Atta-Kolonie in Köln außer Kontrolle

Archivbeitrage aus den Unterforen "Einsteigerfragen" und "Diskussion und Fragen allgemein" aus den Jahren 2003 bis 2008.

Beitragvon earlant » 3. Aug 2006 20:10

@ ElAurian:

Ich möchte ganz kurz noch etwas klarstellen. Gehe mit Ihrem Beitrag weitgehend konform, aber nicht ganz:
Was ich bisher über Blattschneiderameisen weiß, ist, das diese Art wohl kaum einen etwas strengeren europäischen Winter überleben dürfte,selbst wenn mehrere Ablegerkolonien gegründet werden. Spätestens im Herbst dürfte es das dann gewesen sein. Ich vermute das, ich weiß es nicht. Da dürfte dann eher der Fachmann gefragt sein.
- das habe ich selbst, als Ameisenfachmann, bis vor kurzem auch noch geglaubt! Aber wie ich in meinem letzten Post geschrieben habe: Die Gattung Acromyrmex umfasst Arten, die einen milden Winter bei uns durchaus überstehen könnten! Und die Tiere von "pruvex" sind schon im zweiten Jahr in den Gärten aufgetaucht. Sicher, sie haben im warmen Haus überwintert, "ohne Blätter" wie er in seinem ersten thread staunend berichtet hat. Ob das im Heizungskeller eines Nachbarn auch geht???
Ärgerlich oder vllt eher amüsant ist da wieder die Tatsache, das nicht mal das Umweltamt bzw das Veterinäramt in der Lage ist, eine Ameisenart genau zu bestimmen, das dann aber Zeitungsmeldungen, ob nun Ente oder nicht, folgen, es sei mit Sicherheit Atta sp.
- Die Bestimmung von Ameisen, zumal exotischen, ist nun mal sehr schwierig. Dass man auf "Blattschneiderameisen" gekommen ist, das ist schon mal sehr lobenswert, denn welcher Laie weiß schon was über Blattschneiderameisen? Das nächste, was einem einfällt, ist "Atta". Hat man schon mal gehört. Aber ich als Zoologe kann bestätigen, dass es nur sehr wenige Zoologen gibt, die den Namen "Acromyrmex" schon mal gehört haben, geschweige denn, ihn mit Blattschneiderameisen in Verbindung bringen können.

Was die Medien dann daraus machen, steht auf einem anderen Blatt. MEINE Hoffnung ist nur, dass sie uns über Politik im weitesten Sinne kompetenter informieren! :)

Und @ Sanguinius: Auch mit Ihnen gehe ich weitgehend konform. Allerdings bin ich selbst leidenschaftlicher Hobby-Gärtner, und so kann ich verstehen, dass man über Schäden, ja Kahlfraß, an manchen Pflanzen schon stinksauer sein kann. Aus Samen aufgezogene Pflanzen kann man eben nicht einfach später im Jahr mit Nachpflanzung ersetzen. Ist was weg, wartet man ein ganzes Jahr, bis man es wieder hat! Und wenn dann im zweiten Jahr dasselbe wieder passiert (wie im Falle von "pruvex"!), dann würde ich auch zu sehr ernsten Maßnahmen greifen!

MfG,
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Beitragvon HeldGoP » 3. Aug 2006 22:15

earlant hat geschrieben:Allerdings bin ich selbst leidenschaftlicher Hobby-Gärtner, und so kann ich verstehen, dass man über Schäden, ja Kahlfraß, an manchen Pflanzen schon stinksauer sein kann. Aus Samen aufgezogene Pflanzen kann man eben nicht einfach später im Jahr mit Nachpflanzung ersetzen. Ist was weg, wartet man ein ganzes Jahr, bis man es wieder hat! Und wenn dann im zweiten Jahr dasselbe wieder passiert (wie im Falle von "pruvex"!), dann würde ich auch zu sehr ernsten Maßnahmen greifen!

