Erne hat geschrieben:> Die aktive Klimaregelung in der Natur kann man m.E. nicht mit der Terrarienhaltung vergleichen. <
Ja und nein, was sollte diese Ameisen davon abhalten, auch in der Gefangenschaft eine passende Klimaregulierung aufzubauen?
ant. spektacularis hat geschrieben:Hallo earthinger, es geht doch um meine Attas und das spontan aufgetretene Problem. Meine Attas haben die Beschaffenheit eines sich in der Natur befindenden Nests nie erfahren und dennoch haben sie LANGE Zeit ohne derartige Probleme überstanden.
Wieso weicht die Neststruktur deiner Meinung nach so deutlich ab? Ich dachte, dass Attas gut verzweigte riesige Nester mit "relativ kleinen" Pilzkammern haben, aber ich lasse mich da auch gerne eines besseren belehren.
Atta legen ihre Röhren wohl recht geschickt an, so dass darüber die Luft Zu- und Abfuhr mit geregelt wird. Mitunter bauen sie oberirdisch kleine Türmchen, um dies zu steuern (passive Entlüftung als Folge der Windgeschwindigkeit in der Nestumgebung als auch Wärmekonvektion/ Kamineffekte). In feuchten Waldgebieten sehen die anders aus als in offenem Gelende wo die Luft trockener ist und andere Windverhältnisse herrschen. Wenn schlechtes Wetter herrscht und die Gefahr steht, dass Regenwasser eindringt, verschließen sie ihre Eingänge bzw. hängt das wohl auch von der Koloniegröße ab, da hier eine "Risikoabwägung" gemacht wird: Risiko dass Wasser eindringt vs. Risiko, dass durch verschlossene Eingänge die CO2 Konzentration gefährlich steigt.
Laut dem Blattschneiderameisenbuch von Hölldöbler & Wilson findet man bei Atta wohl häufig eine Hauptröhre, von der kleinere Tunnel abzweigen und von diesem wiederum führen noch kleinere Verzweigungen zu den Pilzkammern. Die meisten Pilzkammern haben nur einen Zugang, mit der Öffnung in der Mitte oder in der Nähe der Bodenkammer. ...also keine "Durchgangskammern" wie viele Halter sie haben. Wie gesagt gibt der Halter die Neststruktur und Verbindungsröhren vor und somit auch, ob und wie Luft strömen kann. Die Ameisen können es zwar mit beinflussen und tun dies ja auch, in dem sie Zugänge verschließen oder öffnen, Feuchtigkeit einbringen oder versuchen abzutransportieren, aber haben weit weniger Möglichkeiten dazu als in der Natur. Auch "Atmen" die Wände der Pilzkammern nicht, wie es in der Natur der Fall ist. So finden sich bei mehreren Atta Arten die meisten Nestkammern in den oberen drei Metern Bodenschicht. Man geht davon aus, dass die oberen 3 m Boden die besten mikroklimatischen Bedingungen für das Pilzwachstum bieten. (Infos überwiegend aus dem Blattschneiderameisenbuch von Hölldobler und Wilson; darin steht noch einiges mehr zur Nestruktur und Funktion)
Erne hat geschrieben:> Und die Neststruktur in der Terrarienhaltung weicht i.d.R. deutlich von natürlichen Nestern ab. <
Auch das trifft zu.
Ist die Fragestellung für mich, schließ das die Haltung dieser Art aus oder lässt sich da was für die Haltung hinbekommen?
Es schließt die Haltung m.E. nicht aus. Gefangenschaftshaltung ist halt immer mit Kompromissen verbunden und wie die zahlreichen mehr oder weniger erfolgreichen Haltungsberichte zeigen, kann es auch ganz gut funktionieren. Was das Klima angeht, muss man m.E. einfach ein wachsames Auge haben und ggf. die Ameisen etwas unterstützen falls sie es nicht alleine hinbekommen, indem man feuchteres Futter anbietet oder eher trockenes wie Haferflocken, ggf. die Lüftung etwas verschließt oder weiter öffnet, Wasser anbietet, an der Temperaturschraube dreht... Wie weit man regulierend eingreifen muss, dürfte von Anlage zu Anlage und auch von Koloniegröße zu Koloniegröße unterschiedlich sein. Pauschal kann man dies nicht sagen. Ist halt alles recht komplex. Und scheinbar sind Ameisen und Pilz auch recht tolerant. Andernfalls dürfte nicht so viele Kolonien unter so unterschiedlichen Haltungsbedingungen überleben.
ant. spektacularis hat geschrieben:
ich habe wieder das Thema Grünzeug aufgegriffen. Meiner Meinung nach eines der wesentlichsten.
Da möchte ich euch noch einmal näher bringen was da so alles möglich ist.
[...]
Und auch mit der "Wiesenmischung" geht es wahnsinnig schnell mit dem Pilzwachstum, sodass jetzt schon keine Defizite mehr vorhanden sind.
Hast du mal Keimweizen probiert? Falls nein, könntest Du da bitte mal einen Versuch starten. Könnte dann evtl. eine einfach zu beschaffende Futterquelle für den Winter sein.
viele Grüße
Martin