Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

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Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 25. Jun 2010 11:11

25. Juni 2010
Gestern war es endlich soweit, und das Päckchen vom Antstore kam an. Ich war ganz gut aufgeregt, wie es den Tieren wohl geht und ob der Großteil den Transport gut überstanden hat. Die Kolonie schien wohlauf zu sein und auch wenn es nicht wirklich 50-100 Tiere waren (eher so um die 30) und es leider auch so etwa 10 Tote gab, bin ich froh, dass die Ameisen endlich eingezogen sind. Zur Stärkung gab's dann auch direkt etwas Rapshonig vom letzten Frühjahr.
Etwas perplex war ich kurz, weil ich mich mit dem Abstand zum Beckenrand hinsichtlich des Ausbruchsschutzes etwas vertan hatte und nun doch arg wenig Platz zwischen Nest und Kante war. Zumal die Serviformica doch besser klettern können, als ich gedacht hätte. Die turnen kopfüber am Glas und es kann sie so schnell nichts zu Fall bringen. Jetzt hab ich von den Gipsblöcken kurzerhand unten was abgesägt und hoffe, dass es ihnen so auch noch annehmbar scheint. Der Deckel vom Antstore ist echt top, schon schön mit Isolierband abgeklebt. Da kommt so ohne Weiteres glaub keine durch. Allerdings hat sich dieses kleine Logistikproblem recht schnell von selbst gelöst, denn die Kolonie ist erstmal unter einem Stück Rinde in der Arena eingezogen.
Hier schien es erstmal eine kleine Abstimmung zu geben, denn einige (Serviformica) machten sich fleißig daran, das Reagenzglas zu verschließen, während die meisten Raptiformicae schon Material zu der Rinde schleppten. Eine Einzelgängerin fand wohl ein Stück bemoostes Totholz attraktiver, denn sie begann dort zu bauen. Unterstützung hatte sie dabei keine, denn die Anderen haben jede Serviformica, die sich in diese Richtung zu weit entfernte, schön eingerollt wieder zurücktransportiert. Von Vorsicht kann ich nicht viel erkennen, zwar wurden einige Serviformicae als Späher entsandt, aber die übrigen sind doch beachtlich schnell in alle Richtungen ausgeschwärmt.
Die Gyne saß erstmal im Reagenzglas und ich hatte ja die kleine Hoffnung, sie würden vorerst dort bleiben und vor einem Umzug schon den Übergang zur Farm entdecken. Um ihnen etwas Dunkelheit und Ruhe zu gönnen, hab ich das Reagenzglas unter einem Stückchen Rinde verborgen. Heute morgen waren dann allerdings deutliche Hinweise auf rege nächtliche Bautätigkeiten am Rindenstück zu erkennen und auch am Reagenzglas war nichts mehr los. Da mußte ich natürlich mal nachsehen und hab -wie so viele vor mir- prompt den Umzug verpaßt. Im Reagenzglas war tote Hose und auch am Rindenstück nix mehr los. Keine Ameise war zu sehen und ich hatte schon Angst, sie wären doch irgendwie abgehauen. :shock: Aber sie scheinen wirklich viel gearbeitet zu haben und die Oberfläche um das Rindenstück sieht doch stark nach nem kleinen Ameisenhügel aus. Das hätte ich nicht erwartet, dass sie so schnell schon das Transportnest verlassen! Einerseits freut es mich, denn es deutet ja darauf hin, dass die Einrichtung der Arena den Anforderungen der Art zu entsprechen scheint. Ich hoffe allerdings schon, dass sie früher oder später auch den Schlauch erkunden und in die Gipsnester umsiedeln, wenn die Kolonie etwas größer geworden ist. Bis dahin kann ich dann wohl "nur" ihre Außenaktivität beobachten.
Jetzt gehe ich mal auf die Jagd nach einem Futtertier und hoffe, dass ich sie mit einer Lichtquelle und einem schwarzen Stein an ihrem aktuellen Nistplatz dazu verleiten kann, ihre Puppen nach draußen zu bringen, wenn sie welche haben, um mich so von der Gesundheit der Königin zu überzeugen.

Freue mich über Kommentare, Hilfestellungen oder sonstige Beiträge im Diskussionsthread

viewtopic.php?f=167&t=14269&p=122522#p122522

Edit Uta - Linksetzung
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 26. Jun 2010 15:09

Danke für die Verlinkung, Uta, das hatte ich total vergessen vor lauter Beobachtungsvergnügen! :D
Es hat sich auch einiges getan:
Die "Jagd" war noch erfolgreich und ich hab ihnen eine kleine Stubenfliege angeboten (vorerst noch abgebrüht, wer weiß, wo die rumgeschwirrt ist). Morgens war diese prompt verschwunden, ebenso die kleine Spinne, die sie später nehmen konnten. Vorerst werde ich ihnen weiter Fliegen anbieten, spiele aber mit dem Gedanken, doch eine Schachtel Mehlwürmer zu kaufen, um ausreichend Futter in Reserve zu haben. Allerdings sind da echt gleich viele drin, mehr als ich bräuchte... mal sehen. Ihre Mülldeponie konnte ich noch nicht entdecken, sollten sie bereits eine haben.

Wo die Königin sich momentan aufhält, kann ich nicht genau ausmachen: Am Rindennest ist noch einige Aktivität unter und um die Rinde herum, aber mehr Hinweise auf Bautätigkeit finde ich gerade am Moosnest. Dort haben sie ein Loch gegraben und Erde rausgeschafft. Auch tragen die Arbeiterinnen ihre Serviformicae dorthin zurück. Es gibt aber Wege zwischen den beiden Standorten und immer wieder laufen einige Ameisen zwischen beiden hin und her. Am Rindennest habe ich einen Spot angebracht und sie sonnen sich dort auch ausgiebig. Ich hoffe, dass in etwa einem Monat Puppen zu sehen sind, damit ich Gewissheit habe!

