Adoption - Adoptionskammer

Tipps und Ideen zum Formicarienbau

Adoption - Adoptionskammer

Beitragvon Markus » 1. Dez 2010 21:40

Ich beschäftige mich gerade ein Wenig mit der Adoption von Ameisenköniginnen in Kolonien:
Ab und zu kommt es vor, dass einer Kolonie die Königin wegstirbt, bei einer Gründerkolonie ist das noch recht tolerierbar, immer wieder sterben Königinnen noch bevor die ersten Arbeiterinnen da sind, Parasiten/Verletzungen, das kann man kaum bestimmen, auf jeden Fall sollte man da dann die Behausung desinfizieren und fertig.
Aber manchmal kommt es auch vor, dass eine Königin, welche schon einige hundert/tausend Töchter hat und einige Jahre überdauerte, plötzlich stirbt.
Natürlich wäre es bedauerlich, wenn damit die ganze Energie, die man auch als Halter in die Kolonie gesteckt hat, zu verlieren, von den Tieren ganz zu schweigen!
Hier hilft nur eine Adoption, denn ansonsten wird die Koloniegröße mit der Zeit immer kleiner, bis die Kolonie komplett gestorben ist und das war es.
Eines vorweg: die Kolonie muss nicht sofort eine Königin haben, die Arbeiterinnen sind auch eine Weile, manchmal sogar über ihre Lebensspanne hinweg, lebensfähig, es scheint sogar danach auszusehen, dass "weisellose" Kolonien umso aufnahmefähiger sind, je länger die Königin fehlt!
Nun gibt es ein paar Tricks, man kann die neue Königin in Honigwasser baden und so ihre Beliebtheit steigern - bei einer weisellosen Arbeiterinnenschar nach einigen Monaten habe ich so sofort eine Sozialparasitin adoptiert!
Auch kann man die Adoption während der Winterruhe stattfinden, in der Hoffnung, dass die Tiere dann aggressionsgehemmt sind, aber es ist sicherlich nützlich, wenn die alte Kolonie sich schon vorher den neuen königlichen Geruch aneignet!
Dazu habe ich mir eine Apparatur erdacht, die gleichzeitiges Beobachten ermöglichen soll und einfach zwischen Nest und Futterquelle geschaltet werden kann, damit die Arbeiterinnen eine Motivation haben, möglichst oft an der Königin "vorbeizulaufen".

Auf dem ersten Bild seht ihr eine Skizze, das große blaue Dingens ist der Querschnitt eines RGs, darin eine Röhre.
Hellblau eingeschoben sind Zugangsröhren zu sehen F für Futterquelle (oder Röhre dahin) und N für Neströhre, E/A steht für Ein-/Ausgang und ist die Röhre, über die man zunächst die Königin hinzugibt und den man dann später ans Nest anschließt, damit die Adoption stattfinden kann.
Rot markiert sind zwei mögliche Wege, die die Arbeiterinnen zum Futter nehmen können, entweder über die normalen Zugänge, oder über O für optional, bei letzterem wäre der Aufenthalt bei der königlichen Geruchsquelle (grün) länger, aber dafür war hier kein Platz...
K steht, wie ihr euch denken könnt für die Königin, das schwarze Dingens soll ein Gitter sein, durch das die Arbeiterinnen nicht durchpassen.
Nach rechts wird das Gebilde mit Watte abgedichtet, die Watte in der Röhre wird zusätzlich mit einer Spritze mit Wasser befüllt, damit die Königin nicht vertrocknet.

Bewirken soll das ganze, dass die Arbeiterinnen den Geruch bei jedem Gang ein Stückchen mitnehmen, sich gewöhnen und ihr eigenes Nest langsam geruchlich anpassen!

Ran ans Werk!

Das Zweite Bild zeigt das RG, noch viel zu groß, denn auch die Röhre darin soll möglichst kurz sein, damit die Königin sich möglichst nahe am Gitter aufhält, also sägen...

-> Schwupps, schon zersägt, die andere Hälfte wird mit einem Stopfen dicht gemacht (Bild drei).

Und Kawosh auf Bild vier ist es schon fertig, leider ist die andere Kuppelhälfte zerbrochen, naja wo gehobelt wird, fallen Späne...
Nächstes Jahr werde ich mir einige Arbeiterinnen von Lasius sp. Kolonien in der Nähe besorgen und sie so über eine gewisse Zeit weisellos halten, dann fange ich eine Königin und probiere mit dem Gerät eine Adoption, zunächst Gewöhnung, dann in der Winterruhe die Zusammenführung, vielleicht macht ja hier der eine oder andere mit!?
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Skizze.jpg
Ausgangsmaterial.JPG
Zoing.JPG
Fertig.JPG
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Re: Adoption - Adoptionskammer

Beitragvon Creature » 1. Dez 2010 22:01

Ich behaupte mal , dass das eine sehr gute Idee ist und auf jedenfall eine ausführliche Dokumentation über Adoptionsversuche wünschenswert wäre.

