Zitat ShIela:
diese Art mag es ja bekanntlich auch trockener..
Ich kann nur staunen: Woher ist denn das nun wieder "bekannt"? Es ist nämlich grundfalsch!
Unter den einheimischen Temnothorax-Arten ist T. nylanderi diejenige, die in den feuchtesten und hinsichtlich Temperatur-Tagesgang gemäßigtsten Habitaten lebt: Im Schatten dicht belaubter Eichenwälder und anderer Baumbestände.
Geht doch mal in einen Wald (oder Park) mit einigen alten Eichen. In der Laubstreu liegen Eicheln, manche davon mit einem kleinen Loch. Darin lebt T. nylanderi. Ihr werdet sehen, dass die
im Laub liegenden Eicheln fast immer feucht sind. Die zu trockenen, obenauf liegenden sind nicht bewohnt. Notfalls, bei anhaltender Trockenheit, zieht auch das Völkchen ein paar Blattschichten tiefer ins Laub, wo es immer feucht ist. An einem Ort, wo die Laubschicht im Sommer ganz durchtrocknet, gibt es einfach keine T. nylanderi.
Auch die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind im Laubwald am Boden deutlich geringer, als etwa in einer sonnendurchglühten Weinbergsmauer, wo T. unifasciatus wohnt und zurzeit nachts um null Grad hat, tagsüber bis zu 35 Grad!
T. nylanderi wird in dieser Hinsicht noch die geringsten Probleme mit den Verhältnissen in der Wohnung haben. Am besten ist ein (den ganzen Tag über!) schattiger Platz auf einem Balkon, wo sie auch die natürlichen Perioden mit kühlem Wetter erleben können, und wo sie sogar den ganzen Winter zubringen können. Nicht Frost, nur Austrocknung können ihnen da gefährlich werden.
Nester sind in Eicheln, Haselnüssen, kleinen toten Zweigen am Waldboden, Rindenstücken, Moos. Ytong als Nestmaterial ist denkbar ungeeignet! (Das gilt übrigens für alle holzbewohnenden Ameisenarten).
Das Nest von maze23 würde für drei ausgewachsene Kolonien ausreichen. Jede der drei Kammern entspricht etwa dem Volumen einer hohlen Eichel. Kork, Holz, feste Pappe sind geeignete Werkstoffe. Darüber und darunter je ein Objektträger (Apotheke!), mit Tesafilm zusammen gehalten. Der Tesafilm hält bis zu 2 Jahre und kann auch leicht ersetzt werden. Falls der Nestraum zu klein wird, kann er bei den genannten Werkstoffen durch die Ameisen selbst vergrößert werden.
Das Nest sollte auch besser liegend als stehend angeordnet werden.
Das alles ist übrigens in der Fachliteratur zu finden. Das "Objektträgernest" habe ich selbst vor Jahrzehnten "erfunden". In den beiden Büchern von Hölldobler & Wilson ist es dargestellt. Ich habe um die 40 Jahre die verschiedensten Temnothorax- und Leptothorax-Arten gehalten, manche Kolonie über 10 und mehr Jahre. Einige Arten konnte ich über mehrere Generationen sogar züchten (T. nylanderi gehört allerdings nicht zu diesen).
Als Ausbruchsschutz reicht ein schmaler Streifen (1-2 cm) Paraffinöl an der Wand des Formikariums. Das Öl muss dünn aufgetragen werden. Am besten mit einem Stückchen Zellstoff (Toilettpapier, Küchenkrepp etc.) nochmals darüber streichen, so dass kein Öl mehr abläuft. Der Film ist dann unsichtbar dünn.
mfG,
Earlant