Zwar sind die meisten Arbeiterinnen noch recht klein, aber einige auch schon größer. (Auch die Königin schien mir doch erstaunlich klein, aber wahrscheinlich haben die anderen Halter einfach unglaublich tolle Makroaufnahmen gemacht.) Vielleicht kann ich erkennen, ob sie mit unterschiedlicher Größe auch andere Aufgaben übernehmen?

Inzwischen biete ich auch Futter in der Farm an, vielleicht kann ich sie so den Weg öfter markieren lassen. Eine Serviformica jedenfalls läuft bereits öfter mal diesen Weg. Die Nester hat sie allerdings noch nicht erkundet. Ich denke, ich werde auch den Spot wieder über der Farm anbringen. Schließlich suchen meine Mädels immer mal wieder für einige Zeit die Wärmequelle auf, um Energie zu tanken. Evtl könnte sie Wärme in der Farm auch öfter dorthin locken?! Momentan hängt die Lampe etwa 40cm über dem Arenaboden und hält mit ihren 25 Watt die Temperatur im Becken bei 28°C. Ohne Lampe sind es derzeit so knapp über 20°C. Nacher will ich noch eine 30 Watt Birne kaufen gehen, damit (Farm-)Beckengröße und Wattzahl besser korrelieren.
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 26. Jun 2010 15:52

Hier mal ein paar erste Eindrücke:
Ameisen 034.jpg
Ameisen 035.jpg
Ameisen 036.jpg
Ameisen 038.jpg
Ameisen 039.jpg
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 26. Jun 2010 23:22

Ohjaa! Vorhin habe ich noch drei mittelgroße Grashüpfer gefangen und abgebrüht angeboten. Zunächst einen in der Arena auf dem Steinschälchen und zwei auf einem der Gipsblöcke in der Farm. Heute mittag waren die lieben Kleinen mal ziemlich heftig am furagieren und ich glaube, sie haben in der Tat was Essbares gesucht. In die Farm sind sie allerdings noch immer nur sehr selten vorgestoßen, ich glaube eine der Formica sanguinea bisher noch gar nicht. (Was mich etwas wundert, denn die streunen doch sehr umher in der ganzen Arena,)

Es herrschte zwar kaum Betrieb, als ich fütterte, aber nach etwa ner viertel Stunde hat eine Arbeiterin den Grashüpfer in der Arena entdeckt. Zuerst hat sie alleine etwas dran rumgenagt, ist ein paar Bahnen gelaufen und wieder zurück an die "Beute". Wieder hat sie ein wenig geknabbert und dann Verstärkung geholt. Sie ist geradewegs zum Moosnest zurück und rein. Ich denke, die Kolonie hat sich inzwischen dort einquartiert. Aber dazu später mehr, denn keine Minute nach Verschwinden der Späherin ging die Post ab: Zwölf Raptiformicae konnte ich zählen, von denen drei zur Futterschale und die Übrigen in alle Richtungen ausgeschwärmt sind. Mit einigen Hürden in Form von Kiefernnadeln kämpfend haben die Trägerinnen den Grashüpfer richtung Moosnest geschleppt. Dort konnte ich dann auch den vermuteten zweiten Eingang zum Nest finden. Recht lustig wie ein Stützbalken liegt da ein kleiner Zweig über zwei Tongranulaten und verstärkt dadurch noch den Eindruck von Hintereingang und Ladezone. Von den furagierenden Ameisen ist leider wieder keine bis zur Farm vorgedrungen und da ich ihr fortgesetztes Suchen als Zeichen für Nahrungsbedarf interpretierte, gab ich einen der Grashüpfer aus der Farm ebenfalls in die Schale, wo er recht bald abtransportiert worden ist. Ich war zum Ghanaspiel verabredet und habe dann kurz vor dem Gehen den letzten Grashüpfer in der Farm unmittelbar vor das Schlauchende gelegt.

Als ich zurück kam, hatten sie auch diese Beute gesichert. Ich weiß es nicht gewiss, gehe aber stark davon aus, dass sie nun ebenfalls im Moosnest lagert. Eine Serviformica lief Runden in der Farm. (Hoffentlich, um Duftspuren zum Honig zu setzen, den ich dort nun abiete.)
Was für das Moosnest als derzeitigen Neststandort spricht, ist auch, dass vor dem Nahrungsfund eine Raptiformica kurz mit einer anderen beim Rindennest rang und diese dann im Päckchen zum Moosnest trug. Auch tragen sie Wasser dort ein. Ob das wohl an den nun vorhandenen Proteinen liegt, die zu verarbeiten sind?

Ich hatte heute jedenfalls einen tollen Ameisentag und werde wohl auch jetzt noch ein bisschen zusehen, denn die Serviformica sitzt noch immer in der Farm. (Ich hoffe, sie findet wieder heim.)
:D
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 27. Jun 2010 09:49

Guten Morgen,
die Serviformica ist tatsächlich erstmal in der Farm geblieben und dort erkennbar gleiche Wege gelaufen. Kurz vor dem Schlauchende ist sie aber immer wieder abgedreht und hat noch eine Runde gemacht. Schließlich begann sie, in Scheibennähe am Gips zu nagen. Auch ihre Fühler hat sie dann immer mal wieder geputzt. Alle anderen Ameisen waren inzwischen im Nest verschwunden. Kurzerhand nahm ich die Ausreißerin und setzte sie in die Arena.... nur, um sie direkt in die Farm zurücklaufen zu sehen, wo sie ihr vorheriges Verhalten wieder aufnahm. ??? Ich hab sie dann in Ruhe machen lassen und heute morgen ist sie zumindest in der Arena. Dort saß sie dann aber irgendwann alleine unter der Rinde. Wird die nicht vermißt, jetzt wo es Arbeit im Nest gibt?