So wie das gedacht ist , denke ich mal , dass man eine stark gesteigerte Chance der Adoption hinbekommt im gegensatz zu irgend einer direkten
Konfrontation.
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Re: Adoption - Adoptionskammer

Beitragvon Markus » 2. Dez 2010 09:19

Danke!
Etwas ähnliches macht man ja, soweit ich weiß, auch bei Bienenköniginnen, also man setzt die in einen Käfig und setzt sie ins weisellose Volk, hier wollte ich natürlich auch was sehen können, also habe ich statt eines ganzen Käfigs einfach eine Röhre mit einem Gitter genommen...
Wenn ich meine Ameisen so betrachte, "betrillern" sie bereits die Außenwelt durch vorhandene Gitter voller Neugier, bei einer Königin dürfte da noch mehr Interesse im Spiel sein!
Ist aber natürlich erst im nächsten Jahr möglich!
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Re: Adoption - Adoptionskammer

Beitragvon Creature » 2. Dez 2010 09:48

Erne hat meines wissens nach 2 Acromyrmex Kolonien zusammgenführt , eine mit und eine ohne Königin. Er hatte sie vorher auch über einen großen Zeitraum die selbe Arena nutzen lassen , die räumlich durch ein Gitter getrennt war.

(Ich bitte um Korrektur , falls ich hier was falsches geschrieben habe)
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Re: Adoption - Adoptionskammer

Beitragvon Erne » 2. Dez 2010 09:53

Bei den Bienen ist es andersherum, die Königin muss den Geruch der Arbeiterinnen annehmen sonst wird es nichts.
Soweit für mich zu beobachten, bei Ameisen verhält es sich auch so.
Befürchte es wird nicht reichen, dass Arbeiterinnen nur an der Königin verbeilaufen.
Bei größeren Völkern, mittenrein, so dicht wie möglich ans Volk.
Intensiver Kontakt, gleiche Umgebung, gleicher Geruch.

Ein Thema wozu es kaum Informationen aus erster Hand gibt, bin gespannt was wird.

Grüße
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Re: Adoption - Adoptionskammer

Beitragvon Markus » 2. Dez 2010 10:05

Wirklich?
Ich dachte immer, es wäre die Königin, die den Kolonieduft wenn nicht völlig bildet, dann doch maßgeblich beeinflusst...
Und wie schon gesagt: sie werden sicher nicht nur an der Königin vorbeilaufen, selbst bei dem unterschiedlichen Geruch nach außen hängen immer eine ganze Menge Tiere an den Gittern und "schnüffeln".
Aber ausprobieren kann ich das erst nächstes Jahr!
Wäre natürlich schön, wenn möglichst viele es mir nachmachen, so hätte man am Ende eine entsprechend große Zahl an Ergebnissen!
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Re: Adoption - Adoptionskammer

Beitragvon Erne » 2. Dez 2010 10:30

Ja wirklich, die Königin muss den Geruch des Bienenvolkes annehmen und dazu braucht es intensivsten Kontakt.
Selbst ein weiseloses Volk würde sie sonst sofort töten.
Eine im Volk lebende Bienenkönigin gibt ein Pheromon ab, das Ihre Arbeiterinnen von ihrem Körper ablecken und im Volk versteilen.
Dieses Pheromon hat andere Wirkungen und Aufgaben.
Möglicherweise ist es das woran Du denkst?

Anregung.
Den Durchgang N weglassen, damit Ameisen einen möglichst langen Weg durch die Röhre zurück legen müssen.
Die innere Röhre K aus feinem Drahtgewebe anfertigen, mehr gegenseitige Begegnungsfläche,
mehr Fläche für eine Geruchsübertragung.
Die innere Drahtröhre vom Durchmesser so gestalten, dass Arbeiterinnen zwischen dieser und der äußeren Röhrenwand gerade durch passen,
sonst besteht die Möglichkeit das sie der Königin aus dem Wege gehen.


Grüße
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Re: Adoption - Adoptionskammer

Beitragvon Markus » 2. Dez 2010 11:11

Das erscheint mir viel zu kompliziert, die Adoptionen, die ich bis jetzt gemacht habe, haben (wenngleich es Sozialparasiten waren) auch ohne all das gut funktioniert, Bienen scheinen mir einfach viel -ähem- komplizierter zu sein! :mrgreen:
Zugang O kann ich nicht machen, weil das zu Eng würde...
Aber wenn ich da allein an die unterschiedlichen Nester denke: Bienen in einer riesigen, von Zellen unterbrochenen Kammer, Ameisen in vielen im Boden verteilten Kammern, das kann nicht genau so funktionieren...
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Re: Adoption - Adoptionskammer

Beitragvon Markus » 27. Apr 2011 18:34

Da ich noch seit zwanzig Tagen weisellose Arbeiterinnen habe
viewtopic.php?f=137&t=15770
habe ich mal einen Versuch mit einer Königin vom letzten Jahr gestartet,
diese wird durch das Gitter stark interessiert "gefühlert" und ist selbst auch recht "neugierig",
ein Großteil der etwas über zehn Arbeiterinnen hockt nun in der Adoptionskammer.
Sollte ich raten, würde ich vermuten, dass es sich dabei um Revierverhalten auf den fremden Koloniegeruch handelt,
oder sie fühlen sich als simuliert weisellos auch einfach für eine mögliche Königin,
jedenfalls vermischen sich die Gerüche so immerhin besser,
mal sehen, wie sich die Sache in der nächsten Zeit entwickelt.
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