MfG,
Earlant



also wenn ich sehe, das Ameisen meine Pflanzen zerschneiden, würde ich nicht zwei Jahre warten bevor ich zu ernsten Maßnahmen greife. ich würd direkt zum Propanbrenner greifen :twisted:

damit würd ich auch das Nest bekämpfen, das ist schneller, gesünder und billiger als irgendwelche Insektizide. (vorrausgesetzt man fackelt dabei nicht seine Wohnung ab)

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Radiointerview in WDR 2

Beitragvon earlant » 4. Aug 2006 11:19

Zum Thema ist gestern nachmittag ist ein Radiointerview im WDR 2 gelaufen, mit Dr. Reiner Schrage.

Hat das zufällig jemand gehört?

@ HeldGoP:
"pruvex" hatte ja berichtet, dass die Ameisen in seiner Wohnung nisten, unter Fußboden und/oder Wandverkleidung. Da wäre ein Gasbrenner nicht empfehlenswert (oder vielleicht doch, nach dem, was ich inzwischen über den Fall weiß :shock: ).

mfg,
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Beitragvon NuEM » 4. Aug 2006 12:58

In wie weit ist es möglich, uns detailiert über den Fall zu unterrichten, ohne eventuell Vertrauliches, oder datenschutzrechtlich Bedenkliches zu berühren?

Das ganze Thema ist nicht uninteressant. Außerdem ist es ein guter Augenöffner für Uneinsichtige.
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Beitragvon ElAurian » 4. Aug 2006 13:18

@earlant

Was mich daran jetzt sehr interessiert:

Ich habe schon mal drüber nachgedacht ob es nicht möglich wäre, das sich Acromyrmex oder vllt Atta in wärmeren Gebieten Europas ansiedeln könnte. Sie sprechen von 'milden' Winter. Wenn ich mich richtig erinnere, waren die letzten Winter eher milder, aber es waren auch ein paar richtig harte Winter darunter. Würden sich die robusteren Arten von Acromyrmex auch klimatisch anpassen? Das ganze Überleben hängt ja letztendlich vom Pilz ab. Wären robustere Blattschneider unter Umständen in der Lage den Pilz soweit einzugraben, dass kein Frost mehr druchdringt? Wie ich schon durch den Zeitungsbericht gelesen habe, sind Blattschneider allgemein sehr anpassungsfähig (und daher auch in ihren Heimatländern schwer zu bekämpfen)

Was die Bestimmung betrifft. Sicher, das muß man natürlich berücksichtigen. Nur könnte man meinen, dass es gerade in Deutschland, wo es wirklich für jeden Sch...ein Amt gibt, zumindest Dienste oder Einrichtungen geben müßte, die eine verhältnismäßig schnelle Identifikation auch von Insektenarten erlauben. Immerhin hat man ja schon angeblich Krokodile oder Schlangen in deutschen Gewässern gefunden ;-)
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Re: Radiointerview in WDR 2

Beitragvon HeldGoP » 4. Aug 2006 16:22

earlant hat geschrieben:
@ HeldGoP:
"pruvex" hatte ja berichtet, dass die Ameisen in seiner Wohnung nisten, unter Fußboden und/oder Wandverkleidung. Da wäre ein Gasbrenner nicht empfehlenswert (oder vielleicht doch, nach dem, was ich inzwischen über den Fall weiß :shock: ).

mfg,
Earlant




wenn man nicht will das sich auf den toten tieren in der wand bzw dem boden eine neue kolonie bildet (schimmel ;)), muss man die verkleidung ja eh wegmache.

ich hab schon die nächste meldung vor augen: "schwere gasexplosion in kölner stadtviertel" :D


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Beitragvon Ulrich_W » 4. Aug 2006 17:21

Hallo zusammen,

@HeldGoP: Der war gut! Ich hab mir nach deiner ersten Bemerkung mit dem Propanbrenner schon vorgestellt, wie halb Köln beim Versuch Ameisen zu töten seine Gärten abfackelt! :D

@Earlant: Würde mich auch interessieren, wie diese Sache weitergeht, zumal ich das bis vor kurzem noch für einen Fake gehalten hab.

