Mit meinem ersten Post möchte ich eine Reihe beginne in der ich meine Erfahrungen mit euch teilen möchte.
Gerade die letzten beiden Tage waren doch sehr aufschlussreich und vielleicht schaffen es diese Textzeilen so manchem Anfänger, wie ich es einer bin, unter die Arme zu greifen.
Vorab : Ich bin ein absoluter Neuling in dem Bereich der Ameisenhaltung. In einem Oststeeurlaub habe ich eine enorme Ansammlung an Ameisen beobachten dürfen, deren Verhalten, deren Organisation und das gesamte gewusel .. einfach grandios.
So bin ich auf die Idee gekommen mir genau diese Tiere als Haus- und Heimtiere anzuschaffen.
Alles weitere in meinem Erfahrungsbericht.
Der Tag 1 bis 5. - Spannung
Nach langem hin und her (vor allem mit meiner Frau) habe ich mich für den Kauf der Camponotus ligniperdus entschieden. Der Grund lag hier klar auf der Hand: Ich kann diese Tiere sehen und sie gelten wohl als eine Einsteigerklasse.
Also zum AntStore gefahren (der gerade einmal 2 Minuten von meiner Arbeitsstätte entfernt liegt) und mich Beraten lassen. Entweder lag es an meinem mangelnden Fachwissen oder Erklärungsbereitschaft, aber ich hatte mich zu Beginn einfach nicht gut beraten gefühlt. Jedoch kann ich mir denken was der Verkäufer dachte als ich vor ihm Stand: "Na Mahlzeit, bei dem verenden die Tiere doch ... keine Ahnung der Kerl". So ist es auch, ich habe keine Ahnung. Daher hätte ich mir zu diesem Zeitpunkt eine sehr genaue Beratung gewünscht, da die Folgefehler in den nächsten Tagen vielleicht vermeidbar gewesen wären. Trotzdem, ein netter Kerl.
Nach langem stöbern habe ich mich dann für ein Starter Set der Kategorie M entschieden. Mit Königin, Arbeiter und Eiern bewaffnet ging es dann, beinahe auf Eierschalen, nach Hause.
Einrichtung der Arena:
Sand /Lehm Mischung - durchnässt und aushärten lassen
Einrichtung des Nestes
Sans / Lehm Mischung - durchnässt und aushärten lassen
Die Tiere habe ich derweil in einer schattigen Stelle gelagert in der sie die Sonne nicht braten würde.
Nach 5 Tagen und ständiger Kontrolle habe ich dann eine Luftfeuchtigkeit von 45% im Nest und 30% in der Arena erreicht. Der Boden war durchgetrocknet, Schimmelbildung gab es nirgends (hab jeweils ein stück Tannenzapfen auf die Erde gelegt, so entdeckt man sofort ob der Boden zu feucht ist). Ich empfehle hier jedem die Tiere nicht gleich ins Becken zu setzen.
Gebt dem neuen Daheim Zeit sich richtig zu entwickeln. Zu viel Feuchtigkeit ist Gift für eure Tiere
Tag 6 - 10. - Freude
Nachdem ich die Arena eingerichtet habe (Holz, Äste, Steine, Ausbruchsschutz etc.) habe ich dann das Reagenzglas mit den Tieren dort ableget und es geöffnet. Spannend sage ich euch, aber das kennt ihr ja selber. Es dauerte auch nicht lange da sind die ersten bereits auf Erkundungstour gegangen. Die Umgebung wurde gut angenommen, die Zucker/Honig Mischung genascht und auch die Tränke fand Anklang. Bis dato bestand mein das Heim der Ameisen aus folgenden Komponenten:
Arena ---- Schlauch --- Nest.
Weder Lampe, Heizmatte noch Belüftung. Die Endstücke habe ich mit den jeweiligen Gummistopfen geschlossen, die im Starter-Set enthalten waren.
