Künstlich herbeigeführte Begattung einer Königin ?

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

Künstlich herbeigeführte Begattung einer Königin ?

Beitragvon Darkness » 28. Jul 2006 13:22

Hi !

Mich würde dieser Punkt sehr interessieren da ich bisher nur wenig darüber gelesen und gefunden habe. Es geht darum eine unbefruchtete Ameisenkönigin mithilfe künstlich erzeugter Bedingungen zu einer Begattung durch das andere Geschlecht zu verhelfen. Damit meine ich den Vollzug einer Begattung nicht unter den von der Natur aus gegebenen Bedingungen.
Wie eine solche Begattung vollzogen werden kann ist mir bisweilen schleierhaft, da ich früher oft erfolglos versucht habe weibliche und männliche Geschlechtstiere verschiedener Völker einer Art innerhalb eines grösseren Behältnisses zur Paarung zu bringen. Allerdings liess ich diese nach scheitern meines unausgereiften Planes 3 Tage später wieder in die Freiheit um ihnen die Möglichkeit auf Natürliche Begattung nicht zu verwehren.
Ich möchte gerne wissen ob einige Benutzter dieses Forums über das Wissen oder zumindest interessante Quellen verfügen welche mir zu diesem Thema Klarheit verschaffen können.
Das die Naturahle Begattung zwar in den Augen so mancher wie ein simpler ablaufender Prozess aussieht, ist verständlich, allerdings läuft ja nur schon die Orientierung der Geschlechtstiere mithilfe von stimulierenden Geschlechtspheromonen ab. Ob das den Misserfolg in einem kleineren eingezäunten Raum herbeigeführt hat kann eine der Möglichen Ursachen gewesen sein.
Sofern es auch Möglich wäre eine „künstliche Befruchtung“ (Natürlich bei Ameisen nicht bei Menschen :wink: ) zu vollziehen würde das mich ebenfalls interessieren. Normalerweise wird ja das von den kürzlich Begatteten Königinnen aufgenommene Sperma der Männchen in die Recetaculum seminis, also Samentasche weitergeleitet. Darin dann für mehrere Jahre eingespeichert und zum Befruchten der Eier verwendet.
Da scheinbar ja eine künstliche Befruchtung lediglich theoretisch umzusetzen ist würde ich gerne wissen weshalb das in der Realität nicht umzusetzen ist. Ich gehe jetzt einmal davon aus das es nicht umsetzbar ist, da ansonsten schon manche Königinnen auf künstliche Art und Weise befruchtet worden wären.
Weshalb ich mich für ein solches Thema interessiere dreht sich natürlich nicht um den Eigenen Zweck, schliesslich hab ich ja selbst schon genug Kolonien in der Wohnung welche für Platzmangel im Zimmer sorgen. Aber wie oben beschrieben sind mir dazu schon einige Sachen zu Ohren gekommen und aus diesem Grunde würde mich konstruktive Erläuterungen oder Meinungen zu diesem Thema brennend Interessieren.
Ich freue mich schon auf Rückmeldungen. :grin:
Darkness
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Beitragvon PoWa » 28. Jul 2006 14:30

Meiner Meinung nach muss die Königin auch in "Stimmung" sein, damit eine Begattung erfolgreich ist.
Damit meine ich jetzt aber nicht, dass sie keine Migräne hat.

So wie ich gehört habe, kann es nämlich passieren, dass trotz Begattung durch ein Männchen, die Königin keine befruchteten Eier legt, weil die Begattung zu einem falschen Zeitpunkt stattgefunden hat, und so das Sperma die Eier nicht befruchtet. Unverständlich, aber ich habs so gelesen.