Sie ist zudem die Einzige, die sich derzeit "draußen" aufhält. Der Lieferanteneingang ist verschlossen und nur am Haupteingang kann ich Fühler erkennen. Vielleicht haben sie ja erstmal genug? Jedenfalls werde ich heute mal abwarten, ehe ich weitere Futtertiere anbiete. Bin ich da auf der richtigern Spur? Einerseits möchte ich keine Schimmelgefahr eingehen, indem ich zuviel Futter reiche, gerade, weil ich das Nest nicht einsehen kann. Andererseits haben sie das ja nun selbst gebaut und werden wissen, was da reingeht und was nicht. Denn ich möchte auch nicht das Wachstum der Kolonie behindern, indem ich zu wenig Futter anbiete.
An anderer Stelle habe ich gelesen, dass die Tiere sich mal tagelang nicht haben blicken lassen. Ich werde daher zunächst einmal warten, ob sie nochmal Spähtrupps aussenden.

Vielleicht hat ja jemand von euch schon ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir eine kleine Orientierung geben, wie lange sie zum Verdauen etwa brauchen?
Evtl gibt's ja auch Ideen, was es mit meiner einsamen Wandersfrau auf sich hat?
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 28. Jun 2010 11:03

Hallo.
Es hat sich wieder viel getan bei meiner kleinen Kolonie: Aber zuerst einmal zwei nachgereichte Bilder, auf denen man den ersten Nahrungstransport sieht und auch den "Lieferanteneingang", von dem ich geschrieben habe.
Ameisen 051.jpg
Ameisen 060.jpg
Ameisen 065.jpg


Mitlerweile sehe ich die Serviformica so gut wie gar nicht mehr, höchstens mal kurz im Licht. ICh deute das als gutes Zeichen, da ich vermute, sie werden zur Arbeit im Nest rekrutiert und (hoffentlich!) auch zur Pflege der Brut. Die Arbeiterinnen erkunden soweit ich es verfolgen kann ein bis zweimal die Gegend und stoßen dabei auch in das Farmbecken vor. Ich war echt begeistert, als sie dann auch gleich die beiden Gipsnester erkundet haben. Allerdings sind dort doch Ritzen vorhanden, jedenfalls konnte ich mehrere Male eine Ameise mitten im Granulat zwischen den Nestern an der Scheibe entdecken. (Sie hat aber jedesmal wieder einen Weg in's Freie gefunden.) Heute haben sie den Eingang zu ihrem Nest am Moos mit Holzspähnen verriegelt, als ich die Lampe einschaltete. Es wurde ihnen wohl zu heiß. Daher habe ich den Spot über das Farmbecken gelenkt. (Die Lampe hängt inzwischen so, dass ich den Arm über beide Becken drehen kann.)

Meine Futterfrage habe ich mal so gelöst: Zunächst habe ich einen richtig großen Grashüpfer fangen können und den in zwei Hälften in der Farm angeboten. Dort wurde er auch entdeckt, aber nicht so euphorisch wie beim ersten Fund. Auch haben sie den nicht abtransportiert. Ein kleinerer Hüpfer wurde in der Arena prompt genommen, auch der Hinterleib des Großen, den ich dann ebenfalls in der Arena platzierte. Der vordere Teil liegt auch heute noch unangetastet in der Farm. Ich konnte beobachten, dass sie sich bei der Rückkehr zur Arena im Schlauch etwas schwer tun und werde bei Gelegenheit einen dünnen Ast oder was Ähnliches dort reinschieben, damit sie eine Kletterhilfe haben. Vielleicht macht das den Ort und die dort angebotenen Futtertiere attraktiver?

Gestern abend haben sie noch wild am Nest gebaut und sind inzwischen auch in's Holz vorgedrungen, wie ich an den Krümeln erkennen konnte. Da sie heute das Licht und die Wärme eher meiden, gehe ich mal davon aus, dass erstmal genug Futter vorhanden ist und sie daher Innenarbeiten erledigen.
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 30. Jun 2010 20:56

Hallo wieder mal.
Leider hatte ich die letzten Tage eine Menge zu tun und konnte nicht so schreiben, wie ich wollte. Jetzt wollte ich aber doch mal ein kleines update geben...
Meine Tiere haben ihr Nest in der Horizontalen ausgebreitet, wie ich an verschlossenen alten Eingängen und neu angelegten Zugängen beobachten kann. Ihre Hauptpforte haben die ladies inzwischen unter einer kleinen Hackel angelegt. Das Gipsnest wurde weder bezogen, noch erfährt es irgendeine größere Beachtung. Ich denke, wenn ich hier Semesterferien hab, werde ich das ganz neu angehen. Die Gänge werde ich schmaler anlegen, denn die bisherige Tiefe von wie geschrieben 2- an manchen Stellen 3 cm scheint mir viel zu groß. Auch finde ich das momentane Nest irgendwie gepfuscht, weil ich ja wie im Diskussionsthread geschrieben was absägen musste. Mal sehen, ich fahre wie gesagt zu meinen Eltern, Haus und Katzen hüten (die haben sich schließlich auch mal Urlaub verdient, also meine Eltern mein ich jetzt :wink: ) und kann dort eine anständige Werkstatt nutzen. Da ich dort auch Holz für den Winter hacken werde, gelingt mir hoffentlich ein gutes Holznest. So lange dürfte ich auf jeden Fall Zeit haben, denn die Ameisen machen gar keine Anstalten, die Arena zu verlassen. (Die Tiere werde ich in der Zeit auch versorgen können, denn ich muß zum Arbeiten eh hier vorbei schauen.)

