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Jacob von Uexküll, der große Biologe, kommentiert die Frage in seiner THEORETISCHEN BIOLOGIE (1928/1973, Suhrkamp) wie folgt:
„Eines der stärksten Merkmale bildet der Schmerz. Er ist das Merkmal des eigenen Körpers und hat vor allem die Aufgabe, die Selbstverstümmelung zu verhindern. Deshalb setzt er stets eine starke Hemmung, die den Ablauf einer begonnenen Handlung, welche den Körper schädigt, unter allen Umständen verhindert. Dies ist besonders bei den Fleischfressern nötig, denn die Ratten z. B. fressen ihre eigenen Beine ohne weiteres auf, wenn die sensiblen Beinnerven durchschnitten sind. Viele Tiere besitzen nun die Selbstverstümmelung als eine in ihrer Organisation begründete Einrichtung, die dazu dient, gefährdete Gliedmaßen zu opfern, um den ganzen Körper zu retten. Bei ihnen könnte der Schmerz als Reflexhemmung nur störend wirken und ist dementsprechend als nicht vorhanden anzusehen. Es läßt sich ferner in manchen Fällen direkt zeigen, daß selbst da, wo keine Selbstverstümmelung eintritt, der Schmerz nicht vorhanden ist, weil selbst bei Schädigung des Körpers keine Hemmung ausgelöst wird. So kann man der großen braunen Libelle das eigene Hinterende zwischen die Kiefer schieben und beobachten, daß sie ihren eigenen Körper zu verzehren beginnt.