Erstaunliche Verkehrsregelung

Hier können wissenschaftliche Informationen zu Ameisen eingetragen werden.

Erstaunliche Verkehrsregelung

Beitragvon Kojote LM » 27. Apr 2015 09:12

Annett Stein, fj, DPA hat geschrieben: So verhindern Ameisen Staus

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Ameisen verbreitern einfach ihre Straßen, um ungehindert Gas geben zu können.
Es sieht nach Chaos aus, nach unkontrolliertem Gewusel. Doch der Eindruck täuscht: Ameisen haben eine erstaunliche Technik, um ihre Straßen zu organisieren und Staus zu verhindern.
Wer denkt, Stau auf den Straßen gäbe es nur beim Menschen, der irrt. Auch auf Ameisenstraßen gibt es mal Gedrängel und Geschubse. Nicht Stau, sondern Beschleunigung ist dann aber die Folge höherer Verkehrsdichte – die Tiere laufen nämlich einfach doppelt so schnell wie sonst.

Zumindest bei der Großen Wiesenameise (Formica pratensis) ist das so, berichten Forscher aus Halle und Potsdam in der Fachzeitschrift "The Science of Nature". Die Tiere verbreitern demnach die Straße, um ungehindert Gas geben zu können. Außerdem gebe es eine Art Verkehrsetikette zur Vermeidung von Kollisionen.

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Die Wissenschaftler um Christiane Hönicke von der Universität Potsdam hatten den Verkehrsfluss an einer Ameisenstraße nahe Bitterfeld in Sachsen-Anhalt gemessen. Wurde das Nahrungsangebot an der Strecke vergrößert, wuselten mehr Wiesenameisen darauf entlang – sowohl hin zur Futterquelle als auch zurück zum Nest.

Insgesamt wurden auf einem 15 Zentimeter langen Wegstück 1865 Ameisen gefilmt, dabei die Bahn der Tiere und die Geschwindigkeit erfasst. Bei geringem und mittlerem Gewusel bevorzugten die Ameisen die zentralen Bereiche der Straße. Stieg die Verkehrsdichte, führte dies nicht zu zähflüssigem Verkehr oder gar Stau wie häufig auf Autobahnen.

Die Arbeiterinnen seien vielmehr bis zu doppelt so schnell gelaufen. "Die Ameisen erhöhten ihre Geschwindigkeit und wurden von den zentralen Bahnen der Ameisenstraße verdrängt, was zu einer selbst organisierten Optimierung des Verkehrsflusses führte", sagt Hönicke.

Zwar habe es bei hoher Verkehrsdichte mehr Begegnungen zwischen den vom Nest weg oder dorthin zurück eilenden Tieren gegeben. Offenbar gebe es aber eine Art Verkehrsregel: Arbeiterinnen auf dem Weg zum Nest wichen häufiger nach links als nach rechts aus, um Kollisionen zu vermeiden.

Generell nutzten sie häufiger die linke Seite der Ameisenstraße. Eine strikte Aufteilung in Fahrbahnen – wie im menschlichen Straßenverkehr üblich – gebe es aber nicht. Für die Tiere sei es sinnvoll, sich bei einem großen Nahrungsangebot zu beeilen: Umso schneller sei das Futter sicher im Nest gelagert, erläutern die Wissenschaftler.

Lebende Flöße bei Überschwemmungen

Zu erwarten sei gewesen, dass die Tiere auf dem Weg heim wegen der zusätzlichen Last langsamer laufen. Das Gegenteil sei aber der Fall: Sie beeilten sich deutlich mehr als ihre aus dem Nest zum Futterplatz laufenden Artgenossinnen.

Große Wiesenameisen leben hauptsächlich in offenem Grasland, als Nahrung nutzen sie unter anderem den Honigtau von Blattläusen. Zwischen häufig verwendeten Sammelstellen und dem Nest gibt es ausgetretene Pfade, immer wieder genutzte, zum Teil mehr als zehn Meter lange Ameisenstraßen. Sie bestünden mitunter mehr als ein Jahrzehnt lang, erläutern die Forscher.

Über das Leben von Ameisen gibt es immer wieder Erkenntnisse, die staunen lassen. So fanden Forscher heraus, dass zumindest bestimmte Ameisen beim Erkunden unbekannten Terrains einen Linksdrall haben. In fremden Nestern mit ihrem Labyrinth aus Gängen behalten sie so besser den Überblick.

Für andere Ameisen wurde gezeigt, dass sie sich bei einer Überschwemmung zu lebenden Flößen verbinden – mit den Larven und Puppen wegen deren höherem Auftrieb nach unten. Zu den komplexesten Verhaltensweisen gehört die Konstruktion der Nester. Eine kürzlich gemachte Entdeckung dabei: Schwarze Wegameisen (Lasius niger) legen in ihrer Behausung sogar Klonischen an.
26.04.2015 | 19:00 Uhr
Quelle: N24
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