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Die Überschrift hört sich nicht gerade fachlich an, aber ließt selber:
"Killerameisen in Australien von Henning Poehl
Anoplolepis gracilipes heißt die gelbe Ameise, deren Auftauchen in den verschiedensten Regionen dieser Erde für Angst und Schrecken sorgt. Dabei ist sie mit einer durchschnittlichen Größe von vier bis fünf Millimetern eher unscheinbar. Vermutlich ist es aber auch diese Unscheinbarkeit, die dazu führt, dass diese Ameisenart immer wieder in neue Gebiete ungewollt eingeschleppt wird.
Inzwischen ist die Art so weit auf der Erde verbreitet, dass die Experten über die ursprüngliche Heimat der Art nur noch spekulieren können. Westafrika, Indien oder China werden hierfür in Betracht gezogen. Afrika scheint als Wiege aber am wahrscheinlichsten, da hier die meisten Arten der Gattung Anoplolepis leben. Auch ist Anoplolepis gracilipes die einzige Ameisenart, die über den ganzen afrikanischen Kontinent verbreitet ist.
Sie ist eine anpassungsfähige Art, die in den verschiedensten Lebensräumen anzutreffen ist. So ist sie in städtischen Gebieten genauso zu finden wie in den Savannen und Regenwäldern. Ihre hohe Kooperationsbereitschaft scheint die Ameisen dieser Art zum Leben in den unterschiedlichsten Lebensräumen zu befähigen.
Die einzelnen Völker sind in Super-Kolonien mit mehreren Königinnen organisiert und arbeiten zusammen. In einem einzigen Nest sind bis zu dreihundert Königinnen und 36.000 Arbeiter zu finden. Wie effizient diese hoch organisierten Staaten arbeiten, wird von Forschern schon seit vielen Jahren auf der Weihnachtsinsel beobachtet.
Die "Verrückte Ameise", wie sie aufgrund ihrer hektischen und ruckartigen Bewegungsweise auch genannt wird, wurde vermutlich vor etwa siebzig Jahren mit Handelsschiffen auf den Inseln eingeschleppt. In dieser Zeit ist es der Ameise gelungen, etwa ein Fünftel des Inselregenwaldes unter ihre Kontrolle zu bringen. Ihre Reviere erstrecken sich bis hoch in die Bäume. Dort fallen ihnen sogar brütende Seevögel und Fledermäuse zum Opfer.
Ameisen töten Krabben
Zu einem ganz besonderen Schauspiel kommt es aber kurz vor Beginn der Regenzeit auf dieser Insel. Zu dieser Zeit verlassen die dort lebenden Landkrabben ihre Erdlöcher und treten die jährliche Wanderung zum Paarungsplatz im Meer an. Auf ihrem Weg zur Küste müssen sie das Revier der "Verrückten Ameise" durchqueren. Innerhalb von sieben Jahren (von 1995 bis 2002) wurden so etwa fünfzehn Millionen Krabben von den gelben Ameisen vernichtet.
Derartige Spektakel sind es, die dem Insekt auch den Namen Killerameise gegeben haben. Ein Name, der nicht unberechtigt erscheint, vor allem nicht, wenn man mit einbezieht, dass auf der Weihnachtsinsel nicht nur der Bestand der Landkrabben, sondern das Ökosystem des ganzen Inselwaldes gefährdet ist.
Deswegen wird seit Ende 2002 mit Hilfe massiver Gifteinsätze in dem Naturschutzgebiet gegen die gelben Insekten vorgegangen, und man scheint so die Ausbreitung der Art unter Kontrolle gebracht zu haben. Die weiteren ökologischen Auswirkungen des Gifteinsatzes sind vorerst noch nicht abzuschätzen.
Nun wurden die Killerameisen, die auch auf den Seychellen, Hawaii und der Insel Sansibar große Schäden verursachte hat, vermehrt in Australien gesichtet. In 63 Gebieten im Norden Australiens wurde die Ameise nun schon beobachtet. Ein Sprecher des australischen Forschungsinstituts CSIRO warnt vor den ökologischen Auswirkungen, denn "die Tiere fressen praktisch alles, was sich ihnen in den Weg stellt." Die Tiere stellen auch eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. "Wenn sie schwärmen, verlieren die Schwärmenden Ameisen im Flug Säure. Die Menschen können dann die Säure auf die Hände bekommen und diese versehentlich in ihre Augen reiben", so die Ansicht des CSIRO-Experte Ben Hoffmann, "Dies ist besonders beunruhigend für Kinder."
Tausend Tiere pro Quadratmeter
Bis zu tausend Tiere pro Quadratmeter oder neunundsiebzig Millionen pro Hektar wurden im australischen Busch gezählt.Nun will die Regierung auch auf dem Festland massiv gegen die Tiere vorgehen. "Wenn die Populationen noch klein sind, sind die Chancen, sie zu vernichten, günstiger", so Nanikiya Munungurritj, vom Dhimmurru Aboriginal Land Management in Nord-Australien und CSIRO Mitarbeiter.
"Die Tiere brauchen die Hilfe von Menschen, um sich über das Land auszubreiten. Wenn die Ameisen einen Weg von den entlegenen Gebieten in die dicht besiedelten Gebiete schaffen, werden sie sich schnell über den ganzen Kontinent ausbreiten", erklärt der Forscher."Die Menschen müssen auf die Verrückten Ameisen achten. Wir müssen ihre Aufenthaltsorte herausfinden und handeln, bevor sie außer Kontrolle geraten."
Die gelben Ameisen sind auch eine Bedrohung für menschliche Behausungen, wo sie zu einer ernsthaften Plage werden können. Die Ameisen nisten quasi überall, wo es möglich ist, in Töpfen ebenso wie in Gepäckstücken. So kann es auch leicht passieren, dass sie von Menschen ungewollt befördert und verbreitet werden. Weiter führt Munungurritj aus: "Wir wollen unser Land so bewahren, wie es ist. So wie es war, lange bevor diese Verrückten Ameisen kamen. Daher müssen wir sie so schnell wie möglich ausrotten - augenblicklich." Er hat auch schon einen Vorschlag für ein Kontrollprogramm erarbeitet, das dem Ausbreiten der Ameisen Einhalt gebieten soll.
Man darf also gespannt sein, ob es gelingen wird, den Vormarsch der Ameisen in Australien aufzuhalten. Betrachtet man aber den bisherigen "Erfolg" der Ameisen bei ihrer Ausbreitung, so scheinen Zweifel berechtigt, denn selbst, wenn es gelingen sollte, diese sehr anpassungsfähige Ameise auf dem Kontinent vorerst auszurotten, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, wann die Ameise vom Menschen erneut eingeschleppt wird.
Gelingt es nicht, den Vormarsch der Killerameise zu stoppen, so wird das australische Land von einer ökologischen Katastrophe heimgesucht werden, die – wie schon einige Male zuvor in der Geschichte dieses Landes geschehen – durch eine vom Menschen eingeschleppte Art hervorgerufen wird."

