Ende der Diapause(Beitrag verfasst am 08.03.2015, 23. Haltungswoche)
Koloniegröße: ca. 35 Arbeiterinnen, ca. 30 Eier, 0 Larven, 1 Puppe
Nach mehreren Monaten Pause gibt es endlich mal wieder etwas Neues von mir.
Der letzte Haltungsbericht liegt also schon etwas zurück. Zwischendurch gab es aber nichts zu berichten.
Es gab kaum Brut und die Kolonie stagnierte total. Die Arbeiterinnen verließen das Nest nur noch, um ein wenig Nahrung zu sammeln
und verschwanden dann schnell wieder.
Der Grund hierfür ist offensichtlich. Die Gyne hat tatsächlich eine Diapause eingelegt.
In der Zeit von Dezember bis Ende Febuar gab es also keine neuen Eier. Die wenige Brut, die noch vorhanden war
wurde in der Regel gefressen. Nur wenige Bruteinheiten schafften es bis zur ausgewachsenen Ameise.
In diesem Haltungsbericht fasse ich also den Zeitraum vom letzten Monat bis jetzt zusammen, da vorher nichts los war.
Übrigens kann ich die Anzahl der Arbeiterinnen nur schätzen. Gezählt habe ich 32 Arbeiterinnen, aber da immer ca. 10 im Farmbecken hocken und
ich dort nur einen schlechten Einblick habe, gehe ich davon aus, dass es ca. 35 sind.
Aber eins nach dem Anderen. Die erste Frage hier ist ganz klar: wie komme ich darauf, dass es tatsächlich die Diapause war?
Wie ich bereits in einem vorherigen Bericht erwähnte, habe ich über den Winter weiter gefüttert und geheizt, sodass
es im Nest punktuell auf ca. 29°C kam.
Sowohl in anderen Haltungsberichten, als auch in Laborberichten wird immer wieder darauf hingewiesen, dass C. fellah
unter solchen Bedingungen keine Diapause hält. Der Ausfall der Diapause wirkt sich dabei jedoch nicht negativ auf die Kolonie aus.
Es kommt aber zu Störungen bei der Aufzucht von Geschlechtstieren.
Von den Bedingungen her (Ich habe also nicht weniger gefüttert und die Wärme konstant hoch gehalten) hätten sie also
eigentlich keine Diapause halten sollen.
Da aber die Gyne von ca. Anfang Dezember bis genau 3 Tage vor Februarbeginn keine Eier legte (Bei C. fellah ist die Diapause
von Dezember bis Febuar) und dieser Zeitraum relativ genau dem Zeitraum der Diapause entspricht, gehe ich davon aus, dass die Gyne
tatsächlich eine Diapause gehalten hat. Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten, durch die Haltungsbedingungen.
Wie erwähnt, legte die Gyne ihr erstes Eierpaket nach der Pause genau 3 Tage vor Januarende.
Das zweite folgte letzte Woche. Die Arbeiterinnen kümmern sich aufopfernd um ihre neuen Geschwister [1]. Immer wieder
werden die Eier an verschiedene Stellen im Nest geschafft, um die optimale Temperatur zu erhalten.
Bild 1: Brut von letzter Woche. Eine der Puppen auf dem Bild ist übrigens geschlüpft, sodass diese Woche nur noch eine Puppe vorhanden ist.Der Kampf um die SchokoladeKommen wir kurz zu einem eher unangenehmen Teil des Berichtes.
Ein paar Arbeiterinnen haben es tatsächlich geschafft auszubrechen. Über einen Zeitraum von 2 Wochen habe ich probiert jedes Loch
abzudecken. Ich habe neues Parrafinöl aufgetragen, Stopfen kontrolliert, Lüftungsgitter verschlossen e.t.c. Doch ca. jeden
zweiten Tag fand ich eine Ameise frei herumwandern.
Und natürlich habe ich neben meinem Bett immer eine Tafel Schokolade liegen. Ab und an wache ich nachts auf und habe Lust auf
was Süßes. Dann kralle ich mir ein Stück und schlafe weiter.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich eine normale Figur habe und wirklich nur ein Stückchen nehme. Nicht dass ihr
mich jetzt alle für fett haltet
Aber ihr könnt euch natürlich denken wo das hinführt. Ein paar ausgebrochene Arbeiterinnen und Schokolade, die offen herumliegt.
Dieser Fakt hat mir jedoch das Wiederfinden der verschwundenen Ameisen relativ leicht gemacht, da die ausgebüchsten Arbeiterinnen
immer recht schnell Richtung Schokolade wanderten. Ich brauchte also nur immer mal wieder die Augen offen zu halten.
Doch der Kampf um die Schokolade hatte begonnen. Ich war nicht bereit die Tafel ohne Gegenwehr an die Ameisen abzutreten.
Nach einer Woche hin und her kam dann schließlich der Zeitpunkt, an dem ich einen taktischen Schlag landen musste.
Also hab ich mir die Tafel geschnappt und komplett reingestopft. Mit schlechtem Gewissen gegenüber meiner Figur, aber einem
guten Gefühl im Bauch ging nun die Suche nach der Ausbruchsstelle weiter.