Gruß

Ulrich

P.s.:
@all: Ich wär mal grundsätzlich dafür, dass Nachrichten, die nichts zum Thema beitragen und nur der Kritik an anderen Usern dienen einfach gelöscht werden! Dazu zähl ich vor allem solche Nachrichten, in denen Überheblichkeit mit Sarkasmus und Ironie mit Beleidigung verwechselt wird!
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Beitragvon earlant » 4. Aug 2006 19:35

Also mal wieder ein kleines update.

@ NuEM:
Ich denke schon, dass bald weitere Details hier mitgeteilt werden können. Presse und Fernsehen werden berichten. Nur bitte ich um Verständnis dafür, dass ich die mir per e-mail zugegangene Informationen nicht ohne weiteres preisgeben kann, ohne Einverständnis der Absender. Also bitte noch etwas von der Primärtugend der Ameisenhalter: Geduld :D .
„guter Augenöffner für Uneinsichtige“ ? Ich habe den Eindruck, dass sich einige davon inzwischen Scheuklappen aus Kruppstahl zugelegt haben :grin: .

@ ElAurian:
Es ist eine Frage, über die ich jetzt auch ziemlich intensiv nachdenke. Ich schrieb ja schon, dass offenbar Arten aus dem A. octospinosus-Komplex auch in relativ großen Höhen leben, wo es selbst in den Volltropen empfindlich kalt werden kann. In der Sonora-Wüste in Arizona lebt Atta mexicana:
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Das ist eigentlich nur eine Halbwüste, mit vielen Kakteen. Ich war vor ein paar Jahren im März dort, und es lag stellenweise Schnee! Irgendwie kommen einzelne Blattschneider-Arten offenbar ganz gut mit niedrigen Temperaturen zurecht.

Acromyrmex scheinen sich in urbanen Regionen wohl zu fühlen. Sie (oder einige davon) brauchen keine grünen Blätter, sie sind mit totem Laub usw. zufrieden, was man auch bei uns im Winter fast überall finden kann. Gerade in städtischen Bereichen, aber sicher auch auf dem Land (warme Stallungen!) gibt es für die Ameisen zugängliche Keller, die frostfrei sind, die womöglich noch durch Heizungsanlagen angewärmt sein können. In die Erde graben sie ja angeblich nicht. – Ich will hier keine zu großen Befürchtungen schüren; nur so ein paar Überlegungen anstellen. Auf jeden Fall glaube ich inzwischen, dass die eine oder andere Acromyrmex-Art tatsächlich bei uns "wild" überleben könnte. Man vergleiche die Kleinpapageien, die in Wiesbaden überall die Parks unsicher machen. Das hat auch niemand vorhersehen können.

@ Ulrich_W , Ps:
Ich glaube zu wissen, welche Nachrichten Sie meinen. Wäre aber fast schade, wenn solche netten Äußerungen einfach getilgt würden. Vielleicht könnte sich das Forumsteam in einem „edit“ von den Aussagen distanzieren, getreu dem Motto: „Hier kann sich jeder blamieren, so viel er mag; nur wir als Verantwortliche wollen gewisse Angaben nicht mittragen“.

Zu einem der von Ihnen gewiss gemeinten Beiträge sollte man mal hier klicken:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=2868&highlight=
Ob das ein pruvex-Bruder im Geiste ist? Oder gar er selber?? - Recht gut übereinstimmendes "Täterprofil" :grin:

MfG, Earlant
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Beitragvon PungentAnt » 4. Aug 2006 19:56

Mich als langjähriger Ameisenhalter erschüttert dieser Vorfall ungemein.
Vor allem bin ich mir sicher, dass mit dem Auftauchen der Pressebericht der Ameisenhandel gefördert wird, und somit das Ausmaß der Exotenhaltung.
Lasst die Finger von Ameisenarten, die zu groß werden für die Formicariumhaltung!!
Jemand der skrupellos genug ist, Pilze zu verkleiner, Brut zu entnehmen oder Arbeiter zu "entsorgen", ist meiner Meinung nach kein Ameisenliebhaber!

