Psst, Sojave; du meintest Inzucht!

Starke Inzucht kann dazu führen, dass eine Population stark homozygot auftritt,
zwar noch mehrere Chromosomen vorzuweisen hat, aber diese sich eben stark gleichen.
Für beispielsweise Menschen kann das bedeuten, dass ansonsten nicht dominante Erbschäden auftreten,
außerdem gibt es noch einige andere, zumindest theoretische, Nachteile, wie weniger genetische Anpassungsfähigkeit
und keinen Heterosis-Effekt (obwohl der auch bei Hybriden ab der F2-Generation schon wieder abnimmt).
Durch eine wirklich starke Selektion kann das zwar ausgeglichen werden,
das würde aber auch sehr hohe Kindersterblichkeit bedeuten...
Für Hautflügler, wie Ameisen, kann es aber noch andere Folgen haben;
hier wird das Geschlecht nicht durch Geschlechtschromosomen bestimmt wie bei Säugern oder Vögeln zum Beispiel,
ob ein Tier ein Männchen wird oder ein Weibchen, ergibt sich dadurch, dass eine Eizelle befruchtet wird oder eben nicht.
Männchen gehen aus unbefruchteten Eiern hervor, sind also haploid (einfacher Chromosomensatz),
Weibchen entstehen aus befruchteten Eizellen, verfügen also über den zweifachen Chromosomensatz (diploid).
Ist ein solches Individuum zwar diploid, aber dazu stark homozygot,
kann es passieren, dass es nicht zum Weibchen wird, sondern zu einem Männchen.
Dass eine Kolonie ein Problem hat, wenn gehäuft Männchen produziert werden und kaum Arbeiterinnen,
das kann man sich denken.
Dennoch gibt es Arten, die ganz offensichtlich stark Inzucht betreiben, wie die Pharaoameisen.
Auch beispielsweise eingeschleppte Arten können letztlich über einen sehr engen Genpool verfügen,
wenn es sich nur um ursprünglich eine oder wenige Königinnen handelte.
Aber in beiden Fällen handelt es sich eher nicht um einheimische Arten
(wobei beispielsweise Myrmica rubra in den USA schon als Pest Ameise bzw. europäische Feuerameise gesehen wird...).