In den letzten Tagen haben meine Lieben sich wie bereits geschrieben recht selten blicken lassen. Zwischendurch haben sie noch eine kleine Fliege verputzt und den Rest der Grashüpfer rausgetragen. Irgendwie kam es mir aber so vor, als wäre da noch mehr zu nagen gewesen. Knabbern die Tiere tatsächlich nur die Filetstücke weg? Leider kann ich auch den Gemüllplatz noch nicht finden. Zunächst sah es so aus, als lagerten sie die Reste in einer Ecke der Arena. Dann wieder schienen sie ihre Abfälle im Moos zu vergraben. Auf jeden Fall konnte ich immer wieder Ameisen beobachten, die bereits abgelegte Abfälle aufs Neue aufnahmen und damit durch die Gegend liefen. Auffallend oft bewegten sie sich dabei am Scheibenrand und ich hoffe, es ist ihnen nicht zu eng und sie versuchen, einen größeren Abstand zum Nest herzustellen. Allerdings hieß es, ein Becken meiner derzeitigen Größe (50x30x30) sei ausreichend groß für eine gründende Kolonie. Um Schimmel zu vermeiden, bin ich inzwischen dazu übergegangen, die Abfälle rauszufischen, wenn eine der Ameisen ihre Last abgelegt hat und ihrer Wege geht. Leider muß ich sagen, dass mein Becken, so schön ich es mit der naturnahen Einrichtung auch finde, hier den Nachteil hat, das Gemüll zwischen all den Nadeln und Spähnen auszumachen.
Ich denke (hoffe), wenn erst einmal Brut da ist, kann ich da evtl eher was erkennen. Das dürfte allerdings noch eine Weile dauern, schätze mal so an die drei Wochen.

Gestern abend bin ich nochmal draußen vorm Haus auf die Jagd gegangen und habe ihnen vorm Schlafen gehen eine Fliege und eine Marienkäferlarve angeboten. Die Fliege war heute morgen verschwunden, die Larve lag auch eben als ich heimkam noch unangetastet an der selben Stelle. Ich vermute mal, dass bereits die Larven dieses Sekret in sich tragen, das Ameisen abwehrt. Da ich in einer Freistunde etwas Zeit zum Suchen hatte, konnte ich meinen lieben Kleinen eben noch einmal zwei Grashüpfer anbieten und denke, diese werden wieder eher den Geschmack treffen.
Leider musste ich heute morgen feststellen, dass eine Serviformica das Zeitliche gesegnet hat und von einer Arbeiterin herumgetragen wurde.
Edit 1.Juli morgens: Die Leiche habe ich gestern abend noch in einer Ecke der Farm entdeckt. Rrr, das fände ich ja echt nicht gut, wenn sie die nun als Friedhof nutzen. Kann es sein, dass der Aufgang über die Äste zu steil ist, um ihnen zu ermöglichen, auch das restliche Gemüll dorthin zu bringen?

Was mich aber sehr freut: An der Schule, in der ich gerade unterrichte, gibt es auf dem Schulhof ein Raptiformica sanguinea Nest. Da ich diese Art nun selber zu Hause habe und täglich sehen kann, bin ich mir hundertpro sicher. Die farbliche Zusammensetzung des Körpers, besonders des Torax und der Beine passen genau, auch sind Serviformicae darunter. Das freut mich weniger hinsichtlich einer potentiellen Puppenquelle, was eh schwer werden dürfte, da das Nest auf dem Schulhof liegt und in diesen Trubel hinein wohl eher kein Nachwuchs getragen wird. Vielmehr bin ich dankbar für die Möglichkeit, nun morgens immer mal wieder den Vergleich ziehen zu können, was die Tiere in der freien Natur tun und wie sich meine Kolonie verhält. Bisher scheint es völlig normal, wenn sie morgens nicht unbedingt Frühaufsteher sind :P
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 5. Jul 2010 10:38

Bin wie schon geschrieben am Pendeln und komme daher nicht so regelmäßig zum Schreiben... da sich nicht viel geändert hat deshalb ein paar Bilder:
Ameisen 076.jpg
Ameisen 083.jpg
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 20. Jul 2010 11:58

Hallo wieder mal.
Wie geschrieben, konnte ich die letzten zwei Wochen nicht viel Zeit hier verbringen, und meine Tiere haben im Zweitagesrhythmus neuses Wasser und Insekten bekommen. Die restlichen Abende hatte ich selber mal wieder Streicheleinheiten mit unserer Katze, was auch sehr schön war.
Kurz bevor der Urlaub meiner Eltern angefangen hat, konnte ich feststellen, dass die Ameisen das Honigwasser besser annehmen als den reinen Honig. Da dieses aber grade bei den Temperaturen der letzten Zeit schnell schimmelt, haben sie auch das alle paar Tage neu bekommen. Um Festkleben und Sterben der Ameisen zu verhindern, sind in dem Schälchen Tongranulate verstreut, auf denen sie laufen können. Während meiner Abwesenheit haben sie das Schälchen auch als Müllkippe auserkoren. Einerseits gut für mich, weil ich nun den Ein- und Ausgang von Futter bzw Resten besser verfolgen kann. Andererseits schimmelt so ein zuckerwassergetränkter Grashüpferleib gleich doppelt so gut. :twisted: Naja, irgendwie kann ich's um ein paar Ecken sogar nachvollziehen: Raps riecht ja auch nicht besonders und vielleicht nehmen Ameisen auch in dessen Honig andere Aromen wahr...? Evtl werde ich bei Gelegenheit mal eine andere Sorte testen lassen.