Erschrockene Grüße
PungentAnt
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Beitragvon robert » 4. Aug 2006 23:15

so, ich habe mir mal die mühe gemacht, mit dem "täter" zu sprechen.
der übrigens nett (also kein monster) ist und auch von der ganzen geschichte völlig überfordert. er hat einfach keine ahnung von ameisen.
dass er sich dann besser keine gehalten hätte ist schon klar aber hilft ihm auch nicht weiter.

offensichtlich ist auch, dass sein nachbar ihn nicht besonders leiden kann und versucht das, wie in deutschland in einem guten nachbarschaftsstreit üblich, aufzubauschen!

leider bin ich im moment ausnahmsweise nicht in köln :evil: daher musste ich jm. anders schicken, der sich den spass mal angeschaut hat.
aber ich möchte dieser person nicht den spass verderben und schon alles vorweg nehmen also müsst ihr euch noch ein wenig gedulden.

werde mich übrigens mit darum kümmern, dass diese kolonie da irgendwie weg kommt. wenn es geht lebend. wenn nicht, dann eben nicht!

möchte euch nur eines raten: wenn ihr jemals ein solches problem habt: wendet euch NICHT an herrn buschinger!
er wird sich das ganze anhören und euch auch nette (umfangreiche) tipps geben und euch wie man hier sieht sofort bei der nächsten gelegenheit "in die pfanne hauen"!
denn herr buschinger hatte ja auch schon vor dem zeitungsbericht regen mailkontakt mit der person.
und benutzt nun informationen aus diesen mails gegen ihn!

und wie man sehr sehr leider auch hier sieht ... offensichtlich werden informationen, die man in ein forum postet auch bis zu einer realen person weiter verfolgt.
ich hab keine ahnung wie es rechtlich aussieht, ob man für forenbeiträge haftbar gemacht werden kann, aber ich würde euch raten bei solchen problemen (wie entkommenen ameisen) sehr vorsichtig zu sein!
vielleicht sucht man erst mal rat bei haltern eures vertrauens.

und noch was zu herrn buschingers beitrag ganz am anfang:
natürlich wäre es schön, wenn man für alle und jedes ein paper zitieren könnte und ich wünsche mir auch wirklich so viel freizeit, dass ich das machen kann, aber diesen luxus haben wohl nur rentner ... ;)

und noch mal zum zeitungsartikel ...
fuchsien ...
Die Fuchsien (Fuchsia) sind eine artenreiche Gattung in der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae).

Zu dieser Gattung gehören etwa 100 Arten von denen die meisten aus den Bergwäldern Mittel- und Südamerikas stammen. Einige wenige Arten kommen auf Tahiti und in Neuseeland vor.
(aus Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar)

und hibiscus ...
Die einzige in Europa, genauer in Südosteuropa, heimische Hibiskusart ist die Stundenblume (Hibiscus trionum). Sie kommt auch in Deutschland vor, allerdings nur unbeständig.
(Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar)

ob das wohl diese eine art war, die in deutschland beheimatet ist...?
(und dann wohl hoffentlich nicht aus einem mehr als 50km entfernten gebiet importiert ... ihr wisst schon wegen der gene und der forscher ...)

herr buschinger, sie hatten doch erwähnt dass sie hobby gärtner sind ...
wie wäre es, wenn sie Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar mal ihre bedenken gegenüber fuchsien kund tun? gegen diese furchtbaren neophyten muss etwas getan werden!

vielleicht sollte auch mal jm. die ksta überschrift ändern:
kahlfrass exotischer pflanzen durch exotische ameisen
robert
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Beitragvon earlant » 5. Aug 2006 08:47

Hyperlinks sind nur für registrierte Nutzer sichtbar
Kölner Stadtanzeiger
Tropische Ameisen werden zur Gefahr
VON ALEXANDRA KLAUS, 05.08.06, 07:15h
EXTERNE LINKS
www.ameisenhaltung.de

Ein Experte hält die Anpassung der Insekten an kälteres Klima für möglich und warnt vor der Ausbreitung.
Nach dem Fund von Kolonien tropischer Blattschneider-Ameisen in einem Garten in Holweide (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete) verdichten sich die Hinweise, dass die Insekten einem Züchter abhanden gekommen sind, der im Nachbarhaus des Rentners Karl Ditz wohnt. Bislang versuchten Experten der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vergeblich, in die Wohnung zu gelangen. Die Bewohner öffneten nicht oder verweigerten den Zutritt. „Wir müssen da rein, um die Ameisen zu bekämpfen“, sagt Dr. Reiner Schrage, Fachbereichsleiter Pflanzengesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer.

