Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Hier kann alles zum Thema Ameisen diskutiert und gefragt werden.

Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Beitragvon wedoo » 22. Jun 2010 14:38

Hallo zusammen.

Ich bin momentan dabei eine Wissenschaftliche Arbeit vorzubereiten. Ich werde meine Arbeit wahrscheinlich über Solenopsis fugax schreieben. Ich werde 4 verschiedene Kolonien auziehen und bei diesen das 2 verschiedene Arten an Futter anbieten. Ich habe gelesen, dass bei verschiedenem Futter auch Majorameisen entstehen können. Entweder werde ich zwei Kolonien nur mit Honigwasser füttern und die anderen zwei zusätzlich auch mit Proteinen also Aas oder ich werde zwei Kolonien mit Honigwasser füttern und Proteinen und die anderen auf natürliche Art zu füttern also eine Kleptobiose mit einem anderen Ameisennest einzurichten, also dass die Solenopsis über irgend einen Zugang in das Nest von anderen Ameisen eindringen können und denen die Brut fressen.
Hat Jemand mit der Haltung von Solenopsis fugax Erfahrungen ? Was denkt ihr über den Plan der Kleptobiose, ist das realistisch ??

Ich freue mich auf eure Antworten.

Grüsse
wedoo
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Re: Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Beitragvon baumarkthammer » 22. Jun 2010 17:39

Ich denke die Idee mit der Kleptobiose ist generell realistisch wenn auch aufwendig.
Beide Nester müssen gut gestaltet sein und die Kolonie der "Futtertiere" muss groß genug sein und vorallem gut ernährt, damit sie genug brut aufzieht.
Zwar würden von der Entwicklungsgeschwindigkeit der Brut viele Lasius Arten passen, aber dennoch würde ich zu Myrmica rubra raten, da ich mir sehr gut vorstellen kann, dass die aggressiven und vor allem kleinen Lasius irgendwie in das Nest der Solenopsis gelangen könnten.
In der Natur nie der Fall, aber in der Haltung ist ALLES möglich und tirtt auch ein, wenn man es gerade nicht will.
Den Nachteil von Myrmica Arten kann man aber ganz einfach durch die starke Polygynie ausgleichen, Myrmica Kolonien haben oft recht viele Königinnen.
Eine Fütterung nur mit Zucker hat keinen Sinn, die Arbeiterinnen würden zwar überleben aber keinerlei Brut aufziehen können oder nur minimalste Mengen, da in Honig meines Wissens auch etwas Protein ist.
Die Idee mit der Kleptobiose finde ich gut, zumal ich noch nicht gehört habe, dass jemand dies versucht hat, habe allerdings keine Artikel oder ähnliches gesucht.
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Re: Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Beitragvon wedoo » 22. Jun 2010 20:34

Ich hätte schon vor Myrmica rubra zu nehmen. Ich weiss jedoch nicht wie ich den Anschluss an das Nest der MYrmica rubra gestalten soll. Es sollte ja ein Durchgang durch eine Lehm-Sand Mischung sein durch den die Solenopsis fugax in das Nest gelangen. Myrmica rubra jedoch werden generell in einem Ytong-Nest gehalten.
Eine etwas leichtere Alternative wäre, Protein Futter bei zwei Kolonien anzubieten dass nur über einen schmalen Gang verfügbar ist den sie graben müssen und bei den anderen zwei das selbe Futter aber einfach in der Arena.

Ich freue mich über jegliche Anregungen und Ideen eurerseits.
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Re: Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Beitragvon Gast - ehem. User » 22. Jun 2010 23:35

baumarkthammer hat geschrieben:Zwar würden von der Entwicklungsgeschwindigkeit der Brut viele Lasius Arten passen, aber dennoch würde ich zu Myrmica rubra raten, da ich mir sehr gut vorstellen kann, dass die aggressiven und vor allem kleinen Lasius irgendwie in das Nest der Solenopsis gelangen könnten.


Solenopsis fugax nistet in der Natur oft im Nestbereich anderer Ameisenarten, zur Abschreckung verwenden sie eine starke Repellentsubstanz, welche auch auf Lasius niger wirkt. Daher würde ich mir keine Sorgen machen, dass Lasius niger die Solenopis fugax Kolonie auslöscht, weil sie sich eh nicht in die Nähe trauen werden.

@wedoo
Solenopsis fugax kannst du auch in einem Gipsnest halten, als Verbindung zwischen Gipsnest und Nest der "Wirtsart" könntest du eine dünne Kanüle verwenden (nur ka wie lang die sein kann, würde sie aber nicht allzu lang machen, da sie in der Natur auch nicht all zu weit von den Wirtsnestern weg sind).