Letzte Woche hatte ich kurz schon mal den Eindruck, als seien plötzlich Tiere dabei, deren Thorax etwas heller ist. Da hatte ich natürlich gleich den freudigen Gedanken von Nachwuchs, desen Körper noch nicht gänzlich ausgehärtet und deshalb noch nicht dunkelrot ist. Heute morgen nach der ersten Nacht wieder zu Hause habe ich dann eine Serviformica am Honigwasser entdeckt und bin sicher. Die zwei Serviformicae, die ich bisher kannte, sind leider beide gestorben und diese hier habe ich noch nicht gesehen. Sie ist recht klein und hat im Gegensatz zu den anderen auch einen etwas spitzer endenden Hinterleib. Evtl war ja im Antstore noch Brut einer weiteren Serviformica-Art zugegeben worden?
Diese Entdeckung hat allerdings auch meine Annahme wieder auf die reine Hoffnung reduziert, ich hätte eine Beobachtung gemacht, die die Gesundheit meiner Königin (Queen Mary, Mother of Ants, hehe) bestätigt. Wenn diese Generation Serviformicae enthält, können es noch keine Eier gewesen sein, die in meinem Formicarium gelegt wurden. Bis eine weitere Generation erkennbar wird, bleibt mir also weiterhin nur die äußere Beobachtung wie bisher.

Diesbezüglich ist auch alles in Ordnung und die Tiere wirken aktiv aber nicht nervös oder unstet: Die Ameisen furagieren, tragen ihre drei Grashüpfer alle zwei Tage ein und das Gemüll raus. Nachdem ich dazu übergegangen bin, die Grashüpfer sowohl längs aufzuschneiden, wie auch am Kopf einen Schnitt zu machen, knabbern die Ameisen den Kopf erst vollständig ab und transportieren nur den Hinterleib in ihr Nest. Die übriggebliebenen Vorderleiber ignorieren sie anschließend und tragen sie auch nicht zum Gemüllhaufen. Ob sie allerdings tatsächlich nicht für Hygiene im weiteren Umfeld ihres Nestes sorgen, möchte ich vorerst lieber nicht näher untersuchen und entferne die Reste, ehe sie schimmeln.
Auch am Nest kann ich weiterhin Bautätigkeit beobachten. Dort haben sie inzwischen weitere Eingänge gegraben und die alten teilweise mit Holzspänen verschlossen. Schätzungsweise hat das Nest nun einen Durchmesser von etwa 20 cm knapp unter der Oberfläche. In die Tiefe können sie nicht weit, da kommt recht bald Granulat und nach drei-fünf cm ist eh Ende, denn da kommt Glas.

Das mit dem Holznestbau hat leider nicht so geklappt, wie ich das vorhatte, denn die "Werkbank" meiner Eltern ist eher so ein Teil, auf dem man andere Sachen wie etwa ne Kreissäge anbringen kann. Mit dem Festklemmen des runden Holzes, das ich als Nest auserkoren hatte, war da nicht viel. So wurde das eher ein frustrierendes Geschraube im Versuch, das Ganze doch noch irgendwie fixieren zu können, ohne dabei wahlweise das Gerät, das Holz oder mich selbst zu zerstören. Daher habe ich dieses Projekt erstmal auf den Winter vertagt. Früher hatten wir in der Grundschule mit so ganz weichem Holz Sachen geschnitzt, vielleicht taugt das ja auch und die Ameisen können es sicher gut nagen, um aus einem angebotenen Anfang das Nest weiter zu gestalten?!
Da aber die Winterpause naht, möchte ich eher bald ein alternatives Nest anbieten, denn das ganze Formi abzukühlen dürfte aufwendig werden...

Das zweite Becken, in dem ich die Farm hatte, habe ich in der Zwischenzeit abgenommen. Dort war das Gipsnest offenbar noch viel zu feucht, denn es hat sich an der Oberfläche auf den Granulaten und einigen Kiefernnadeln Schimmel gebildet. Die Neugestaltung wird nun das aktuelle Projekt:
Nester (wieder aus Gips) möchte ich an einer Längs- und einer Querseite anbieten und diese diesmal nicht so großdimensional gestalten, sondern kleinere Gänge und Höhlen bieten. Die derzeit überschüssigen werde ich dann mit Sand/Lehm füllen. Holzspähne wären mir zwar lieber, weil die offenbar besser zum Nestbau verwendet werden können und auch schöner aussehen, wenn sie rausgetragen werden. Die Schimmelgefahr ist mir allerdings zu groß.
Für die Außengestaltung hatte ich an eine Gipslandschaft gedacht, damit in der Farm nicht zuviel "Unordnung" entsteht, jetzt mal aus Haltersicht gesprochen ;). Es soll eine kleine Terrassenlandschaft aus schwarzen Steinen werden, die in den Gips eingelassen sind. Denke, das wird ganz passabel aussehen und auch die Ameisen sind auf dem hellen Gips sicher gut zu erkennen. Was sicher schön aussähe, wären Gipsabdrücke von Zweigen, Nadeln oder Blättern, aber ich weiß nicht, ob die so gut vom Gips abgehen. Evtl beim Ausbrennen?
Als Übergang in die Arena werde ich mal einen Zapfhahn testen. Dieser paßt gut in die Bohrung und hat einen Flügel, mit dem man den Durchgang öffnen und schließen kann. Das dürte weniger Streß verursachen, wenn die Farm für den Winter von der Arena abgenommen wird.

Soweit mal als update, jetzt wird gebastelt...
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 23. Jul 2010 19:27

So macht das Spaß!
Die letzten Tage war ich eher schreibfaul, allerdings nicht untätig. Das macht echt Laune, immer wieder mal an das Becken zu gehen und ein wenig zu Beobachten. Diese Art ist wirklich immer aktiv, wenn sie das Nest verläßt und sehr schön anzuschauen! Ich bin sehr glücklich über meine Wahl. Vielen Dank nochmal an alle hier, die sich an meiner Überlegung zur Artenwahl beteiligt haben und mir mit Rat zur Seite standen!