Die Annahme, dass die Ameisen aus dem Haus mit verwahrlostem Garten kommen, stützt außer den dorthin führenden Ameisenstraßen auch ein langer Eintrag im Internetforum www.ameisenhaltung.de Sowohl die Landwirtschaftskammer als auch andere Forumsteilnehmer, die den „Kölner Stadt-Anzeiger“ informierten, schreiben diesen Eintrag dem in Holweide lebenden Rolf A. zu. Unter dem Nickname „Pruvex“ schreibt der Autor des Forumseintrags, der als Wohnort Köln angibt, am 16. Juni: „Also, ich hatte die Kolonie in einem großen Aquarium und war so mutig, sie frei laufen zu lassen, weil ich dachte, sie müssen ja bei ihrem Pilz bleiben. Irgendwann fand ich im Laufe von circa zwei Monaten mehrere Königinnen im Haus . . . leider fing ich diese nicht, sondern wollte beobachten, was passiert.“ Weiterhin schildert „Pruvex“, wie die Ameisen in einem Badezimmer, wo er Ägyptische Flughunde halte, einen neuen Staat bildeten und dann über Nacht mit ihrem Ernährungs-Pilz verschwanden. Am Ende des Eintrags bittet „Pruvex“ einigermaßen verzweifelt um Hilfe: „Ich weiß, dass das nicht die beste Idee war und weiß, dass es wahrscheinlich schwierig wird, das in den Griff zu bekommen . . . Ich suche Rat und Hilfe und nicht nach jemandem, der mir meine Fehler vorwirft, die sind mir mittlerweile selber klar.“

Nach dem Fund der Ameisenkolonie geben sich Fachleute und Medienvertreter bei Karl Ditz, dessen Gartenpflanzen teilweise kahl gefressen sind, die Klinke in die Hand. Denn die Entdeckung gilt als Sensation, weil die ungewöhnlich kräftigen tropischen Insekten in hiesigen Gefilden eigentlich nicht vorkommen. Sie können sich nach Auskunft der Landwirtschaftskammer explosionsartig vermehren, riesige Kolonien von mehreren Millionen Exemplaren bilden und enormen Schaden anrichten.

Einer der führenden deutschen Experten auf diesem Gebiet, der Zoologe Prof. Dr. Alfred Buschinger, hat jetzt die Art eindeutig als Blattschneider-Ameise der Gattung Acromyrmex bestimmt, die nur in Südamerika vorkommt. In einer Stellungnahme für die Landwirtschaftskammer NRW warnt der Experte vor einer weiteren Ausbreitung der Ameisen. Denn anders als bisher angenommen, müsse man damit rechnen, dass sich die fremde tropische Art auch an kühleres Klima anpassen und sich somit weiter ausbreiten könne. „Da in Köln über wiederholtes Auftreten geflügelter Geschlechtstiere berichtet wurde, könnten bereits weitere Kolonien gegründet worden sein“, heißt es in dem Schreiben. Der Zoologe hält eine Bekämpfung für äußerst schwierig. Buschinger empfiehlt, die Hohlräume, in denen die Ameisen nisten, zu öffnen und dort reichlich Insektizid einzusprühen.

