von Futtertieren, eben weil es möglicherweise so ist, dass Insekten ein Schmerzempfinden besitzen.
Meine Frage bezieht sich darauf, ob Ihr wissenschaftliche Abhandlungen zu diesem Thema gelesen habt, an denen Ich interessiert bin.
Ist aus meiner Sicht auch denkbar das Sie das mit ihrem Nervensystem nicht können.
Sich zu wehren, zu flüchten könnte auch nur eine instinktive Überlebensstrategie sein, die sich im Laufe der Evolution als vorteilhaft gezeigt hat.

Grüße
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Beitragvon rp12439 » 23. Aug 2008 14:55

Hallo zusammen,

ich wollte niemanden unterstellen, dass es ihm egal ist ob Insekten Schmerzempfinden besitzen oder nicht. Ich denke, dass ist niemanden egal. Ich räume auch die Möglichkeit ein, dass es halt sein kann, dass Insekten kein Schmerzempfinden besitzen und ihr Verhalten der pure Überlebends"instinkt" ist. Da es diesen auf jeden Fall gibt, ist es sicher schwer zu beweisen, ob Insekten Schmerz empfinden oder nicht. Dann müsste man zwischen Verhalten auf Grund von Schmerz und von Instinkt unterscheiden können. Nur wie...
Evtl mag ja mal wer nach Studien googlen :) Ich bearbeite grade ein Ameisenvideo was mir grade mehr Spass macht :)
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