Nun zum neuen Becken mit den Nestern:

Ameisen 104.jpg

An einer Längs- und eienr Querseite stehen nun zwei separate Gipsnester. Am Boden des Beckens hab ich etwas Erde und Holzspähne, damit es nicht so nackt aussieht. Ausserdem bauen die Kleinen mit den Spähnen gerne und ich hab gelesen, dass für das Verpuppen etwas Sand/Erde benötigt wird. Rinde und einige Steine sind auch drinne, jedoch nicht soviel Möglichkeit wie in der Arena, ein freies Nest zu bauen. Da hätte im Nachinein auch weniger Grund genügt.
So sieht das Ganze dann von der Seite aus:

Ameisen 105.jpg

Als Verbindung habe ich mal den Hahn, der ursprünglich für eine Regentonne gedacht war, angebracht. So besteht die Möglichkeit, das Becken durch zudrehen abzutrennen. Ansonsten steht es wie das alte Farmbecken neben der Arena und ist über einen kurzen Schlauch verbunden, in dem ein Zweig das Krabbeln erleichtert. Im leeren Schlauch tun sich die Kleinen oft etwas schwer. Erstaunlich, wo sie doch auf Glas so passable Kletterer sind! Im Winkel der beiden Nestblöcke werde ich auch noch eine Rindenterasse anbringen, damit beim Rangieren von Beute und Ähnlichem mehr Platz ist als nur der schmale Sims und die Ameisen nicht alles wieder hoch wuchten müssen. Mir jedenfalls würde dann doch eher die Lust an einem Einzug dort vergehen.;)

Die Nestgänge selbst wurden zwar erst sehr zaghaft erkundet, aber seit das Becken wieder dran ist, furagieren dort jeden Tag mehrere Ameisen. Das Schälchen mit dem Futterwasser steht jetzt auch dort und wird wieder häufiger frequentiert. Nur die Serviformica habe ich bisher nicht nochmal sehen können. Dafür hat eine Mayorarbeiterin eine andere Ameise (sanguinea, ebenfalls recht groß) im Päckchen den ganzen Weg zurück in die Arena und in's Nest getragen. Dort scheint also noch immer was zu tun zu sein.
Ihre Bautätigkeit hat die Kolonie an dieser Stelle wie es aussieht vorerst eingestellt. Es halten sich aber die meisten Ameisen nach wie vor im Nest auf und auch ein Futterfund erzeugte das letzte Mal keine so große Aufregung wie zu anderer Zeit. Futter haben sie zur Zeit auch eigentlich noch, dem herausgetragenen Gemüll nach zu urteilen. Dieses wird, wenn es nicht zu groß ist, auch in's neue Becken gebracht. Ab heute werde ich Futtertiere auch nur noch im Farmbecken geben, allerdings etwas kleiner portioniert als bisher, damit meine Ameisen keine Schwierigkeiten haben, die Beute über das Astgerüst nach Hause zu tragen. Bisher habe ich in beiden Becken Futter angeboten und die Beute im neuen Becken haben sie jedesmal ignoriert.

Meine lieben Kleinen scheinen das neue Abteil ihrer Welt bereits voll und ganz für sich entdeckt zu haben. Irgendwie haben sie dabei dann den Spieß vorerst umgedreht und machen gerade die Farm kurzerhand zu ihrer Arena. :P Mich freut trotzdem, dass sie das neue Becken so mögen, denn so kann ich etwas näher heran und besser betrachten.

Für den Nestbereich habe ich überlegt: Es gibt doch solche Folienlupen. Wenn man die davor anbringt, müsste das eigentlich einen tollen Zoom in das Nest geben?! Bei Gelegenheit werd ich mich mal danach umsehen, das gibt's bestimmt im Bastelgeschäft oder beim größeren Schreibwarenladen.
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 28. Jul 2010 15:12

Noch immer beziehen meine Lieben das Farmbecken beim Furagieren mit ein und auf dem Weg zum Schlauch ist immer wieder was los. Während der "kalten" Tage habe ich eine 40 Watt Birne (30 entsprechend der Beckengröße gab's nicht) über dem Becken angebracht und bin auch hier immer wieder geschwankt zwischen besseren Bedingungen am erhofften Neststandort und dem Wunsch, der Kolonie gute Entwicklungsbedingungen auch in ihrem jetzigen Nest zu bieten. Inzwischen hängt die Lampe so, dass sie neben dem Teil eines Gipsnestes auch ein wenig in das Arenabecken leuchtet.

Diese Ameisenart scheint sehr stark exogen ausgerichtet in ihrem Verhalten: Wenn es gerade mal 20 Grad im Becken sind, kommen nur wenige Tiere raus und furagieren gemächlich. Auch wirken die Ameisen dann ungeschickter und fallen schneller mal von einem Zweig. Wenn die Lampe auf's Nest scheint, sammeln sich mehr Ameisen um den Eingangsbereich. Auch furagieren sie sehr schnell, manchmal rasen sie geradezu. Hab mich schon gefragt, ob es evtl zu heiß ist direkt unter der Lampe (der Abstand beträgt zum Nestanfang etwa 20 cm).

Ein neues Detail am Eingangsbereich des Gipsnestes scheint ihnen aber zuzusagen: Über zwei Steinen liegt seit heute Morgen ein Stück Rinde wie ein Sonnendach und verhindert direktes Einstrahlen des Lichts. Deutlich mehr Ameisen als sonst haben diese Stelle ausgiebig erkundet und sind auch öfter mal in die Gänge vorgestoßen. Zwischen den Steinen und der Scheibe ist ein kleiner Spalt, in dem sie nun auch bereits gerne sitzen.