Dies allerdings ist nicht möglich, solange die Fachleute keinen Zutritt zu der Wohnung erhalten. Nur von außen begutachteten Experten das Gelände mit dem verwilderten Garten. Schrage will nach der Inaugenscheinnahme auch dazu beitragen, dass ein generelles Tierhaltungsverbot für Rolf A., der Reptilien und Ägyptische Flughunde hält, ausgesprochen wird. Für eine Stellungnahme war Rolf A. nicht erreichbar.
--------------------

Was ich Herrn Schrage (auf Anforderung!) mitgeteilt hatte, hatte ich hier weiter oben am 3.8. um 2.01 pm gepostet (Zitat im Kasten).

Der in dem Zeitungsartikel angegebene link führt nur auf Umwegen zum Ziel. Gemeint ist dieser thread:
http://www.ameisenhaltung.de/forum/thre ... htuser=545

mfG,
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Beitragvon Krümel » 5. Aug 2006 09:46

robert hat geschrieben:so, ich habe mir mal die mühe gemacht, mit dem "täter" zu sprechen.
der übrigens nett (also kein monster) ist und auch von der ganzen geschichte völlig überfordert. er hat einfach keine ahnung von ameisen.
dass er sich dann besser keine gehalten hätte ist schon klar aber hilft ihm auch nicht weiter.

....

leider bin ich im moment ausnahmsweise nicht in köln :evil: daher musste ich jm. anders schicken, der sich den spass mal angeschaut hat.
aber ich möchte dieser person nicht den spass verderben und schon alles vorweg nehmen also müsst ihr euch noch ein wenig gedulden.

werde mich übrigens mit darum kümmern, dass diese kolonie da irgendwie weg kommt. wenn es geht lebend. wenn nicht, dann eben nicht!

möchte euch nur eines raten: wenn ihr jemals ein solches problem habt: wendet euch NICHT an herrn buschinger!
er wird sich das ganze anhören und euch auch nette (umfangreiche) tipps geben und euch wie man hier sieht sofort bei der nächsten gelegenheit "in die pfanne hauen"!
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Wenn du aber genau gelesen hast, hat Herr Buschinger schon erwähnt das Rolf die gegebenen Tipps nicht annehmen wollte, und dann ist er selber Schuld! In der Zeit wo er geschwiegen hat und die Kolonie somit gewachsen ist hat er trotz Mailkontalt anscheinend nichts unternommen! Ich will nicht wissen wie die Situation ausarten würde wenn Rolf geschwiegen und sich an einen "Halter seines Vertrauesns" (lol) gewendet hätte!!

Wenn euch Ameisen entkommen, ganz besonders exotische Ameisen, dann sagt was, damit man schlimmeres möglichst verhindern kann!
Wenn ihr's nicht sagt und euch versteckt, dann ist man nachherdoppelt wütend auf euch!


und noch mal zum zeitungsartikel ...
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Zu dieser Gattung gehören etwa 100 Arten von denen die meisten aus den Bergwäldern Mittel- und Südamerikas stammen. Einige wenige Arten kommen auf Tahiti und in Neuseeland vor.
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vielleicht sollte auch mal jm. die ksta überschrift ändern:
kahlfrass exotischer pflanzen durch exotische ameisen


Du bist so peinlich, wieder genau die ohrene Manier...
1.Ist das nicht dieses Thema, 2.Ist das etwas völlig anderes wenn du Pflanzen in einem Raum oder klenem Garten hälst als eine freilebende Acromyrmex Kolonie, aber manchen Leuten fehlt anscheinend der Sinn zur Realität....
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Beitragvon robert » 5. Aug 2006 10:08

ach ja, und der heilige herr buschinger darf auf flughunde zu sprechen kommen, die auch nicht thema hier sind oder?

und wieso ist das mit pflanzen was ganz anderes? ich kann da nur sagen indisches springkraut, reynoutria, ...
was ist daran anders? alles pflanzen, die jm. hier angesiedelt hat und die sich dann selbstständig gemacht haben.

und weitaus schlimmer als diese blattschneider bisher sind und auch jemals sein werden!

ich kann dir aber genau sagen, was an pflanzen anders ist:
das wird schon seit jahrhunderten so gemacht und der baumarkt verkauft sie! "dann muss das ja in ordnung sein"
genau DAS ist der grund!

