von myrmikonos » 22. Mär 2013 09:32
Hallo Erne,
Ich habe auch meine Zweifel was die Ameisenhaltung angeht, darum habe ich es bisher vorgezogen Ameisen nur in der Natur zu beobachten. Ameisen sind insbesondere durch ihre Ansprueche auch nicht mit anderen Hobbies gleichzusetzen. Sie zapfen unmittelbar an deinen Resourcen wie Zeit, Wasser, Raum + Nahrung. Gibt es hierzu eigentlich eine Verbrauchs-Kostenrechnung?
Du spielst in gewisser Weise die "unsichtbare Hand" und trotz gewissenhafter Planung kann dir jederzeit eine Katastrophe ereilen. Abgeschlossene Systeme fordern einen Einbruch, oder Ausbruch. Die Natur will es so. Das ist das fast greifbare Chaosprinzip im Formicarium, ein kosmisches Spiel im eigenen Wohnzimmer. Ein Ausbruch waere aber bei der Lasius niger weit weniger dramatisch, als beispielsweise der Dinosaurier-Ausbruch in der Jurassic Park-erzaehlung. Sicherlich gewinnt die Lasius niger durch ihre vergleichsweise ungefaehrlichen Eigenschaften, hohe Reproduktionspotential und hohe oekologische Potenz an Punkten, die fuer eine Einsteiger-art sprechen. Das wesentliche bleibt aber, daß der Einsteiger die Tiere durchaus jederzeit verlieren koennte, ohne extremen Schaden anzurichten, oder sich selbst in Gefahr zu bringen. Ansonsten koennte man die Linepithema humile auch als unkomplizierte Einsteigerart deklarieren. Die Idee sich die Tiere, die man auf der eigenen Terasse findet im Glaskasten fuer 30€ zu halten grenzt fuer mich aber schon an Unfug. Sehr wahrscheinlich unterscheiden sich die Motive einer Anschaffung stark. Die einen ueben sich in der Haltung, die anderen forschen & beobachten gerne, andere wollen pflegen, oder gar das Gefuehl gebraucht zu werden, oder eine seltenere Ameisenart unterstuetzen. Die Haltung selbst aber ist aber immer resourcenbedingt, wenn man diese vernachlaessigt ist es bald aus. Ein Bonsai lebt bei mir nun schon 5 Jahre & ich wuerde die Pflege subjektiv als einfach einschaetzen, was andere nichteinmal 3 Monate lang schaffen.
Woran knuepfen sich also nun die Praemissen der Einfachheit, und was ist ueberhaupt schon "einfach"?
Erne hat uns hier eine philosophische Falle gestellt.
Auf komplexe Systeme, die auch Lasius niger als soziales Insekt ausbildet, kann man nicht "einfach mit Einfachheit" antworten. Die Bedingungen diese Art zu halten scheinen zumindest recht "einfach" hergestellt. Meistens sind diese aber nur so ausgelegt, daß es fuer die Art zum ueberleben reicht. In etwa so, wie man die Eingangsfrage auch prompt mit einem ja, oder nein beantworten koennte. Mein persoenlicher Anspruch in der Haltung wuerde aber hoeher sein, als die bloße Haltung der Tiere - somit wuerde ich es mir nicht einfach machen.
Gegenueber Lasius niger bin ich selbst aber subjektiv vorbelastet. Das ist bisher die einzige Art, die ich aktiv bekaempfen/vertreiben mußte. Das Gefecht war definitiv "nicht einfach" gewonnen.
Falls es mir gelingt diese Frage jemals bejahend zu beantworten, dann nur, wenn ich das Leben selber wieder als einfach & unbeschwert betrachte.
Wie siehst du das, Erne?
aus Dresden grueßend;
myrmikonos