Schließlich fand ich sie auch. Einige der kleineren Arbeiterinnen schafften es tatsächlich sich zwischen dem YTong Nest und
der Plexiglasscheibe durchzuquetschen und entkamen so.
Also habe ich das Nest aus der Halterung genommen, hingelegt und Schichten dickerer Pappe in jede freie Stelle gestopft [2, 3].
So lange bis nichts mehr passte.
Bild 2: Alle Ränder wurden mit Pappe zugestopft.Bild 3: Gleiches Bild, anderer Winkel.Natürlich hatte so eine massive Neststörung ihre Folgen. Immerhin wurde der YTong Stein über 5 Minuten durchgerüttelt.
Die Arbeiterinnen taten also das einzigst Sinnvolle. Sie packten ihre Brut, ihre Königin und ab ging es in das Farmbecken.
Immerhin hatten sie hier ja bereits einige schöne Kammern gegraben. Einen so schnellen Umzug habe ich noch nie gesehen.
Innerhalb weniger Minuten war alles vorbei. Sie sind eher geflohen als umgezogen.
Naja ich kann es ihnen nicht verübeln, aber anders ging es nunmal nicht. Das Nest musste einfach abgedichtet
werden.
Trotzdem war ich super glücklich. Die Ausbruchsstelle war gefunden und gesichert. Und natürlich
habe ich mich wie ein kleines Kind an Weihnachten gefreut, dass die Kolonie nun in ihren eigenen Gängen
lebt. Immerhin war es so schön ihnen damals beim Graben zuzusehen. Ich habe in einem vorherigen Haltungsbericht
sogar überlegt ihnen später noch ein größeres Farmbecken zur verfügung zu stellen.
Nach ca. 3 Minuten voller Freude traf es mich aber wie ein Schlag... Ich sah... Nichts. Die Nesteinsicht in das
Farmbecken war so schlecht, dass ich weder Brut, noch den Großteil der Arbeiterinnen erkennen konnte.
Das war dann der Zeitpunkt, an dem ich zwei Dinge beschloss:
1. Ich werde ihnen später kein weiteres Farmbecken zur Verfügung stellen. Die Einsicht ist grottig.
2. Die Ameisen müssen wieder zurück ins YTong Nest.
Gesagt getan.
Und wie kann man Ameisen am Besten zu einem Umzug motivieren? Richtig. Die rote Folie wurde entfernt
sodass schönes, helles Tageslicht mitten ins Nest fiel. Natürlich hatte ich auch die Lieblingstemperatur
meiner afrikanischen Ameisen nicht vergessen: erfreuliche 11-12°C. Diese wurden durch Kühlakkus an
der Scheibe realisiert [4, 5]. Nach 3 Stunden kamen die Ameisen zu dem Entschluss, dass dieser neue Zustand
wohl länger anhalten würde und schwupps waren sie wieder im dunklen, warmen YTong.
Bild 4: Die rote Folie wurde entfernt.Bild 5: Absolut notwendig für jede Zwangsumsiedlung: Kühlakku.Das war mal ein Stressiger Tag für sie. Mein Mitgefühl hatten sie, doch anders ging es nunmal nicht.
Das war es erst einmal zur Situation vom letzten Monat. Seit dieser Aktion wurde keine Ameise mehr außerhalb des
Formicariums gesichtet.
Aktuelle SituationNatürlich will ich noch ein paar Worte zur aktuellen Situation schreiben.
Seit die Diapause vorbei ist sind die Ameisen wieder recht aktiv. Die Arbeiterinnen müssen immerhin mehr
Futter besorgen, da bald ca. 30 hungrige Larven schlüpfen werden. Und sie müssen sich wieder um Brut kümmern.
Während der Diapause haben sie das Futter kaum angerührt und natürlich auch nicht eingetragen.
Jetzt wird wieder Nahrung benötigt und daher alles schön ins Nest geschleppt. Momentan lagern sie dort einen
kleinen Brocken Hähnchenfleisch und einen kleinen Brocken Fisch. Alle Arbeiterinnen haben pralle Gaster und
sind gut genährt. Alles in allem also ein recht erfreulicher Zustand [6, 7]. Ich hoffe, dass bald
weitere Eier kommen, sobald die ersten Eier sich weiter entwickeln.
Bild 6: Die Kleinen freuen sich auf ein kräftiges Mahl.Bild 7: C. fellah auf Futtersuche.Doch das wird die Zukunft zeigen. Ich bin immerhin schon mal froh, dass die Gyne nach der Diapause
wieder gut gelegt hat. Zu guter letzt folgen noch ein paar aktuelle Bilder von der Brut [8, 9, 10, 11].
Das war es aktuell. Sobald es wieder etwas zu Berichten gibt, werde ich mich hier wieder für euch
melden.
Bild 8: Beide Eierpakete und die Puppe. Also momentan die gesamte Brut.Bild 9: Gleiches Bild, anderer Winkel. Aber auch hier ist die gesamte Brut gut zu erkennen.Bild 10: Und nochmal die Eier aus der Nähe.Bild 11: Beide Eierpakete direkt nebeneinander.Das war es dann heute wieder von mir. Hier wie immer der Link zum Diskussionsthread:
viewtopic.php?f=227&t=19591Alles Gute
- Jannis