Eben konnte ich beobachten, wie im Farmbecken eine Ameise die andere in's Päckchen nehmen wollte. Diese jedoch hat sich gewehrt und erst nach drei-vier Anläufen konnte der Transport starten. Und wo geht sie hin? Ich hab gedacht, ich trau meinen Augen nicht und war äußerst erfreut: Richtig! Sie trug sie direkt zum Gipsnest mit dem neuen Eingang und ist ein Stück den Gang rein. Dann allerdings hat sie kehrt gemacht und ist doch zum Erdnest in der Arena zurück.
Wie auch immer, es scheint eine gute Maßnahme gewesen zu sein, den Eingangsbereich mit mehr Versteckmöglichkeiten auszustatten und auch den Eingang etwas mehr zu verbergen. Ich werde es also erstmal so lassen und vielleicht dauert der Umzug ja gar nicht mehr lange?
Ameisen 162.jpg
Ameisen 161.jpg


Vorerst konzentriert sich der Großteil der Kolonie jedoch noch um das Erdnest herum:

Ameisen 134.jpg
Ameisen 151.jpg
Ameisen 141.jpg
Ameisen 150.jpg


Ich denke, es wird Zeit für ein wenig Abwechslung im Speiseplan und so möchte ich meinen kleinen Lieblingen doch bald auch eine kleine Herausforderung bieten. Aus dem Wald sollen Spinnchen her und hin und wieder auch mal ne Stubenfliege lebend im Formi landen. Ich bin gespannt, wie sie sich verhalten...
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 30. Jul 2010 14:18

Eine kleine Entwicklung, die mich sehr begeistert hat, leider hab ich auf die Schnelle keine Bilder machen können:
Heute morgen haben meine Ameisen zum ersten Mal Puppen herumtransportiert. Zwar lagern sie diese nicht an der Oberfläche, wie von anderen Haltern beschrieben, sondern immer noch etwas im oberen Bereich des Nestes, wo sie diese umzulagern scheinen. Trotzdem fand ich's superstark, dass meine Ameisen auch Puppen haben und soweit eine gesunde Entwicklung durchlaufen :D

Zwischen den Wächterinnen hab ich auch eine sehr hell gefärbte Mayorarbeiterin erkennen können. Ob sie allerdings schon aus einem der Eier geschlüpft ist, die hier gelegt wurden, wage ich zu bezweifeln. (Ist ja grade mal fünf Wochen her, dass die Kolonie hier ankam...)
Diese freudige Entdeckung wollte ich euch nicht vorenthalten.
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 5. Aug 2010 18:06

Die vergangenen Tage sind mit dem üblichen Rhythmus vergangen: Morgens gibt's ein kleines Lichtbad und dann marschieren einige Arbeiterinnen los, um Zuckerwasser zu besorgen. Sehr schön kann ich dabei sehen, wie sich die Haut ihrer Gastern spannt und sie schwer beladen direkt zum Nest zurückkehren.
Alle paar Tage zeigen sie auch Interesse an Proteinen. Heimchen scheinen von den bisher angebotenen Futtertieren die ergiebigsten zu sein: Nachdem sie drei davon eingefahren hatten, war erstmal einige Tage keine Ameise mit Insekten zu locken.

Heute war Jagdtag und so wurde gut aufgetischt

Ameisen 184.jpg


Die Heimchen schneide ich mit einem Skalpell längs auf. Hier bedient sich gerade die letzte verbliebene Serviformica.
Evtl kann ja jemand genau sagen, welche Art es ist? Ich tippe auf Formica cinerea wegen dem ausgeprägten Silberstreifen auf der Gaster.

Die Schöne wird hoffentlich bald Gesellschaft haben... In einem Beitrag las ich, dass Serviformica Arten oft in Heide-ähnlicher Landschaft siedeln und da wäre der Waldrand hier in der Nähe optimal. Also hab ich beim Schlendern hier und da mal nen Stein umgedreht und beim letzten wurde ich fündig. Gleich darunter ein Nest mit vielen Puppen und Larven. Nach einer kurzen Untersuchung (die Tiere waren sehr dunkel, fast schwarz, allerdings mit einem weniger ausgeprägten Graustreifen der Gaster. Beine und Antennen waren leicht rötlich, so dass ich auf Formica fusca schloß) habe ich dem Rettungskommando einige Puppen und Larven stiebizt.

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Hier die Reaktion meiner Kolonie:

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Recht aufgeregt sind mehrere Arbeiterinnen aus dem Nest geschossen und haben den Nachwuchs gesichert. Die Heimchen waren erstmal zweitrangig.
Ich hoffe, der neue Nachwuchs entwickelt sich gut und freue mich auf weitere Serviformicae.

Die letzte ihrer Art durfte derweil schuften...

Ameisen 198.jpg


Interessant, zu sehen, dass viele Raptiformicae nach dem simulierten Puppenraub von anderen Arbeiterinnen in's Nest getragen wurden, während die Serviformica seit einer Stunde damit beschäftigt ist, Holzspähne in die Nähe des Nestes zu tragen. Sonst sehe ich sie so gut wie nie draußen. Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der neuen Fremdbrut und ihrer Aufgabe?

Es sieht beinahe so aus, denn eine Raptiformica bleibt stets in ihrer Nähe, fast wie eine Bewacherin. Allerdings verhält diese sich nicht wie eine wahrhaftige Sklaventreiberin, denn wenn die Stücke zu groß sind, läßt sie die andere gewähren oder hilft mal ein kleines Stück. In's Nest darf die Dienerin allerdings nicht zur Zeit, dort stehen Wächterinnen bereit und andere Arbeiterinnen verbauen die herangetragenen Teile.
Liegt es nun an dem Nestduft, und wollen die Damen des Hauses dominanter auf die Neuankommlinge wirken? Oder reagiert die Kolonie auf den baldigen Zuwachs und baut daher den Nesthügel weiter aus? Interessant allemal!