Ob Majorarbeiterinnen entstehen hängt laut Seifert auch davon ab, ob sie hauptsächlich kleptobiotisch leben oder ob sie eher davon unabhängig sind. Bei einer Kleptobiose sind die größeren Arbeiterinnen wohl eher hinderlich, da sie nicht so gut durch die schmalen Gänge passen, andererseits können sie größere Insekten sicher besser zerlegen als ihre kleineren Schwestern.

Auch brauchst du erst einmal größeren Kolonien von Solenopsis fugax und der Wirtsart. Gerade bei den Wirtsameisen musst du aufpassen, da sie leicht ausgelöscht werden können, wenn sie zu klein sind.
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Re: Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Beitragvon baumarkthammer » 23. Jun 2010 10:57

Ja, in der Natur wo die Nester oft nach Belieben groß sein können mag das so sein, barristan.
In der Haltung wird es anders sein, zumindest nehme ich es stark an.
Die Kolonie der Solenopsis muss nicht unbedingt groß sein, es müssen denke ich nur erste Arbeiterinnen vorhanden sein, damit alles klappt.
Seifert schreibt, dass die Arbeiterinnen der Majorkaste wahrscheinlich bei den überfällen getötet werden ("Kolonien mit stark kleptobiotischer Lebensweise werden offensichtlich auf uniforme [Größe] [...] selektiert" nachzulesen auf Seite 215 Mitte) zumindest entnehme ich dies so aus dem Artikel.
Übrigens weisen die angegebenen Nachweise keine Studien über den auslösenden Faktor auf sondern nur welche über die chemische Strategie und die Gründung, über die Kastendetermination wird dort wenig oder garnichts gesagt!
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Re: Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Beitragvon Gast - ehem. User » 23. Jun 2010 11:10

baumarkthammer hat geschrieben:Ja, in der Natur wo die Nester oft nach Belieben groß sein können mag das so sein, barristan.
In der Haltung wird es anders sein, zumindest nehme ich es stark an.


Ich werde es irgendwann ausprobieren, wenn meine Kolonie größer ist, wobei ich da eher Angst um die Lasius niger Kolonie habe. In der Natur kannst du Solenopsis fugax unter einer Steinplatte direkt neben Lasius niger finden.

baumarkthammer hat geschrieben:Seifert schreibt, dass die Arbeiterinnen der Majorkaste wahrscheinlich bei den überfällen getötet werden ("Kolonien mit stark kleptobiotischer Lebensweise werden offensichtlich auf uniforme [Größe] [...] selektiert" nachzulesen auf Seite 215 Mitte) zumindest entnehme ich dies so aus dem Artikel.
Übrigens weisen die angegebenen Nachweise keine Studien über den auslösenden Faktor auf sondern nur welche über die chemische Strategie und die Gründung, über die Kastendetermination wird dort wenig oder garnichts gesagt!

Er schreibt nicht, dass sie bei Überfällen getötet werden, selektiert heißt, dass eben eine Auswahl stattfindet, z. B. durch die Weitergabe bestimmter Erbfolgen. Weiter schreibt er nach deinem zitierten Satz:

"Kolonien mit einer vielfältigeren Ernährung enthalten zusätzlich noch eine Fraktion von Major Arbeiterinnen" -> Kolonien, die fast ausschließlich kleptobiotisch leben, haben keine Major Arbeiterinnen.

Dass die Ursache hierfür die Tunnel sind, die sie graben, war in der Tat eher eine Vermutung, nur erscheint sie mir durch aus logisch, da sie sonst breitere Tunnel graben müssten, damit die Major Arbeiterinnen auch durch kommen, oder sie graben schmale, aber die Majorarbeiterinnen wären völlig nutzlos.
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Re: Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Beitragvon baumarkthammer » 23. Jun 2010 12:35

barristan hat geschrieben:Ich werde es irgendwann ausprobieren, wenn meine Kolonie größer ist, wobei ich da eher Angst um die Lasius niger Kolonie habe. In der Natur kannst du Solenopsis fugax unter einer Steinplatte direkt neben Lasius niger finden.



Genau so kannst du Lasius flavus und L. niger Nester in unmittelbarer Nähe finden, wie gesagt kann hier kaum ein vergleich zur Natur gezogen werden.
Solenopsis ist so klein, dass sie zunächst unbemerkt in die Nester eindringen können, erst wenn eine Brutanhäufung gefunden ist, werden weitere Arbeiterinnen rekrutiert und danach erst die Repellensubstanz verteilt. In der Haltung kann es sehr wohl so sein, dass eine von den beiden Kolonien stirbt. Die in der Haltung angebotenen Nester sind anders als die in der Natur und ich kann mir gutvorstellen, dass die Opferkolonie nach einem Angriff das Nest nicht mehr annehmen würde bzw kammern meiden würde.