Die ersten beiden Tage machten die Ameisen einen Bogen um den Schlauch, es wurde nur die unmittelbare Umgebung abgesucht. Ich hatte da aber bereits in dieses Forum gesehen und gelesen dass das sehr lange dauern kann bis sie ihr Behälter verlassen und man sie nicht zwingen sollte. Also betrachtete ich einfach nur was dort geschah.
Tag 9 - Feuchtigkeit
Morgens traute ich meinen Augen nicht. Die komplette "Kolonie" war in den Schlauch umgezogen. Ich glaube ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind hatte aber gleich den ersten Schockmoment: Die Tannenzapfen, die ich als Deko in die Arena gelegt hatte, hatten einen Schimmelüberzug. Ein Blick auf das Hygrometer verriet mir auch warum: Eine Luftfeuchtigkeit von 80%, im Nest 90%. Ich hatte keine Ahnung was hier und vor allem wieso geschah, aber ich machte mir ernsthaft sorgen um die Tiere. Also was tun?
Die Komplette Deko wurde entfernt, die Arena abgetrennt komplett geleert. Dann heiß ausgewaschen und mit neuem Sand / Lehmgemisch befüllt. Die Arena sollte weitere 10 Tage aushärten, anschließend sollte ich keine Probleme mehr haben.
Das Nest, habe ich ebenso behandelt. Denn was war passiert?
Die komplette Mischung war einfach zu feucht !! Und ich hatte immer vergessen mir die Werte zu notieren wenn das System geschlossen war ! Ein dummer Fehler.
Ich war nur froh das die Ameisen im Schlauch saßen und ich so alle Einheiten vom "Netz" nehmen konnte. Diesesmal dauerte es 10 Tage bis ich diese wieder an den Schlauch angeschlossen habe, aber diesmal war ich vorbereitet.
Tag 10 - 20 - Schlauchpiraten
Die nächsten Tage waren recht ruhig. Die Luftfeuchtigkeit spielte zwar noch etwas verrückt, hatte sich aber schlagartig beruhigt als ich die Gummistopfen durch Luftdurchlässige ersetzt hatte. Die Werte sind innerhalb von zwei Tagen um 10% gefallen und erreichten jene die in der Empfehlung für die jeweilige Art ausgeschrieben sind. Nur zogen die Tiere noch immer nicht in ihr Nest, im Gegenteil. Sie fühlten sich so wohl in dem Schlauch das sie weitere Eier legten, die anderen wurden größer und das Nest wurde als Mülleimer genutzt. Ich hatte also optimale Werte und die Tiere wollten noch immer nicht umziehen? Ich glaube jeder von uns der mit einer Kolonie beginnt kennt dieses große Fragezeichen über seinem Kopf und die wachsenden Ungeduld. Man sollte hier aber nicht die Tiere zwingen oder umsiedeln. Man muss einfach warten!
Tag 20 - 25 - Darkroom
Nichts, aber auch nichts ist in dieser Zeit geschehen. Ich hatte mir aber weiteres Zubehör für die kleinen gekauft, einfach wohl aus dem Grund da ich bisher angenommen hatte, dass es ihnen an irgendetwas mangelt. Also Jelly's gekauft, eine Lampe und Lüftung installiert, das Nest abgedunkelt .. und dann .. dann machten sich die ersten Ameisen auf den Weg ins Nest!! Irgendwie war es doch so klar wie es nur sein kann, die Tiere brauchen einen dunklen Ort zum Leben und wohlfühlen. Keine Spotlight Bühne ! Manche von euch dürften sich jetzt an den Kopf fassen, aber für mich war das eine Erkentniss. Zumal ich die rote Folie aus dem Starterset bereits ab Tag 1 angebracht hatte. Aber als ich die Rückseite mit einem Stück Karton verkleidete ging der Spaß erst richtig los.
Trotzdem wurde noch immer nicht neues Quartier bezogen.
