HabneMeise hat geschrieben:Was ist denn z.B Lasius niger - ist genau das beste Beispiel dafür.Eine klene Ameisenart....
Besser kann ichs euch nicht klarmachen dass große Arten verkehrt sind für den TE...
Dass Lasius niger eine großartige Art für Einsteiger ist glauben auch nur die Leute, die sie für weniger als 4 Jahre gehalten haben. Lasius niger wird hauptsächlich deswegen als Einsteigerameise empfohlen, weil sie extrem leicht zu finden ist (wenn die fliegen sind die ÜBERALL, bei uns hat man da nachmittags locker 3-4 Königinnen pro m² auf den Gehwegen, flächendeckend - in England musste man dieses Jahr wegen einer Lasius niger Invasion fast Wimbledon abbrechen) und weil sie sehr genügsam ist, sich leicht am leben halten lässt, auch unter weniger als idealen Bedingungen gut wächst und generell ziemlich unkaputtbar ist.
Tatsächlich sind Lasius niger aber eher süße Mogwais, die sich in Jahr 3-5 (je nachdem wie gut sie wachsen) in gefräßige, aggressive und extrem ausbruchsfreudige Gremlins verwandeln. Lasius niger gehört zu den mit Abstand neugierigsten und lauffreudigsten Ameisen in Zentraleuropa (nur getoppt von den Serviformica-Arten) und sind schon mit wenigen hundert Arbeiterinnen echte Ausbruchskünstler (wenn es eine Schwachstelle in der Anlage gibt WERDEN sie die finden und zwar innerhalb weniger Stunden, meine haben nicht mal 10 Minuten gebraucht) - und da versuchen sie noch nicht mal die Barrieren gezielt anzugehen. Das fängt erst nach ein paar Jahren an, wenn die Kolonie entsprechend gewachsen ist - da machen sie dann so tolle Sachen wie Steinchen zwischen Nestwanne und Deckel (oder Arenawanne und Rahmen/Deckel) zu stecken bis es den Deckel anhebt oder sogar absprengt (Messor machen das manchmal auch, die sind aber wesentlich größer und brauchen daher längere Vorbereitung um auf diese Weise auszubrechen). Und wenn sie einmal ausgebrochen sind marschieren sie häufig direkt zum nächststehenden Formicarium und fallen die Ameisen dort an, Lasius niger ist nämlich extrem dominant und duldet keine anderen Ameisen in ihrem Revier. Die Kampfstärke von Lasius niger sollte man auch nicht unterschätzen, die sind sehr wohl in der Lage aggressive invasive Arten wie Pheidole megacephala gehörig in die Gaster zu treten.
Schon wenn ich meine eigenen Lasius niger (300 Arbeiterinnen) mit meinen Camponotus barbaricus (5000 Arbeiterinnen) machen die Camponotus barbaricus deutlich weniger Probleme, nämlich überhaupt keine. Wenn man bei Lasius niger versucht ein Wasser-RG auszutauschen muss man sich sofort mit dutzenden neugierigen und/oder aggressiven Arbeiterinnen rumschlagen, während die Camponotus barbaricus vorsichtig auf Abstand bleiben und selbst bei einer offenen Stelle in der Anlage nicht sofort in Massen ausbrechen. Auch ausgebüxte Arbeiterinnen sind viel einfacher einzufangen - Lasius niger rennen wie bekloppt durch die Gegend, die Camponotus barbaricus erkunden gemächlich die Umgebung und lassen sich mit wenig Aufwand auf die Hand nehmen oder auf ein Stück Papier bugsieren (die könnte man sogar mit einer Federstahlpinzette direkt aufsammeln, Lasius niger würden bei so einem Versuch wahrscheinlich direkt zerquetscht werden).
Lies dir mal im Ameisenforum die Berichte von Safiriel durch - die hat ihre Lasius niger auf den Balkon verfrachtet, weil sie schlicht nicht mehr in der Anlage zu halten waren, mittlerweile sind sie in den Balkonboden umgezogen und versuchen NOCH IMMER die Messor barbarus anzufallen, selbst wenn sie dafür vom Balkon eine Spalte in die Wohnung finden und mehrere Meter weit durch zwei Räume laufen müssen.