Ich denke kaum, dass die Selektierung auf Weitergabe von Erbanlagen basiert, eher wegen der abweichenden Ernährung eine Folge von unterschiedlichen Nahrungs und Nährstoffangeboten ist, Vitamine etc, wie gesagt wurde dies noch nicht nachgewiesen.
Dass sie getötet werden war tatsächlich ein Trugschluss von mir, hatte zu wenig Zeit mich einzulesen, tut mir leid.
Ich kann mir jedoch vorstellen, dass in der Haltung mehr als eine Kolonie Myrmica oder Lasius sp. von nöten sein wird um eine Solenopsis Kolonie zu ernähren und die Futterkolonie nicht zu stark zu schädigen.

Suchen angesprochene rein kleptobiotisch lebende Kolonien gezielt nach weiteren Kolonien die ausgeraubt werden können oder basiert das Nahrungsspektrum auf reinem Zufall?
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Re: Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Beitragvon Pi.Ag3 » 23. Jun 2010 16:06

Wenn ich mal anmerken darf; Gaster hat das mit Solenopsis fugax und Lasius niger bereits erfolgreich getestet. Solenopsis fugax sind immer noch winzig im Vergleich zu Lasius niger, die Nesterverbindung kann also sehr klein sein.
Aber warum auch gleich ein Wirtsvolk halten? Reicht doch, wenn man aus der Natur ein paar Puppen entnimmt und denen hineinschmeißt. Die Majore der Art sehen btw nicht sonderlich beeindruckend aus. Hier ist ein Bild von Boro, auf den man rechts gut Major neben normaler Arbeiterin sehen kann: Klick

Suchen angesprochene rein kleptobiotisch lebende Kolonien gezielt nach weiteren Kolonien die ausgeraubt werden können oder basiert das Nahrungsspektrum auf reinem Zufall?
Mehr oder weniger beides. Ich meine, an welchen sonnigen, warmen Standorten kommen denn keine Lasius niger u.ä. Arten vor? Ich halte das fehlen von Wirtsameisen für absolut unnatürlich, kann mir nicht vorstellen, dass es sowas in der Natur gibt. Höchstens vielleicht ein kleineres, unergiebiges Vorkommen, und dafür andere Nahrungsquelle, wobei ich denke das die "Majore" als Repleten fungieren.

Grüße, Phil
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Re: Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Beitragvon wedoo » 23. Jun 2010 21:44

Sehr interessante Diskussion. Vielen Dank für die zahlreichen Antworten.

Gerade eben weill nicht nach gewiesen warum genau Major-Arbeiterinnen entstehen versuche ich diese Fragestellung zu behandeln. Man weiss meines Wissens bis jetzt nur, wie richtig gesagt wurde, dass sie nur dann vorhanden sind wenn Kleptobiose nicht betrieben wird oder nciht als Grundlage der Ernährung. Es gibt die These, dass der Unterschied durch die unterschiedlichen Vitaminen entsteht und die dass Major Ameisen nicht durch die schmalen Gänge zu den Wirtsameisen passen und dsesshalb absichtlich keine gezeugt werden.

Ich habe mir viele Gedanken gemacht wie ich diese Frage möglichst gut behandeln kann. Bin nun auf den Schluss gekomment, dass ich wahrscheinlich wie oben schon beschrieben keine wirkliche Wirtsameisen halten werde und somit auch keine Kleptobiose. Ich biete den einen Ameisen neben der Ameisenfarm in einer Lehm-Sand Mischung, zu der si sich selbst Zugang verschaffen müssen, Protein Futter an. Dies Wahrscheinlich in einem kleinen Becken, dass ich selber bauen werde das direkt an dem Farmbecken angeschlossen wird. In dem Becken wird esr Substrat geben. Es ist eine Art Simulation von einem Ameisen-Nest. Daneben aber biete ich ihnen auch Honigwasser an.
Den anderen Kolonien biete ich dann das gleiche Protein Futter an und Honigwasser und das alles in einer Arena.
Was haltet ihr von diesem Plan ? Und was denkt ihr bietet sich gut als Protein-Futter an?
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Re: Solenopsis fugax, Untersuchungen, Fragen

Beitragvon wedoo » 27. Jun 2010 21:20

Mich würde eure Meinungen sehr Interessieren weil ich selbst keine Erfahrungen habe mit Ameisen.
Also Bitte lasst euren Gedanken freien lauf.
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