Tag 30 bis heute - Eierwärmer
Vorgestern war ich dann bei einem Bekannten zu Besuch der dauernd über das Wetter motzte. Es sei ihm zu kalt und er fragt sich ob Hühner ihre Eier in Watte packen würden damit sie schlüpfen könnten. Eier? Watte? Warm? Oh man. Also eine Heizmatte gekauft (ganze 7 Euro beim *Hausordnung(8) als Gebrauchtware) und unter das Nest gelegt. Und was soll ich euch sagen? Nach der ersten Nacht war der Schlauch leer! Durch die rote Folie kann man die Tiere wunderbar betrachten und es sind sogar schon die ersten Grabungen im Gange. Es ist eben die Summe aller Erfahrungen die man machen muss, auch wenn man sich noch so intensiv darüber informiert. Jedenfalls geht es den Tieren heute, augenscheinlich, sehr gut. Es werden weitere Eier gelegt, der Haufen hat bereits eine stattliche Größe erreicht. Die Tiere nutzen den Schlauch nur noch als Laufweg, der Abfall wird sogar , ordnungsgemäß, in der Arena abgelegt.
Was kann ich also für mich aus diesem ganzen an andere weitergeben?
- Lasst den Tieren Zeit!
- Achtet auf die Luftfeuchtigkeit. Empfehlen heute jedem sich erst die Farmen zu kaufen, einzurichten und durchtrocknen zu lassen. Einen Monat später dann die Tiere.
Somit macht man sich selbst keinen Druck. - Macht den Tieren keinen Stress.
- Dunkelt das Nest ab, sorgt für Wärme
- Zirkulation scheint wichtig. Ersetzt die Gummistopfen durch jene die Luft durchlassen, sofern ihr Probleme mit der Luftfeuchtigkeit oder Wärme habt
Meine Erfahrungen mit dem Futter sind übrigens folgende:
Habe alle zwei Tage das Futter ausgetauscht, tote Tiere nach einem Tag entfernt.
Futtersteine (habe keine Näpfe, lege es auf Steinschalen oder Steine) heiß abgewaschen.
Pflanzenreste werden gern angenommen, gerne Blüten.
Fliegen sind begehrt.
Heimchen sind auch sehr willkommen.
Satt bedeutet satt. Wenn Futtertiere 24 Stunden liegen, dann bleiben die auch liegen. Besser rausnehmen.
Jelly - Wenn Bedarf besteht gerne gesehen.
- Fliegen und andere Futtertiere habe ich im Garten gefunden oder an der Fensterscheibe. Bisher habe ich erst eine lebend reingesetzt, das hat die Tiere sehr gestresst (glaube ich, sehr hektisch, panisch, Eier wurden verlegt etc)
- Blumen und Pflanzen draußen im Garten
- Heimchen - Im * Hausordnung (8) für einen Spottpreis.
- Jelly - im AntStore
Mein Allgemeines Fazit
Ameisen sind wunderbare Haustiere für jemanden wie mich. Ich bin 12 Stunden Arbeiten, das im Schichtdienst und verbringe den Rest der Zeit gerne mit meiner Familie. Sitze ich dann mal am Computer, so wie jetzt, kann ich den Kerlchen beim Leben zusehen und das entspannt ungemein die Augen. Ich finde diese Tiere im höchsten Maße interessant und bewundere immer wieder den Einfallsreichtum und Kraft dieser winzigen Kreaturen. Heute bin ich zufrieden und kann behaupten das es meinen Rossis gut geht. Sollte ich mir wieder eine Kolonie anschaffen dann kann ich aus den Erfahrungen, die ich gemacht habe, einfach nur die besten Rückschlüssen ziehen.
Ich halte euch weiter auf den neusten Stand der Dinge. Da kommen ja noch große Dinge auf mich zu, Nestbau, schlüpfen der ersten Frischlinge etc.
MfG
André