Heute war bisher ein richtig toller Ameisentag, sowohl draußen als auch vor der Arena. Meine Ameisen sehen schon gut aus, finde ich, kräftig und aktiv. (Zum Glück kann man über's Internet noch keine Gerüche übertragen :grin: ) ) Jedenfalls ist mir bei ihrem Anblick heute richtig das Herz aufgegangen. Ich hoffe, sie entwicklen sich weiter so gut und freue mich darauf, wenn das Verhalten mit den neuen Dienerinnen komplexer wird.
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 19. Aug 2010 14:32

Es gibt wenig zu berichten, dennoch mal ein kleines update:
Kurz nach meiner Puppenzugabe wurde ja nochmal heftig über das Thema diskutiert. Besonders gut fand ich den Hinweis zu möglichen Schädlingen, die man sich in die Kolonie holen kann, noch dazu mit so eindrucksvollen Fotos. Dass gerade die Brut oft befallen wird, sieht man beispielsweise auch an Bienen und der Varroa-Milbe. (Die interessanterweise mit Ameisensäure bekämpft wird.)
Ich kann berichten, meinen Tieren geht es bisher gut. Ich nehme an, dass sie den größten Teil der Puppen verspeist haben, zumindest hatten sie nach dem "Raub" erst einmal kein Interesse an anderem angebotenem Proteinfutter und dennoch pralle Gastern. Vielleicht sind aber doch einige geschlüpft, Zuckerwasser nahmen sie zumindest vermehrt an.

Dazu muß ich schreiben, dass mein Fenster meist offen steht und ich demnach auch eher die momentane Außentemperatur im Becken habe. Insofern könnte sich meine Kolonie auch schon auf den Winter vorbereiten, da es nachts doch schon etwas frischer wird. Wann sie dieses Jahr begonnen haben, kann ich nicht sagen, da ich die Kolonie erst seit diesem Jahr habe. Jedenfalls sehe ich selten Ameisen, hin und wieder nehmen sie noch Insekten an. So kann es sein, dass ich erst im Frühjahr erfahre, ob tatsächlich einige der zugegebenen Puppen schlüpfen durfte. Sofern meine kleine Kolonie den Winter im Keller übersteht... Ende September steht bei mir ein Umzug in's Haus und ich habe vor, die Kolonie im Zuge dessen in ihr Winterquartier zu bringen. Wenn meine lieben Kleinen das auch so wollen :grin: .

Am Becken habe ich inzwischen eine umgebaute Tupperdose als Gemüllplatz angebracht. Auf diese Weise haben die Ladies die Möglichkeit, ihre Abfälle weiter vom Nest weg zu bringen. Bisher habe ich sie aber noch nicht in dem etwa 40 cm langen Verbindungsschlauch sehen können...

Soweit der Stand. Ich möchte euch nochmal einladen, Anregungen und Kommentare, oder auch Kritik zu geben. Viele Dinge, die ich im Becken beobachte, kann ich aufgrund des uneinsehbaren Erdnestes ja nur vage interpretieren und wenn jemandem etwas dazu einfällt, was ich hier nicht bemerke oder falsch deute, wäre ich für Hinweise dankbar. Ebenso was meine Vermutungen zu den Arten betrifft.
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Re: Haltungsbericht Formica sanguinea (mati)

Beitragvon mati » 24. Aug 2010 10:38

...keine Anregungen, Meinungen, Kritik,...??
Ok, Leserinnen und Leser scheint's ja zu geben, also mach ich erstmal weiter mit dem Bericht hier.

Mit dem erhofften Umzug scheint es nichts zu werden. Nunja, ich würde mich als Ameise wohl auch in Erde und Totholz wohler fühlen als in einem Gipsnest. Das übrigens inzwischen doch etwas nach muffigem Keller riecht. Schimmel bleibt bisher aber glücklicherweise aus. Löst sich das Geruchsproblem, wenn eine Kolonie im Gipsblock wohnt oder sollte ich über eine Lüftung nachdenken?
Inzwischen bin ich auch gar nicht mehr sicher, was das Gipsnest betrifft: Sicher ermöglicht es das in der Natur vorkommende Zweignest und wird bei fortgeschrittenem Wachstum der Kolonie für die Haltung eher praktikabel sein als Holz. Bei meinen bauenden Ameisen konnte ich aber feststellen, dass sie an ihrem Nest mehrere Eingänge anbringen. Einer befindet sich zu meiner Freude nun an der Glasscheibe.
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Balsaholz, mit dem wir damals in der Grundschule gebastelt haben, gibt es nur noch als Brettchen für Modellbauer. Was bitte wird heute in der Grundschule gebastelt? Nehmen die Carbon? Ursprünglich hatte ich vor, mit diesem leicht zu schnitzenden Holz einen Hügel nachzuempfinden und eben mehrere Eingänge zu bohren, wie es meine Lieben bei ihrem Nestbau auch tun. Das wird jetzt ohne gescheites Werkzeug und mit härterem Holz erstmal schwierig...

Wie ganz zu Anfang geschrieben, soll mein Becken etwas belebter werden. Eine vom Futterfang überschüssige Grille ist bereits eingezogen. Nach einiger Recherche hat sich herausgestellt, dass es ein Männchen war. Der kleine darf im Moment noch glücklich durch's Becken wandern und hat zwei Damen als Gesellschaft bekommen. Weitere Männchen will ich nicht reinsetzen, weil ich gelesen hab, dass es zu tödlichen Revierkämpfen kommen kann. Ein Weibchen hat auch schon Eier gelegt. Leicht gekrümmt und mit ihrem Legekanal im Boden hat sie da gesessen und ich bin gespannt, wie lange die Eier zur Entwicklung brauchen und wie viele Jungtiere schlüpfen.
Derweil habe ich auch vier kleinere Grillen fangen können und im Becken ausgesetzt.

Ameisen 205.jpg


Bisher gehen sich meine Ameisen und die Grillen aus dem Weg. Ich denke, die ausgewachsenen Tiere sind für meine kleine Kolonie noch eine Nummer zu groß. Gespannt bin ich, ob die Jungtiere gejagt werden? Beobachten konnte ich bisher jedoch auch ausgezeichnete Sinne bei den Grillen, denn jedesmal, wenn eine Ameise sich nähert, merken sie es lange vorher und verziehen sich in sichere Bereiche...
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