auch wenn das thema anscheinend schon alt ist hab letztens das gefunden
Tropische Ameisen werden zur Gefahr
Von ALEXANDRA KLAUS, 05.08.06, 07:15h
Nach dem Fund von Kolonien tropischer
Blattschneider-Ameisen in einem Garten in Holweide verdichten sich die
Hinweise, dass die Insekten einem Züchter abhanden gekommen sind, der
im Nachbarhaus des Rentners Karl Ditz wohnt.
Ein Experte hält die Anpassung der Insekten an kälteres Klima für möglich und warnt vor der Ausbreitung.Nach
dem Fund von Kolonien tropischer Blattschneider-Ameisen in einem Garten
in Holweide (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete) verdichten sich
die Hinweise, dass die Insekten einem Züchter abhanden gekommen sind,
der im Nachbarhaus des Rentners Karl Ditz wohnt. Bislang versuchten
Experten der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vergeblich, in
die Wohnung zu gelangen. Die Bewohner öffneten nicht oder verweigerten
den Zutritt. „Wir müssen da rein, um die Ameisen zu bekämpfen“, sagt
Dr. Reiner Schrage, Fachbereichsleiter Pflanzengesundheitsdienst der
Landwirtschaftskammer.
Die Annahme, dass die Ameisen aus dem
Haus mit verwahrlostem Garten kommen, stützt außer den dorthin
führenden Ameisenstraßen auch ein langer Eintrag im Internetforum
http://www.ameisenhaltung.deSowohl die Landwirtschaftskammer als auch andere Forumsteilnehmer, die
den „Kölner Stadt-Anzeiger“ informierten, schreiben diesen Eintrag dem
in Holweide lebenden Rolf A. zu. Unter dem Nickname „Pruvex“ schreibt
der Autor des Forumseintrags, der als Wohnort Köln angibt, am 16. Juni:
„Also, ich hatte die Kolonie in einem großen Aquarium und war so mutig,
sie frei laufen zu lassen, weil ich dachte, sie müssen ja bei ihrem
Pilz bleiben. Irgendwann fand ich im Laufe von circa zwei Monaten
mehrere Königinnen im Haus . . . leider fing ich diese nicht, sondern
wollte beobachten, was passiert.“ Weiterhin schildert „Pruvex“, wie die
Ameisen in einem Badezimmer, wo er Ägyptische Flughunde halte, einen
neuen Staat bildeten und dann über Nacht mit ihrem Ernährungs-Pilz
verschwanden. Am Ende des Eintrags bittet „Pruvex“ einigermaßen
verzweifelt um Hilfe: „Ich weiß, dass das nicht die beste Idee war und
weiß, dass es wahrscheinlich schwierig wird, das in den Griff zu
bekommen . . . Ich suche Rat und Hilfe und nicht nach jemandem, der mir
meine Fehler vorwirft, die sind mir mittlerweile selber klar.“
Nach
dem Fund der Ameisenkolonie geben sich Fachleute und Medienvertreter
bei Karl Ditz, dessen Gartenpflanzen teilweise kahl gefressen sind, die
Klinke in die Hand. Denn die Entdeckung gilt als Sensation, weil die
ungewöhnlich kräftigen tropischen Insekten in hiesigen Gefilden
eigentlich nicht vorkommen. Sie können sich nach Auskunft der
Landwirtschaftskammer explosionsartig vermehren, riesige Kolonien von
mehreren Millionen Exemplaren bilden und enormen Schaden anrichten.
Einer
der führenden deutschen Experten auf diesem Gebiet, der Zoologe Prof.
Dr. Alfred Buschinger, hat jetzt die Art eindeutig als
Blattschneider-Ameise der Gattung Acromyrmex bestimmt, die nur in
Südamerika vorkommt. In einer Stellungnahme für die
Landwirtschaftskammer NRW warnt der Experte vor einer weiteren
Ausbreitung der Ameisen. Denn anders als bisher angenommen, müsse man
damit rechnen, dass sich die fremde tropische Art auch an kühleres
Klima anpassen und sich somit weiter ausbreiten könne. „Da in Köln über
wiederholtes Auftreten geflügelter Geschlechtstiere berichtet wurde,
könnten bereits weitere Kolonien gegründet worden sein“, heißt es in
dem Schreiben. Der Zoologe hält eine Bekämpfung für äußerst schwierig.
Buschinger empfiehlt, die Hohlräume, in denen die Ameisen nisten, zu
öffnen und dort reichlich Insektizid einzusprühen.
Dies
allerdings ist nicht möglich, solange die Fachleute keinen Zutritt zu
der Wohnung erhalten. Nur von außen begutachteten Experten das Gelände
mit dem verwilderten Garten. Schrage will nach der Inaugenscheinnahme
auch dazu beitragen, dass ein generelles Tierhaltungsverbot für Rolf
A., der Reptilien und Ägyptische Flughunde hält, ausgesprochen wird.
Für eine Stellungnahme war Rolf A. nicht erreichbar.