Deswegen ist eine künstliche Befruchtung bei Ameisen wohl auch unmöglich und man muss der Natur einfach ihren Lauf lassen und während der Schwarmzeit jagen gehen ;)

Ein Wald- und Wiesenspaziergang ist sowieso besser für die Gesundheit. :D
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Beitragvon earlant » 28. Jul 2006 19:47

Hallo Darkness,

Künstliche Begattung (im allgemeinen "k. Besamung" genannt) ist bei Honigbienen eine bereits weit verbreitete Technik. Vielleicht können Sie mal bei einem Imkerverein in der Nähe nachfragen und eventuell sogar zusehen.
Es ist allerdings eine etwas komplizierte Arbeit, mit Mikromanipulatoren unter dem Binokular usw..

Ein mir bekannter Forscher hat vor Jahren das Sperma aus dem Receptaculum seminis einer Honigbiene entnommen (die war dann natürlich tot), hat eine Wespenkönigin mit dem Bienensperma künstlich besamt (mit der damals schon bekannten Technik für Honigbienen), dann aus dieser nach einigen Tagen das Sperma wieder entnommen (auch die Wespenkönigin war dann natürlich tot) und es einer zweiten Bienenkönigin eingespritzt. Diese Bienenkönigin hat danach, in ein Bienenvolk eingeweiselt, normal befruchtete Eier gelegt.
Ziel der Prozedur war es, nachzuweisen, dass die Ernährung der Spermien in den Receptacula auch einer ganz fremden Art möglich ist, dass es sich dabei also um ein innerhalb der Hymenopteren wohl phylogenetisch wenig abgewandeltes Verfahren handelt.

Man kann aufgrund dieser Fakten durchaus annehmen, dass eine künstliche "Besamung" bei Ameisen prinzipiell ebenfalls möglich ist. Zumindest bei großen Königinnen sehe ich bisher keinen Hinderungsgrund. Nur hat es offenbar noch niemand versucht (oder , falls es jemand versucht hat, hat er es jedenfalls nicht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht).
Bisher gab es eben keinen Grund dafür, so etwas zu machen, keinen wirtschaftlichen (wie bei der Honigbiene), und auch keinen wissenschaftlichen. Es war bisher wesentlich erfolgreicher zu versuchen, die natürlichen Bedingungen für die Paarung nachzubauen. - Ich habe mindestens 25 Ameisenarten bereits im Labor zur Paarung gebracht. Waldameisen hat man in Glasaquarien massenhaft zur Kopula veranlasst. Aber ich weiß auch viele Arten, bei denen ich noch nicht mal den Versuch unternehmen würde; z.B. Lasius-Arten, die sich auf einem Hochzeitsflug hoch in der Luft verpaaren. Und schließlich gibt es besonders unter den ausländischen Arten fast keine, bei denen das Paarungsverhalten auch nur in Ansätzen bekannt wäre.

mfG,
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Beitragvon Necturus » 28. Jul 2006 20:31

Hallo earlant,

Meine Pheidologeton diversus Kolonie hat eine Jungkönigin ausgebildet. Ich würde gerne versuchen, sie zu Verpaaren (natürlich, wohlgemerkt) ... Was für Umstände induzieren denn generell die Paarungsbereitschaft ? Waren diese vorher bekannt oder haben Sie die ermittelt ?

Gruß

Necturus

edit: Sorry Darkness, wollte nicht dein Thema verreissen ;) Wenn nötig lässt sich der Thread sicher teilen?
Zuletzt geändert von Necturus am 28. Jul 2006 23:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Darkness » 28. Jul 2006 23:13

@ earlant

Vielen dank für ihren Aussagekräftigen Beitrag. Ich habe es früher eben ohne Erfolg mit Lasius Arten versucht, dank ihrer Erklärung erscheint mir jetzt auch der Misserfolg logisch nachvollziehbar.
Schliesslich hatte ich ja auch nicht auf die natürlichen Bedingungen Artgerecht angewendet sondern sie lediglich in einem geschlossenen Formicarium, mit ein paar Ästen ausgestattet, gelassen.
Da meine Frage jetzt ja zu genüge beantwortet wurde möchte ich der Frage von Necturus nun nicht weiter im Wege stehen. :wink:
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