und was beleidigungen mit dem thema zu tun haben sollen ...

und findet das nicht auch jm. bedenklich, dass der ksta forenbeiträge zitiert!? die können doch von jedem stammen! ich kann mir auch ein account unter dem namen rolf = pruvex anlegen.
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Beitragvon NuEM » 5. Aug 2006 10:50

Selbst wenn das mit den Pflanzen vorbehaltlos wahr sein sollte, rechtfertigt das in keiner Weise das verantwortungslose Handeln einiger Ameisenhalter.
Allein schon der kindische Versuch der Legitimierung mittels "aber andere sind noch viel schlimmer" zeigt, dass es den entsprechenden Personen wohl an geistiger Reife mangelt. Und auf diese Weise schießen gewisse Forumsteilnehmer ein Eigentor nach dem anderen, lassen ihre Beiträge doch unwillkürlich Zweifel aufkommen, ob sie zur Haltung potentiell gefährlicher Tierarten überhaubt geeignet sind.

In diese Richtung: Wenn euch wirklig etwas an eurem Hobby liegt, hört auf euch wie 13-jährige zu benehmen. Denkt daran, dass ihr in öffentlich zugänglichen Foren auch immer die Ameisenhaltung an sich repräsentiert. Anstatt uns allen einen schlechten Namen zu machen, solltet ihr mit euren Beiträgen zeigen, dass ihr tatsächlich über das Verantwortungsbewußtsein verfügt, dass man als Ameisenhalter, grade bei Exoten, unbedingt braucht.

Ich hoffe Hopfen und Malz sind noch nicht verloren.
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Böse Exoten

Beitragvon Joachim » 5. Aug 2006 11:23

Oh man Leute, ich wollte eigentlich aus den ganzen Foren raus, aber diese Sache hat mich doch interessiert, nachdem Robert mich darauf aufmerksam gemacht hat.

Also war ich gestern bei pruvex und hab mir die Sache mal angeschaut. Diese angeblich so große Kolonie ist am sterben und besteht aus nicht mal ein paar hundert Arbeiterinnen. Sie nisten gerade verzweifelt nahe der Wand und überleben mit etwas Glück noch 1-2 Wochen. Das es Königinnennachwuchs gab stimmt, aber jeder vernünftige Mensch der auch nur ein BISSCHEN Ahnung von diesen Ameisen hat weiß, dass keine Reproduktion erfolgen kann wenn nicht Männchen einer ZWEITEN Kolonie da sind. Bisherige Inzuchtvermutungen haben sich ja nicht bestätigt.

Diese Königinnen starben also schon nach kurzer Zeit von selbst oder durch Spinnennetze. Die angeblich so großen Straßen im Garten bestanden aus wenigen Arbeiterin, die sich in 50cm Abstand zur selben Pflanze bewegt haben. Die Bilder in der Zeitung sind allesamt gestellt: Man verunstalte ein paar Blüten, werfe sie mit Ameisen zusammen in ein Glas und fertig ist der mutmaßliche Blumenkiller.

Wir versuchen natürlich die Kolonie zu retten (wir sollten hierbei nicht vergessen, dass wir Ameisenfreunde sind und nicht, wie ein Außenstehender beim Lesen vermuten würde, Ameisentöter), doch wenn das mißlingt wird ihnen Gift den Rest geben, damit diese Sache endlich ein Ende hat.

Ich bin entsetzt über die ganzen Falschinformationen in den Medien und wie die Sache hier aufgebauscht wird, ohne dass auch nur ein EINZIGER die "Kolonie" gesehen hat, einfach unglaublich. Hier müssen sich wirklich mal ein paar Leute an den Kopf fassen, oder besser, hauen.

Ach ja, und zu den Haltungsbedingungen dort: Es waren dort schon oft Offizielle vor Ort, und die hatten nie mehr als Kleinigkeiten zu beanstanden. Die Flughunde kamen in jämmerlichem Zustand zu ihm, und er hat sie vollständig gesund gepflegt, meine Hochachtung vor diesem Halter!

Joachim
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